Das Bild zeigt eine Frau, die ihren Blutzucker misst.
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Diabetes mellitus Typ 2

Von: Onmeda-Redaktion , Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.03.2022

Diabetes mellitus Typ 2 macht sich anfangs kaum durch Beschwerden bemerkbar. Später treten typischerweise Symptome wie starker Durst, vermehrtes Wasserlassen, Heißhunger und Juckreiz auf. Viele Betroffene fühlen sich abgeschlagen und sind anfälliger für Infekte. Erfahren Sie, wie Typ-2-Diabetes entsteht und welche Behandlung hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Welche Symptome können auf Diabetes mellitus Typ 2 hindeuten?

Diabetes mellitus Typ 2 ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt (sog. Zuckerkrankheit). Ob und welche Symptome bei Typ-2-Diabetes auftreten, hängt davon ab, wie weit die Erkrankung bereits vorangeschritten ist. Anfangs treten kaum oder gar keine Symptome auf.

Als typische Diabetes-Symptome gelten:

Diabetes mellitus Typ 2 verläuft zu Beginn häufig völlig beschwerdefrei. Die Erkrankung wird deshalb oft nur zufällig bei Routineuntersuchungen festgestellt. Viele Typ-2-Diabetiker haben so geringe Symptome, dass sie lange keine Veranlassung für einen Arztbesuch sehen. Daher wird ein Typ-2-Diabetes oft erst spät erkannt. Manchmal erst dann, wenn die Erkrankung bereits Folgeschäden hervorgerufen hat.

Zu solchen Folgeschäden zählen beispielsweise Erkrankungen

Diabetes mellitus Typ 2: Häufigkeit

Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Typ-2-Diabetes. Nur etwa 5 Prozent haben Typ-1-Diabetes. Auch in Deutschland steigt vor allem die Zahl der Typ-2-Diabetiker. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass immer mehr Menschen übergewichtig sind. Und Übergewicht ist der entscheidende Risikofaktor für Typ 2.

Bei Typ-2-Diabetes sind zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr mehr Männer als Frauen betroffen, ab dem 70. Lebensjahr kehrt sich das Verhältnis jedoch um. Generell steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit, Diabetes zu bekommen. Früher nannte man diese Form der Erkrankung deshalb auch Altersdiabetes. Mittlerweile erkranken jedoch immer häufiger auch jüngere Menschen an Diabetes mellitus Typ 2.

In Europa leben insgesamt rund 59 Millionen Diabetiker. Deutschland hat unter den europäischen Ländern dabei den höchsten Anteil: Hier sind gut 9,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 79 Jahren an Diabetes erkrankt.

Weltweit sind derzeit etwa 463 Millionen Menschen von Diabetes mellitus betroffen. Wahrscheinlich liegen die Zahlen sogar weitaus höher, denn Typ-2-Diabetes bereitet lange Zeit keinerlei Beschwerden. Viele wissen deshalb vermutlich gar nicht, dass sie erkrankt sind.

Ursachen von Diabetes mellitus Typ 2

Ursache für Diabetes mellitus Typ 2 ist eine gestörte Insulinwirkung an den Zellen. Normalerweise schüttet die Bauchspeicheldrüse nach einer Mahlzeit Insulin aus. Bei Typ-2-Diabetes reagieren die Zellen jedoch gar nicht oder nicht mehr ausreichend auf das Insulin – sie sind insulinresistent geworden.

Insulin ist jedoch notwendig, um Glukose aus dem Blut in die Körperzellen aufzunehmen. Das funktioniert bei Typ-2-Diabetes früher oder später nicht mehr. Deshalb steigt der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit stark an.

Nimmt man auf lange Sicht regelmäßig zu viel Nahrung zu sich, kann das Ursache für solch eine Insulinresistenz sein. Denn als Folge kommt es meist zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Die hohe Konzentration an Glukose im Blut lässt gleichzeitig den Insulinspiegel steigen. Als Reaktion darauf sinkt die Zahl der Insulinrezeptoren auf den Körperzellen. Die Zellen werden dadurch weniger empfindlich für Insulin.

Obwohl die Bauchspeicheldrüse bei Typ-2-Diabetes also Insulin bildet und ins Blut abgibt, reicht die Menge aufgrund der Insulinresistenz nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Es entwickelt sich ein sogenannter relativer Insulinmangel: Es ist zwar Insulin vorhanden, die Zellen reagieren jedoch nicht ausreichend darauf.

