Eine deprimiert wirkende Frau sitzt auf dem Bett.
© GettyImages/Josef Lindau

Depression: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 12.12.2022

Phasen von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit sind in einem gewissen Rahmen ganz normal – sie gehören zum Leben dazu. Halten sie aber länger an, könnte es sich um eine Depression handeln. Die psychische Erkrankung geht mit einem hohen Leidensdruck einher und gehört unbedingt in professionelle Hände. Wodurch eine Depression ausgelöst werden kann, welche Symptome typisch sind und wie eine Therapie abläuft, lesen Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Depression?

Bei schlechter Laune oder einer kurzzeitigen Verstimmung ist schnell von einer Depression die Rede. Doch eine Depression ist weit mehr als ein vorübergehendes Stimmungstief. Sie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann.

Die Depression zählt zu den affektiven Störungen. Das sind Erkrankungen, die sich durch Schwankungen der Stimmung und des Antriebs auszeichnen. Im Vordergrund einer Depression stehen Symptome wie

  • eine gedrückte Stimmung,
  • Interessenverlust und Freudlosigkeit sowie
  • ein verminderter Antrieb.

Depressionen verlaufen in der Regel in Phasen. Eine einzelne depressive Phase bezeichnen Fachleute als depressive Episode.

Uni- und bipolare Depression

Eine Depression kann im Wechsel mit einer Manie auftreten. Während einer manischen Phase fühlen sich die Betroffenen extrem leistungsfähig – und sind es oft auch – sowie gut gelaunt. Sie sind in Hochstimmung, auch wenn es keinen objektiven Grund dafür gibt. Sie neigen in dieser Zeit zu starker Selbstüberschätzung, sind euphorisch und voller Tatendrang. Es gibt allerdings auch die Variante der gereizten Manie, bei der die euphorische Stimmung durch Gereiztheit ersetzt ist.

Wenn sich Episoden von Depression und Manie abwechseln, spricht man von einer bipolaren Störung. Zwischen den Hochs und Tiefs können Phasen liegen, in denen die Stimmung der Person in einem gesunden Rahmen liegt.

Eine Depression ohne Manie bezeichnet man als unipolare Depression. Die unipolare Form kommt wesentlich häufiger vor als eine bipolare Störung. Reine Manien ohne anschließende Depression sind selten.

Welche Formen der Depression gibt es?

Depressionen können sich in unterschiedlichen Formen bemerkbar machen. Neben der klassischen Erkrankungsform gibt es weitere Ausprägungen:

  • Winterdepression: Bei einigen Erkrankten tritt die depressive Verstimmung zu bestimmten Jahreszeiten auf, insbesondere im Winter.
  • Wochenbettdepression: Mütter können in den ersten Wochen nach einer Entbindung eine sogenannte Wochenbettdepression (bzw. postpartale oder postnatale Depression) entwickeln.
  • Agitierte Depression: Die seltene Sonderform wird umgangssprachlich auch Jammerdepression genannt. Betroffene fühlen sich häufig rastlos, laufen umher und klagen über ihr Schicksal. Sie haben einen besonders ausgeprägten Leidensdruck und können sich kaum noch steuern. Besonders das sozial-familiäre Umfeld ist bei dieser Depressionsform belastet, sodass eine ambulante Behandlung kaum möglich ist.

Häufigkeit: Wie viele Menschen sind betroffen?

Die Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen: 16 bis 20 von 100 Menschen erleben im Laufe ihres Lebens eine depressive Episode. Depressive Phasen können in jedem Alter entstehen. Vorwiegend erkranken ältere Menschen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Bei Frauen wird eine Depression doppelt so häufig diagnostiziert wie bei Männern.

Wie häufig sind Depressionen bei Kindern und Jugendlichen?

Junge Menschen sind zwar seltener betroffen als Erwachsene, doch schon kleine Kinder können an Depressionen leiden: Von 100 Vorschulkindern ist im Durchschnitt etwa eines betroffen. In der Pubertät steigt das Erkrankungsrisiko deutlich. Schätzungen zufolge haben etwa drei bis zehn von 100 Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren eine Depression.

Depression: Welche Symptome sind typisch?

