Hypoxie: Mann leidet unter Sauerstoffmangel und wird von Frau betreut.
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Hypoxie: Symptome und Ursachen von Sauerstoffmangel

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 25.08.2023

Von einer Hypoxie sprechen Fachleute bei einem Sauerstoffmangel im ganzen Körper oder einzelnen Körperteilen. Welche Ursachen hinter der Hypoxie stecken können, mögliche Symptome und warum eine Hypoxie lebensgefährlich sein kann, erfahren Sie hier.

  • Definition: Hypoxie ist der medizinische Begriff für einen Sauerstoffmangel im ganzen Körper oder einzelnen Körperteilen/Organen.
  • Symptome: Beispiele sind Kurzatmigkeit, erhöhte oder erniedrigte Atemfrequenz, starkes Herzklopfen (Tachykardie), Schwitzen, marmorierte Haut, blaue Finger und/oder Lippen (Zyanose), Unruhe, Verwirrtheit bis hin zum Bewusstseinsverlust.
  • Ursachen: Hypoxie kann von zahlreichen Erkrankungen im Bereich der Lunge, des Kreislaufs, des Stoffwechsels, durch Verlegung der Atemwege, Verletzungen oder Vergiftungen verursacht werden.
  • Diagnose: Ärztliches Gespräch (wenn möglich), körperliche Untersuchung, Pulsoxymetrie, Blutuntersuchungen, weiterführende Untersuchungen zur Klärung der Ursache (z. B. Lungenröntgen).
  • Therapie: Behandlung der Ursache und gegebenenfalls Sauerstofftherapie.
  • Verlauf: Verlauf und Prognose sind von der Ursache abhängig. Schnelles Handeln ist wichtig, um bleibende Schäden oder Todesfälle zu vermeiden. 

Was ist Hypoxie?

Hypoxie ist die Unterversorgung des Körpers oder einzelner Körperteile mit Sauerstoff. Genügend Sauerstoff ist für den Organismus essenziell, weshalb die Hypoxie lebensgefährlich sein kann. Eine Hypoxie lässt sich durch einen geringen Sauerstoffpartialdruck (pO2) im Gewebe und Blut nachweisen. Ist ein Sauerstoffmangel im arteriellen Blut messbar, sprechen Fachleute von einer Hypoxämie.

Wie wird der Körper mit Sauerstoff versorgt?

Sauerstoff wird mit der Luft eingeatmet und über die Lunge an das Blut abgegeben. Im Blut befinden sich rote Blutkörperchen. Sie transportieren den Sauerstoff über arterielle Blutgefäße zu den Körperzellen. Die Zellen nehmen den Sauerstoff aus dem Blut auf und geben Kohlendioxid ab. Das Blut wird über die Venen zurück zum Herzen gepumpt und in die Lunge befördert, wo Kohlendioxid abgeatmet und neuer Sauerstoff aufgenommen wird und der Kreislauf beginnt von vorne.

Sauerstoff ist notwendig, damit Zellen aus Nährstoffen der Nahrung Energie gewinnen können. Besonders sensibel auf einen Sauerstoffmangel reagiert das Gehirn. Bei einem plötzlichen Sauerstoffmangel sterben bereits nach wenigen Minuten Gehirnzellen ab und es kann folglich zu bleibenden Hirnschäden (hypoxischer Hirnschaden) kommen. 

Wichtig: Eine Hypoxie ist ein medizinischer Notfall! Bei Verdacht muss umgehend der Notruf kontaktiert werden.

Hypoxie: Mögliche Symptome bei einem Sauerstoffmangel

Menschen, die unter einer akuten Hypoxie beziehungsweise einem Sauerstoffmangel leiden, können folgende Symptome zeigen:

  • Kurzatmigkeit (Dyspnoe)
  • besonders wenige oder sehr viele Atemzüge (abnorme Atemfrequenz)
  • nach vorn gebeugte Sitzhaltung
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • vermehrtes Schwitzen
  • marmorierte Haut: Blasse Hautfarbe mit grau-blauen Linien
  • bläuliche Fingerspitzen und/oder Lippen (Zyanose)
  • Verwirrtheit
  • Reizbarkeit
  • Unruhe

Wird die Ursache der Hypoxie nicht behoben, kann dies zum Kreislaufstillstand, Bewusstseinsverlust, Koma und schlimmstenfalls zum Tod führen.