Anfangs versucht die Bauchspeicheldrüse, diesen relativen Insulinmangel auszugleichen und den Blutzuckerspiegel dennoch niedrig zu halten. Das Organ läuft dafür auf Hochtouren, um ständig noch mehr Insulin herzustellen. Nach einigen Jahren erschöpft die Bauchspeicheldrüse jedoch und der Blutzuckerspiegel steigt.

In Europa kommt Diabetes mellitus Typ 2 durch ungünstige Ernährungsgewohnheiten sehr häufig vor. Etwa 80 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes sind stark übergewichtig. Als entscheidender Risikofaktor gilt ein Body-Mass-Index von 30 oder höher (Adipositas).

Die meisten Menschen mit Typ-2-Diabetes weisen körperliche Veränderungen auf, die man unter dem Begriff metabolisches Syndrom oder "Wohlstandssyndrom" zusammengefasst. Dazu zählen:

  • starkes Übergewicht (mit zu viel Bauchfett)
  • Fettstoffwechselstörungen (wie zu hoher Cholesterinspiegel)
  • Bluthochdruck
  • gestörter Zuckerstoffwechsel (zunächst gestörte Glukosetoleranz, später Diabetes mellitus Typ 2)

Erbliche Veranlagung und Vererbungsrisiko

Ähnlich wie bei Typ-1-Diabetes spielt auch bei Diabetes mellitus Typ 2 die erbliche Veranlagung eine Rolle: Kinder, bei denen ein Elternteil Typ-2-Diabetes hat, haben ein Erkrankungsrisiko von bis zu 50 Prozent.

Bedeutung von Insulin

Traubenzucker (Glukose) ist einer der wichtigsten Energielieferanten des Körpers. Vor allem das Gehirn ist auf die konstante Zufuhr von Glukose angewiesen. Aber auch Muskelzellen und Fettzellen decken so ihren Energiebedarf.

Der Körper versucht stets, einen ausreichenden Vorrat an Glukose im Blut bereitzuhalten. Die Zuckerkonzentration im Blut – der Blutzuckerspiegel – schwankt zwar im Tagesverlauf. Bei Gesunden bleibt er dabei aber in einem Bereich von circa 80 bis 120 Milligramm pro Deziliter (mg/dl).

Glukose gelangt über die Nahrung ins Blut. Damit die Zellen Zucker aufnehmen und verarbeiten können, ist das Hormon Insulin notwendig. Insulin wird in bestimmten Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet.

Nach einer Mahlzeit schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin ins Blut aus. Das Insulin dockt an bestimmten Rezeptoren der Körperzellen an und sorgt dafür, dass die Zellmembran die mit der Nahrung aufgenommene Glukose in die Zelle hineinlässt.

Ohne Insulin bleibt die Glukose im Blut – und kann somit die Zellen nicht mit Energie versorgen. Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel.

Insulin ist nicht nur für die Verwertung von Glukose von Bedeutung. Es spielt auch für den Fettstoffwechsel eine wichtige Rolle sowie für die Verwertung von Aminosäuren.

Diagnose von Diabetes mellitus Typ 2

Die Diagnose Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) wird mithilfe einer Blutuntersuchung gestellt. Mit dieser lässt sich überprüfen, wie hoch die Blutzuckerwerte sind.

Blutzuckerwerte bei Diabetes

Nüchtern liegt der Blutzuckerwert normalerweise unter 100 mg/dl (bzw. unter 5,6 mmol/l). Er steigt nach dem Essen nicht über 140 mg/dl (bzw. 7,8 mmol/l).

Für einen Typ-1- oder Typ-2-Diabetes sprechen folgende Blutzuckerwerte:

  • entweder klassische Symptome und ein Gelegenheits-Blutzuckerwert von über 200 mg/dl (bzw. 11,1 mmol)
  • oder ein Nüchtern-Blutzuckerwert von 126 mg/dl (bzw. 7,0 mmol/l) oder höher
  • oder ein HbA1c-Wert von 6,5 % (bzw. 48 mmol/mol) oder höher
  • oder ein oGTT-2-Stunden-Wert von 200 mg/dl (bzw. 11,1 mmol/l) oder höher (oGTT = oraler Glukosetoleranztest).

HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker)

Um den Zuckerstoffwechsel über einen längeren Zeitraum zu überprüfen, nutzt man in der Regel den HbA1c-Wert. Dieser gibt die Menge des mit Glukose verbundenen roten Blutfarbstoffs an. Mithilfe des HbA1c-Werts lässt sich der Blutzuckerspiegel der letzten 8 bis 10 Wochen beurteilen.

Ärztinnen und Ärzte nutzen den HbA1c-Wert auch zur Diagnose eines Diabetes mellitus. Ein HbA1c-Wert von über 6,5 % (bzw. 48 mmol/mol) gilt als Hinweis auf die Zuckerkrankheit.

Allerdings besitzt der HbA1c-Wert als Diagnosekriterium nur bei Erwachsenen genug Aussagekraft. Um bei Kindern einen Diabetes nachzuweisen, reicht der HbA1c-Wert alleine nicht aus. Denn der Grenzwert von 48 mmol/mol beziehungsweise 6,5 Prozent lässt sich nicht ohne Weiteres auf Kinder übertragen. Zur Diagnose bei Kindern müssen deshalb immer auch andere Methoden herangezogen werden.

Glukosetoleranztest

Stellt man bei ersten Untersuchungen Blutzuckerwerte fest, die im Grenzbereich liegen, empfiehlt sich zusätzlich ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT). Dafür muss man zunächst erneut eine Blutprobe abgeben, um den Blutzuckerspiegel vor dem Test zu bestimmen.

Vor dem eigentlichen Glukosetoleranztest sollte man sich etwa 3 Tage lang wie gewohnt beziehungsweise mit ausreichend Kohlenhydraten ernähren und nicht hungern. Mindestens 10 Stunden vor dem Test muss man dann jedoch nüchtern bleiben, das heißt: 10 bis 16 Stunden ohne Nahrung, Alkohol und Rauchen.

Am Test-Tag trinkt erhält man schließlich eine Testlösung, bestehend aus 75 Gramm Glukose in 250 bis 300 Milliliter Wasser gelöst. Diese Lösung muss man innerhalb von 5 Minuten langsam zu sich nehmen. 2 Stunden später folgt eine Blutabnahme.

Bei Menschen ohne Diabetes liegen die Blutzuckerwerte im Blutplasma nüchtern unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) und 2 Stunden nach dem Glukosetoleranztest unter 140 mg/dl. Liegen die Nüchternwerte bei 100 bis maximal 125 mg/dl, spricht man von einer abnormen Nüchternglukose. Bei einem nach 2 Stunden gemessenen Wert von 140 bis 199 mg/dl liegt eine sogenannte gestörte Glukosetoleranz vor.

Diabetes mellitus liegt vor, wenn

  • die Werte für den Nüchternblutzucker im Blutplasma mindestens 126 mg/dl oder mehr betragen und
  • der nach 2 Stunden gemessene Wert (oGTT-2-h-Wert) über 200 mg/dl beträgt.

Bei Schwangeren liegen die Grenzwerte für den oGTT niedriger.

Urinuntersuchungen

Glukose im Urin

Zu viel Glukose im Urin ist ein Hinweis auf Diabetes mellitus. Bei einer erhöhten Ausscheidung von Glukose im Urin spricht man von einer Glukosurie.

Ab einem Blutzuckerwert von etwa 180 mg/dl wird die sogenannte Nierenschwelle für Glukose überschritten. Liegt der Blutzuckergehalt in den Blutgefäßen höher, scheiden die Nieren überschüssige Glukose mit dem Urin aus.

Der ausgeschiedene Zucker lässt sich mithilfe von Urinteststreifen nachweisen. Da die Blutzuckermessung jedoch ein genaueres Ergebnis liefert, nutzt man solche Teststreifen mittlerweile kaum noch zur Diagnose von Diabetes.

Ketonkörper im Urin

Können die Körperzellen aufgrund von Insulinmangel den Zucker aus dem Blut nicht verwerten, greifen sie die Energiereserven des Körpers an und beginnen unter anderem Fett abzubauen. Die dabei frei werdenden Fettsäuren wandelt die Leber in sogenannte Ketonkörper um. Über den Blutkreislauf gelangen die Ketonkörper zu den Organen und den Muskeln und können dort als Energiequelle dienen.

Eine erhöhte Konzentration von Ketonkörpern im Urin (sog. Ketonurie) gilt als Warnsignal dafür, dass der Diabetes entgleist. Ketonkörper lassen sich mithilfe von Urinteststreifen nachweisen.

Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2

Ziel der Therapie bei Diabetes mellitus Typ 2 ist es, den Blutzuckerspiegel in normale Bahnen lenken und das Risiko für mögliche Folgeerkrankungen senken.

Bei Diabetes mellitus Typ 2 gibt es im Vergleich zu Typ-1-Diabetes ein breiteres Therapie-Spektrum. Häufig liegt Diabetes mellitus Typ 2 eine ungünstige Ernährungsweise zugrunde – und damit verbunden auch Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas).

Wird Typ-2-Diabetes rechtzeitig erkannt, lässt sich der gestörte Glukosestoffwechsel in vielen Fällen noch ohne Medikamente normalisieren. Grundvoraussetzung hierfür ist eine Umstellung der Lebensgewohnheiten. Dazu zählen vor allem

Reichen diese Maßnahmen nicht aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken, können zusätzlich Diabetesmittel (sog. orale Antidiabetika) helfen.

Ist die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse schließlich erschöpft oder wirken die Tabletten nur unzureichend, kann auch bei Typ 2 eine Insulintherapie erforderlich sein, um die Blutzuckerwerte zu senken.

Stufentherapie bei Typ-2-Diabetes

Je nachdem, wie weit der Typ-2-Diabetes fortgeschritten ist, können verschiedene Maßnahmen nötig sein. Wichtiger Baustein der Behandlung ist eine eingehende Schulung des Betroffenen.

1. Stufe: Basistherapie

Stufe 1 ist die sogenannte Basistherapie. Sie kommt ohne Medikamente aus. Hier geht es vor allem darum, den bisherigen Lebensstil zu verändern und insgesamt gesünder zu leben.

Betroffene stellen zunächst ihre Ernährungsweise um und werden ausführlich geschult. Das Ziel ist es, Gewicht zu verlieren und die Blutfettwerte zu verbessern. Bewegung, Rauchverzicht und ein vernünftiger Umgang mit Alkohol gehören ebenfalls zum Therapieplan.

Nach 3 bis 6 Monaten überprüft man den Erfolg der Basistherapie anhand des HbA1c-Wertes. Werden alle vereinbarten Therapieziele erreicht, erübrigt sich die nächste Therapiestufe meist und man muss keine Medikamente einnehmen. Sind die Werte immer noch zu hoch, wird die Diabetes-Therapie erweitert.

2. Stufe: Behandlung mit einem Medikament

Reichen die Maßnahmen aus Therapiestufe 1 nicht aus, empfiehlt der Arzt zusätzlich zur Basistherapie ein Diabetesmittel, das den Blutzuckerspiegel senkt. Meist handelt es sich um den Wirkstoff Metformin. Er gilt vor allem für Übergewichtige als Mittel der Wahl.

Bei Unverträglichkeiten oder Gegenanzeigen, kann man auf andere Wirkstoffe ausweichen. Dazu zählen zum Beispiel Insulin und Sulfonylharnstoffe wie der Wirkstoff Glibenclamid. Nach weiteren 3 bis 6 Monaten erfolgt eine erneute Kontrolle des HbA1c-Wertes.

3. Stufe: Behandlung mit einem zweiten Medikament oder mit Insulin allein

Ist der Blutzuckerspiegel nicht ausreichend gesunken, empfiehlt der Arzt in der Regel zusätzlich zur Basistherapie und dem ersten Medikament ein zweites Medikament. Alternativ zu einer Zweifachkombination kommt auch eine alleinige Therapie mit Insulin infrage. Ob die Behandlung erfolgreich ist, überprüft der Arzt nach 3 bis 6 Monaten anhand des HbA1c-Wertes.

4. Stufe: Intensivierte Insulintherapie und Kombinationstherapieformen

Bei Therapiestufe 4 kommen weiter angepasste Insulin- und Kombinationstherapieformen zum Einsatz.

Mehr zum Thema: Rezeptpflichtige Medikamente bei Typ-2-Diabetes

Folgeerkrankungen vermeiden

Bei Diabetes mellitus Typ 2 ist es zudem wichtig, weitere Risikofaktoren auszuschalten, um Gefäßschäden durch eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) zu vermeiden. Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen müssen ebenso engmaschig kontrolliert und konsequent behandelt werden wie der erhöhte Blutzucker. Nur so kann man das Risiko für Diabetes-Spätfolgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall senken.