Eine Depression hat viele Gesichter. Einige Betroffene spüren die Depression vorwiegend körperlich. In diesem Fall kann eine Depression lange unerkannt bleiben, weil die Ursachen zunächst auf körperlicher Ebene gesucht werden.

Hauptsymptome einer Depression sind

  • eine gedrückte, depressive Stimmung, besonders morgens,
  • Interessenverlust, Freudlosigkeit sowie
  • ein verminderter Antrieb und rasche Ermüdbarkeit (schon nach kleinsten Anstrengungen).

Diese Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Einige Erkrankte beschreiben ein "Gefühl der inneren Leere". Andere haben so wenig inneren Antrieb, dass sie sich nicht aufraffen können, einer Aktivität nachzugehen. Bei wieder anderen stehen Gefühle von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit im Vordergrund.

Viele Betroffene machen sich Selbstvorwürfe und fühlen sich minderwertig. Sie glauben, selbst an ihrer Situation schuld zu sein und blicken der Zukunft pessimistisch entgegen. Auch Erfolge oder angenehme Aktivitäten können die Symptome nicht lindern. Für Außenstehende ist es mitunter schwer nachvollziehbar, wie sich eine depressive Person fühlt.

Traurigkeit: Nicht immer Anzeichen einer Depression

Viele Depressive empfinden eine tiefe Traurigkeit. Umgekehrt ist nicht jede*r Depressive automatisch traurig. Manche berichten eher von der Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden.

Weitere Anzeichen einer Depression

Zu den Hauptsymptomen können weitere Anzeichen einer Depression hinzukommen, so zum Beispiel:

Auch typisch bei Depression: Morgentief

Viele Menschen mit Depressionen wachen in den frühen Morgenstunden auf und können nicht mehr schlafen. Morgens sind die Beschwerden häufig besonders stark ausgeprägt; Fachleute sprechen von einem Morgentief.

Ausgeprägte körperliche Symptome bei Depression

In einigen Fällen sind die körperlichen Symptome der Depression so stark ausgeprägt, dass die psychischen Anzeichen der Depression in den Hintergrund geraten. Dann sprechen Fachleute von einer maskierten oder larvierten Depression. Vor allem bei Kindern äußern sich Depressionen häufig überwiegend in körperlichen Symptomen.

In seltenen schweren Fällen treten bei einer Depression psychotische Symptome auf. Das bedeutet: Der Bezug zur Realität oder zum eigenen Selbst ist vorübergehend gestört. Zu psychotischen Symptomen zählen zum Beispiel Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Betroffene glauben etwa, finanziell ruiniert zu sein (sog. Verarmungswahn) oder sie sind davon überzeugt, große Schuld auf sich geladen zu haben.

Eine depressive Episode kann unterschiedlich schwer ausgeprägt sein:

  • Bei einer leichten Depression sind die Symptome eher mild ausgeprägt.
  • Die mittelgradige Depression bedeutet hingegen schon eine starke Einschränkung im Alltag.
  • Bei einer schweren Depression sind die Beschwerden so belastend, dass Betroffene kaum noch in der Lage sind, selbst kleine Dinge zu verrichten.

Depressionen bei Kindern: Welche Symptome sind typisch?

Ob schlechte Noten, Mobbing in der Schule, der Verlust eines Elternteils, Liebeskummer oder Gewalt im Elternhaus: Es gibt viele Faktoren, die für junge Menschen eine so starke Belastung darstellen, dass sie psychisch krank werden. Dies zu erkennen, stellt für Eltern häufig eine besondere Herausforderung dar. Deshalb ist es wichtig, die typischen Warnzeichen zu kennen. 

Bereits Kinder unter drei Jahren können depressive Symptome zeigen. Sie wirken traurig, weinen häufig, sind teilnahmslos, haben keine Lust zu spielen oder sind leicht reizbar. Manche Kinder sind übermäßig anhänglich. Darüber hinaus können Depressionen bei sehr kleinen Kindern auch mit Verzögerungen in der Entwicklung einhergehen. So lernen betroffene Kinder etwa auffällig spät laufen oder sprechen.

Bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren macht sich eine Depression häufig durch folgende Symptome bemerkbar:

  • körperliche Beschwerden, z. B. Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Übelkeit
  • erhöhte Ängstlichkeit
  • aggressives, rebellisches Verhalten
  • Gefühle von Hoffnungslosigkeit
  • Äußerungen, dass keiner für sie Zeit habe

Bei Schulkindern im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren können Anzeichen auftreten wie:

  • schulische Probleme, plötzlicher Leistungsabfall
  • Appetitlosigkeit
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Ängste
  • Schuldgefühle
  • Schlafstörungen
  • Suizidgedanken
  • Äußerungen, traurig zu sein

Bei Jugendlichen kann eine Depression dahinterstecken, wenn der*die Heranwachsende über einen längeren Zeitraum

  • plötzlich viel schlechtere schulische Leistungen erbringt,
  • antriebslos und lustlos wirkt,
  • geliebte Hobbys und Aktivitäten aufgibt oder vernachlässigt, weil sie keine Freude mehr bereiten,
  • Stimmungsschwankungen hat,
  • sich von Gleichaltrigen und von der Familie abschottet,
  • häufiger Alkohol trinkt und/oder Drogen konsumiert,
  • sich selbst verletzt,
  • über psychosomatische Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen klagt,
  • keinen Appetit mehr hat und an Gewicht verliert,
  • das Selbstvertrauen verloren hat oder
  • Suizidgedanken äußert.

Wie entstehen Depressionen?

Fachleute gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren im Zusammenspiel eine Depression auslösen. Dabei sind sowohl psychosoziale als auch biologische Einflüsse relevant.

So ist der Gehirnstoffwechsel bei einer Depression verändert; die Konzentration beziehungsweise Wirkung verschiedener Botenstoffe zwischen den Nervenzellen (z. B. Serotonin, Noradrenalin) gerät aus dem Gleichgewicht. Die auch als Neurotransmitter bezeichneten Botenstoffe spielen bei der Entstehung und Regulation von Gefühlen eine wichtige Rolle.

Zu möglichen Risikofaktoren zählen:

  • genetische Faktoren: Depressionen treten in manchen Familien gehäuft auf. Das Risiko für eine Depression ist deutlich erhöht, wenn nahe Verwandte bereits depressiv sind oder waren.
  • belastende Lebensereignisse, zum Beispiel lang andauernde Überforderung/Stress im Berufsleben, Arbeitslosigkeit, Beziehungsprobleme oder Liebeskummer, Traumata in der Kindheit, etwa der Verlust eines Elternteils, körperlicher oder psychischer Missbrauch, der Tod eines geliebten Menschen
  • Lichtmangel: Einige Personen entwickeln vor allem im Herbst und Winter depressive Episoden, wenn sie zu wenig Licht ausgesetzt sind.
  • frühere Depressionen: Wer bereits eine oder mehrere depressive Phasen erlebt hat, hat ein höheres Risiko, erneut zu erkranken. Das Gleiche gilt für frühere Suizidversuche.
  • belastende körperliche oder psychische Erkrankungen: Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt oder ein Schlaganfall können Depressionen begünstigen.
  • Sucht: Alkohol-, Drogen- oder Tablettenmissbrauch können das Risiko ebenfalls erhöhen.
  • mangelnde soziale Unterstützung: Menschen, die kein soziales Netz haben, das sie bei Problemen auffängt, werden eher depressiv als andere.
  • hormonelle Veränderungen, etwa nach der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
  • bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, etwa mangelndes Selbstvertrauen

Depressive Symptome durch andere Erkrankungen oder Medikamente

Eine depressive Stimmung kann auch ein Symptom einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung sein. Ärzt*innen sprechen von einer sekundären Depression. Eine sekundäre Depression kann zum Beispiel im Rahmen einer Epilepsie oder einer Schilddrüsenerkrankung entstehen. Auch Medikamente können eine sekundäre Depression verursachen, etwa bestimmte Arzneimittel im Rahmen einer Krebsbehandlung.

