Herzinsuffizienz: Mann mit Herzschwäche fasst sich an die Brust.
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Herzinsuffizienz: Therapie und Lebenserwartung bei Herzschwäche

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.06.2025

Bei einer Herzinsuffizienz ist der Herzmuskel nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Eine solche Herzschwäche ist meist das Endstadium anderer Herzkrankheiten. Wie ist die Lebenserwartung bei einer Herzinsuffizienz und welche Behandlung hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Herzinsuffizienz

Bei einer Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche genannt) ist der Herzmuskel in seiner Funktion so eingeschränkt, dass er nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpen kann. 

Schwere Fälle von Herzinsuffizienz können durch ein Pumpversagen des Herzens, ausgeprägte Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall oder Lungenembolie infolge eines Blutgerinnsels oder durch ein Organversagen tödlich enden.

Bei der dekompensierten Herzinsuffizienz kann der Organismus der fehlenden Herzleistung nicht mehr selbst entgegenwirken. Ausgeprägte Symptome wie starke Atemnot, Wassereinlagerungen und Kreislaufprobleme sind Anzeichen.

Grundsätzlich können Betroffene mit Herzinsuffizienz alt werden. Die genaue Lebenserwartung hängt jedoch zum Beispiel vom Zeitpunkt der Diagnose, Schweregrad, von der Grunderkrankung, der konsequenten Behandlung und einem gesunden Lebensstil ab.

Betroffene mit Herzinsuffizienz und Wasser in den Beinen befinden sich vermutlich in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. Die Lebenserwartung hängt jedoch von weiteren Faktoren wie dem Schweregrad, der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen ab.  

Was ist eine Herzinsuffizienz?

Bei einer Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche genannt) ist der Herzmuskel zu schwach, um ausreichend Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Die fehlende Pumpleistung führt dazu, dass Organe und Gewebe nur noch ungenügend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. 

Je nachdem, welche Herzkammer geschwächt ist, unterscheiden Fachleuten zwischen einer Linksherzinsuffizienz und Rechtsherzinsuffizienz. Sind beide Herzkammern betroffen, ist die Rede von einer globalen Herzschwäche. 

In der Regel ist eine Herzmuskelschwäche Folge anderer Herzerkrankungen, wie beispielsweise der koronare Herzkrankheit (KHK) und Bluthochdruck. Rund vier Prozent der Bevölkerung sind von einer Herzinsuffizienz betroffen, insbesondere ältere Menschen. Etwa jede vierte Person über 80 Jahre ist herzschwach. 

Herzschwäche: Mögliche Symptome bei Herzinsuffizienz

In einem frühen Krankheitsstadium kann der Körper die nachlassende Pumpleistung des Herzens meist noch ausgleichen (kompensieren): Das Herz schlägt schneller, der Herzmuskel verdickt sich, die Gefäße ziehen sich enger zusammen und es wird mehr Blut gebildet. In diesem sogenannten kompensierten Stadium haben Betroffene in der Regel keine Beschwerden. 

Gelingt dies nicht mehr, kommt es zu Symptomen der Herzschwäche. Diese zeigen sich dann zunächst erst unter körperlicher Belastung. 

Typische Symptome einer Herzinsuffizienz sind:

  • Atemnot, Kurzatmigkeit, Luftnot (Dyspnoe)
  • trockener Husten
  • verringerte Belastbarkeit und Erschöpfung bei geringer Belastung
  • häufiges nächtliches Wasserlassen
  • beschleunigter Herzschlag (Tachykardie) und Herzrhythmusstörungen
  • krankhafte Flüssigkeitsansammlungen (z. B. in der Lunge und/oder in den Beinen, oft erstmals zu sehen an den Knöcheln)
  • plötzliche Gewichtszunahme von mehr als zwei Kilogramm innerhalb von drei Tagen (mögliches Anzeichen für starke Wassereinlagerungen)

Diese Beschwerden können jedoch auch andere Ursachen haben. Die genauen Symptome sind zudem individuell und hängen auch davon ab, ob die linke oder rechte Herzkammer betroffen ist. Oft sind jedoch beide Herzkammern geschwächt.

Wie äußert sich eine Linksherzinsuffizienz?

Bei einer Pumpschwäche der linken Herzkammer sprechen Fachleute von einer Linksherzinsuffizienz. Diese äußert sich insbesondere durch:

  • Luftnot
  • beschleunigte Atmung
  • Lungenstauung/Lungenödem
  • nächtliche Atemnot und Hustenreiz (Asthma cardiale/Herzasthma)
  • Leistungsminderung und Verwirrtheit (durch die schlechtere Versorgung von Muskeln und Gehirn)
  • Unruhe
  • Rasselgeräusche beim Atmen
  • Blaufärbung der Haut und Schleimhäute (Zyanose)

Was sind Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz?

