Durchfall (Diarrhö)
Zu viel, zu oft zu wässrig: Früher oder später hat jeder mal mit Durchfall zu kämpfen. Statistisch gesehen leidet in Deutschland pro Jahr etwa jeder Dritte einige Tage daran. Erfahren Sie, wann man von Durchfall spricht und was man dagegen tun kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Durchfall
Wie genau sich Durchfall äußert, kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Manchmal ist die Stuhlbeschaffenheit einfach nur viel zu weich, ein anderes Mal wie Wasser. Auch Farbe, Geruch oder Häufigkeit können variieren.
Per Definition liegt Durchfall (Diarrhö) vor, wenn
- es zu mehr als 3 Stuhlgängen pro Tag kommt
- und der Stuhl dabei zu weich oder flüssig beziehungsweise zu wässrig ist (mehr als 75 Prozent Wassergehalt)
- und die Stuhlmenge mehr als 200 bis 250 Gramm pro Tag beträgt.
Oft wird Durchfall von weiteren Symptomen begleitet, wie
Tritt Durchfall plötzlich auf und dauert nicht länger als 2 bis maximal 3 Wochen an, sprechen Mediziner von akutem Durchfall.
Dauert er dagegen länger als 2 bis 3 Wochen an, handelt es sich um chronischen Durchfall.
Durchfall: Ursachen
Für Durchfall (Diarrhö) kommen verschiedene Ursachen infrage. In vielen Fällen ist er die Folge eines Magen-Darm-Infekts. Zu den typischen Durchfall-Erregern zählen:
- Bakterien, wie zum Beispiel
- Salmonellen
- Escherichia coli (inkl. diverser Untergruppen)
- Campylobacter
- Yersinia enterocolitica
- Clostridium difficileCampylobacter-Infektion
- Viren, wie zum Beispiel
Neben Bakterien und Viren können aber auch andere Erreger zu Durchfall führen, etwa Parasiten (z. B. Entamoeba histolytica, Giardien).
Weitere mögliche Durchfall-Ursachen sind:
- Lebensmittelvergiftungen (durch bakterielle Gifte, z. B. von Staphylokokken oder Clostridien)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten, z. B. Laktoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Sorbitunverträglichkeit
- Nahrungsmittelallergien, z. B. Milcheiweißallergie
- Reizdarm-Syndrom
- übermäßiger Genuss von darmanregenden Nahrungsmitteln, z. B. getrocknete Pflaumen, Kaffee, frischer Orangensaft
- übermäßiger Konsum von künstlichen Süßungsmitteln, z. B. Sorbit
- akute psychische Belastungen bzw. Stress, z. B. Prüfungsangst
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen, z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
- hormonelle Ursachen, z. B. bei Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes mellitus
- Verdauungsstörungen, z. B. im Rahmen einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung, Mukoviszidose oder Zöliakie
- Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B. bei Antibiotika, Krebsmitteln
- Einnahme von Abführmitteln
- Vergiftungen, z. B. mit Arsen, Kupfer, Quecksilber)
- Krebserkrankungen, z. B. Darmkrebs
Bei akutem Durchfall sind die Ursachen meist eher harmlos und die Beschwerden bessern sich nach kurzer Zeit von selbst.
Durchfall: Diagnose
Ob bei Durchfall (Diarrhö) eine genauere Diagnose erforderlich ist, hängt davon ab, wie lange der Durchfall andauert. In den meisten Fällen bessert sich Durchfall spätestens nach 3 Tagen von selbst, sodass ein Arztbesuch selten erforderlich ist.
Dauert der Durchfall jedoch länger an, sollte man die Ursachen abklären lassen. Für den Arzt oder die Ärztin sind dabei verschiedene Informationen von Interesse, wie zum Beispiel:
- Seit wann besteht der Durchfall?
- Wie oft müssen Sie zur Toilette?
- Ist der Stuhl flüssig, schleimig oder blutig?
- Welche Farbe hat der Stuhl?
- Bestehen weitere Beschwerden wie Übelkeit oder Bauchschmerzen?
