Eine Frau steht im Frühjahr neben einem blühenden Obstbaum und putzt sich die Nase
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Allergie: Symptome und Therapie

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.05.2025

Im Laufe des Lebens entwickelt ungefähr jeder dritte Mensch in Deutschland eine Allergie. Mückenstiche, Penicillin, Gräser, Pollen oder Milben: Die Liste der möglichen Auslöser ist lang. Lesen Sie, welche Allergien es gibt, welche Symptome auftreten können und welche Tabletten und Nasensprays gegen eine allergische Reaktion helfen können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Allergie

Ja, moderne Antihistaminika wie Loratadin, Desloratadin, Cetirizin oder Fexofenadin machen kaum müde.

Ja, eine Allergie kann Halsschmerzen verursachen. Reizstoffe wie Pollen, Hausstaub oder Tierhaare können die Schleimhäute im Rachen reizen, was zu Kratzen, Trockenheitsgefühl oder Schmerzen beim Schlucken führen kann. 

Ja. Meist handelt es sich dabei um eine Kontaktallergie gegen Klebstoffe oder andere Inhaltsstoffe des Pflasters. Typische Symptome sind Rötung, Juckreiz, Bläschen oder Schwellung an der entsprechenden Stelle.

Ja, eine Kontaktallergie auf im Waschmittel enthaltene Duftstoffe, Konservierungsmittel oder Enzyme kann zu allergischen Reaktionen führen. Symptome sind Juckreiz, Rötung, Ausschlag oder Ekzeme – vor allem an Körperstellen, die mit gewaschener Kleidung in Berührung kommen.

Geschwollene Augen können ein Symptom einer Allergie sein. Auslöser wie Pollen, Tierhaare oder Hausstaub führen mitunter zu einer allergischen Bindehautentzündung. Typisch sind Schwellungen der Lider, Rötung, Juckreiz und Tränenfluss – meist an beiden Augen gleichzeitig.

Allergie: Symptome können sehr unterschiedlich sein

Je nach Art der Allergie können sehr unterschiedliche Beschwerden auftreten:

Neben diesen lokalen, also örtlich begrenzten Symptomen, kann es auch zu allgemeinen Beschwerden kommen, wenn sich die allergieauslösenden Substanzen mit dem Blut im Organismus verteilen. Möglich sind beispielsweise:

  • Atemnot
  • Kreislaufprobleme
  • Herzrasen
  • Blutdruckabfall
  • Schwindel

Die Beschwerden bleiben so lange bestehen, wie die allergieauslösende Substanz (Allergen) im Organismus vorhanden ist, oft auch deutlich darüber hinaus.

Als langfristige Folge einer Allergie kann es zu allergischem Asthma kommen. 

Wie lange dauert es vom Kontakt mit dem Allergen bis zum Auftreten der Symptome?

Wann und welche Symptome nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten, ist nicht vom Allergen, sondern vom zugrunde liegenden Allergie-Typ abhängig. Die Beschwerden können sich sofort oder erst nach Tagen zeigen.

Notfall allergischer Schock

Die schwerste Ausprägung einer allergischen Reaktion vom Typ I ist der allergische oder anaphylaktische Schock. Dabei sind meist mehrere Organsysteme gleichzeitig betroffen, was unbehandelt innerhalb weniger Minuten zum Tod führen kann. Dies ist jedoch nur selten der Fall.

Symptome eines allergischen Schocks sind beispielsweise:

Bei möglichen Anzeichen sollte umgehend notärztliche Hilfe gerufen werden (112).

Wie entsteht eine Allergie?

Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem fehlerhaft auf eine oder mehrere körperfremde Substanzen (Allergene). Es stuft diese eigentlich harmlosen Stoffe fälschlicherweise als gefährlich ein und bekämpft sie, als würde es sich um Krankheitserreger handeln. 

Voraussetzung für das Entstehen einer Allergie ist der wiederholte Kontakt mit dem Allergen. Beim ersten Kontakt, der sogenannten Sensibilisierung, bildet das Immunsystem Abwehrstoffe gegen die Substanz. Bei einem späteren Kontakt erkennt der Körper das Allergen und setzt Abwehrmechanismen in Gang. Bei der häufigsten Allergieform, dem Soforttyp, führt das zur Ausschüttung verschiedener Botenstoffe wie Histamin.

Histamin erweitert die Gefäße, erhöht die Durchlässigkeit der Übergänge zwischen Venen und Arterien, verengt die Bronchien und lockt weitere Abwehrzellen des Körpers in das Entzündungsgebiet und löst so die entsprechenden Beschwerden aus. 