Depressionen erkennen

Eine Depression bleibt oft lange Zeit unbehandelt. Viele Betroffene – besonders Männer – schämen sich für ihre Beschwerden und scheuen sich, ärztlichen Rat aufzusuchen. Auch kann es sein, dass körperliche Symptome im Vordergrund stehen, sodass die Depression nicht auf Anhieb erkannt wird.

Um die Diagnose Depression zu stellen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Bei einer Depression

  1. hat der*die Betroffene mindestens zwei der drei Hauptsymptome (gedrückte Stimmung, Interessenverlust/ Freudlosigkeit, Antriebsminderung/erhöhte Ermüdbarkeit) und
  2. diese Symptome bleiben mindestens zwei Wochen lang bestehen.

Je nachdem, wie viele Zusatzsymptome bestehen und wie intensiv diese sind, ist die Depression leicht, mittel oder schwer ausgeprägt. Zu solchen Zusatzsymptomen zählen zum Beispiel Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen oder Schuldgefühle.

Bei Verdacht auf eine Depression ist ein ausführliches Gespräch mit dem*der Ärzt*in oder Psycholog*in unerlässlich. Dabei werden zum Beispiel Fragen gestellt wie:

  • Fühlen Sie sich seit einiger Zeit niedergeschlagen, hoffnungslos oder bedrückt?
  • Haben Sie in letzter Zeit kaum noch Freude an Dingen, die Ihnen früher Spaß gemacht haben?
  • Haben Sie weniger Antrieb als früher? Können Sie sich zu nichts mehr aufraffen?
  • Sind Sie schneller erschöpft als früher? Leiden Sie unter Schlaflosigkeit?
  • Haben Sie an Gewicht verloren oder ungewöhnlich viel zugenommen?
  • Verändern sich die Symptome im Laufe des Tages?
  • Haben Sie Konzentrationsprobleme?
  • Inwiefern können Sie Ihrer Arbeit/Ihren täglichen Pflichten nachgehen?
  • Denken Sie manchmal darüber nach, dass das Leben nicht mehr lebenswert ist?

Mithilfe von speziellen Fragebögen können Expert*innen erfassen, ob eine Depression vorliegt und wie stark diese ausgeprägt ist. Auch andere psychische Erkrankungen können zu Symptomen führen, die einer Depression ähneln oder mit dieser einhergehen. Dazu zählen zum Beispiel

Daher wird bei der Anamnese gezielt nach weiteren Symptomen gefragt, die auf eine solche Erkrankung hinweisen könnten.

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen erkennen

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen lassen sich oft nur schwer erkennen. Gerade kleinere Kinder können ihre eigenen Gedanken und Gefühle noch nicht einordnen und sprachlich zum Ausdruck bringen. Befürchten Eltern, ihr Kind könnte von einer Depression betroffen sein, sollten sie nicht zögern, professionellen Rat einzuholen. Zudem kann es hilfreich sein, Lehrer*innen oder andere Vertrauenspersonen heranzuziehen. Eine weitere erste Anlaufstelle kann der*die Schulpsycholog*in sein.

Wie wird eine Depression behandelt?

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Wer Anzeichen einer Depression bemerkt, sollte sich daher nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Zur Behandlung einer Depression haben sich vor allem zwei Therapieansätze bewährt:

  1. Psychotherapie
  2. die Gabe von Antidepressiva

Stationäre oder ambulante Behandlung bei einer Depression?

Bei einer besonders schweren Depression sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, ihren Haushalt zu führen. Einige haben Suizidgedanken oder -absichten. Dann ist es sinnvoll, sich in einer Klinik behandeln zu lassen (stationäre Therapie). Bei leichten oder mittelschweren Depressionen reicht in der Regel eine ambulante Psychotherapie aus.

Welche Behandlung im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen spielen die persönlichen Wünsche des*der Betroffenen eine Rolle, zum anderen aber auch die Schwere der Erkrankung.

Schweregrad der DepressionEmpfohlene Behandlung
leichtBei leichten Depressionen kann zunächst beobachtet werden, ob sich die Beschwerden auch ohne Behandlung bessern (sog. "watchful waiting"). Tritt nach zwei Wochen keine Besserung ein, raten Fachleute zu einer Psychotherapie. Medikamente sollten hingegen eher zurückhaltend zum Einsatz kommen, da Antidepressiva bei leichten Depressionen kaum Wirkung zeigen.
mittelBei einer mittelschweren Depression empfiehlt sich entweder eine Psychotherapie oder eine Behandlung mit Medikamenten.
schwerSchwere depressive Episoden sollten bevorzugt mit einer Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie (stationär) behandelt werden.

