Das Bild zeigt eine Frau mit Nasenbluten
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Nasenbluten (Epistaxis)

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2022 - 13:46 Uhr

Keine Panik: Nasenbluten sieht meist schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist! In der Regel ist die Ursache harmlos und nach einigen Minuten hört es von selbst wieder auf. Trotzdem fragen sich viele: Was tun, wenn plötzlich Blut aus der Nase tropft oder schießt?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Nasenbluten (Epistaxis)

Generell gilt bei Nasenbluten: Bleiben Sie ruhig und beugen Sie Ihren Kopf nach vorne, damit das Blut aus der Nase abfließen kann. Nehmen Sie, wenn möglich, eine aufrechte Position ein – das heißt: Stellen oder setzen Sie sich hin und lassen Sie das Blut aus der Nase herausfließen. Gleichzeitig sollten Sie das betroffene Nasenloch für einige Zeit zudrücken, bis die Blutung stoppt oder bis weitere Maßn­ahmen getroffen werden könn­en.

Hört das Nasenbluten nach 15 Minuten nicht auf, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus fahren. Der Arzt kann die Blutung mithilfe spezieller Nasentamponaden stoppen.

In den meisten Fällen ist keine weitere Behandlung notwendig. Wer jedoch ständig Nasenbluten ohne ersichtlichen Grund hat, bei dem kann es sinnvoll sein, dass der Arzt das häufig blutende Gefäß in der Nase verödet, zum Beispiel mittels Laser.

Warum man den Kopf nicht nach hinten in den Nacken legen sollte

Bei Nasenbluten sollte man den Kopf stets nach vorne neigen – nicht nach hinten! Neigt man den Kopf nach hinten, fließt das Blut in den Rachen ab und kann so in die Lunge oder in den Magen gelangen. Das kann beim Betroffenen zu Husten oder Übelkeit und Erbrechen (Bluterbrechen) führen. Gelangt beim Nasenbluten Blut in den Mundraum, ist es deshalb auch ratsam, das Blut auszuspucken und nicht runterzuschlucken.

Nasenbluten: Ursachen

Nasenbluten (fachsprachlich Epistaxis) entsteht, wenn eines der feinen Blutgefäße der Nasenschleimhaut aufplatzt oder einreißt. Meist gibt es dafür eine harmlose Erklärung. Gerade bei Kindern und Jugendlichen tritt Nasenbluten oft auch ohne erkennbaren Grund auf.

Die häufigsten Ursachen für Nasenbluten sind

  • zu tiefes Nasebohren (vor allem bei Kindern),
  • eine Entzündung der Nasenschleimhaut im Rahmen einer Erkältung,
  • Bluthochdruck und
  • gerinnungshemmende Medikamente (sog. Antikoagulantien).

Insbesondere im Winter kann Nasenbluten häufiger vorkommen, da die warme Heizungsluft die Nasenschleimhäute austrocknet. Die trockene Nasenschleimhaut ist dann nicht mehr so widerstandsfähig und kann schneller einreißen – zum Beispiel beim Naseputzen oder durch heftiges Niesen.

Tipp: Wer im Winter aufgrund einer trockenen Nasenschleimhaut häufiger Nasenbluten ohne Grund bekommt, der sollte auf ein Nasenspray mit Meerwasser oder einer isotonischen Salzlösung zurückgreifen. Diese Präparate befeuchten die Nasenschleimhaut und haben in der Regel keine Nebenwirkungen.

Neben trockener Luft gibt es noch weitere Faktoren, die die Entstehung von Nasenbluten begünstigen können – zum Beispiel eine Schwangerschaft oder Stress.

  • Stress führt dazu, dass der Blutdruck steigt. Anhaltender Bluthochdruck wiederum erhöht das Risiko von Nasenbluten, oft begleitet von anderen Symptomen wie beispielsweise Kopfschmerzen oder Ohrensausen.
  • Schwangere haben durch die hormonelle Umstellung gerade in der zweiten Schwangerschaftshälfte einen erhöhten Blutdruck. Gleichzeitig wird das Bindegewebe im Körper aufgelockert, was auch die Schleimhaut in der Nase betrifft. Die Blutgefäße in der jetzt stärker durchbluteten Nasenschleimhaut sind anfälliger für Verletzungen – schon kräftiges Putzen kann in der Schwangerschaft manchmal zu Nasenbluten führen.

Darüber hinaus gibt es einige blutverdünnende und gerinnungshemmende Medikamente (wie z.B. ASS, Phenprocoumon, Heparin, Hirudin, Dabigatran oder Rivaroxaban), die Nasenbluten verursachen können. Häufig lässt sich das Nasenbluten bei diesen Patienten nicht so gut stoppen, da die Blutung aufgrund der blutverdünnenden Medikamente länger anhält.