Risikofaktoren für Allergien

Warum manche Menschen eine Allergie entwickeln, ist nicht eindeutig geklärt. Oft spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle. Allergien können jedoch auch ohne familiäre Vorbelastung jederzeit auftreten. Weitere Risikofaktoren sind etwa:

  • Tabakrauch
  • Stress
  • eine gestörte Hautbarriere
  • wiederholter Kontakt mit potenziellen Allergenen, z. B. beruflich bedingt

Allergie: Häufige Auslöser

Typische Allergene sind zum Beispiel:

Die verschiedenen Allergie-Typen

Fachleute unterscheiden vier Typen allergischer Reaktionen (Typ I bis Typ IV), je nachdem, wie das Immunsystem auf das Allergen reagiert. Sie können auch als Mischformen auftreten. 

  • Allergie Typ I (Soforttyp): Beim häufigsten Reaktionstyp treten die Symptome wenige Sekunden bis Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen ein. Auslöser sind zum Beispiel Pollen, Nahrungsmittel oder Insektengifte. Das Immunsystem bildet IgE-Antikörper, die zur Ausschüttung von Histamin führen. Typische Beschwerden sind Juckreiz, Schwellungen, Atemnot oder sogar ein allergischer Schock.

  • Allergie vom Typ II (zytotoxischer Typ): Bei einer Typ-II-Allergie bildet das Immunsystem Antikörper gegen Körperzellen, die auf ihrer Oberfläche ein fremdes Merkmal tragen. In der Folge greift die Immunabwehr die veränderten Zellen an, was zu Blutarmut, Gewebeschäden oder Entzündungen führen kann. Die Reaktion tritt meist nach einigen Stunden auf. Ein Beispiel ist die Zerstörung roter Blutkörperchen nach einer Bluttransfusion mit einer nicht passenden Blutgruppe

  • Allergie Typ III (Immunkomplexreaktion): Beim Kontakt mit Fremdstoffen bildet das Immunsystem Antikörper, die sich mit Antigenen zu Immunkomplexen verbinden. Normalerweise werden diese abgebaut – bei einer Typ-III-Allergie jedoch nicht ausreichend, etwa weil zu viele entstehen oder die Abwehr überlastet ist. Die Komplexe lagern sich im Gewebe ab und lösen dort Entzündungen aus. Die Beschwerden beginnen meist sechs bis zwölf Stunden nach dem Kontakt. Ein Beispiel ist die Farmerlunge – eine Lungenentzündung durch eingeatmete Allergene.

  • Allergie Typ IV (Spättyp): Diese Reaktion wird durch bestimmte Immunzellen, die T-Zellen, vermittelt und setzt verzögert ein – oft erst nach einem halben bis drei Tagen. Typisch dafür ist die Kontaktallergie, etwa gegen Nickel oder Duftstoffe. 

Was ist eine Pseudoallergie?

Bei einer Pseudoallergie zeigen Betroffene Symptome einer allergischen Reaktion vom Typ I (Sofortreaktion), obwohl eigentlich keine Allergie vorliegt. Der Körper reagiert vielmehr mit einer unspezifischen Überempfindlichkeit auf bestimmte Dinge.

Während eine Allergie in der Regel erst dann entsteht, nachdem der Körper mehrmals Kontakt zum allergieauslösenden Stoff hatte, entwickelt sich eine Pseudoallergie oft schon beim ersten Kontakt. Wie schwer die pseudoallergische Reaktion auf die jeweilige Substanz ist, ist dabei dosisabhängig.

Allergie: Test und Diagnose

Eine Allergie ist meist leicht zu diagnostizieren. Welches Allergen genau die Beschwerden auslöst, ist dagegen schwieriger herauszufinden. Derzeit sind rund 20.000 verschiedene Allergene bekannt. Je mehr Informationen die*der Ärztin*Arzt hat, desto eher können die infrage kommenden Auslöser eingegrenzt werden. So ist es zum Beispiel wichtig zu wissen,

  • welche Symptome auftreten,
  • wann sich die Beschwerden zeigen (z. B. nur im Freien, nur zu einer bestimmten Jahreszeit) und
  • wann sie sich verschlimmern (etwa nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel, nachts).

Mithilfe verschiedener Allergietests können Fachleute gezielt herausfinden, wie das Immunsystem auf bestimmte Substanzen reagiert, was also das Allergen ist.

Zu den gängigen Allergietests zählen:

  • Hauttests: Reibetest, Pricktest, Intrakutantest, Epikutantest oder Scratch-Test zeigen, wie die Haut auf ein bestimmtes Antigen reagiert.

