Eine junge Frau steht am Fenster und hält ein Asthmaspray in der Hand.
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Asthma bronchiale: Symptome und Medikamente

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften), Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 17.10.2022

Bei Asthma bronchiale handelt es sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege. Da die Atemwege der Betroffenen besonders "empfindlich" sind, gehören Atemnot, ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen, Brustenge und andauernder Husten zu den typischen Asthma-Symptomen. Die genauen Ursachen sind zwar noch unbekannt. Atemwegsinfektionen, Rauchen und die Einnahme bestimmter Medikamente in der Schwangerschaft scheinen das Asthma-Risiko aber zu erhöhen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Asthma bronchiale: Überblick

Manchmal verengen sich die Bronchien so stark, dass sich aus den anfänglichen Atemproblemen ein Asthmaanfall mit schwerer Atemnot entwickelt. Asthmatiker*innen mit schwerem Asthma sollten daher immer ein Asthma-Notfallspray bei sich haben. Diese Asthmasprays enthalten Wirkstoffe, die die Atemwege schnell wieder weiten. Zusätzlich können Betroffene versuchen, dem Asthmaanfall mit speziellen Atemübungen wie der Lippenbremse oder dem Kutschersitz entgegenzuwirken.

Mit Langzeitmedikamenten lässt sich die Entzündung in den Atemwegen dauerhaft abschwächen, sodass akute Beschwerden oder Asthmaanfälle erst gar nicht entstehen. Als besonders wirksam haben sich dafür Kortison-Präparate und langwirksame Beta-2-Sympathomimetika erwiesen. Auch diese Wirkstoffe werden in der Regel mithilfe eines Asthmasprays eingeatmet.

Wird das Asthma nicht oder nicht ausreichend behandelt, wird die Funktionsfähigkeit der Lunge nach und nach schlechter, weil sich die Atemwege dauerhaft verengen können.

Was ist der Unterschied zwischen Asthma bronchiale und Asthma cardiale?

Wer Asthma hört, denkt dabei meist an Asthma bronchiale – also an eine chronisch entzündliche Erkrankung des bronchialen Systems. Neben dem Asthma bronchiale gibt es aber noch das sogenannte Asthma cardiale, was umgangssprachlich auch als "Herzasthma" bezeichnet wird.

Bei Asthma cardiale handelt es sich um eine Pumpschwäche der linken Herzkammer. Dadurch staut sich das Blut in der Lunge und es kommt zu einem Flüssigkeitsaustritt in das Lungengewebe. Die Folge: Atemnot und vor allem nächtlicher Husten.

Asthma: Ursachen

Die genaue Ursache für Asthma bronchiale ist noch nicht geklärt. Es sind aber verschiedene Faktoren bekannt, die das Risiko für Asthma erhöhen können. Dazu zählen

Es gibt viele verschiedene – eigentlich harmlose – Reize, die bei Asthmatikern zu mehr oder weniger schweren Atembeschwerden führen. Je nachdem, welche Auslöser verantworlich sind, lässt sich Asthma bronchiale in drei Gruppen aufteilen.

  • Allergisches Asthma: Die Ursache für das allergische Asthma ist eine allergische Reaktion auf bestimmte Substanzen. Es ist die häufigste Form bei Kindern und Jugendlichen und wird meist ausgelöst durch Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und -schuppen, Bettfedern oder Schimmelpilzsporen. Mediziner*innen bezeichnen diese Form auch als extrinsisches Asthma bronchiale.
  • Nicht-allergisches Asthma: Wie der Name schon sagt, sind bei dieser Asthma-Form nicht Allergene für die Beschwerden verantwortlich, sondern andere Reize – zum Beispiel Atemwegsinfektionen, bestimmte Medikamente (z. B. Acetylsalicylsäure), Luftschadstoffe (wie Abgase oder Tabakrauch) oder auch körperliche Anstrengung und Kaltluft. Diese Form wird auch intrinsisches Asthma genannt und entsteht fast immer erst im Erwachsenenalter.
  • Mischform: Die meisten Erwachsenen leiden unter einer Mischform aus allergischem und nicht-allergischem Asthma. Hierbei zählen sowohl Allergene als auch andere Reize zu den möglichen Ursachen für die Beschwerden.