- Was haben Sie zuletzt gegessen?
- Sind Sie kürzlich verreist?
- Gibt es Vorerkrankungen, z. B. eine chronisch entzündliche Darmerkrankung?
- Nehmen Sie Medikamente ein und wenn ja, welche?
Am besten macht man sich bereits vor dem Arztbesuch kurz Gedanken darüber, welche Informationen für den Termin relevant sein könnten. Wenn die Ärztin oder der Arzt dann fragt, ist man gut vorbereitet. So fällt es einem leichter zu schildern, was genau das Problem ist und welche Umstände möglicherweise zu den Beschwerden beitragen. Wer bestimmte Fragen hat, kann sich diese auch vorher aufschreiben. So muss man keine Angst haben, diese im Eifer des Gefechts zu vergessen.
Im Anschluss an das Gespräch folgt meist eine gründliche körperliche Untersuchung. Hierbei tastet der Arzt oder die Ärztin den Bauch ab und horcht mit dem Stethoskop, ob es verdächtige Bauchgeräusche gibt.
Teilweise kann es auch erforderlich sein, dass den Enddarm mit dem Finger auszutasten (sog. rektale Untersuchung).
Die Untersuchung einer Stuhlprobe im Labor kann zeigen, ob Krankheitserreger (z. B. Bakterien oder Parasiten) für den Durchfall verantwortlich sind. In manchen Fällen ist es außerdem eine Blutprobe sinnvoll, zum Beispiel um diese auf erhöhte Entzündungswerte zu untersuchen.
Je nach vermuteter Durchfall-Ursache werden möglicherweise weitere Untersuchungen veranlasst, wie zum Beispiel:
- Ultraschall der Bauchorgane
- Darmspiegelung (Koloskopie)Röntgen
- spezielle Tests auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit
Durchfall: Behandlung
Akuter Durchfall (Diarrhö) ist in den meisten Fällen harmlos und bessert sich nach etwa 1 bis 3 Tagen von selbst.
Ziehen Sie jedoch unbedingt einen Arzt zurate, wenn
- der Durchfall länger als 3 Tage anhält.
- zusätzlich Fieber auftritt.
- Sie sich sehr erschöpft fühlen.
- der Durchfall Blutbeimengungen enthält.
Leiden Säuglinge, Kleinkinder oder ältere und abwehrgeschwächte Personen an Durchfällen, sollte immer ein Arztbesuch erfolgen. Das Gleiche gilt für Durchfall nach Fernreisen.
Flüssigkeit und Elektrolyte
Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte. Diese Verluste muss man ausgleichen, zum Beispiel durch Getränke wie Leitungswasser, stilles Mineralwasser oder Kräutertee.
Auch spezielle Elektrolyt-Präparate aus der Apotheke sind eine Möglichkeit. Sie beinhalten genau die Elektrolyt-Mischung, die der Körper braucht.
Ist der Durchfall sehr stark, reicht das als Behandlung jedoch möglicherweise nicht aus. Kann man Getränke kaum bei sich behalten, ist es daher in einigen Fällen nötig, dem Körper Flüssigkeit und Elektrolyte als Infusion über die Vene zuzuführen.
Medikamente gegen Durchfall
Bei akutem Durchfall können kurzfristig Kohlekompretten zum Einsatz kommen. Diese Tabletten dicken den Stuhl etwas ein und binden eventuell vorhandene Giftstoffe im Darm.
Bei Bauchkrämpfen helfen krampflösende Mittel (z. B. Butylscopolamin) oder eine Wirkstoffkombination mit Simeticon, die gegen vermehrte Gasbildung im Darm hilft.
Bestimmte Medikamente gegen Durchfall verringern die übermäßigen Darmbewegungen auf ein normales Maß (z. B. der Wirkstoff Loperamid) oder hemmen die Abgabe von Flüssigkeit in den Darm (z. B. der Wirkstoff Racecadotril). Eine Behandlung mit Loperamid, Racecadotril oder ähnlichen Wirkstoffen sollte jedoch am besten nur nach ärztlicher Absprache erfolgen.
