Eine Frau liegt neben einem schlafenden Mann wach im Bett; ihr Wecker zeigt 3:30 Uhr an.
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Schlaflosigkeit (Insomnie)

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Es ist tiefste Nacht und alles um Sie herum schläft – nur Sie wälzen sich von einer Seite auf die andere und finden einfach keinen Schlaf. Oder sind Sie vielleicht problemlos eingeschlafen, wachen aber immer wieder auf und es gelingt Ihnen nicht, einige Stunden durchzuschlafen?

Allgemeines

Mit dem Problem der Schlaflosigkeit sind Sie nicht allein – 15 bis 35 Prozent der Bevölkerung berichten von leichten Formen der sogenannten Insomnie, 4 Prozent leiden unter einer schweren Form, die auch Tagesablauf und Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt.

Schlaflosigkeit gilt als eine Untergruppe der Schlafstörung, die sich dadurch auszeichnet, dass

  • über einen längeren Zeitraum (mindestens 1 Monat) Einschlaf- oder Durchschlafstörungen auftreten,
  • die Schlafdauer ungenügend ist oder
  • der Betroffene den Schlaf nicht als erholsam empfindet.

Darüber hinaus wirkt sich der fehlende Schlaf negativ auf das seelische Wohlbefinden des Schlaflosen aus: Wer nachts zu wenig schläft, den holt die Müdigkeit tagsüber ein, sodass es zu Leistungs- und Konzentrationsschwächen kommt.

Wenn Ein- und Durchschlafschwierigkeiten nur wenige Tage anhalten (akute Insomnie), sind oft Stress oder Aufregung dafür verantwortlich, so zum Beispiel im Zusammenhang mit einer bevorstehenden Prüfung. Auch wenn man Sorgen mit ins Bett nimmt, wälzt man sich mitunter hin und her und findet keinen Schlaf. Wenn die Belastung überstanden ist und Stress oder Sorgen nachlassen, normalisiert sich in der Regel auch der Schlafrhythmus wieder.

Manchmal sind ungünstige Arbeitszeiten (wie z. B. Schichtarbeit) oder häufiges Reisen der Grund für Schlaflosigkeit. Auch im Alter nimmt das Schlafbedürfnis ab.

Wenn die Schlaflosigkeit jedoch über längere Zeit anhält, sodass möglicherweise medizinisch bedingte Probleme zugrunde liegen, sollten Sie den Ursachen nachgehen, am besten mithilfe eines schlafmedizinischen Experten.

Formen von Schlaflosigkeit

In der Medizin unterscheidet man zwei Formen von Schlaflosigkeit:

  • Schlaflosigkeit, bei der organische und psychiatrische Krankheitsursachen ausgeschlossen werden konnten (primäre Insomnie)
  • Schlaflosigkeit, bei der organische oder psychiatrische Krankheitsursachen nachgewiesen werden konnten (sekundäre Insomnie)

Wenn keine organische oder psychiatrische Ursache für Schlaflosigkeit vorliegt, können körperliche Anspannung oder bestimmte Verhaltensweisen, die den Schlaf verhindern, zugrunde liegen (psychophysiologische Insomnie).

Zu diesen Verhaltensweisen gehört zum Beispiel die übertriebene Anstrengung, einzuschlafen. Sie zeigen sich außerdem in einem erhöhten Erregungsniveau, insbesondere vor dem Schlafengehen und daran, dass jemand in einer fremden Schlafumgebung besser schläft als in der gewohnten.

Darüber hinaus gibt es auch Menschen, die ihren Schlaf als gestört empfinden, obwohl ein objektiver Nachweis einer Schlafstörung fehlt (paradoxe Insomnie, Pseudoinsomnie). Im Gegensatz zu anderen Formen von Schlaflosigkeit sind bei der Pseudoinsomnie Leistungsfähigkeit und Tagesmüdigkeit kaum beeinträchtigt.

