Ein grauhaariger Mann sitzt an einem Tisch vor einem Laptop und greift sich mit der linken Hand an die Nasenwurzel.
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Augenzucken: Was können Ursachen sein?

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.06.2020

Zuckungen im Augenlid nerven, vor allem wenn sie ständig auftreten. Doch wann sollte man mit Augenzucken zum Arzt gehen? Welche Krankheiten können die Ursache sein?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Augenzucken: Nur nervig oder ein Grund zur Sorge?

Augenzucken kann für andere lustig aussehen. Man selbst empfindet das ungewollte Zucken am Oberlid oder Unterlid anfangs als merkwürdig, aber meist nicht als störend. Wird man aber über Stunden, Tage oder sogar Wochen hinweg immer wieder davon geplagt, macht man sich irgendwann ernsthaft Gedanken: Ist das womöglich eine Tic-Störung? Oder gar ein Symptom einer gefährlichen Krankheit?

Was ist Augenzucken?

Generell zählen Mediziner Zuckungen im Augenlid zu den sogenannten Faszikulationen, womit alle Arten von unwillkürlichen Muskelzuckungen gemeint sind. Anders als bei einer gewollten Muskelanspannung zieht sich der Muskel dabei nicht einmal kräftig zusammen, sondern mehrmals hintereinander ganz kurz und leicht.

Sogenannte benigne, also gutartige Faszikulationen gelten als harmlos und kommen auch bei vielen vollkommen gesunden Menschen vor. Studien legen nahe, dass Faszikulationen am Augehäufig Folge einer Nerven-Überreizung sind. Zu den Auslösern zählen

  • emotionaler Stress,
  • körperliche Anstrengung,
  • Alkoholkonsum und
  • übermäßiger Kaffeekonsum.

Allerdings sucht man in medizinischen Nachschlagewerken vergeblich nach einer schlüssigen Antwort auf die Frage, warum diese Einflüsse ausgerechnet die Augenmuskulatur in Aufruhr versetzen. Obwohl Augenzucken ein verbreitetes Phänomen ist, wissen Mediziner bislang wenig über die genauen Körpervorgänge, die dem Symptom zugrundeliegen.

Könnte ein Tic dahinterstecken?

Von einer Ticstörung lässt sich Augenzucken meist deutlich unterscheiden. Es gibt zwar zahlreiche verschiedene Arten von Ticstörungen, zu denen auch unwillkürliche Muskelbewegungen des Augenlids zählen. Jedoch handelt es sich bei den typischen Tics normalerweise nicht um ein leichtes Zucken oder Zittern, sondern um ein deutliches Blinzeln oder Zwinkern.

Auch kündigen sich Tics meist durch ein Vorgefühl an und lassen sich vorübergehend unterdrücken. Faszikulationen am Auge treten hingegen plötzlich und unerwartet auf und lassen sich in der Regel nicht stoppen.

Welche Krankheiten können Augenzucken verursachen?

Wer "Augenzucken" und "Krankheiten" googelt, bekommt es schnell mit der Angst zu tun. Zu den ersten Treffern zählen Artikel, die Augenzucken als "Warnsignal für ernste Krankheiten" wie Bluthochdruck oder Burnout bezeichnen. In einigen ist gar von Diabetes, Drogensucht oder chronischer Niereninsuffizienz die Rede.

Doch keine Sorge: Diese und andere ernste Erkrankungen äußern sich nicht durch Augenzucken, sondern in erster Linie durch andere Symptome:

  • Leichter Bluthochdruck verursacht meist keine Beschwerden. Wenn der Blutdruck extrem erhöht ist, ruft das manchmal Schwindel oder Sehstörungen hervor.
  • Burnout geht in der Regel mit psychischen und körperlichen Beschwerden einher. Letztere betreffen meist nicht die Augen: Typische körperliche Burnout-Anzeichen sind Muskelverspannungen, Schmerzen und Magen-Darm-Probleme.
  • Menschen mit Diabetes verspüren als erstes Symptom oft ungewöhnlich starken und häufigen Durst. Auch ungewollter Gewichtsverlust ist ein klassisches frühes Diabetes-Anzeichen.
  • Eine Niereninsuffizienz kann sich anfangs unter anderem durch häufiges Wasserlassen und Leistungsschwäche äußern.
  • Eine Drogensucht kann – je nach Droge – mit zahlreichen verschiedenen psychischen und körperlichen Problemen einhergehen. (Ob man drogensüchtig ist oder nicht, weiß man aber meist auch ohne Analyse seiner Symptome.)

Können die Augenlidzuckungen ein Zeichen für Nervenkrankheiten wie MS oder ALS sein?

Bei vielen Betroffenen äußert sich die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) anfangs tatsächlich durch Muskelzuckungen und Muskelkrämpfe. Allerdings treten diese an den Händen und Armen oder an den Füßen und Beinen auf, nicht an den Augen.

Multiple Sklerose (MS) macht sich zwar häufig am Auge bemerkbar – jedoch typischerweise nicht durch Zuckungen am Augenlid, sondern durch Sehstörungen und/oder Augenschmerzen.

Fazit: Augenzucken ist in der Regel harmlos und kein Anzeichen für eine schwere Erkrankung. Meist hilft es schon, seinen Koffein- beziehungsweise Alkoholkonsum einzuschränken und Stress abzubauen (z.B. durch Sport und Entspannungsübungen.)
Zum Arzt gehen sollte man, wenn

  • die Zuckungen nach mehreren Wochen nicht abklingen oder
  • mit Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Schmerzen oder weiteren Beschwerden am Auge oder in anderen Körperregionen einhergehen.