Ist der Durchfall die Folge einer anderen Erkrankung, zum Beispiel einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder einer Krebserkrankung, ist eine gezielte Behandlung dieser Grunderkrankung notwendig.
Sind Krankheitserreger wie Bakterien oder Parasiten die Ursache eines länger andauernden Durchfalls, richtet sich die Behandlung nach dem jeweiligen Erreger. Der Arzt oder die Ärztin wird gegebenenfalls Antibiotika oder andere Mittel verschreiben, die gezielt gegen den Erreger wirken.
Viele Durchfall-Erkrankungen werden allerdings bewusst nicht oder nur in Ausnahmefällen mit Antibiotika behandelt. Das hat zum einen den Grund, dass Antibiotika nur gegen Bakterien wirken und nicht gegen Viren. Magen-Darm-Infekte sind jedoch häufig Virusinfekte.
Zum anderen verkürzen Antibiotika den Krankheitsverlauf nur selten – oder führen dazu, dass die Rate an Dauerausscheidern steigt. Das bedeutet, man gibt Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien mit dem Stuhl ab, obwohl man keine Durchfall oder andere Magen-Darm-Beschwerden (mehr) hat.
Durchfall: Probiotika
Viele Menschen schwören bei Durchfall auf Probiotika – also spezielle Mikroorganismen, die nach dem Verzehr die Passage durch den sauren Magen größtenteils überleben.
Im Dickdarm angelangt, wirken sich Probiotika angeblich günstig auf die Darmflora aus. Bei einem Magen-Darm-Infekt sollen sie die Durchfall-Erreger aus der Darmflora verdrängen und dadurch die Genesung fördern. So jedenfalls die Theorie.
Ob Probiotika jedoch wirklich gegen Diarrhö helfen, lässt sich zurzeit nicht sicher beantworten. Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche Studien zu diesem Thema, häufig sind diese jedoch wenig aussagekräftig bis widersprüchlich oder lassen Fragen offen.
Reicht es beispielsweise aus, probiotischen Joghurt zu verzehren oder sollte man Probiotika in Kapsel- oder Pulverform zu sich nehmen? Kann normaler Joghurt bereits helfen? In welcher Form man Probiotika am besten einnimmt, bleibt unklar beziehungsweise lässt sich nicht pauschal beantworten.
Ob Probiotika überhaupt helfen können, hängt zudem wahrscheinlich auch davon ab, was genau die Durchfall-Ursache ist.
Durchfall: Hausmittel
Bei akutem Durchfall (Diarrhö) gibt es einiges, was man selbst tun kann. In vielen Fällen können Hausmittel die Beschwerden bereits lindern. Wichtig ist vor allem, ausreichend zu trinken (z. B. Leitungswasser oder Kräutertees).
Auf das gängige Hausmittel Cola und Salzstangen sollte man allerdings besser verzichten.
Lesetipp: Hausmittel – was hilft gegen Durchfall?
Durchfall: Was kann man essen?
Bei Durchfall (Diarrhö) sollte man in puncto Essen auf ein paar Dinge achten. Generell gilt: Überfordern Sie den Darmtrakt beim Essen nicht. Meiden Sie schwer verdauliche Lebensmittel wie zum Beispiel sehr fetthaltige Speisen und bevorzugen Sie erst einmal Schonkost.
Gut verträgliche Lebensmittel bei Durchfall sind im Allgemeinen:
- Zwieback
- Knäckebrot
- zerdrückte Banane
- Kartoffelbrei (mit fettarmer Milch und ohne Butter zubereiten)
- fettarmes Fleisch
- fettarmer Fisch
- Magerquark
- Magerjoghurt
- in Brühe weichgekochter Reis
- in Brühe weichgekochte Nudeln
- Haferschleim
- Rührei (ohne Milch oder mit fettarmer Milch anrühren)
Video: Sechs Tipps für eine magenbekömmliche Kost
Nicht geeignet bei Durchfall sind:
- sehr fette oder stark gewürzte Gerichte
- Süßigkeiten
- Hülsenfrüchte