Bei wenigen Menschen besteht ein lebenslanges Unvermögen, ausreichend zu schlafen (idiopathische Insomnie). Man vermutet, dass hierbei eine neurologisch bedingte Störung der schlaf-wach-regulierenden Systeme vorliegt oder erlerntes Verhalten eine Rolle spielt.

Schlaflosigkeit, die mit einer nachweisbaren Erkrankung einhergeht, bezeichnet man als sekundäre Insomnie. Zu diesen ursächlichen Krankheitsbildern gehören zum Beispiel:

Schlaflosigkeit kann auch infolge eines Missbrauchs bestimmter Substanzen wie zum Beispiel Amphetamine, Ecstasy oder Alkohol auftreten.

Um Ausmaß und Ursachen von Schlaflosigkeit zu ermitteln, können verschiedene Maßnahmen hilfreich sein. Schlaffragebögen und sogenannte Schlaftagebücher können dem behandelnden Arzt oder der Ärztin dabei helfen, Ihre Schlafgeschichte nachzuvollziehen und Schlafstörungen genau zu identifizieren.

In diesen vorgefertigten Bögen und Tagebüchern können Betroffene Informationen über Schlafrhythmus, nächtliche Beschwerden, Erholsamkeit des Schlafs, Schlafdauer und so weiter festhalten. All diese Informationen helfen dem Arzt oder der Ärztin, ein genaues Bild über Ihre Schlafprobleme zu bekommen.

Schlaflos – was tun?

Viele Formen der Schlaflosigkeit sind vorübergehend und verschwinden von selbst wieder. Eine spezielle Therapie ist dann nicht zwingend erforderlich.

In vielen Fällen reicht es schon aus, die sogenannte Schlafhygiene zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Mit Schlafhygiene sind alle Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen gemeint, die einen gesunden Schlaf fördern.

Um Ihre Schlafhygiene zu verbessern, sollten Sie u. a.:

  • regelmäßige Schlafenszeiten einhalten
  • auf einen ausgedehnten Mittagsschlaf verzichten
  • nicht wach im Bett liegen: Wenn Sie nicht schlafen können, stehen Sie auf und suchen Sie sich eine leichte Beschäftigung in einem anderen Raum
  • auf schwere Mahlzeiten, Alkohol und koffeinhaltige Getränke vor dem Zubettgehen verzichten
  • eine ruhige und angenehme Schlafsituation schaffen: Das Schlafzimmer sollte dunkel, gut belüftet und ruhig sein
  • den Tag ruhig ausklingen lassen und auf anstrengende Aktivitäten vor dem Schlafengehen verzichten
  • das Schlafengehen mit einem Ritual verbinden (z. B. Entspannungsmusik hören, spazieren gehen …)
  • das Schlafzimmer nur zum Schlafen nutzen
  • einige Stunden vor dem Schlafengehen aufs Rauchen verzichten

Behandlungsbedarf besteht dann, wenn sich Schlaflosigkeit ohne nachgewiesene organische und psychiatrische Krankheitsursachen auch auf Ihre Tagesbefindlichkeit und Ihre Leistungsfähigkeit auswirkt.

Je nach Ursache kommen bei Schlaflosigkeit neben der Optimierung der Schlafgewohnheiten weitere Maßnahmen infrage.

Wenn den Schlafstörungen eine organische oder psychiatrische Erkrankung zugrunde liegt, sollten Sie diese zunächst behandeln lassen.

In einigen Fällen kann bei Schlaflosigkeit eine Verhaltenstherapie sinnvoll sein. So können zum Beispiel kognitive Techniken dabei helfen, nächtliche Grübeleien zu reduzieren.

Vorübergehend können auch Schlafmittel eingesetzt werden. Diese können einen gesunden und erholsamen Schlaf zwar unterstützen, sie beseitigen die Ursachen der Schlaflosigkeit jedoch nicht.

Sprechen Sie deshalb unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin – er oder sie kann Ihnen eine geeignete Behandlungsmethode verordnen.