Eine übergewichtige Frau macht Dehnübungen im Grünen.
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Adipositas (Fettleibigkeit): Symptome und Behandlung

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 21.10.2022

Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und Übergewicht sind in westlichen Industrie­ländern besonders verbreitet: Weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands ist übergewichtig, wobei etwa 24 Prozent als adipös gelten. Nur noch etwa ein Drittel der Erwachsenen hat hierzulande ein gesundes Körpergewicht.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und Übergewicht

Allerdings treten Übergewicht und Adipositas auch bei Kindern und Jugendlichen vermehrt auf. Diese Entwicklung ist deshalb besorgniserregend, weil ein ungesundes Gewicht die Lebensqualität erheblich einschränkt und die Entstehung unterschiedlicher Erkrankungen fördert.

Was ist Adipositas und was ist Übergewicht?

Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) ist ein chronischer Zustand, bei dem sich im Körper mehr Fettgewebe ansammelt als normal, sodass das Körpergewicht erhöht ist. Übergewicht bildet die Vorstufe zur Adipositas.

Es ist genau festgelegt, ab welchem Gewicht jemand übergewichtig oder adipös ist: Zur Definition von Adipositas und Übergewicht dient der Körpermassenindex (Body-Mass-Index, BMI), der sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat ergibt.

  • Ein BMI ab 25 kg/m2 gilt per Definition als Übergewicht,
  • ein BMI von 30 kg/m2 und höher als Adipositas (siehe Tabelle):
Body-Mass-Index (BMI)KategorieRisiko für Begleiterkrankungen
<18,5Untergewichtniedrig
18,5-24,9gesundes Gewichtdurchschnittlich
25-29,9Übergewicht (Präadipositas)gering erhöht
30-34,5Fettleibigkeit (Adipositas) Grad 1erhöht
35-39,9Fettleibigkeit (Adipositas) Grad 2hoch
40 und höherFettleibigkeit (Adipositas) Grad 3sehr hoch
Extremes Übergewicht vom Grad 3 bezeichnen Mediziner auch als Adipositas permagna (lat. permagnus = sehr groß).

Adipositas und auch Übergewicht erhöhen das Risiko für Stoffwechsel- beziehungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um das individuelle Risiko einschätzen zu können, muss man allerdings neben dem Körpergewicht das Fettverteilungsmuster bestimmen. Eine einfache Möglichkeit besteht darin, das Bauchfett anhand des Taillenumfangs zu schätzen:

  • Bei einem Taillenumfang von mehr als 80 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise mehr als 94 Zentimetern bei Männern ist das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht.
  • Ab einem Umfang von 88 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise 102 Zentimetern bei Männern liegt eine Bauchfettsucht (abdominale Adipositas) mit einem deutlich erhöhten Risiko für Stoffwechsel- beziehungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Adipositas: Ursachen

Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und Übergewicht entstehen durch eine zu hohe Energiezufuhr: Das Körpergewicht steigt, weil der Körper mehr Energie in Form von Kalorien erhält, als er verbrauchen kann. In diesem Fall liegt eine positive Energiebilanz vor. Der Körper lagert die überschüssige Energie als Fett ein (in sog. Fettzellen).

Häufig sind ein ungesundes Essverhalten und Bewegungsmangel die Ursachen von Adipositas. Darüber hinaus gibt es jedoch viele weitere Faktoren, die an der Entwicklung von Übergewicht beteiligt sein können. Zum Beispiel:

  • psychische Faktoren
  • erbliche Einflüsse
  • bestimmte Medikamente
  • hormonelle Erkrankungen

Video: Metabolisches Syndrom

Essverhalten

Viele Menschen essen erheblich mehr, als sie benötigen, um ihren Energiebedarf zu decken. Das passiert vor allem dann schnell, wenn das Essen zu viele Fette und Kohlenhydrate und zu wenig Ballaststoffe enthält. Einige unterschätzen auch, wie viel Energie ihre Getränke (z.B. Fruchtsäfte oder Bier) enthalten. Darüber hinaus essen Menschen mit hohem Gewicht meist häufiger und vor allem schneller als Menschen mit gesundem Gewicht. Ein solches gestörtes Essverhalten spielt bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas eine bedeutende Rolle:

  • Bei der Nahrungsaufnahme dehnt sich der Magen, woraufhin der Körper über Nerven Impulse an das Gehirn aussendet, die das Sättigungsgefühl herbeiführen.
  • Wer zu schnell ist, fühlt sich also erst satt, wenn er bereits mehr gegessen hat, als er eigentlich braucht.