Psychotherapie bei Depressionen

Es gibt viele verschiedene Formen von Psychotherapie. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen derzeit die Kosten für die Verhaltenstherapie sowie für zwei psychoanalytisch begründete Verfahren: die tiefenpsychologisch fundierte und die analytische Psychotherapie.

  • Verhaltenstherapie: Grundannahme der kognitiven Verhaltenstherapie ist, dass sich Denken, Verhalten und Gefühle gegenseitig beeinflussen. Das bedeutet zum Beispiel: Negative Gedanken wirken sich auch auf das Verhalten und die Stimmung negativ aus. Ziel der Therapie ist, solche Muster zu erkennen und schrittweise zu verändern.
  • Psychoanalytisch begründete Verfahren: Hier geht es vor allem darum, mögliche Konflikte aufzudecken und aufzulösen, die zu der Depression geführt haben könnten. Dies können Konflikte sein, die bereits in der Kindheit entstanden sind, aber auch aktuelle Probleme.

Pychotherapeutische Behandlung bei Kindern und Jugendlichen

Menschen, die in jungen Jahren depressiv sind, entwickeln auch als Erwachsene eher eine psychische Erkrankung. Mit einer frühen Behandlung lässt sich dieses Risiko reduzieren. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Therapie zum Beispiel durch eine*n Kinder- und Jugendpsychotherapeut*in erfolgen. Dies sind Fachleute, die auf die psychotherapeutische Behandlung junger Menschen spezialisiert sind.

Behandlung mit Antidepressiva

Bei der medikamentösen Behandlung einer unipolaren Depression spielen vor allem Antidepressiva eine Rolle. Es gilt: Je schwerer die Depression, desto wirkungsvoller sind Antidepressiva.

Antidepressiva wirken nicht direkt nach der ersten Einnahme. Es dauert in der Regel bis zu zwei, manchmal auch bis zu vier Wochen, bis eine Besserung eintritt. Bei einer Depression können unter anderem Medikamente aus folgenden Wirkstoffgruppen hilfreich sein:

  • tri- und tetrazyklische Antidepressiva
  • selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
  • MAO-Hemmer
  • Lithium
  • Johanniskraut

Wie gut Betroffene auf ein Antidepressivum ansprechen, kann sehr unterschiedlich sein. Auch können je nach Person und Wirkstoff verschiedene Nebenwirkungen auftreten, insbesondere zu Beginn der Einnahme. Zudem können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten – etwa ein sogenanntes Serotoninsyndrom, das lebensbedrohlich sein kann. Mögliche Anzeichen eines Serotoninsyndroms sind motorische Störungen, Schwitzen, Verwirrtheit oder Fieber. Auch Suizidgedanken sind möglich.

Sind die Symptome der Depression abgeklungen, sollte der*die Patient*in die Antidepressiva noch eine Zeit lang weiter einnehmen – in der Regel mindestens sechs Monate. Diese Erhaltungstherapie senkt die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall.

Nach Beendigung der Therapie kann es zu Absetzerscheinungen kommen. Mögliche Symptome sind Schwindel, Schlaf- und Verdauungsprobleme, Krämpfe oder Gleichgewichtsstörungen. Um solche Absetzphänomene zu lindern beziehungsweise zu verhindern, ist es wichtig, die Dosis schrittweise und langsam zu reduzieren.

Johanniskraut gegen leichte Depressionen

Gegen eine leichte bis mittelgradige depressive Episode können pflanzliche Medikamente auf Basis von Johanniskraut wirksam sein. Hierbei ist zu bedenken, dass ein pflanzliches Arzneimittel nicht automatisch harmloser ist als herkömmliche Medikamente. Bei der Therapie mit Johanniskraut sind ebenfalls Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich. Die Behandlung mit Johanniskraut kann unter anderem

  • allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit verursachen sowie
  • die Wirksamkeit der Pille, anderer Antidepressiva, blutgerinnungshemmender Medikamente und verschiedener Mittel gegen Epilepsie herabsetzen.