In seltenen Fällen können auch verschiedene Krankheiten hinter dem Nasenbluten stecken, zum Beispiel

Nasenbluten: Diagnose

Gelegentliches Nasenbluten ist in der Regel harmlos. Bei häufigem und starkem Nasenbluten ist es jedoch wichtig, eine gezielte Diagnose durch den HNO-Arzt stellen zu lassen. Nasenbluten (auch Epistaxis genannt) erkennt man am Austritt von hellrotem oder dunkelrotem, mitunter verklumptem (koaguliertem) Blut aus einem oder beiden Nasenlöchern.

Um herauszufinden, was genau das Nasenbluten verursacht hat, führt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt eine sogenannte Nasenspiegelung (Rhinoskopie) durch. Meist reicht die Spiegelung der vorderen Nasenabschnitte aus, um die Blutungsquelle zu ermitteln. Dabei betrachtet der HNO-Arzt die Nasenhöhle und die vorderen Nasengänge mittels Nasenspekulum – einem zangenartigen Gerät mit trichterförmiger Spitze, sowie einer Lichtquelle oder einem reflektierenden Spiegel.

Gegebenenfalls sind noch weitere Untersuchungen notwendig, um Verletzungen auszuschließen. Bei einem schweren Schlag auf die Nase beispielsweise ordnet der Arzt eine Röntgenaufnahme des Kopfs an. Auf dem Röntgenbild kann er erkennen, ob Verletzungen im Nasen- und Kopfbereich vorliegen.

Weitere bildgebende Verfahren, welche der Arzt bei häufigem und starkem Nasenbluten heranziehen kann, sind die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT), ebenso die Angiographie zur Darstellung der Blutgefäße. Diese Verfahren kommen bei Nasenbluten aber nur sehr selten zum Einsatz.

Um Allgemeinerkrankungen wie Bluthochdruck oder Blutarmut als Ursache des häufigen Nasenblutens nachzuweisen, sind weitere Untersuchungen durch einen Allgemeinarzt oder Facharzt für Innere Medizin (Internist) erforderlich.

Nasenbluten: Was tun?

  1. Setzen Sie sich aufrecht hin und beugen Sie den Kopf leicht nach vorne. Das Blut soll herausfließen. Sollten Sie nicht in der Lage sein, aufrecht zu sitzen, sollten Sie sich auf die Seite legen.
  2. Kühlen Sie den Nacken und den Mundraum – zum Beispiel mit einem kalten Waschlappen oder einer kalten Kompresse. Auch das Lutschen von Eiswürfeln kann helfen. Die Kälte sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße verengen.
  3. Drücken Sie die Nasenflügel ein paar Minuten lang im vorderen Bereich mit Daumen und Zeigefinger zusammen. Normalerweise hört die Blutung kurze Zeit danach auf.

Will das Nasenbluten einfach nicht aufhören, das heißt wenn es länger als 15 Minuten anhält, sollte man unbedingt einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus fahren. Der Arzt kann das Nasenbluten stoppen, indem er zum Beispiel spezielle Nasentamponaden in die Nase einführt. Auch abschwellende Nasensprays können manchmal helfen, das Nasenbluten zu stoppen.

Hat der Arzt das blutende Gefäß in der Nase ausfindig gemacht, kann er dieses auch mithilfe von 40-prozentiger Trichloressigsäure verätzen, sodass die Blutung aufhört.

Nasenbluten bei Kindern: Was tun, wenn das Kind Nasenbluten hat?

Nasenbluten kommt bei Kindern – vor allem bei Kleinkindern – häufig vor. Ursache ist dann meist zu tiefes Nasebohren oder ein Schlag auf die Nase beim Spielen oder Raufen. Besonders bei Kleinkindern kann es auch vorkommen, dass sie sich Fremdkörper, etwa eine Murmel, in die Nase stecken und damit die empfindliche Nasenschleimhaut verletzen. Nur selten steckt eine Erkrankung dahinter.

Wenn das Kind auf einmal aus der Nase blutet, ist es zunächst wichtig, dass es den Kopf nach vorne beugt, damit kein Blut in den Magen oder die Atemwege gelangt. Anschließend können die Eltern oder die Aufsichtsperson versuchen, das Nasenbluten durch Kühlung des Nackens zu stoppen. Dazu eignet sich ein kalter, feuchter Waschlappen, den man dem Kind auf den Nacken legt.

Gleichzeitig sollte sich das Kind mit einem Taschentuch die Nase zudrücken, um das Nasenbluten zu stillen. Bei besonders starkem Nasenbluten eignet sich hierfür auch eine Nasentamponade.

Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind besonders häufig Nasenbluten hat? Dann machen Sie einen Termin beim Kinderarzt aus. Er kann feststellen, warum die Nase bei Ihrem Kind häufiger blutet als bei anderen Kindern. Hat er die Ursachen erkannt, kann der Kinderarzt selbst oder ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt meist gleich mit der geeigneten Therapie beginnen – zum Beispiel, indem er ein erweitertes Blutgefäß der Nase verödet (Embolisation).