Bewegungsmangel

Bewegungsmangel ist in der modernen Gesellschaft ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Adipositas und Übergewicht: Viele Menschen müssen sich nicht nur während ihrer Schul- oder Arbeitszeit kaum bewegen, sondern verbringen auch einen Großteil ihrer Freizeit sitzend – beispielsweise am Computer oder vor dem Fernsehgerät. Entsprechend gering ist ihr Energieverbrauch.

Psychische Faktoren

Seelische Unausgeglichenheit, Ärger, Ängste, Stress oder Langeweile können zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas beitragen, da sie häufig für ein gestörtes Essverhalten verantwortlich sind: So können seelische Faktoren zum Beispiel sogenannte Heißhungerattacken oder Frustfressen verursachen.

Erbliche Ursachen

Da in manchen Familien Adipositas und Übergewicht häufiger vorkommen als in anderen, scheinen erbliche Ursachen ebenfalls eine Rolle zu spielen. So ist der individuelle Grundumsatz im Stoffwechsel eines Menschen – also die Kalorienmenge, die der Körper im Ruhezustand verbraucht – vermutlich erblich festgelegt:

  • Manche Menschen verbrauchen in Ruhe viele Kalorien, sodass sie entsprechend viel essen können, ohne zuzunehmen.
  • Andere dagegen haben nur einen geringen Grundumsatz und nehmen schnell zu.

Erste eindrucksvolle Belege für die Macht der Gene fanden Wissenschaftler bereits vor mehr als 20 Jahren in Adoptions- und Zwillingsstudien. In Adoptionsstudien verglichen Forscher das Gewicht von Erwachsenen, die als Kleinkinder adoptiert worden waren, mit dem Gewicht der Adoptiveltern und der leiblichen Eltern. Die Annahme: Wäre die Figur allein eine Frage der anerzogenen Lebensgewohnheiten, müssten adoptierte Kinder als Erwachsene ähnlich schlank oder dick sein wie ihre Adoptiveltern.

Die Studie aber zeigte: Die Erwachsenen, die in Adoptivfamilien aufgewachsen waren, ähnelten in ihrem Körperbau eher ihren leiblichen Eltern als ihren Adoptiveltern. Daraus schlossen die Forscher, dass die Gene offenbar einen erheblichen Einfluss auf das Gewicht haben. Wie groß dieser Einfluss ist, lässt sich jedoch nicht eindeutig beziffern.

Inwiefern liegt Übergewicht in den Genen?

Studien legen nahe, dass die Gene das Gewicht auf mehreren Wegen beeinflussen können. Sie haben etwa Einfluss auf

  • das Hunger- und Sättigungsempfinden,
  • die Nahrungspräferenz (also, ob jemand lieber Torte oder Salat isst) und
  • die Muskelmasse.

Zudem konnte ein Forscherteam um die Molekularbiologin und Ernährungswissenschaftlerin Melina Claussnitzer vor einigen Jahren nachweisen, dass ein bestimmter Erbgut-Abschnitt – im Bereich des sogenannten FTO-Gens – mitbestimmt, wie viel Fett der Körper verbrennt.

Dies hängt unter anderem davon ab, welche Fettzellen der Körper bevorzugt bildet. Es gibt zum einen weiße Fettzellen, die vor allem für das Speichern von Energie zuständig sind. Zum anderen gibt es beige Fettzellen, die Fett nicht nur einlagern, sondern auch verbrennen können, um den Körper zu wärmen. Menschen mit einem hohen BMI haben häufig einen höheren Anteil weißer Fettzellen.

Kann man trotz ungünstiger Veranlagung ein gesundes Gewicht erreichen?

Ja. Denn die genetisch bedingten Eigenschaften, Vorlieben und Verhaltensweisen, die Übergewicht begünstigen, sind nicht in Stein gemeißelt, sondern durchaus veränderbar:

  • Wer einen eher geringen Kalorienverbrauch hat, kann diesen zum Beispiel steigern, indem er durch körperliches Training Muskelmasse aufbaut. (Muskelzellen verbrennen mehr Kalorien als Fettzellen.)
  • Wer viel Hunger hat, kann zum Beispiel versuchen, langsamer und achtsamer zu essen, um ein besseres Gespür für sein Hunger- und Sättigungsempfinden zu entwickeln. Auch kann er seine Mahlzeiten so zusammenstellen, dass sie sättigen, aber nicht zu viele Kalorien liefern. Dazu ist es unter anderem wichtig, ballaststoffreiche Zutaten zu verwenden.
  • Wer eine Vorliebe für zuckrige oder sehr fetthaltige Nahrungsmittel hat, kann sein Leibspeisen-Repertoire gezielt um gesündere Alternativen erweitern, die ähnlich schmecken, aber nicht ganz so kalorienreich sind.

