Symbolbild Alkoholvergiftung: Eine Gruppe von Menschen, die Alkohol trinken.
Symbolbild: © Getty Images/The Good Brigade

Alkoholvergiftung: Anzeichen und was tun?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.12.2023

Bei einer Alkoholvergiftung kommt es zu Störungen des Gehirns durch Alkoholkonsum. Eine Alkoholvergiftung kann schnell gefährlich werden. Welche Anzeichen ernst genommen werden sollten und was im Notfall zu tun ist, erfahren Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Alkoholvergiftung

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Einige Menschen haben ab 0,8 Promille Anzeichen, andere erst bei über 2 Promille. Grundsätzlich ist jede Alkoholvergiftung gefährlich – schwere Formen können tödlich verlaufen.

Die Anzeichen einer Alkoholvergiftung hängen vom Stadium der Vergiftung ab. Sie reichen von Sprach-, Koordinations- und Orientierungsproblemen bis hin zu starker Übelkeit und Erbrechen, Kreislaufversagen, Bewusstlosigkeit und Schockzustand.

Die Dauer ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, die den Alkoholabbau im Blut beeinflussen. Dazu zählen etwa die getrunkene Alkoholmenge, das Geschlecht (Frauen bauen Alkohol langsamer ab als Männer), der allgemeine Gesundheitszustand und das Körpergewicht. 

Was ist eine Alkoholvergiftung?

Bei einer Alkoholvergiftung (medizinisch Alkoholintoxikation) kommt es zu einer akuten Vergiftung durch übermäßigen Konsum von Alkohol (Ethanol). Dabei ist die Alkoholmenge, die zu einer Vergiftung führt, von Mensch zu Mensch verschieden. Jedoch kann auch bereits ein "leichter Rausch" als Alkoholintoxikation gelten. Insbesondere schwere Intoxikationen können lebensbedrohlich werden. 

Häufigkeit

Oft sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von einer Alkoholintoxikation betroffen, wenn diese in kurzer Zeit viel Alkohol konsumieren. Männer müssen häufiger im Krankenhaus behandelt werden als Frauen. Insgesamt variiert die Häufigkeit von Alkoholvergiftungen von Jahr zu Jahr. Seit der Jahrtausendwende gab es einen klaren Aufwärtstrend bei Jugendlichen – seit der Corona-Pandemie sind die Zahlen hingegen rückläufig.

Welche Symptome sprechen für eine Alkoholvergiftung?

Fachleute teilen Alkoholvergiftungen abhängig von der Blutalkoholkonzentration, die in Promille gemessen wird, in vier Stadien mit verschiedenen Anzeichen ein. Die genauen Symptome variieren jedoch stark von Person zu Person.

Exzitation: Leichter Rausch (bis 1 Promille) 

Bereits bei einem leichten Rausch ist eine zunehmende Enthemmung typisch. Betroffene reden mehr, haben eine unklare Aussprache und verstärkte Kontaktbereitschaft. Zudem verlangsamt sich ihre Reaktionszeit. Auch leichte Koordinationsstörungen sind möglich. 

Hypnose: Mittelgradiger Alkoholrausch (1 bis 2 Promille)

Bei einer Blutalkoholkonzentration zwischen 1 und 2 Promille verstärken sich die Koordinations- und Sprachprobleme. Auch Sehstörungen kommen häufig dazu. Betroffene verlieren zunehmend die Orientierung und können leicht reizbar oder gar aggressiv werden. Am nächsten Tag kann es zu kleinen Gedächtnislücken – einem "Filmriss" – kommen.

Narkose: Schwerer Rausch (2 bis 3 Promille)

Ein schwerer Alkoholrausch zeigt sich meist durch alarmierende Symptome. Es drohen ausgeprägte Orientierungs-, Gedächtnis- und Gleichgewichtsprobleme. Auch eine Muskelerschlaffung, starke Übelkeit und Erbrechen sind mögliche Symptome. Betroffene können bewusstlos werden und einen Schockzustand entwickeln. 

Asphyxie: Lebensbedrohliche Alkoholvergiftung (über 3 Promille)

Ab circa 3 Promille droht eine akute Lebensgefahr. Betroffene befinden sich in einem komatösen Zustand. Oft kommt es zu einem Kreislaufschock. Gelangt Erbrochenes in die Atemwege, besteht die Gefahr einer Erstickung und eines Atemstillstands. Die Körpertemperatur sinkt oft stark. Ohne notärztliche Hilfe droht ein tödlicher Verlauf.

Wichtig: Bereits ein mittelgradiger Alkoholrausch kann lebensbedrohlich sein! Spätestens, wenn alkoholisierte Menschen bewusstlos werden, sollte umgehend der Notruf (112) kontaktiert werden!

Alkoholvergiftung: Was im Notfall zu tun ist!