Die Unterscheidung in allergische und nicht-allergische Auslöser ist relativ allgemein. Je nachdem, welche Ursachen genau für das Asthma bronchiale verantwortlich sind, lassen sich verschiedene Asthma-Formen voneinander unterscheiden:

  1. Allergisches Asthma
  2. Berufsbedingtes Asthma
  3. Infektasthma
  4. Arzneimittelasthma
  5. Belastungsasthma
  6. Gemischtförmiges Asthma

Allergisches Asthma

Beim allergischen Asthma bronchiale "bekämpft" das eigene Immunsystem Substanzen, die eigentlich nicht schädlich für den Körper sind und nicht angegriffen werden müssten (sog. Allergene). Mögliche Allergene sind

Am häufigsten reagieren Menschen mit allergischem Asthma auf sogenannte Innenraumallergene, zum Beispiel Hausstaubmilben und Tierhaare.

Asthma bronchiale tritt häufig im Zusammenhang mit Allergien wie Heuschnupfen oder Neurodermitis (atopische Dermatitis) auf. Wenn man wie bei Neurodermitis eine vererbte Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen eines bestimmten Typs (Soforttyp) hat, nennt man dies Atopie.

Ist ein Elternteil sogenannter Atopiker, ist das Risiko für das Kind, allergische Erkrankungen zu entwickeln, erhöht. Leiden beide Elternteile an allergischem Asthma, entwickeln ihre Kinder zu 60 bis 80 Prozent ebenfalls allergisches Asthma, bei einem erkrankten Elternteil zu 30 bis 40 Prozent.

Wann tritt die allergische Reaktion auf?

Allergisches Asthma ist typischerweise eine Erkrankung des Kindes- und Jugendalters, zeigt sich jedoch in selteneren Fällen erst im Erwachsenenalter. Allergien sind bei Kindern der Hauptrisikofaktor für Asthma. Normalerweise leiden Asthmatiker bereits wenige Minuten nach Kontakt mit dem auslösenden Allergen unter Atembeschwerden (sog. Soforttyp-Reaktion). Manchmal haben Betroffene mit allergischem Asthma auch erst etwa sechs bis zwölf Stunden nach dem Kontakt mit dem auslösenden Reiz Beschwerden (sog. Spätreaktion). Bei manchen Betroffenen mit allergischem Asthma treten sowohl die Sofort- als auch die Spätreaktion nacheinander ein und sorgen für Atembeschwerden.

Berufsbedingtes Asthma

Auch im Beruf kommen viele Menschen häufig mit Stoffen in Kontakt, die zu Allergien führen und ein berufsbedingtes Asthma auslösen können. Klassische Fälle sind:

  • Mehlstauballergie bei Bäckern*Bäckerinnen
  • Nickel- oder Pflegemittelallergie bei Frisören*Friösrinnen
  • Holzstauballergie bei Schreinern*Schreinerinnen
  • Allergien gegen Farb- und Lösungsmittel bei Druckerei-Arbeitern*Druckerei-Arbeiterinnen

Ist bereits eine Allergieneigung bekannt, sollten die Betroffenen diesen Aspekt bei der Berufswahl miteinbeziehen. Auch chemische Stoffe können das Bronchialsystem reizen und zu einem nicht-allergischen berufsbedingten Asthma führen.

Infektasthma

Eine durch Virusinfektionen der Atemwege hervorgerufene Entzündung macht die Atemwege anfälliger für andere Reize und kann so ein Infektasthma auslösen. Es tritt vor allem bei Erwachsenen und Kleinkindern auf.