Handelt es sich um eine Schwäche der rechten Herzkammer, ist die Rede von einer Rechtsherzinsuffizienz. Anzeichen hierfür sind insbesondere Wasseransammlungen (Ödeme) im Bereich der Unterschenkel und Knöchel. Betroffene müssen zudem oft nachts auf die Toilette, da angestaute Flüssigkeit aus dem Gewebe ausgeschwemmt und über den Urin abgegeben wird. 

Bei einer fortgeschrittenen Rechtsherzinsuffizienz sind zudem möglich:

Herzinsuffizienz: Ursachen und Risikofaktoren von Herzschwäche

Das Herz pumpt Blut durch den Körper, indem es sich zusammenzieht und wieder entspannt. Ist der Herzmuskel jedoch geschädigt und wird nur noch ungenügend durchblutet, sinkt die Pumpleistung. Die häufigsten Ursachen hierfür sind Bluthochdruck (Hypertonie) oder die koronare Herzkrankheit (KHK).

Bei Bluthochdruck muss das Herz dauerhaft gegen einen erhöhten Widerstand pumpen. Mit der Zeit kann das zu einer Versteifung der meist linken Herzkammer führen – diese wird unelastischer und kann so weniger Blut aufnehmen. Das Blut staut sich dann vor der linken Herzkammer, im linken Vorhof oder in den Lungengefäßen. 

Bei der koronaren Herzkrankheit wird aufgrund verengter Herzkranzgefäße der Herzmuskel hingegen ungenügend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. In der Folge verschlechtert sich die Pumpleistung des Herzens. 

Im schlimmsten Fall kann eine koronare Herzkrankheit zum Herzinfarkt führen: Verstopft eines der Herzkranzgefäße, werden Teile des Herzmuskelgewebes nicht mehr durchblutet und sterben ab.

Risikofaktoren einer Herzinsuffizienz

Jede Erkrankung, welche die Herzmuskulatur schwächt, kann langfristig zu einer Herzinsuffizienz führen. Herzerkrankungen treten wiederum häufig als Folge anderer Erkrankungen oder eines ungesunden Lebensstils auf.

Zu den Risikofaktoren für Herzschwäche zählen:

Diagnose der Herzinsuffizienz

Bei Verdacht auf Herzschwäche sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Der erste Schritt der Diagnose ist ein Gespräch, bei dem Fragen zu möglichen Vorerkrankungen, der Einnahme von Medikamenten und der Familiengeschichte geklärt werden. Danach schließt sich eine körperliche Untersuchung an:

  • Messung von Blutdruck und Puls
  • Blutuntersuchung
  • Kontrolle auf sicht- oder tastbare Wassereinlagerungen
  • Abhören von Herz und Lunge

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sind meist weitere Untersuchungen nötig. Dazu zählen: 

  • Elektrokardiogramm (EKG): Anhand des EKGs können Herzrhythmusstörungen festgestellt werden, die häufig Folge einer Herzinsuffizienz sind. Zudem gibt das EKG Hinweise darauf, ob ein Herzinfarkt vorlag, die Herzleistung nachgelassen hat oder der Herzmuskel verdickt ist.

  • Röntgen-Thorax: Mithilfe einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs lassen sich Wasseransammlungen in der Lunge und Veränderungen des Herzens erkennen.

  • Echokardiographie (EEG): Der wichtigste Schritt zur Diagnose einer Herzinsuffizienz ist die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie). Dadurch lassen sich die Pumpleistung und Funktion des Herzens beurteilen und die Ursachen einer möglichen Herzschwäche feststellen. 
  • Untersuchung von Blut und Urin: Die Herzvorhöfe setzen das sogenannte natriuretische Peptid, kurz BNP (engl. brain natriuretic peptide) frei, wenn sie gedehnt beziehungsweise überlastet werden. Ist das Herz geschwächt oder steht es unter großer Anspannung, steigt der BNP-Wert im Blut. 

Einteilung der Herzinsuffizienz in die NYHA-Stadien

Fachleute für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Kardiologie) teilen die Schwere einer Herzschwäche in vier Stadien ein, die in der sogenannten NYHA-Klassifikation festgelegt sind. NYHA steht für New York Heart Association, die das Schema entwickelt hat. Anhand der Stadien lässt sich beurteilen, wie weit die Herzinsuffizienz fortgeschritten ist und was somit bei der Therapie zu berücksichtigen ist.