Weitere Beschwerden bei chronischer Hypoxie

Neben den plötzlichen Symptomen einer Hypoxie gibt es auch andere Faktoren, die auf einen langfristigen Sauerstoffmangel (chronische Hypoxie) hinweisen. Möglich sind etwa 
Uhrglasnägel und Trommelschlegelfinger. Aufgrund des langanhaltenden Sauerstoffmangels im Gewebe kommt es zur Zellvermehrung. Deshalb treiben die Fingerenden auf und werden dicker, wie Trommelschlegel. Die Nägel werden ebenfalls dicker, größer und werden rundlicher.

Welche Ursachen hat die Hypoxie?

Es gibt zahlreiche Krankheiten oder Zustände, welche die Sauerstoffzufuhr des Körpers einschränken können. Manche Erkrankungen äußern sich durch eine gestörte Sauerstoffaufnahme, andere gehen mit einer gestörten Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe einher. Einige Beispiele, die als Ursache einer Hypoxie infrage kommen: 

Verengung oder Verlegung der Atemwege (Obstruktion der Atemwege)

  • Fremdkörper: Es kann passieren, dass ein Fremdkörper inhaliert wird und die Atemwege verlegt. Plötzliche Atemnot kann die Folge sein.

  • Allergie oder anaphylaktische Reaktion: Bei einer allergischen Reaktion, zum Beispiel durch ein Lebensmittel oder einen Bienenstich, können Zunge und Rachen stark anschwellen und die Atemwege verlegen.

  • Krebserkrankung: Eine Krebserkrankung/Tumor im Bereich der Atemwege kann diese blockieren und eine Hypoxie verursachen. Auch ein Tumor in unmittelbarer Nähe eines Blutgefäßes kann die Sauerstoffzufuhr beeinträchtigen, indem er den Blutfluss behindert.

  • Asthma bronchiale und chronisch obstruktive pulmonale Erkrankung (COPD): Diese beiden Erkrankungen führen zu einer Verengung der unteren Atemwege. Vor allem bei einem akuten Asthmaanfall oder einer plötzlichen Verschlechterung der COPD droht ein zu niedriger Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut. 

Gefäßverschluss

Die Hypoxie kann nur einen Teil des Körpers betreffen. Kommt es zum Verschluss einer Arterie (z. B. bei Atherosklerose) eines Armes oder Beines, wird dieser Teil des Körpers unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Bei einem Schlaganfall kommt es zur Hypoxie eines oder mehrerer Hirnareale.

Lungenentzündung (Pneumonie)

Kommt es durch eine Entzündung zu einer Störung der Lungenfunktion, kann dies zu einer Sauerstoffuntersättigung des Körpers führen.

Pleuraerguss und Pneumothorax

  • Pleuraerguss: Sammelt sich Flüssigkeit zwischen Brustkorb und Lunge an, kann dies die Lunge bedrängen und ihre Funktion einschränken; Hypoxie ist eine mögliche Folge.

  • Pneumothorax: Gerät Luft zwischen Brustkorb und Lunge, fällt die Lunge teilweise oder ganz zusammen, denn sie benötigt Unterdruck, um im Brustkorb aufgespannt zu bleiben. Bei einem Pneumothorax kann die Lunge so weit kollabieren, dass nicht mehr genug Sauerstoff aufgenommen werden kann und eine Hypoxie entsteht.

Unfälle und Verletzungen

Ein Autounfall, ein Sturz oder ein Messerstich: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie die Sauerstoffversorgung durch Unfälle und Verletzungen beeinträchtigt werden kann. Rippenbrüche können die Lunge kollabieren lassen oder sie verletzen. Blutungen in oder um die Lunge führen ebenso zur Beeinträchtigung der Lungenfunktion. 