Bei jüngeren Kindern sind häufig Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren) für das Infektasthma verantwortlich. Ältere Kinder und Erwachsene erkranken häufiger nach Infektionen mit Rhinoviren, welche auch eine ganze normale Erkältung auslösen. Andere Virus-Arten, welche Infektionen der Atemwege hervorrufen, spielen ebenfalls eine Rolle, etwa:

Arzneimittelasthma

Manche Arzneimittel können einen Asthmaanfall hervorrufen. Das sogenannte Arzneimittelasthma zählt zu den nicht-allergischen Asthma-Formen. Mediziner*innen sprechen auch von einer pseudoallergischen Reaktion: Der Körper reagiert dabei nicht im eigentlichen Sinne allergisch auf das Medikament. Aufgrund der Wirkweise des Medikaments entstehen jedoch vermehrt Botenstoffe, die dafür sorgen, dass sich die Atemwege verengen. Dies löst besonders bei Menschen, die bereits an Asthma erkrankt oder durch Atemwegsinfektionen vorbelastet sind, einen Asthmaanfall aus.

Typische Medikamente, die ein Arzneimittelasthma verursachen können, sind Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure und nicht-steroidale Antirheumatika (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR). Circa zehn Prozent der Erwachsenen mit bekanntem nicht-allergischem Asthma vertragen diese Schmerzmittel nicht, weil dadurch ihre Asthmabeschwerden zunehmen.

Belastungsasthma

Verbreiteter als das Arzneimittelasthma ist bei Asthmatikern das Belastungsasthma oder Anstrengungsasthma. Körperliche Anstrengung löst bei den Betroffenen Asthmaanfälle aus. Vor allem Kinder und Jugendliche haben häufig ein Belastungsasthma. Kalte und trockene Luft begünstigt den Anfall.

Atemnot unter Belastung ist bei Personen mit Asthma oft ein Anzeichen dafür, dass die Therapie nicht ausreicht. Bei schrittweise gesteigerter Anstrengung, vorbeugender Gabe von bronchienerweiternden Medikamenten und der Wahl geeigneter Sportarten wie zum Beispiel Schwimmen, schränkt das Asthma die Betroffenen aber in vielen Fällen kaum ein. Sport ist für Menschen mit Asthma besonders wichtig, da die Bewegung unter anderem die körperliche Leistungsfähigkeit steigert und die Muskulatur kräftigt – dies ist vor allem während eines Asthmaanfalls hilfreich.

Gemischtförmiges Asthma

Das gemischtförmige Asthma ist eine Kombination aus allergischem und nicht-allergischem Asthma. Diese Form kommt relativ häufig vor und entwickelt sich meist ursprünglich aus dem allergischen Asthma. Die typischen Asthmasymptome entstehen dann, wenn sowohl allergieauslösende als auch nicht-allergische Reize zusammen auftreten.

Deshalb leiden einige Asthmatiker*innen zum Beispiel vor allem dann unter ihrem Asthma, wenn sie in der Pollensaison Sport treiben.

Asthma: Symptome

Der Kontakt mit bestimmten Reizen löst bei Asthmatikern drei Reaktionen aus (sog. Asthma-Trias):

  1. Die Schleimhäute der Bronchien bilden sehr viel zähen Schleim und schwellen an.
  2. Die Atemwege verengen sich.
  3. Die Atemmuskulatur verkrampft.

All diese drei Reaktionen erschweren die Atmung – insbesondere das Ausatmen bereitet große Schwierigkeiten. Dies ist in etwa damit vergleichbar, als würde man mit zugehaltener Nase durch einen Strohhalm atmen.

