Ein Mann und eine Frau machen Liegestütz mit einem Gymnastikball.
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Wie Mann und Frau sich im Körperbau unterscheiden

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 14.01.2022

Olympische Spiele 1984: Die amerikanische Marathonläuferin Joan Benoit gewinnt mit einer Zeit von 2 Stunden, 24 Minuten und 52 Sekunden Gold. Ein historisches Ereignis, denn bis dahin war diese Disziplin nur für Männer zugelassen – Frauen galten als zu schwach und körperlich nicht genug belastbar.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Wie Mann und Frau sich im Körperbau unterscheiden

Heute springen, werfen, boxen und sprinten Frauen in fast allen Sportarten mit und niemand zweifelt mehr an ihren körperlichen Voraussetzungen. Und trotzdem sind Frauen im Spitzenbereich des Sportszehn bis zwölf Prozent weniger leistungsfähig als Männer. Die Gründe liegen in feinen Unterschieden im Körperbau und in der Physiologie.

Warum Männer mehr Kraft haben

Die Weltrekordhalterin im Gewichtheben in ihrer Klasse bis 63 Kilogramm Körpergewicht bringt 146 Kilo in die Höhe. Ihr männliches Pendant stößt bei etwa gleichem Körpergewicht ganze 37 Kilogramm mehr Richtung Himmel.

Ein Grund für solche Kraftunterschiede zwischen den Geschlechtern ist das männliche Sexualhormon Testosteron. Der Testosteron-Spiegel einer Frau ist um das Zehn- bis Zwanzigfache niedriger als der eines Mannes. Das Hormon ist beteiligt am Aufbau von Muskelgewebe und Muskelmasse. Es lässt die Muskeln von Männern größer und breiter werden. Im Schnitt liegt der Anteil der Muskelmasse am gesamten Körpergewicht bei Männern bei 38 Prozent, der von Frauen bei 31 Prozent. Mehr Muskelmasse bedeutet mehr Kraft.

Ein weiterer Grund, warum Männer schwerer heben und schneller laufen können, liegt in der Muskelzelle selbst: In ihr arbeiten sogenannte Mitochondrien, die "Kraftwerke" der Zellen. Die Muskeln einer Frau enthalten weniger Mitochondrien als die eines Mannes – und weniger Kraftwerke produzieren weniger Energie.

Warum das Herz einer Frau manchmal schneller schlägt

Frauen haben im Vergleich zu Männern ein kleineres Herz, kleinere Lungen und weniger Blut. Kleinere Lungen nehmen weniger Sauerstoff auf. Ein kleineres Herz pumpt pro Herzschlag weniger Blut und somit weniger Sauerstoff in den Kreislauf. Diese biologischen Unterschiede führen dazu, dass weibliche Muskeln weniger Sauerstoff für die Energiegewinnung zur Verfügung haben. Bei gleichem Lauftempo und ähnlichen körperlichen Voraussetzungen ist deshalb die Herzfrequenz einer Frau höher als die eines Mannes, damit ausreichend Sauerstoff zu den Muskeln transportiert wird.

Warum Frauen breitere Hüften haben

Frauen sind leichter als Männer, im Schnitt 14 bis 18 Kilogramm. Die Gründe liegen nicht nur in der geringeren Muskelmasse der Frau: Ihre Knochen sind weniger dicht und damit leichter.

Der augenscheinlichste anatomische Unterschied zwischen dem Skelett des Mannes und der Frau ist das Becken. Bei der Geburt muss das Kind das Becken passieren – daher ist es bei Frauen breiter und der sogenannte Beckenring ist eher kreisförmig ausgelegt.