Weitere Therapiemöglichkeiten bei Depressionen

Neben Psychotherapie und Medikamenten können bei einer Depression noch weitere Behandlungsmöglichkeiten hilfreich sein, so etwa:

  • Wachtherapie: Studien zeigen, dass sich das Befinden von Betroffenen durch Schlafentzug kurzzeitig bessern kann. Häufig verschlechtern sich die Symptome jedoch erneut, wenn der*die Erkrankte im Anschluss wieder in den normalen Schlafrhythmus zurückkehrt.
  • Lichttherapie: Die Behandlung mit künstlichem Licht ist insbesondere für Personen geeignet, die an einer saisonal abhängigen Depression leiden.
  • Elektrokrampftherapie (Elektrokonvulsive Therapie, EKT): Die EKT kommt vor allem bei schweren Depressionen infrage, wenn andere Therapien nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Besonders bei der schwersten Form einer gehemmten Depression, dem depressiven Stupor (Erstarrung), ist die EKT geeignet. Dabei wird das Gehirn mit Elektroden versehen und unter Narkose gezielt mit Stromstößen gereizt, um einen epileptischen Anfall auszulösen. Warum diese Therapie vielen Betroffenen hilft, ist noch nicht bekannt.

Sport bei Depressionen

Zum Thema Sport bei Depressionen gibt es mittlerweile einige Studien, deren Ergebnisse jedoch nicht vollkommen eindeutig sind. Klar ist: Nicht alle Betroffenen reagieren gleich gut auf körperliche Aktivität. Bei einigen Erkrankten kann Sport jedoch dazu beitragen, dass

  • depressive Symptome abgeschwächt werden
  • und depressive Episoden seltener auftreten.

Zum einen schüttet der Körper bei körperlicher Aktivität Endorphine aus. Die körpereigenen Botenstoffe ("Glückshormone") reduzieren Stress und Schmerz und können für Euphorie und Glücksgefühle sorgen. Zudem lenkt Sport ab und kann dabei helfen, ständiges Grübeln oder negative Denkmuster zu unterbrechen. Sport stärkt auch das Selbstvertrauen und hilft möglicherweise dabei, wieder mehr in sozialen Kontakt zu kommen.

Welche Bewegung hilft am besten?

Einigen Studien zufolge kann bereits leichte körperliche Aktivität (wie Spazierengehen oder im Garten arbeiten) eine Depression günstig beeinflussen. Bessere Effekte lassen sich jedoch mit regelmäßigem Sport erreichen, beispielsweise mit Laufen, Radfahren, Krafttraining oder Teamsportarten.

Wie viel Sport ist nötig?

Eine Metaanalyse mehrerer Studien zu dem Thema im Fachjournal Depression & Anxiety aus dem Jahr 2018 kommt zu dem Schluss, dass sich das Beschwerdebild nach etwa vier Wochen bessern kann, wenn Betroffene an drei Tagen pro Woche für 45 Minuten Sport treiben. Aber auch wer mehrmals die Woche kürzer körperlich aktiv ist, kann wahrscheinlich davon profitieren. Die positive Wirkung auf Depressionen hält jedoch nur dann an, wenn Erkrankte auch auf lange Sicht sportlich aktiv bleiben.

Mit Sport anfangen und die Stimmung verbessern hört sich jedoch leichter an, als es ist. Denn Menschen mit Depressionen fällt es durch die damit oft einhergehende Antriebslosigkeit meist schwer, sich zu motivieren. Betroffene sollten deshalb herausfinden, welche Sportarten oder körperlichen Aktivitäten ihnen wirklich Spaß machen könnten.

Wichtig: Sport kann bei Depressionen als zusätzliches Mittel dabei helfen, Beschwerden zu lindern. Als Ersatz für Maßnahmen wie eine Psychotherapie oder auch Medikamente ist körperliche Aktivität jedoch nicht geeignet.