  • Provokationstests: Das Allergen wird gezielt verabreicht, um zu prüfen, ob es tatsächlich Beschwerden auslöst. Solche Tests werden unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, wenn andere Tests kein eindeutiges Ergebnis liefern.

  • Bluttests: Mit einer Blutuntersuchung lassen sich Antikörper gegen bestimmte Stoffe im Blut nachweisen.

Werden im Rahmen der Allergietests keine auslösenden Allergene gefunden, heißt das nicht, dass die Person keine Allergie hat. Vielmehr ist es möglich, dass die auslösende Substanz nicht in den untersuchten Proben vertreten war.

In diesem Fall ist es hilfreich, einen Allergiekalender zu führen. In diesen tragen Betroffe etwa ein, welche Speisen sie gegessen und welche Medikamente sie eingenommen haben und ob Kontakt zu besonderen Substanzen bestand. Mithilfe des Kalenders können die auslösenden Allergene weiter eingegrenzt werden.

Allergie oder Unverträglichkeit?

Eine Allergie wird häufig auch als Überempfindlichkeit bezeichnet. Eine Überempfindlichkeitsreaktion ist jedoch nicht immer eine allergische Reaktion. So haben etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Intoleranzen) wie gegen Histamin oder Laktose zwar ähnliche Symptome, jedoch nichts mit einer Allergie zu tun. Für die Therapie ist es wichtig, beides voneinander abzugrenzen.

Allergie: Tabletten, Nasenspray & Co.: Was hilft?

Am wichtigsten ist es für Menschen mit Allergien, das Allergen so gut es geht zu vermeiden. Das ist jedoch im Alltag nicht immer möglich. Um die Symptome zu lindern und langfristige Folgeerkrankungen wie allergisches Asthma zu vermeiden, ist deshalb eine geeignete Therapie essenziell. 

Hyposensibilisierung: Allergenspezifische Immuntherapie

Die wirksamste Therapieform, die insbesondere bei der Allergie vom Typ I angewandt wird, ist die Hyposensibilisierung (allergenspezifische Immuntherapie, auch: Desensibilisierung). Ziel der Therapie ist es, das Immunsystem über einen längeren Zeitraum hinweg schrittweise an die allergieauslösende Substanz zu gewöhnen, bis es "gelernt" hat, dass der Stoff ungefährlich ist.

Eine Hyposensibilisierung ist nur dann möglich, wenn das auslösende Allergen bekannt und eine entsprechende Hyposensibilisierungslösung oder -tablette erhältlich ist. Wichtig ist Geduld, denn die Therapie erstreckt sich über mehrere Jahre. Bei Insektengiften ist eine Hyposensibilisierung etwa in 90 Prozent der Fälle erfolgreich.

Medikamente gegen Allergien

Neben der Hyposensibilisierung kann eine Allergie mit Medikamenten behandelt werden. Sie beseitigen allerdings nur die Symptome, nicht aber die Ursachen. Zur Behandlung haben sich Wirkstoffe bewährt, die den Ausbruch einer allergischen Reaktion verhindern oder die Abwehrreaktion mildern. Das sind zum Beispiel:

  • Antihistaminika
  • Kortikosteroide (Kortison)
  • anti-IgE-Antikörper
  • Adrenalin (Notfallmedikament bei einem allergischen Schock)

Produkte gegen allergische Beschwerden gibt es zum Beispiel als Sprays, Augentropfen, Nasensprays oder Salben für lokale Symptome wie tränende Augen und Schnupfen. Gegen allgemeine Beschwerden wie Juckreiz oder Übelkeit werden in der Regel Tabletten, Zäpfchen oder Spritzen verabreicht.

Welches Medikament im Einzelfall infrage kommt, hängt von der Art und Ausprägung der Allergie sowie den damit verbundenen Beschwerden ab.

Allgemeine Maßnahmen

Es gibt einige Dinge, die Menschen mit Allergien beachten können, um die Belastung durch die Allergie so gering wie möglich zu halten. Dazu gehören:

  • Pollenbelastung reduzieren: Menschen, die gegen Pollen allergisch sind, können sich zum Beispiel im Pollenflugkalender über die saisonale Pollenbelastung in der Luft informieren. In besonders schweren Fällen kann ein Orts- beziehungsweise Klimawechsel sinnvoll sein.