Typische Asthma-Symptome

  • Atemnot: vor allem nach körperlicher Anstrengung, bei Atemwegsinfektionen und bei Kontakt mit Allergenen
  • Pfeifendes oder rasselndes Geräusch beim Ausatmen (Giemen und Brummen, evtl. auch auf Distanz zu hören)
  • Engegefühl in der Brust
  • Andauernder Husten (kann anstelle der Atemnot auftreten oder zusätzlich)
  • Zäher Auswurf
  • Beschleunigte Atmung mit mehr als 20 Atemzügen pro Minute beim Erwachsenen
Die Symptome treten meist anfallsartig auf, häufig auch nachts oder morgens. Zwischen den Episoden bilden sie sich zurück, um dann beim nächsten Anfall erneut aufzuflammen.

Akuter Asthmaanfall

Eine plötzliche Verengung der Luftwege kann einen akuten Asthmaanfall auslösen. Die ersten Anzeichen für einen Asthmaanfall sind anfallsartige Atemprobleme, ziehende Atemgeräusche und Hustenattacken. Weitere Symptome sind

  • erhöhte Atem- und Herzfrequenz und
  • schwere Atemnot mit Erstickungsangst.

Angst wiederum kann die Beschwerden weiter verstärken. Schreitet der Sauerstoffmangel fort, färben sich Lippen und Gesicht bläulich und kalter Schweiß bricht aus.

Die Dauer eines Asthmaanfalls ist unterschiedlich und reicht von wenigen Sekunden bis zu mehreren Stunden, in einigen Fällen sogar mehrere Tage. Die Ärzte*Ärztinnen sprechen dann von einem sogenannten Status asthmaticus. Zwischen den Anfällen sind einige Asthmatiker*innen beschwerdefrei, andere wiederum haben ständig das Gefühl, dass sie schlecht Luft bekommen.

Asthma: Diagnose

Die Diagnose eines Asthma bronchiale basiert auf mehreren Pfeilern:

Erste Hinweise auf Asthma erhält der*die Arzt*Ärztin bereits, wenn die Betroffenen die charakteristischen Beschwerden schildern – etwa wenn sie von gelegentlicher Atemnot oder einem Engegefühl in der Brust berichten.

Der*die Arzt*Ärztin fragt außerdem, wie sich die Beschwerden während oder nach körperlicher Arbeit oder bei Atemwegsinfekten äußern. Auch vorhandene Belastungsfaktoren, etwa im Beruf (z. B. Arbeit mit Mehl, Tiermaterialien oder Putzmitteln), sowie familiäre Erkrankungen (z. B. Neurodermitis) können die Diagnose stützen.

Eine umfassende ärztliche Diagnose ist wichtig, um Erkrankungen mit einem ähnlichen Erscheinungsbild auszuschließen – dazu gehören beispielsweise:

Wissenschaftler*innen haben festgestellt, dass die Asthma-Diagnose häufig falsch ist. Insbesondere Betroffene, die nicht täglich Medikamente verwenden oder diese bereits abgesetzt haben, sollten die Diagnose daher überprüfen lassen.

Damit der*die Arzt*Ärztin genaue Informationen über die Atemfunktion und die Art der Atemeinschränkung erhält, erfolgen weitere Untersuchungen, beispielsweise Lungenfunktionstests (Spirometrie, Ganzkörper-Plethysmographie).

Ruft Anstrengung das Asthma hervor, können die Lungenfunktionstests unter körperlicher Belastung erfolgen. Haben Betroffene trotz asthmatischer Beschwerden eine normale Lungenfunktion, kann der*die Arzt*Ärztin die Überempfindlichkeit der Atemwege auch durch eine sogenannte inhalative Provokation auslösen. Dabei atmet der*die Patient*in eine Substanz ein, welche die Atemwege reizt. Meist verwendet man hierfür Histamin, Methacholin oder Stoffe, auf die die Person bekanntermaßen allergisch reagiert (Allergene, z. B. Pollen).