Ist eine Person stark alkoholisiert, kaum ansprechbar oder gar bewusstlos, ist schnelles Handeln wichtig. Im Notfall sollten Ersthelfende diese Maßnahmen ergreifen:

  • stabile Seitenlage: Die betroffene Person muss in stabile Seitenlage gebracht werden. Das bedeutet, sie muss auf eine Seite gedreht, der Kopf vorsichtig nach hinten gebeugt und der Mund geöffnet werden. Die stabile Seitenlage kann verhindern, dass Betrunkene Erbrochenes verschlucken und schlimmstenfalls daran ersticken.

  • Notruf kontaktieren: Dann den Notruf (112) verständigen, die Fragen beantworten und den Anweisungen folgen.

  • Person nicht allein lassen: Stark alkoholisierte Menschen sollten nicht allein gelassen werden, bis der Notruf eintrifft. Bestenfalls werden Betroffene zugedeckt und möglichst warmgehalten, um eine Unterkühlung zu verhindern. Sie dürfen keinen weiteren Alkohol trinken!

  • Einschlafen verhindern: Ist die betroffene Person bei Bewusstsein, sollte sie wachgehalten werden. So lässt sich bestenfalls auch verhindern, dass sie an Erbrochenem ersticken.

Alkoholvergiftung: Behandlung im Krankenhaus

Die weitere Behandlung erfolgt im Krankenhaus und hängt vom Grad der Intoxikation ab. Ärzt*innen überwachen die Atmung, den Kreislauf und den Herzschlag von Betroffenen. Bei einer starken Alkoholvergiftung ist eine intensivmedizinische Überwachung nötig. Je nach Schweregrad dauert der Krankenhausaufenthalt zwischen 12 und 24 Stunden, in schweren Fällen auch länger.

In der Regel erhalten Betroffene Infusionen mit Flüssigkeit und Elektrolyten. Unter Umständen kann es auch notwendig sein, den Magen auszupumpen, um Restalkohol aus dem Organ zu entfernen. 

Ursachen: Wie entsteht eine Alkoholvergiftung?

Eine Alkoholvergiftung kann entstehen, wenn innerhalb kurzer Zeit große Mengen Alkohol getrunken werden. Ab wie viel Promille eine Intoxikation entsteht, lässt sich pauschal nicht sagen. Bei manchen Menschen zeigen sich Anzeichen ab 0,8 Promille, bei anderen erst bei über 2 Promille. Oft entsteht eine Alkoholvergiftung durch sogenanntes Koma- oder Rauschtrinken.

Bei chronischer Alkoholabhängigkeit (Alkoholismus) sind akute Vergiftungen durch Alkohol oft erst bei einem sehr stark erhöhten Blutalkoholgehalt typisch. Denn alkoholsüchtige Menschen bauen Alkohol in der Regel schneller ab als nicht süchtige Menschen.

Neben der getrunkenen Alkoholmenge hängt das Ausmaß der Vergiftung auch von anderen Faktoren ab: 

  • Alkoholgehalt der Getränke
  • zuvor verzehrte Mahlzeiten und Flüssigkeitsaufnahme antialkoholischer Getränke
  • Vorerkrankungen
  • Geschlecht (Frauen bauen Alkohol in der Regel langsamer als Männer ab)
  • psychische Verfassung
  • Schlafqualität und körperlicher Allgemeinzustand
  • Körperbau, Menschen mit geringem Körpergewicht sind anfälliger
  • wie sehr der Körper an Alkohol gewohnt ist
  • Einnahme von Medikamenten

Alkoholvergiftung: Folgen und Nachwirkungen

In den meisten Fällen heilt eine akute, leichte Alkoholvergiftung folgenlos aus. Bleibende Schädigungen und Folgen sind insbesondere bei einem exzessiven Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum möglich. Dann drohen etwa Hirnschädigungen und Erkrankungen wie die Wernicke-Enzephalopathie oder das Korsakow-Syndrom. Zudem erhöht Alkoholkonsum auch das Risiko für Krebserkrankungen. 

Eine schwere Alkoholvergiftung kann lebensbedrohlich verlaufen, wenn Betroffene nicht umgehend ärztlich versorgt werden. 

Wie lässt sich eine Alkoholvergiftung feststellen?

Zunächst versuchen Ärzt*innen genaue Informationen über die Art und Menge des getrunkenen Alkohols herauszufinden. Hierzu wird die betroffene Person selbst oder bei Bewusstlosigkeit anwesende Menschen befragt. Auch ob andere Substanzen wie Drogen konsumiert worden sind, ist für die Diagnose relevant. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der etwa die Augenreaktion mit einer Lichtquelle überprüft wird. 

Um eine Alkoholvergiftung sicher diagnostizieren zu können, muss die Alkoholkonzentration im Blut gemessen werden. Zudem ist es wichtig, andere Ursachen für eine mögliche Bewusstlosigkeit auszuschließen. Beispielsweise messen Fachleute oft den Blutzuckerspiegel, da insbesondere eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) bei Menschen mit Diabetes mellitus ähnliche Symptome hervorrufen kann.

Unter Umständen folgen weitere Untersuchungen wie Röntgen oder eine Computertomographie (CT), um Verletzungen des Kopfes auszuschließen.