Die Therapieziele müssen Ärzte mit ihren Patienten jedoch immer individuell vereinbaren. Denn abhängig von den persönlichen Umständen, wie etwa Alter und möglichen Begleiterkrankungen, können andere Therapieziele erforderlich sein.

Beispiel für mögliche Therapieziele bei Typ-2-Diabetes:

  • HbA1c niedriger als 53 mmol/l (bzw. 7 %)
  • Nüchtern-Blutzucker niedriger als 120 mg/dl (bzw. 6,7 mmol/l)
  • schwere Unterzuckerungen vermeiden
  • LDL-Cholesterin niedriger als 100 mg/dl (bzw. 2,6 mmol/l)
  • HDL-Cholesterin bei Männern höher als 40 mg/dl, bei Frauen höher als 50 mg/dl
  • Triglyceride niedriger als 150 mg/dl (bzw. 1,7 mmol/l)
  • Blutdruck niedriger als 150/80 mmHg
  • Rauchverzicht
  • Normalgewicht erreichen

Diabetiker-Schulung

Schulungen für Menschen mit Diabetes werden von zahlreichen Stellen angeboten, die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse. Über die verschiedenen Kursangebote können niedergelassene Ärzte, Diabetes-Ambulanzen von Kliniken, Selbsthilfegruppen und Diabetes-Schwerpunktpraxen informieren.

Bei der recht umfangreichen Schulung lernen Betroffene viel über ihre Erkrankung und die Behandlung – beispielsweise

  • seinen Blutzuckerspiegel zu messen,
  • mit Medikamenten umzugehen (z. B. wie man Insulin verabreicht),
  • wie eine angemessene Ernährung und ein gesunder Lebensstil aussehen und
  • wie man Folgeschäden vermeiden kann.

Diabetesmittel

Wenn die Blutzuckerwerte trotz Umstellung der Lebensgewohnheiten nicht zufriedenstellend sind, müssen Menschen mit Typ-2-Diabetes in der Regel Diabetesmittel (orale Antidiabetika) einnehmen. Hierbei können verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel

  • Biguanide,
  • Sulfonylharnstoffe,
  • Alpha-Glukosidasehemmer,
  • Gliptine,
  • Glinide,
  • Glitazone oder
  • Inkretinmimetika.

Biguanide

Wirkstoffe aus der Gruppe der Biguanide verbessern die Glukoseverwertung in den Zellen, zum Beispiel in den Muskeln. Zusätzlich hemmen sie die körpereigene Herstellung von Glukose aus anderen Stoffwechselprodukten wie Eiweißen. Ein bekannter Vertreter der Biguanide ist Metformin. Für übergewichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes ist Metformin das Mittel der ersten Wahl. Bei schweren Nierenerkrankungen darf man Biguanide nicht einnehmen.

Sulfonylharnstoffe

Sulfonylharnstoffe wie die Wirkstoffe Glibenclamid, Gliquidon oder Glimepirid erhöhen die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse. Häufig wirkt die Therapie mit Sulfonylharnstoffen bei Typ-2-Diabetes zunächst gut. Mit fortschreitender Erkrankung, wenn die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse zunehmend erschöpft sind, lässt die Wirkung jedoch in der Regel nach. Dann müssen Betroffene zusätzlich Insulin spritzen.

Wer Sulfonylharnstoffe einnimmt, muss auf regelmäßige Mahlzeiten achten, da ohne Kohlenhydratzufuhr gefährliche Unterzuckerungen (Hypoglykämien) entstehen können.

Betroffene mit Typ-2-Diabetes und einer Niereninsuffizienz haben durch Sulfonylharnstoffe zudem generell ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerung. Bei ihnen sollten Medikamente aus dieser Wirkstoffgruppe nur mit Vorsicht verschrieben werden.

Alpha-Glukosidasehemmer

Alpha-Glukosidasehemmer wie die Wirkstoffe Acarbose und Miglitol verhindern, dass Glukose im Darm aufgespalten und ins Blut aufgenommen wird. Beide Medikamente verzögern die Glukoseaufnahme im Darm und verhindern so den starken Blutzuckeranstieg nach den Mahlzeiten. Sie lassen sich mit vielen anderen Diabetesmitteln kombinieren. Für Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer Niereninsuffizienz sind sie jedoch möglicherweise nicht geeignet.