Medikamente

Viele Mittel steigern den Appetit und können so zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme führen. Erhöhtes Körpergewicht ist die Folge. Beispiele für solche Medikamente sind:

Hormonelle Erkrankungen

Hinter Übergewicht und Adipositas können auch bestimmte Erkrankungen stecken, bei denen der Hormonhaushalt gestört ist. So kann zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion (v.a. wegen des verringerten Grundumsatzes) oder das Cushing-Syndrom (z.B. wegen des gesteigerten Appetits, Wasser- oder Fetteinlagerungen) für eine Gewichtszunahme mitverantwortlich sein.

Weitere Faktoren

Weitere Faktoren, die bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas eine Rolle spielen können, sind beispielsweise:

  • lange Bettlägerigkeit
  • Schwangerschaft
  • Rauchstopp
  • Operationen im Bereich des Hypothalamus
  • ständiger Schlafmangel

Adipositas: Symptome

Bei Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und Übergewicht treten vor allem folgende Symptome auf:

  • geringere körperliche Belastbarkeit
  • vermehrtes Schwitzen
  • Gelenkbeschwerden
  • seelische und gesellschaftliche Probleme

Geringere Belastbarkeit

Adipositas und Übergewicht verursachen verschiedene körperliche Symptome. So sind übergewichtige oder adipöse Menschen körperlich weniger belastbar. Bemerkbar macht sich die geringere körperliche Belastbarkeit durch eine rasche Ermüdung und manchmal auch durch Atemnot bei körperlicher Anstrengung. Manchen Betroffenen machen schon ganz alltägliche Handlungen – wie sich zu bücken oder ein paar Treppenstufen zu steigen – zu schaffen.

Schwitzen

Typisch für Adipositas und Übergewicht ist auch vermehrtes Schwitzen: Wer stark übergewichtig ist, neigt oft schon bei leichter körperlicher Anstrengung verstärkt zur Schweißbildung – auch bei niedrigen Temperaturen.

Gelenkbeschwerden

Zudem kommt es bei Adipositas und Übergewicht häufig zu Gelenkbeschwerden: Dauerhaftes Übergewicht führt zu einer Überbelastung der Gelenke, vor allem im Bereich der unteren Wirbelsäule, in den Hüftgelenken sowie in Knie- und Sprunggelenken. Die Folgen sind frühzeitige Abnutzungserscheinungen (Arthrose) mit Schmerzen in den betroffenen Gelenken.

Seelische und gesellschaftliche Folgen

Adipositas und Übergewicht verursachen nicht nur körperliche Symptome. Gewichtsprobleme wirken sich oft auch auf die seelische Verfassung und das gesellschaftliche Leben aus.

Zwar entspricht Übergewicht in einigen Kulturen dem Schönheitsideal, in unseren Breiten führt Adipositas jedoch häufig zu einer gesellschaftlichen Ausgrenzung der Betroffenen. Mögliche Folgen sind Depressionen, Ängstlichkeit in sozialen Situationen und ein vermindertes Selbstwertgefühl. Dass die körperliche Beweglichkeit bei Fettleibigkeit stark eingeschränkt und dadurch die Lebensqualität in vielen Bereichen erheblich verringert ist, verstärkt die seelische Belastung zusätzlich.

Adipositas: Diagnose

Gilt mein Körpergewicht schon als Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) oder noch als Übergewicht? Diese Diagnose kann jeder leicht selbst stellen: einfach auf die Waage stellen, den Body-Mass-Index (BMI) berechnen und den Taillenumfang messen.