Bei allergischem Asthma zeigen Bluttests meist eine erhöhte Konzentration der bei Allergien typischerweise vermehrten Antikörper – des Immunglobulins E (IgE). Mit Hauttests (z. B. Pricktest) kann das auslösende Allergen bestimmt werden. Ist das Ergebnis unklar, kann ein inhalativer Provokationstest weiterhelfen. Der*die Betroffene atmet dabei unter ärztlicher Aufsicht das verdächtige Allergen ein. Zeigen sich daraufhin typische Asthma-Symptome, ist der Auslöser identifiziert und sollte in Zukunft gemieden werden.

Röntgenuntersuchungen der Lunge können bei Asthma bronchiale unauffällig sein, werden jedoch bei der Erstdiagnose durchgeführt, um andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden auszuschließen. Bei schweren Verläufen sind manchmal Folgeschäden auf dem Röntgenbild erkennbar (z. B. Lungenemphysem).

Asthma: Therapie

Asthma bronchiale lässt sich nicht heilen. Das Ziel der Asthma-Therapie ist es deshalb, die Stärke und Häufigkeit der Beschwerden so gering wie möglich zu halten und so die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Grundsätzlich unterscheidet man hierbei zwischen

  • der Bedarfsbehandlung
  • und der Langzeitbehandlung.

Die Bedarfsbehandlung umfasst zum Beispiel Medikamente, die ihre Wirkung rasch entfalten und deshalb bei akuten Beschwerden schnell helfen. Asthmatiker*innen verwenden diese Medikamente nur bei Bedarf – also nicht nach einem festen Einnahmeschema.

Bei der Langzeitbehandlung ist es anders: Zur Langzeitbehandlung gehören Medikamente, die die Betroffenen über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig einnehmen beziehungsweise inhalieren. Sie sollen die Entzündung in den Atemwegen abschwächen, damit akute Beschwerden oder Anfälle erst gar nicht entstehen.

Die langfristige Therapie des Asthma bronchiale besteht aber nicht nur aus Medikamenten – wichtig sind auch zusätzliche, nicht-medikamentöse Maßnahmen wie zum Beispiel Sport, spezielle Atemübungen und Patientenschulungen. Letztere sollen Betroffenen zu einem besseren Selbstmanagement verhelfen. Im Rahmen dieser Schulungen wird Menschen mit Asthma zum Beispiel vermittelt,

  • was im Falle eines Asthma-Anfalls zu tun ist,
  • wie man ein Asthma-Tagebuch und ein Peak-Flow-Protokoll führt,
  • und was es bei der Selbstmedikation zu beachten gibt.

Wird das Asthma nicht oder nicht ausreichend behandelt, wird die Funktionsfähigkeit der Lunge nach und nach schlechter, weil sich die Atemwege dauerhaft verengen können.

Asthma-Behandlung mit Medikamenten

Um Asthma bronchiale mit Medikamenten zu behandeln, setzt man hauptsächlich zwei Arzneimittelgruppen ein:

  1. bronchienerweiternde und
  2. entzündungshemmende Medikamente.

Daneben gibt es noch weitere Medikamente, die zusätzlich oder alternativ verabreicht werden.

1. Bronchienerweiternde Medikamente

Die bronchienerweiternden Medikamente – auch Bronchodilatatoren genannt – lockern die verkrampfte Atemmuskulatur und erweitern dadurch die Atemwege. Die wichtigsten bronchienerweiternden Medikamente bei Asthma sind die sogenannten Beta-2-Sympathomimetika. Es existieren zwei verschiedene Arten von Beta-2-Sympathomimetika:

  • kurzwirksame
  • und langwirksame.

Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika

Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika sind vor allem bei einem akuten Asthmaanfall wichtig, wenn die Patienten*Patientinnen durch die verengten Atemwege unter schwerer Atemnot leiden. In diesen Situationen nimmt der*die Betroffene einen solchen Wirkstoff ein – zum Beispiel

Die schnellwirksamen Beta-2-Sympathomimetika entspannen innerhalb weniger Minuten die verkrampfte Bronchialmuskulatur. Wenn möglich, sollte man für die Einnahme ein Asthmaspray benutzen, da der Wirkstoff beim Inhalieren direkt über die Bronchien an den Entzündungsherd gelangt.

Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika wirken bereits nach wenigen Minuten, ihre Wirkung hält allerdings nur etwa vier bis sechs Stunden an. Betroffene mit belastungsabhängigem Asthma können diese Wirkstoffe auch vor dem Sport einnehmen, um einen akuten Asthmaanfall zu vermeiden.

Generell gilt: Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika sind Bedarfsmedikamente. Sie sollten möglichst selten und in geringer Dosis eingenommen werden. Müssen Erkrankte zu häufig auf diese Substanzen zurückgreifen, ist die Asthma-Therapie nicht optimal eingestellt.

Bei einem schweren Asthmaanfall sind kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren manchmal nicht ausreichend – Betroffene müssen dann eventuell in ein Krankenhaus. Dort erhalten sie ebenfalls ein kurzwirksames Beta-2-Sympathomimetikum und Kortikosteroide zum Einnehmen oder über eine Vene. Gegebenenfalls sind auch Antibiotika wichtig, um einen Infekt zu behandeln. Auch die Gabe von Flüssigkeit über die Vene und von Sauerstoff (z. B. über eine Nasensonde) gehört meist zur Therapie des schweren Asthmaanfalls.

Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika

Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika werden zur Dauerbehandlung eingesetzt. Wie der Name schon sagt, hält die Wirkung dieser Substanzen etwas länger an – nämlich etwa zwölf Stunden. Allerdings wirken sie nicht sofort und sind damit nicht bei einem akuten Asthmaanfall geeignet.

Zu den langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika zählen zum Beispiel die Wirkstoffe

Der*die Arzt*Ärztin verschreibt diese Medikamente allerdings nur dann, wenn entzündungshemmende Medikamente (Kortikosteroide) allein nicht ausreichen, um die Asthma-Symptome zu lindern. Durch die Kombination von langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika und Kortikosteroiden nimmt die Häufigkeit der Asthmaanfälle ab und die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen verbessert sich.

2. Entzündungshemmende Medikamente

Kortikosteroide sind die wesentliche Komponente der Asthma-Dauertherapie. Entzündungshemmer können Asthma bronchiale zwar nicht heilen, sie behandeln aber die Schleimhaut-Entzündung als eigentliche Ursache des Asthmas. Wirkstoffe aus der Gruppe der Kortikosteroide bewirken, dass die Schwellung und Schleimbildung in den Atemwegen zurückgeht. Zu diesen Wirkstoffen gehören zum Beispiel

In der Regel atmen Asthmatiker*innen die Kortikosteroide mithilfe eines Asthmasprays regelmäßig ein – so erreichen die Wirkstoffe den Zielort direkt und mit möglichst wenigen Nebenwirkungen. Bekommt man das Asthma damit nicht mehr "in den Griff", können diese Wirkstoffe auch als Tabletten eingenommen werden.

Antileukotriene (wie der Wirkstoff Montelukast) wirken ebenfalls entzündungshemmend, aber schwächer als die Kortikosteroide. Asthmatiker*innen nehmen diese Medikamente als Tablette, Kautablette oder in Form kleiner Granula ein. Diese sogenannten Leukotrien-Antagonisten richten sich gegen die Leukotriene – das sind Botenstoffe, die ebenfalls an Entzündungsreaktionen der Bronchialschleimhaut beteiligt sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass Leukotrien-Antagonisten bei Asthmatikern*Asthmatikerinnen die Bronchien erweitern und dort die Entzündung dämpfen.

Bei Erwachsenen empfiehlt man Antileukotriene in der Langzeittherapie des mittel- bis schwergradigen Asthmas (als Zusatztherapie in Kombination mit Kortikosteroid). Studien deuten allerdings darauf hin, dass eine Kombination von langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika und Kortikosteroiden wirksamer ist als eine Kombination von Antileukotrienen und Kortikosteroiden.