Gliptine

Die Wirkstoffe Sitagliptin und Vildagliptin zählen zur Gruppe der Gliptine. Sie hemmen ein Enzym namens DPP-4 und werden deshalb auch DDP-4-Inhibitoren genannt.

DDP-4 baut normalerweise das Hormon GLP-1 ab. GLP-1 zählt zu den sogenannten Inkretinen, einer Gruppe bestimmter Darmhormone, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Inkretine regulieren die Insulinfreisetzung und bewirken unter anderem, dass die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse nach dem Essen mehr Insulin ausschütten, noch ehe die Blutzuckerwerte steigen.

Gliptine setzen dort an und unterstützen diesen Effekt. Sie werden in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie beispielsweise Metformin eingesetzt, wenn diese nicht ausreichend wirken.

Glinide

Glinide wie die Wirkstoffe Repaglinid oder Nateglinid steigern ebenso wie Sulfonylharnstoffe die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse. Der Wirkmechanismus ist jedoch anders. Dennoch spricht man bei diesen Medikamenten von Sulfonylharnstoff-Analoga.

Glinide senken den Blutzuckerspiegel zwar weniger stark als Sulfonylharnstoffe, die Wirkung setzt dafür sehr schnell ein. Man nimmt sie unmittelbar vor dem Essen und kann sie je nach Größe der Mahlzeit dosieren. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Essen nicht so stark. Wie Sulfonylharnstoffe können auch Glinide nur wirken, solange die Inselzellen noch in der Lage sind, Insulin herzustellen.

Glitazone

Glitazone erhöhen die Insulinempfindlichkeit im Leber-, Muskel- und Fettgewebe und senken so den Blutzuckerspiegel. Sie heißen daher auch Insulin-Sensitizer (engl. to sensitize = empfindlich machen). Auf die eigentliche Insulinausschüttung haben sie keinen Einfluss.

Seit Juni 2011 darf der Wirkstoff Pioglitazon in Deutschland nur noch in begründeten Ausnahmefällen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden. Ein Grund sind Ergebnisse aus Studien, die darauf hindeuten, dass sich unter der Therapie mit Pioglitazon das Risiko für Blasenkrebs erhöhen könnte.

Seit November 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Rosiglitazon in Apotheken nicht mehr erhältlich. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge erhöht der Wirkstoff das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Inkretinmimetika

Exenatid und Liraglutid sind Wirkstoffe, die die Wirkung von Inkretin nachahmen. Sie werden deshalb auch Inkretinmimetika genannt. Eine andere Bezeichnung für diese Wirkstoffgruppe lautet GLP-1-Rezeptoragonisten.

Inkretinmimetika steigern die Sekretion von Insulin und hemmen zugleich die Sekretion von Glukagon, einem Hormon, das den Blutzuckerspiegel steigern kann.

Verlauf von Diabetes mellitus Typ 2

Bei Diabetes mellitus Typ 2 hängen Verlauf und Prognose davon ab, wie gut es gelingt, den Blutzuckerspiegel dauerhaft in normalen Grenzen zu halten. Wird die Zuckerkrankheit rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose sehr gut. Ein schlecht gehandhabter Diabetes hingegen mindert nicht nur die Lebensqualität, sondern senkt auch die Lebenserwartung.

Menschen mit Typ-2-Diabetes können selbst eine Menge dazu beitragen, um die individuelle Prognose deutlich zu verbessern. Neben einem gesunden Lebensstil sind regelmäßiges Blutzuckermessen und (sofern erforderlich) eine angemessene Behandlung mit Diabetesmitteln beziehungsweise Insulin das Wichtigste.

Im Verlauf eines Diabetes kann es zu verschiedenen Folgeerkrankungen kommen. Häufige Todesursachen als Folge von Diabetes mellitus sind Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen.

Die Prognose eines Typ-2-Diabetes können übergewichtige Betroffene entscheidend verbessern, indem sie Übergewicht abbauen. Wer seine Ernährung dauerhaft umstellt und körperlich aktiv ist, kann sein Gewicht verringern und damit den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.

Kontrolluntersuchungen

Regelmäßige Arztbesuche sind für Menschen mit Typ-2-Diabetes besonders wichtig. Bei den Terminen lassen sich Fragen zu Therapie und Erkrankung klären. Bei diesen Gelegenheiten kontrolliert der Arzt auch Gewicht, Blutdruck und Blutzucker.