Wer einen BMI von 30 oder mehr hat, ist adipös. Dann ist es ratsam, das Körpergewicht durch geeignete Maßnahmen zu senken, um das Risiko für Folgeerkrankungen zu minimieren. Dies ist am besten mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Der Arzt wird sich bei Adipositas ausführlich nach der Krankheitsgeschichte und den bisherigen Lebensgewohnheiten erkundigen (v.a. nach der Ernährung, dem Essverhalten, familiären und beruflichen Umfeld, körperlichen Aktivitäten usw.): Mithilfe dieser Informationen kann er später einen geeigneten Therapieplan erstellen. Um die Ursachen für das Übergewicht genau einzugrenzen und festzustellen, ob bereits Folgeerkrankungen vorliegen, folgen verschiedene Untersuchungen – wie:

Adipositas: Therapie

Bei Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und starkem Übergewicht setzt sich die Therapie aus verschiedenen Maßnahmen zusammen:

  • Diät mit verringerter Kalorienzufuhr (bzw. Umstellung der Ernährung, z.B. auf mediterrane Kost)
  • mehr körperliche Aktivität
  • Verhaltenstherapie
  • unterstützend evtl. Medikamente (sog. Antiadiposita)
  • unter Umständen chirurgische Maßnahmen (Adipositaschirurgie)

Die Therapie von Adipositas und starkem Übergewicht zielt darauf ab, das Risiko für mögliche Folgeerkrankungen zu minimieren. Und auch bei schon bestehenden Folgeerkrankungen wirkt sich eine Gewichtsabnahme meist positiv aus.

Gegen eine Adipositas mit einem BMI von 30 oder mehr sollten Sie aus medizinischer Sicht auf jeden Fall etwas tun. Entspricht Ihr Übergewicht einem BMI von 25 bis 29,9 (sog. Präadipositas), ist eine Therapie nur dann nötig, wenn Sie ...

  • gleichzeitig übergewichtsbedingte Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II oder Bluthochdruck haben,
  • Erkrankungen haben, die sich durch Übergewicht verschlimmern,
  • ein abdominales Fettverteilungsmuster haben (d.h. zu viel Bauchfett bzw. einen Taillenumfang > 88 cm bei Frauen und > 102 cm bei Männern) oder
  • aufgrund Ihres Übergewichts hohen seelischen und gesellschaftlichen Druck verspüren.

Bevor Sie gegen Ihr Übergewicht vorgehen, ist es wichtig, sich über das Ziel der Therapie im Klaren zu sein: Es kommt nicht darauf an, so schnell und so viel wie möglich abzunehmen. Radikal- oder Blitzdiäten belasten den Körper nur. Stattdessen ist es erstrebenswert, das Körpergewicht

  • allmählich über einen längeren Zeitraum zu senken und
  • anschließend langfristig stabil zu halten.

Wer sein erreichtes Gewicht halten möchte, muss dauerhaft etwas ändern. Das klappt aber erfahrungsgemäß nur, wenn die Veränderungen auch im Alltag leicht machbar sind und der Genuss beim Essen nicht völlig auf der Strecke bleibt. Denn sonst kann die Motivation schnell nachlassen – und dann sinken die Chancen, Übergewicht oder Adipositas erfolgreich zu bekämpfen.

Ohne ausreichende Motivation ist bei Adipositas oder Übergewicht keine erfolgreiche Therapie möglich.

Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, die notwendigen Veränderungen anzugehen: Sie können Ihr Übergewicht mit selbstständig durchgeführten Diätmaßnahmen (unter ärztlicher Aufsicht) abbauen oder an einem Ernährungs- und Bewegungsprogramm teilnehmen. Der Austausch mit anderen Betroffenen (z.B. in einer Selbsthilfegruppe) kann dabei wertvolle Unterstützung bieten. In schweren Fällen empfehlen sich gezielte Behandlungsprogramme gegen Adipositas in einer Klinik oder in geeigneten Rehabilitationseinrichtungen.

Um Übergewicht bei Kindern langfristig erfolgreich reduzieren zu können, ist es nötig, die Eltern (bzw. Familie oder Betreuer) in gleichem Maß in die Behandlung einzubeziehen (sog. familienbasierte Therapie). Bei Jugendlichen, die übergewichtig oder adipös sind, gilt dies nicht unbedingt, da mit zunehmendem Alter der Kinder der Einfluss der Familie sinkt.

Ernährung

Um Adipositas oder Übergewicht erfolgreich behandeln zu können, kommt es vor allem auf die richtige Ernährung an. Eine Ernährungstherapie bedeutet aber nicht zwangsläufig strenge Diät, in der Sie zum Beispiel völlig auf Süßigkeiten oder Alkohol verzichten müssen. Entscheidend ist vielmehr, dass die Ernährung ausgewogen ist und wie viel Sie essen.

Wer wegen Adipositas oder Übergewicht direkt Gewicht verlieren möchte, sollte täglich etwa 500 bis 600 Kilokalorien (kcal) weniger Energie zu sich zu nehmen, als der Körper verbraucht. Um dieses Energiedefizit zu erreichen, setzen die meisten Diäten auf eine verringerte Zufuhr von Fett und/oder Kohlenhydraten.