Apps und Online-Therapien gegen Depressionen

Ergänzend zu einer psychotherapeutischen Behandlung oder um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken, können digitale Programme zum Einsatz kommen. Inzwischen gibt es zahlreiche Apps und Hilfsangebote, die Betroffene im Alltag unterstützen. Die Programme bauen auf erprobten Übungen und Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie auf. Einige der Anwendungen können als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sogar ärztlich verordnet werden, sodass die Krankenkasse zahlt.

Wichtig: Online-Angebote können eine gute erste Hilfe sein und Betroffene einer Depression wirksam unterstützen. Ein Ersatz für eine professionelle Behandlung sind sie jedoch nicht.

Depression: Verlauf

Der Verlauf einer Depression hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von:

  • der Anzahl bisher erlebter depressiver Episoden
  • der Länge dieser Episoden
  • dem Schweregrad der Depression

Je nach Verlauf unterscheiden Fachleute Prognosen:

  • vollständige Remission (= vollständige Genesung): Betroffene hatten eine depressive Episode, von der sie sich vollständig wieder erholt haben.
  • unvollständige Remission: Erkrankte haben die depressive Phase überwunden, es geht ihnen jedoch nicht mehr so gut wie vor der Depression.
  • rezidivierende (= wiederkehrende) Depression: Betroffene leiden wiederholt an depressiven Phasen.
  • chronische Depression: Die Symptome einer Depression halten länger als zwei Jahre an.
  • Dysthymie: Die Stimmung ist dauerhaft getrübt, die depressiven Symptome sind jedoch nur mild ausgeprägt (depressive Verstimmung).

Folgen einer Depression

Eine Depression kann das Leben der Betroffenen je nach Schwere und Dauer stark beeinträchtigen:

  • Einschränkungen im Alltag: Manchen Betroffenen ist es während einer depressiven Episode nicht möglich, ihrer Arbeit nachzugehen oder eigenständig den Haushalt zu führen.
  • sozialer Rückzug: Weil sich Depressive häufig zurückziehen, haben sie oft nur wenige soziale Kontakte – was Gefühle von Einsamkeit und innerer Leere weiter verstärken kann. Auch kann eine Depression zu Konflikten in Partnerschaft und Familie führen; Angehörige müssen oft ein hohes Maß und Verständnis und Geduld mitbringen.
  • Suizidgedanken und -absichten: Das Risiko, dass sich eine depressive Person das Leben nimmt, ist etwa 30-mal so hoch wie bei einem gesunden Menschen. Daher ist es besonders wichtig, rechtzeitig zu reagieren und professionelle Hilfe zu holen.

Depressionen vorbeugen

Viele verschiedene Einflüsse bestimmen, ob jemand an einer Depression erkrankt oder nicht. Daher lässt sich ihr nur bedingt vorbeugen. Faktoren, die das Risiko einer Depression senken, sind zum Beispiel:

  • ein gutes soziales Netz mit hoher Unterstützung
  • regelmäßige körperliche Aktivität, etwa in Form von Sport oder anderen Hobbys
  • konstruktive Bewältigungsstrategien: Personen, die gelernt haben, Probleme konstruktiv zu lösen – zum Beispiel, indem sie aktiv nach einem Ausweg suchen, anstatt sich zurückzuziehen –, können einer Depression ein Stück weit vorbeugen.

Menschen, die zu Depressionen neigen, können erneuten Schübe bei ersten Anzeichen gegensteuern – indem sie sich professionelle Hilfe suchen oder konsequent die Strategien anwenden, die sie in einer Therapie gelernt haben.

Erste Hilfe bei Depression

In depressiven Phasen besteht bei vielen Betroffenen Suizidgefahr. Suizidgedanken sind immer ein Notfall. Wer solche Gedanken hat oder von Angehörigen weiß, die Suizidgedanken hegen, sollte nicht zögern, sich an die nächste psychiatrische Klinik zu wenden oder alternativ den Notruf (112) zu wählen. Eine gute erste Anlaufstelle ist auch der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) bei den Gesundheitsämtern.

Eine weitere Anlaufstelle kann zum Beispiel die anonyme und kostenlose Telefonseelsorge sein.