In regelmäßigen Abständen misst der Arzt zusätzlich den sogenannten HbA1c-Wert, um den Blutzuckerspiegel der letzten 8 bis 10 Wochen zu beurteilen. Zudem überprüft er die Blutfettwerte.

Menschen mit Diabetes sollten besonders auf ihre Füße achten und diese am besten täglich kontrollieren. Druckstellen, Hautrisse, Blasen oder andere Verletzungen an den Füßen sind bei Diabetes nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Schon kleinste Verletzungen können auf einen beginnenden diabetischen Fuß hinweisen. Solche Stellen sollten Betroffene deshalb dem Arzt zeigen. Eine sanfte und regelmäßige Fußpflege sowie bequeme Schuhe tragen bei Diabetes zur Fußgesundheit bei.

Um keinen der wichtigen Termine zu verpassen, können Betroffene sämtliche Arztbesuche in den "Gesundheitspass Diabetes" der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) eintragen. Er ist beim Arzt oder bei der DDG erhältlich. Auch die Befunde und Blutzuckerwerte lassen sich dort eintragen. So gehen sie nicht verloren und sind stets verfügbar.

Ernährung und Sport bei Typ-2-Diabetes

Vor allem Typ-2-Diabetiker können von einer gesunden Ernährung profitieren, denn bei ihnen ist häufig Übergewicht eine Ursache der Erkrankung. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen dabei, das Körpergewicht zu senken und die Blutzuckerwerte zu verbessern. Viele Typ-2-Diabetiker können auf diese Weise ihren Tabletten- beziehungsweise Insulinbedarf deutlich verringern.

Eine bei Diabetes Typ 2 angemessene Ernährung entspricht dabei keineswegs automatisch einer strengen Diät. Betroffene müssen nicht zwangsläufig auf Süßigkeiten oder Alkohol verzichten, sollten aber das richtige Maß im Auge behalten.

Eine ausgewogene Ernährung, wie sie für ansonsten gesunde Menschen empfohlen wird, ist auch bei Typ-2-Diabetes gesund. Um in Beruf und Freizeit leistungsfähig zu sein, benötigt ein Diabetiker genauso wie ein Gesunder eine Kalorienzufuhr, die der körperlichen Tätigkeit angemessen ist.

Wichtig ist, dass die mit der Nahrung zugeführten Kalorien vom Körper verwertet werden können und Kohlenhydrate nicht einfach über den Harn wieder ausgeschieden werden. Mehrere kleine Mahlzeiten (fünf bis sechs) am Tag sind besser als wenige große. Denn auf diese Weise unterliegt der Insulinbedarf geringeren tageszeitlichen Schwankungen.

Geeignete Nahrungsmittel

Als empfehlenswert hat sich bei Diabetes mellitus Typ 2 eine fettarme Kost mit viel Obst und Gemüse erwiesen. Vollkornprodukte setzen Kohlenhydrate langsamer frei und tragen auf diese Weise dazu bei, einen gleichmäßigeren Blutzuckerspiegel zu gewährleisten.

Nahrungsmittel, die leicht verdauliche Kohlenhydrate wie reine Glukose oder Haushaltszucker (Saccharose) enthalten, sollten Menschen mit Typ-2-Diabetes dagegen eher meiden, da sie den Blutzuckerspiegel rasch in die Höhe treiben. Allerdings muss man keinesfalls ganz darauf verzichten.

Süßstoffe wie Saccharin, Cyclamat und Aspartam sowie Zuckeraustauschstoffe wie Fructose und Xylit können dabei helfen, den Zuckerkonsum einzuschränken. Notwendig sind sie für eine ausgewogene Diabetes-Ernährung jedoch nicht.

Eiweiß darf bei Diabetes 10 bis 20 Prozent der Gesamtkalorienmenge ausmachen. Falls jedoch die Nieren geschädigt sind, sollte man weniger Eiweiß zu sich nehmen. Empfehlenswerte Eiweißquellen sind hierbei vor allem fettarmes Fleisch, Fisch oder pflanzliche Eiweiße (z. B. aus Hülsenfrüchten und Getreide).

Der Alkoholkonsum sollte auf ein gelegentliches Glas niedrigprozentigen Alkohol wie Bier oder Wein beschränkt bleiben. Denn Alkohol erhöht die Gefahr einer Unterzuckerung. Daher sollten Diabetiker zu Bier oder Wein immer etwas Kleines essen, am besten etwas mit langsamen Kohlenhydraten (z. B. eine Scheibe Vollkornbrot).