Wichtig ist, das zum Abnehmen nötige Energiedefizit zu erreichen, ohne der Gesundheit zu schaden. Ratsam ist zum Beispiel eine ausgewogene Mischkost, die fettarm, ballaststoff- und stärkereich ist. Günstig sind bei dieser Ernährung vor allem Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Vergessen Sie auch nicht, die Energiemenge Ihrer Getränke hinzurechnen. (Sparen Sie jedoch nicht an der Trinkmenge: 1,5 bis 2 Liter täglich sollten es mindestens sein.) Wenn Sie sich für eine solche fettarme Kost entscheiden und gleichzeitig körperlich aktiver sind, können Sie Ihr Übergewicht über einen Zeitraum von 12 bis 24 Wochen um etwa 0,3 bis 1 Kilogramm pro Woche abbauen.

Kostformen mit sehr niedriger Energiezufuhr (800 bis 1200 kcal/Tag), zum Beispiel Formula-Diäten, führen innerhalb kurzer Zeit zu einem hohen Gewichtsverlust. Sie sind vor allem bei starkem Übergewicht empfehlenswert, wenn Sie aus medizinischen Gründen (z.B. vor einer Operation) kurzfristig Gewicht abnehmen sollen. Das starke Energiedefizit kann allerdings Nebenwirkungen haben. Darum ist eine solche kalorisch sehr niedrige Ernährung bei Adipositas oder Übergewicht nicht als langfristige Therapie, sondern höchstens über eine Dauer von zwölf Wochen und unbedingt unter ärztlicher Betreuung ratsam. Wichtig ist dabei, täglich mindestens 2,5 Liter zu trinken.

Extremeinseitige Diäten wie Ananas-Diät, Atkins-Diät oder gar Fasten bergen medizinische Risiken und sind nicht zu empfehlen.

Wenn Sie Ihr Übergewicht reduziert haben, ist es für den langfristigen Erfolg der Therapie wichtig, die ausgewogene Ernährung beizubehalten und dauerhaft nicht mehr zu essen, als Ihr Körper verbraucht. Denn sonst nehmen Sie ruck, zuck wieder zu (sog. Jo-Jo-Effekt) – zumal Ihr Kalorienbedarf während der Gewichtssenkung insgesamt zurückgeht.

Bewegung

Gegen Adipositas und Übergewicht hilft auch mehr Bewegung: Durch körperliche Aktivität erhöhen Sie Ihren Energieverbrauch, was dazu beiträgt, das Körpergewicht zu senken und später auch zu stabilisieren.

Um Ihr Übergewicht durch Bewegung messbar zu senken, ist ein zusätzlicher Energieverbrauch von mindestens 1.200 bis 1.800 Kilokalorien (kcal) pro Woche notwendig. Dies erreichen Sie nur durch mehr als 2,5 Stunden Bewegung pro Woche neben den bisherigen Aktivitäten.

Allerdings ist nicht jede Sportart bei Adipositas oder Übergewicht gleichermaßen geeignet. So ist Krafttraining allein wenig wirksam, um das Gewicht zu senken. Besonders geeignet sind bei Übergewicht oder Fettleibigkeit hingegen Ausdauersportarten wie

Dabei hängen Art und Intensität der Bewegung von Ihrem körperlichen Zustand und besonderen Bedürfnissen ab. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie beim Sport Ihre Knochen, Gelenke, Bandscheiben und so weiter nicht zu stark belasten. Auf sportliche Höchstleistungen kommt es keinesfalls an. Auch Ihre persönlichen Vorlieben für bestimmte Sport- oder Bewegungsarten können die Wahl der Bewegungstherapie beeinflussen. Es ist wichtig, dass Sie Spaß an der gewählten Aktivität haben, da sie künftig regelmäßig Teil Ihres Lebens sein wird.

Video: Verbrennen Muskeln mehr Kalorien als Fett?