  • allergiefreundliche Pflegeprodukte verwenden: Menschen, die vor allem auf Kosmetika und Produkte zur Körperpflege reagieren, sollten sich nur mit medizinischen, hautneutralen Syndets waschen. Neben Kosmetika gibt es mittlerweile auch Reinigungsmittel und Schutzhandschuhe, die speziell für Menschen mit Allergien geeignet sind.

  • Rauchverzicht: Wer eine Allergie hat, sollte weder aktiv noch passiv rauchen. Stoffe im Zigarettenrauch sind zudem vermutlich schädlich für das Immunsystem, was das Allergierisiko erhöht.

  • auf Nahrungsmittel ohne Zusatzstoffe achten: Zusatzstoffe können ein unnötiges Allergierisiko darstellen.

  • Allergiepass tragen: Wenn der Auslöser einer Allergie bekannt ist, kann ein Allergiepass sinnvoll sein. Er listet die betreffenden Stoffe und mögliche Quellen auf – etwa Nahrungszusatzstoffe, Kosmetikinhaltsstoffe oder Gummibestandteile. Personen mit schweren Reaktionen sollten den Pass und ihre Notfallmedikamente stets bei sich tragen.

Wie verläuft eine Allergie?

Wie sich eine Allergie entwickelt, ist individuell sehr unterschiedlich. In vielen Fällen nehmen die Beschwerden mit der Zeit zu – besonders, wenn keine gezielte Behandlung erfolgt. Das gilt etwa für Heuschnupfen oder Insektengiftallergien. Hier kann eine Hyposensibilisierung helfen, den Verlauf zu stoppen oder deutlich zu verbessern.

Es gibt jedoch auch andere Verläufe:

  • Die Beschwerden bleiben über Jahre hinweg stabil.
  • Die Allergie kann sich zurückbilden, vor allem, wenn der Kontakt mit dem Auslöser dauerhaft vermieden wird.

Kreuzreaktionen: Was ist eine Kreuzallergie?

Manche Menschen entwickeln zusätzlich eine Kreuzallergie. Das passiert, wenn verschiedene Allergene sich in ihrer Struktur ähneln – etwa Birkenpollen und bestimmte Nahrungsmittel wie Äpfel, Nüsse oder Karotten. Das Immunsystem reagiert dann auch auf diese Stoffe allergisch.

Komplikationen

Die möglichen Folgen einer Allergie hängen unter anderem vom zugrunde liegenden Reaktionstyp und vom Auslöser ab. Unbehandelte oder stark ausgeprägte Allergien können etwa folgende Komplikationen haben:

  • allergisches Asthma (bei Etagenwechsel von den oberen zu den unteren Atemwegen)
  • chronische Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündung (v. a. bei lang bestehendem Heuschnupfen)
  • Hautveränderungen oder Ekzeme (z. B. bei Kontaktallergien)
  • im Extremfall: allergischer Schock (anaphylaktischer Schock), der lebensbedrohlich sein kann

Allergie: Lässt sich ihr vorbeugen?

Einer Allergie lässt sich nicht mit Sicherheit nicht vorbeugen – grundsätzlich kann jeder Mensch jederzeit eine Allergie entwickeln. Es gibt aber einige Möglichkeiten, um das Allergierisiko zu senken:

  • Schwangerschaft: Schwangere und Stillende sollten sich ausgewogen ernähren. Es gibt Hinweise darauf, dass der Verzehr von Fisch während der Schwangerschaft und Stillzeit das Allergierisiko beim Kind senken kann.

  • Stillen: Säuglinge sollten – wenn möglich – mindestens bis zum vierten Monat gestillt werden. Der Grund: Gestillte Kinder entwickeln seltener eine Allergie.

  • Gewicht: Ein hoher Body-Mass-Index (BMI), besonders im Kindesalter, kann mit einem erhöhten Risiko für allergisches Asthma einhergehen.  Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind daher wichtig.

  • Haustiere: Haustiere haben in der Regel keinen Einfluss auf das persönliche Allergierisiko. Eine Ausnahme können Katzen sein: Wer zu Allergien neigt, sollte vorsichtshalber keine Katze halten. 

  • Schimmel: Schimmelpilze in der Wohnung begünstigen Allergien. Daher sollte eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vermieden und ausreichend gelüftet werden.

  • Impfungen:Impfungen können Studien zufolge das Allergierisiko senken. Jedes Kind sollte nach den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden.

  • Hygiene: Kinder, die einer reichen Bakterienvielfalt ausgesetzt sind, entwickeln seltener Allergien. Das Immunsystem lernt, dass bestimmte Erreger zwar körperfremd, aber harmlos sind. Übermäßige Hygiene sollte deshalb vermieden werden.