Sport bei Diabetes

Vor allem für Menschen mit Diabetes Typ 2 ist Sport (neben einer gesunden Ernährung) eine gute Möglichkeit, aktiv etwas gegen die Zuckerkrankheit zu tun. Körperliche Aktivität steigert den Energieverbrauch, macht die Zellen empfindlicher für Insulin und senkt so den Blutzucker.

Wichtig ist, dass man sich regelmäßig und über eine gewisse Zeit bewegt (mind. drei Mal pro Woche für 30 Minuten). Um Gewicht zu verlieren, ist Sport unverzichtbar. Allgemein gilt: Jedes Kilo Übergewicht, das man abnimmt, verbessert den Blutzucker, bremst den Diabetes und beugt Folgeschäden vor.

Allerdings sollte man es mit der körperlichen Betätigung langsam angehen lassen. Wer Typ-2-Diabetes hat und normalerweise eher wenig Sport treibt, dann aber plötzlich körperliche Höchstbelastungen von sich fordert, kann seiner Blutzuckereinstellung sogar eher schaden als nutzen. Unter Umständen kann der Gesamtstoffwechsel entgleisen. Am besten bespricht man deshalb mit dem Arzt, welche sportlichen Aktivitäten infrage kommen und wie hoch die Belastung sein darf.

Wenn sich bereits Diabetes-Folgeschäden wie koronare Herzkrankheit, Niereninsuffizienz oder ein diabetischer Fuß zeigen, kann das die Wahl der Sportart einschränken. Es findet sich jedoch in aller Regel für jeden eine geeignete Sportart.

Wer Sulfonylharnstoffe oder Insulin spritzt einnimmt, hat unter Umständen ein gewisses Risiko für eine Unterzuckerung beim Sport. Bei kurz dauerndem Training kann man einer Unterzuckerung mit einer Zwischenmahlzeit vorbeugen. Bei länger dauernden Anstrengungen muss man jedoch zusätzlich die Insulindosis anpassen.

Sportler mit Diabetes kennen durch viele Messungen und Erfahrung die Reaktion ihres Körpers auf Belastungen meist sehr genau. Sie können ihren Zuckerstoffwechsel deshalb auch unter extremen Bedingungen recht gut kontrollieren.

Vorbeugung von Diabetes mellitus Typ 2

Typ-2-Diabetes kann man recht zuverlässig vorbeugen, indem man die Hauptursache ausschaltet: das Übergewicht. Dabei sind vor allem zwei Komponenten entscheidend, nämlich Ernährung und Bewegung.

Der beste Weg, um abzunehmen, besteht auch für Menschen mit Diabetes darin, die Ernährung dauerhaft umzustellen. Ratsam ist eine Ernährung, die ausgewogen und abwechslungsreich ist, ohne teure Spezialprodukte auskommt, dauerhaft eingehalten werden kann und schmeckt. Sie sollte aus viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten bestehen und eher wenig Fett und schnell verdauliche Kohlenhydrate beinhalten.

Die Ernährung ist aber nur einer von mehreren Faktoren, wenn man den Pfunden den Kampf ansagen und Diabetes Typ 2 vorbeugen möchte. Wer abnehmen und sein Normalgewicht halten will, muss sich fast immer auch mehr bewegen. Optimal ist etwa eine halbe Stunde Ausdauertraining pro Tag mit niedriger bis mittlerer Intensität.

Auch Krafttraining mit Muskelaufbau ist beim Abnehmen hilfreich, da Muskelzellen sogar in Ruhe viele Kohlenhydrate verbrennen. Körperliche Aktivität macht die Zellen zudem empfänglicher für Insulin. So können Sie den Teufelskreis aus erhöhter Insulinkonzentration im Blut und Insulinresistenz der Zellen durchbrechen.

Wenn die Gewichtsabnahme aus eigener Kraft nicht gelingt, lohnt es sich, den Arzt um Hilfe zu bitten. Er kann auf vielfältige Weise helfen: vom guten Rat bis hin zur medikamentösen Behandlung eines starken Übergewichts.

Stress kann die Entwicklung von Typ-2-Diabetes möglicherweise fördern. Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Yoga können dabei helfen, ruhiger zu werden und mit den Belastungen des Alltags entspannter umzugehen.