Verhaltenstherapie

Bei Adipositas ist auch eine Verhaltenstherapie sinnvoll: Nur mit einem umgestellten Speiseplan gelingt es meist nicht, Übergewicht oder Fettleibigkeit erfolgreich zu bekämpfen. Um das Körpergewicht langfristig auf einem niedrigeren Wert stabil halten zu können, ist es unverzichtbar, die bisherigen Lebensgewohnheiten – vor allem das Essverhalten – auf Dauer zu ändern. Vielen Betroffenen fällt das leichter, wenn sie zum Beispiel – in Einzel- oder Gruppensitzungen – Folgendes abarbeiten:

  • das genaue Ziel der Adipositas-Therapie vereinbaren
  • das eigene Verhalten und die Fortschritte der Behandlung beobachten
  • flexibel kontrolliertes Ess- und Bewegungsverhalten (statt einer starren Kontrolle) einüben
  • alte Gedankenmuster umstrukturieren und lernen, Reize zu kontrollieren
  • Strategien entwickeln, mit denen man erwünschtes Verhalten verstärken kann (z.B. indem man sich belohnt)
  • geeignete Problem- und Konfliktlösungen trainieren
  • Fähigkeiten trainieren, in der sozialen Umwelt selbstständig zu handeln und sich zu behaupten
  • Möglichkeiten besprechen, wie man Rückfällen vorbeugen und mit wieder ansteigendem Gewicht umgehen kann

Ein wichtiges Ziel der Verhaltenstherapie besteht darin, langsam und bedächtig essen zu lernen. Viele Menschen mit Übergewicht essen zu schnell, sodass sich das Sättigungsgefühl erst einstellt, wenn sie bereits mehr Nahrung als eigentlich nötig aufgenommen haben. Ihr eigenes Ess- und Trinkverhalten können Sie zum Beispiel beobachten, indem Sie es in einem Ernährungstagebuch festhalten: So können Sie herausfinden, welche Faktoren zu Störungen in Ihrem Essverhalten führen (z.B. was bei Ihnen Heißhungerattacken auslöst). Kontrolliertes Essen (d.h. nicht nebenbei essen oder während der Mahlzeit Zeitung lesen) kann dazu beitragen, solche Auslöser künftig zu vermeiden.

Medikamente

Wenn Sie Adipositas oder zumindest stärkeres Übergewicht haben, kann ein gewichtsreduzierendes Medikament Ihre Therapie ergänzen – vorausgesetzt, dass Sie durch die kombinierte Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie nicht ausreichend abnehmen. Die medikamentöse Behandlung ist nur dann über einen längeren Zeitraum zu empfehlen, wenn sie innerhalb der ersten vier Wochen eine Gewichtsabnahme von mindestens zwei Kilogramm bringt.

Orlistat

Zur Therapie von Adipositas und Übergewicht ab einem BMI von 28 ist das Mittel Orlistat zugelassen: Dieser Wirkstoff hemmt das Enzym Lipase im Darm, das für die Spaltung bestimmter Fette (sog. Triglyceride) verantwortlich ist. Ohne diese Spaltung kann Ihr Körper keine Triglyceride aufnehmen und verwerten. Orlistat verringert die Aufnahme von Fett um etwa 30 Prozent. Ein höherer Reduktionswert ist nicht erwünscht, da es lebensnotwendig ist, eine gewisse Menge Fett aufzunehmen.

Mit Orlistat können Sie Ihr Gewicht zusätzlich um insgesamt etwa drei bis vier Kilogramm senken. Das Medikament ist somit kein Ersatz für eine langfristige Ernährungs- und Bewegungstherapie.

Häufige Nebenwirkungen von Orlistat sind weiche Stühle, gesteigerter Stuhldrang, Blähungen und Fettstühle. Bei etwa 5 bis 15 Prozent der Menschen, die das Mittel einnehmen, vermindert sich die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie Vitamin A und K. Grundsätzlich sollte Orlistat gegen Adipositas oder Übergewicht höchstens zwei Jahre lang zum Einsatz kommen.

Appetitzügler

Auf dem Markt stehen zwar unzählige Appetitzügler und Diätpillen zur Verfügung, mit denen Sie Ihr Körpergewicht angeblich schnell und zuverlässig senken können. Bei Adipositas und Übergewicht sind diese Medikamente jedoch nicht zur Therapie empfehlenswert: Appetitzügler haben zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen, sodass das Bundesinstitut für Arzneimittelrecht und Medizinprodukte verschiedene Mittel bereits verboten hat.

Appetitzügler wirken im Wesentlichen als Magenfüller: Die Flüssigkeit im Magen schwemmt die eingenommene Kapsel ähnlich einem Schwamm auf. Ist der Magen dadurch gefüllt, stellt sich ein Sättigungsgefühl ein. Die Wirksamkeit dieser Schlankheitsmittel gegen Übergewicht ist jedoch in vielen Fällen umstritten.

Adipositaschirurgie

Bei einer starken Adipositas stehen zur Therapie auch verschiedene chirurgische Maßnahmen zur Verfügung. Diese sogenannte Adipositaschirurgie kommt in Betracht, wenn ...