Vergiftungen: Histotoxische Anämie

Das Gehirn gibt dem Organismus den Anreiz zur Atmung. Werden die Funktionen des Gehirns durch Substanzen oder andere Einflüsse beeinträchtigt, kann das die Atmung und somit Sauerstoffversorgung negativ beeinflussen. Beispiele, die eine Hypoxie auslösen könnten, sind:

  • Alkoholvergiftung
  • Opiate: Überdosierung von Morphium und dessen Abkömmlingen, sowie Heroin
  • Medikamente (Sedativa)
  • Rauchgas
  • Kohlenstoffmonoxid: zum Beispiel aus einer nicht oder unsachgemäß gewarteten Gastherme

Kreislaufstörungen

Fließt das Blut nicht richtig, zum Beispiel zu langsam, kann eine Hypoxie die Folge sein. Beispiele für Kreislaufstörungen, die eine Hypoxie verursachen können, sind: 

Erkrankungen und Verletzungen des Gehirns

Das Gehirn ist die Steuerzentrale für den Körper und somit auch für die Atmung. Kommt es hier zu einer Erkrankung oder Verletzung, kann das Bewusstsein und die Atmung beeinträchtigt sein. Beispiele sind etwa: 

Blutarmut als Ursache einer Hypoxie

Eisen wird benötigt, um das Hämoglobin der roten Blutkörperchen zu bilden, an das der Sauerstoff gebunden ist. Bei einem Eisenmangel wird deshalb weniger Hämoglobin gebildet und folglich weniger Sauerstoff transportiert. Dabei ist auch die Rede von einer anämischen Hypoxie.

Zu wenig Sauerstoff in der Luft

Auch durch einen Aufenthalt in großen Höhen kann es zu einem Sauerstoffmangel kommen, da dort die Sauerstoffkonzentration in der Luft niedriger ist.

Wie lässt sich eine Hypoxie feststellen?

Um die Diagnose einer Hypoxie zu stellen, führen Ärzt*innen (wenn möglich) ein Gespräch mit der betroffenen Person. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, im Rahmen derer auch weitere Kontrollen durchgeführt werden:

  • Messung der Sauerstoffsättigung mit dem Pulsoxymeter
  • Blutabnahme, Blutgasanalyse
  • Je nach Verdacht der Ursache erfolgen weitere Untersuchungen wie Lungenröntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)

Wie wird eine Hypoxie behandelt?

Um eine Hypoxie zu behandeln, muss die Ursache behoben werden. Aufgrund der vielfältigen Ursachen kann die Therapie nicht verallgemeinert werden. Liegt ein verminderter Sauerstoffgehalt im Blut vor, wird eine Therapie mit Sauerstoff eingesetzt.

Sauerstofftherapie

In akuten Fällen kann Sauerstoff Patient*innen zum Beispiel über eine Sauerstoffbrille oder Sauerstoffmaske verabreicht werden. Die Sauerstoffbrille besteht aus einem Schlauch, der über die Ohrmuscheln gelegt wird und zwei Öffnungen im Bereich der Nase besitzt. Um einen Effekt der Sauerstofftherapie zu erreichen, muss durch die Nase geatmet werden. Bei der Sauerstoffmaske ist sowohl Mund als auch Nase abgedeckt. Neben Nasenbrille und Maske gibt es noch spezieller Möglichkeiten, Sauerstoff zu verabreichen.

Eine chronische Hypoxämie kann zum Beispiel bei der COPD auftreten. Wenn notwendig, können Ärzt*innen eine Langzeitsauerstofftherapie verordnen (LTOT).

Wichtig zu wissen ist, dass die Hypoxämie mit Sauerstoff behandelt wird, nicht aber die Atemnot. So kann zum Beispiel Atemnot bei einer Panikattacke auftreten, bei der aber kein Mangel an Sauerstoff bestehen muss.

Verlauf und Prognose einer Hypoxie

Grundsätzlich sind Verlauf und Prognose abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Kommt es zu einem Mangel an Sauerstoff, ist jedoch meist schnelles Handeln gefragt. Bereits nach einigen Minuten werden die Gehirnzellen geschädigt, da sie sehr stark von der Sauerstoffversorgung abhängig sind. Besteht der Verdacht einer Hypoxie, muss unverzüglich der Rettungsdienst gerufen werden.