NYHA-StadiumSymptome (Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen oder Atemnot)
NYHA-Stadium Ikeine Beschwerden, normale Belastung möglich
NYHA-Stadium IIBeschwerden bei alltäglichen Belastungen (z. B. Treppensteigen), in Ruhe beschwerdefrei
NYHA-Stadium IIIBeschwerden schon bei leichter körperlicher Belastung wie Spazieren
NYHA-Stadium IVSymptome in Ruhe, keine körperliche Belastung mehr möglich

Herzinsuffizienz: Therapie bei Herzschwäche

Eine Herzinsuffizienz ist nicht heilbar. Eine individuelle Therapie kann jedoch die Lebensqualität von Betroffenen verbessern und die Lebenserwartung positiv beeinflussen. Wichtig ist dabei, eine mögliche zugrunde liegende Erkrankung konsequent zu behandeln. 

Bei 70 bis 90 von 100 Betroffenen ist eine Herzinsuffizienz Folge von Bluthochdruck und/oder der koronaren Herzkrankheit (KHK).

Medikamente zur Behandlung der Herzschwäche

Die Wahl der Medikamente richtet sich nach der Ursache und Art der Herzinsuffizienz, dem Stadium der Herzerkrankung und dem allgemeinen Gesundheitszustand. Die*der Ärztin*Arzt verordnet beispielsweise folgende Arzneimittel:

  • Es gibt zum einen Medikamente, die das Herz entlasten und somit die Prognose und Lebenserwartung verbessern können. Dazu gehören Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Antagonisten und Aldosteron-Antagonisten.

  • Zum anderen gibt es Mittel, die gegen die Symptome der Herzschwäche helfen, wie zum Beispiel entwässernde Medikamente (Diuretika) gegen Ödeme.

Was können Betroffene mit Herzinsuffizienz selbst tun?

Darüber hinaus gibt es einige Maßnahmen, die sich positiv auf die Lebensqualität und Lebenserwartung von Betroffenen mit Herzschwäche auswirken können: 

  • Rauchstopp
  • Alkoholverzicht
  • regelmäßige Bewegung und Sport, etwa bei Herzsportgruppen
  • gesunde, ausgewogene Ernährung 
  • Übergewicht abbauen
  • maximal 6 Gramm Salz täglich, etwa 1 Teelöffel (da Salz Wassereinlagerungen begünstigt)
  • ca. 1,5 Liter Wasser täglich trinken (bei akuten Beschwerden nach ärztlicher Rücksprache ggf. weniger)
  • regelmäßige Impfungen gegen Pneumokokken und Grippe

Therapie bei schwerer Herzinsuffizienz

Betroffene mit schwerer Herzschwäche erhalten in manchen Fällen einen Herzschrittmacher. Dieser kann etwa bei anhaltenden Herzrhythmusstörungen oder bei einem zu langsam schlagenden Herzen notwendig sein. 

Bei einer sehr starken Schädigung des Herzens kann als letzte Therapieoption eine Herztransplantation erwogen werden.

Prognose und Lebenserwartung bei Herzinsuffizienz

Eine rechtzeitige Behandlung und ein gesunder Lebensstil senken das Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen deutlich.

Grundsätzlich hängen Prognose und Lebenserwartung bei einer Herzschwäche von folgenden Faktoren ab:

  • Schwere der Erkrankung
  • Ursache der Herzschwäche
  • Alter der betroffenen Person
  • Lebensstil 
  • Grund- und Begleiterkrankungen

In den letzten Jahren ist dank besserer Behandlungsmöglichkeiten die Sterblichkeit von Patient*innen mit Herzschwäche zurückgegangen. Viele Betroffene können über viele Jahre hinweg ein weitgehend normales Leben mit guter Lebensqualität führen. 

Dennoch stellt eine Herzinsuffizienz weiterhin eine ernst zu nehmende Erkrankung dar, die konsequent behandelt werden muss. Bei schweren Fällen drohen Komplikationen, welche sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken. Dazu zählen:

  • Blutgerinnsel
  • Lungenembolie
  • Herzrhythmusstörungen
  • Schlaganfall
  • Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge (Lungenödem)
  • plötzlicher Herztod

Lässt sich einer Herzinsuffizienz vorbeugen?

Die häufigsten Ursachen von Herzschwäche sind Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit. Das Risiko dieser Krankheiten lässt sich reduzieren durch:

  • Bewegung und Sport
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin
  • Abbau von Übergewicht

Wer bereits Vorerkrankungen wie KHK oder Bluthochdruck hat, sollte sich an die ärztlich verordnete Therapie halten und die Herzfunktion regelmäßig überprüfen lassen.