  • Ihr BMI höher als 35 kg/m2 ist (Adipositas Grad 2) und Sie gleichzeitig Begleiterkrankungen haben (z.B. Diabetes, Herzerkrankungen, Schlafapnoe) oder
  • Ihr BMI mehr als 40 beträgt (Adipositas Grad 3) und
  • alle anderen Behandlungsmethoden fehlgeschlagen sind.

In Einzelfällen kann die Adipositaschirurgie auch ohne vorherige Behandlungsversuche infrage kommen – zum Beispiel bei einer extrem starken Adipositas (BMI über 50) oder wenn jemand starkes Übergewicht hat und gleichzeitig schwer krank ist.

Bei Jugendlichen unter 18 Jahren kommt eine Operation bei Fettleibigkeit nur in absoluten Ausnahmefällen infrage. Eine Obergrenze hinsichtlich des Lebensalters gilt für die Adipositaschirurgie nicht. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass

  • Operationen ab einem Alter von etwa 60 Jahren mit einem höheren Risiko verbunden sind und
  • Erkrankungen, die durch Übergewicht entstanden sind, sich in dem Alter weniger verbessern als bei jüngeren Menschen.

Häufigstes Verfahren der Adipositas-Chirurgie ist die Magenverkleinerung, zum Beispiel durch ein anpassbares Magenband. Durch den verkleinerten Magen können Sie dann nur noch kleine Nahrungsportionen zu sich nehmen. Bei extrem hohem Übergewicht (BMI über 55 kg/m2) besteht zusätzlich die Möglichkeit, während der Operation den Dünndarm umzuleiten und dabei einen sogenannten Magenbypass zu schaffen. Dadurch verkürzt sich die Strecke, auf der der Körper Nahrungsbestandteile aufnehmen (resorbieren) kann. So verringert sich der Anteil der Nahrung, die der Körper verwerten kann.

Bevor Sie sich wegen Adipositas operieren lassen, ist allerdings neben dem Operationsrisiko einiges zu bedenken. So ist die mit dem Eingriff verbundene Veränderung der Verdauungsabläufe in vielen Fällen nicht mehr rückgängig zu machen – daraus entstehen zum Teil erhebliche Langzeitwirkungen. Unter anderem können eine Magenverkleinerung oder ein Magenbypass folgende Störungen nach sich ziehen:

Aus diesem Grund ist die Adipositas-Chirurgie nur im Ausnahmefall zu empfehlen.

Jedes Verfahren der Adipositas-Chirurgie erfordert eine konsequente Nachbehandlung über meist mehrere Jahre, um einen Langzeiterfolg der Behandlung zu gewährleisten und Komplikationen rechtzeitig erkennen oder verhindern zu können.

Die operative Fettabsaugung (Liposuktion) zählt nicht zu den Maßnahmen der Adipositaschirurgie und ist auch nicht zur langfristigen Therapie von Übergewicht zu empfehlen. Durch sie ist lediglich eine örtliche Verringerung der Fettmenge möglich.

Adipositas: Verlauf

Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und starkes Übergewicht können im weiteren Verlauf das Risiko für verschiedenste Erkrankungen erhöhen. Zu den möglichen Folgen zählen:

Übergewicht erhöht das Krebsrisiko

Dass ein Zusammenhang zwischen Körperfett und Krebsbesteht, ist schon seit Jahren bekannt. Als besonders ungünstig gilt dabei ein zu hoher Body-Mass-Index (BMI) mit viel Bauchfett (sog. Bauchfettsucht bzw. abdominale Adipositas), das sich anhand des Taillenumfangs abschätzen lässt.

Doch wie kommt es, dass Übergewicht das Krebsrisiko erhöht?

Durch übermäßige Speicherung von Fett – vor allem von Bauchfett – verändert sich der Stoffwechsel: Zum einen vergrößern sich die Fettzellen und setzen entzündungsfördernde Stoffe frei, sodass ein dauerhafter Entzündungszustand herrscht. Diese Entzündungen sind vermutlich für das bei Übergewicht erhöhte Krebsrisiko (mit)verantwortlich.

Zum anderen ist das im Körper angesammelte Fettgewebe hormonell aktiv und bewirkt, dass der Körper vermehrt Insulinund den Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor-I (IGF-I) ausschüttet. Dies kann ebenfalls das Krebsrisiko steigern.

Für welche Krebsarten ist das Risiko erhöht?

Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) hat bereits vor Jahren festgestellt, dass ein hoher Köperfettanteil das Risiko für die folgenden fünf Krebsarten steigert:

Als die IARC vor wenigen Jahren mehrere neuere Studien auswertete, kam jedoch heraus, dass Körperfett weit mehr Krebsarten begünstigt als bis dahin angenommen. So erhöht starkes Übergewicht in jedem Alter zusätzlich das Risiko für:

Nach aktuellem Wissensstand erhöht starkes Übergewicht das Risiko für mindestens 13 Krebsarten. Für manche dieser Krebsarten gilt sogar: Je stärker das Übergewicht ist, desto höher ist auch das Krebsrisiko.

Wer adipös ist, hat dementsprechend auch eine geringere Lebenserwartung: Bei 40-Jährigen mit Übergewicht oder Adipositas verkürzt sich die Lebensdauer um 3 bis 6 Jahre. Eine schwere Fettleibigkeit kostet sogar bis zu 20 Lebensjahre.

Doch die gute Nachricht lautet: Neben Rauchen und Alkohol ist Adipositas der häufigste Grund für Erkrankungen und Todesfälle, die durch konsequentes Ausschalten des Risikofaktors vermeidbar wären. Denn wer übergewichtig oder fettleibig ist, kann sein Risiko für mögliche Folgeerkrankungen und Komplikationen durch Abnehmen erheblich verringern.

Wenn es gelänge, in einem von Adipositas und Übergewicht besonders betroffenen Industrieland alle Erwachsenen auf ein gesundes Gewicht zu bringen, würde die mittlere Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung deutlich steigen.

Die Senkung des Körpergewichts bei Adipositas und Übergewicht birgt allerdings auch einige Nachteile: So steigt im Verlauf der Gewichtsabnahme das Risiko für die Bildung von Gallensteinen – und zwar umso stärker, je schneller und ausgeprägter der Gewichtsverlust ist. Bei drastischen Gewichtssenkungen kann zudem die Knochendichte abnehmen. Vor allem Frauen über 50 haben dann ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche, besonders für Hüftfrakturen.

Adipositas: Vorbeugen

Wer Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) und Übergewicht vorbeugen möchte, sollte grundsätzlich auf einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und einer bedarfsgerechten, fettarmen Ernährung achten. Im Hinblick auf die Essgewohnheiten kann das zum Beispiel heißen:

  • weniger Fast Food, Alkohol und zuckerhaltige Getränke,
  • dafür mehr mediterrane Küche!

Es ist immer besser, das Körpergewicht regelmäßig zu kontrollieren und bei leichter Gewichtszunahme frühzeitig gegenzusteuern, bevor Übergewicht entsteht, denn: Die Behandlung von Adipositas ist mit zunehmender Dauer und Ausprägung immer schwieriger. In manchen Fällen lassen sich Folgeerkrankungen von Fettleibigkeit nicht mehr heilen, indem man das Körpergewicht senkt.

Menschen, deren beruflicher oder privater Alltag durch Bewegungsmangel geprägt ist, fällt es häufig besonders schwer, ihr Gewicht zu halten. Grundsätzlich ist daher jede Form von zusätzlicher Bewegung nützlich, wenn Sie Übergewicht und Adipositas vorbeugen möchten. Beispiele:

  • Entfernen Sie im Büro bestimmte Arbeitsgeräte – wie Telefon, Drucker oder Handbücher – aus dem bequemen Greifraum am Schreibtisch, sodass Sie die sitzende Tätigkeit durch wiederholtes Aufstehen unterbrechen müssen.
  • Verzichten Sie immer mal wieder auf Rolltreppe oder Fahrstuhl.
  • Legen Sie kleinere Wege, die Sie sonst mit dem Auto erledigen, durch einen Spaziergang an der frischen Luft zurück.

Starkes Übergewicht bedeutet nicht nur ein Risiko für die eigene Gesundheit: Mittlerweile stellt Adipositas in den westlichen Industrieländern eine erhebliche gesellschaftlich-wirtschaftliche Belastung dar. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sowohl vonseiten der Gesundheitspolitik als auch vonseiten der Bevölkerung alle nötigen Anstrengungen erfolgen, um Fettleibigkeit zu verhindern. Geeignete vorbeugende Maßnahmen gegen Übergewicht und Fettsucht sind bereits im frühesten Kindesalter in der Familie sinnvoll: Betreuungsprogramme führen bei Kindern mit Übergewicht zu einer langfristigen Gewichtsreduktion, wenn die Eltern der Kinder in die Verhaltenstherapie mit eingebunden sind.