Bei Kindern zwischen 2 und 14 Jahren ist Montelukast auch ohne diese Kombination zugelassen. Dies ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn Kinder keine Kortikosteroide inhalieren können oder wenn Nebenwirkungen der Kortikosteroide eintreten – ansonsten sind Kortikosteroide das Mittel der Wahl.

Oft vernachlässigen Betroffene die wichtige Dauertherapie, sobald sie sich beschwerdefrei fühlen. Aber die Entzündung in den Atemwegen bildet sich erst nach Wochen bis Monaten zurück. Eine gute und regelmäßige Therapie mit einem Kortison-Spray kann die Lungenfunktion langfristig normalisieren.

Weitere Medikamente

Neben Kortikosteroiden und Beta-2-Sympathomimetika kommen auch andere Wirkstoffe beziehungsweise Arzneimittelgruppen zusätzlich oder alternativ infrage.

Reagieren Erkrankte zum Beispiel allergisch auf Beta-2-Sympathomimetika, ist der Wirkstoff Ipratropiumbromid eine mögliche Alternative. Wirkstoffe aus der Gruppe der Xanthinderivate (z. B. Theophyllin) erweitern ebenfalls die Bronchien, allerdings liegen die wirksame und die schädliche Dosis nahe beieinander. Daher sollte während der Einnahme regelmäßig die Wirkstoffmenge im Blut kontrolliert werden.

Die Wirkstoffe

machen die sogenannten Mastzellen in der Bronchialschleimhaut weniger empfindlich. Mastzellen sind Zellen des Immunsystems, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind. Cromoglicinsäure oder Nedocromil werden jedoch nur noch selten eingesetzt.

Beim leichten bis mittelschweren allergischen Asthma bronchiale unterstützt in manchen Fällen eine Hyposensibilisierung die Asthma-Therapie. Der Körper gewöhnt sich dabei durch regelmäßige Gaben von Allergenen an die asthmaauslösenden Stoffe.

Als Ergänzung bei schwerem allergischem Asthma ist eine Zusatztherapie mit einem Antikörper gegen das vom Immunsystem ausgeschüttete Immunglobulin E (IgE) möglich. Ziel dieser Anti-IgE-Therapie ist es, die IgE-Konzentration im Blut zu reduzieren.

Eine bereits zugelassener Wirkstoff in der Antikörpertherapie für Asthmatiker*innen ab 6 Jahren mit schwerem allergischem Asthma ist Omalizumab. Der Wirkstoff wird ein- bis zweimal pro Monat unter die Haut gespritzt. Für kleinere Kinder unter 6 Jahren ist diese Asthma-Therapie allerdings nicht zugelassen.

Weitere Antikörper mit entzündungshemmender Wirkung sind aktuell noch in der Entwicklung – zum Beispiel

  • der IL-5-Antikörper Mepolizumab,
  • der IL-13-Antikörper Lebrikizumab oder
  • die Interleukine 4 und 17.

Langzeit-Behandlung nach dem Fünf-Stufen-Plan

Der*die behandelnde Arzt*Ärztin legt fest, welche Medikamente am besten für den*die jeweilige*n Asthmatiker*in geeignet sind. Dabei muss zunächst berücksichtigt werden, inwieweit die Erkrankung durch die aktuelle Behandlung in Schach gehalten wird. Dazu wird die Asthma-Erkrankung der Betroffenen in diese drei Kontrollgrade eingeteilt:

  • kontrolliertes Asthma:
    • keine Symptome tagsüber bzw. seltener als zweimal pro Woche
    • Aktivität ist nicht eingeschränkt
    • keine nächtlichen Beschwerden
    • Bedarfs- oder Notfallbehandlung seltener nötig als zweimal pro Woche
    • normale Lungenfunktion
    • keine Verschlimmerung der Erkrankung
  • teilweise kontrolliertes Asthma:
    • mehr als zweimal pro Woche Beschwerden
    • Aktivität ist eingeschränkt
    • nächtliche Beschwerden (mit Aufwachen)
    • mehr als zweimal pro Woche Bedarfs- oder Notfallbehandlung nötig
    • um mindestens 20 Prozent eingeschränkte Lungenfunktion
    • eine oder mehrere Asthma-Verschlimmerungen pro Jahr
  • unkontrolliertes Asthma: Drei oder mehr der Kriterien für teilweise unkontrolliertes Asthma werden innerhalb einer Woche erfüllt.

Ein Beispiel:

Ein Asthma-Patient erhält als Langzeitbehandlung ein niedrig dosiertes Kortikosteroid-Spray und dazu ein langwirksames bronchienerweiterndes Spray. Das entspricht der Therapiestufe 3. Inzwischen hat der Patient das Rauchen aufgegeben. Seit circa einem Jahr hatte er auch keinen Atemwegsinfekt mehr. Der letzte Asthmaanfall liegt bereits mehrere Monate zurück. Auf kurzwirksame Bedarfsmedikamente musste er in der Vergangenheit nur sehr selten zurückgreifen. Auch muss er sich weder im Alltag noch im Beruf einschränken, hat keine Beschwerden und seine Lungenfunktion ist nur geringgradig eingeschränkt. Seine Erkrankung ist also unter Kontrolle – entsprechend erwägt sein* Arzt*Ärztin, die Langzeitbehandlung nur noch mit dem Kortikosteroid-Spray fortzusetzen (Stufe 2). Seine Bedarfsbehandlung mit einem kurzwirksamen bronchienerweiternden Wirkstoff erhält er aber weiterhin.

Die medikamentöse Therapie von Asthma bronchiale richtet sich nach dem sogenannten Stufen-Schema. Abhängig davon, wie gut das Asthma bereits unter Kontrolle ist, passt der*die Arzt*Ärztin die Behandlung entsprechend an. Das Stufen-Schema gibt einen Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei Asthma.

Oberstes Therapieziel ist es immer, den Status des "kontrollierten Asthmas" zu erreichen beziehungsweise zu erhalten. Haben Patient*in und Arzt*Ärztin die Erkrankung gut und dauerhaft "im Griff", kann man in Erwägung ziehen, die Therapie herunterzustufen. Kommt es dagegen immer wieder zu Beschwerden, muss die Behandlung um die nächste Therapiestufe erweitert werden.

Fünf-Stufen-Plan der Asthma-Behandlung

StufenTherapie
Stufe 1Keine dauerhafte Medikamenteneinnahme; nur bei Bedarf Inhalation eines kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum.
Stufe 2Regelmäßige Inhalation eines entzündungshemmenden Medikaments: niedrig dosiertes inhalatives Kortikosteroid. Alternativ im Einzelfall Antileukotriene.
Stufe 3Regelmäßige Inhalation eines entzündungshemmenden Medikaments (inhalatives Kortikosteroid in niedriger bis mittlerer Dosierung). Zusätzlich regelmäßige Inhalation eines langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums, ggf. in fester Kombination. Optional: Theophyllin als Retardtablette, Antileukotriene (Montelukast). Bei Bedarf Inhalation eines kurzwirksamen Bronchodilatators.
Stufe 4Regelmäßige Inhalation eines entzündungshemmenden Medikaments (inhalatives Kortikoid in hoher Dosierung). Zusätzlich regelmäßige Inhalation eines langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums, ggf. in fester Kombination, und in Einzelfällen Einnahme weiterer Medikamente: Theophyllin oder Montelukast. Bei Bedarf Inhalation eines kurzwirksamen Bronchodilatators.
Stufe 5Regelmäßige Inhalation eines entzündungshemmenden Medikaments (inhalatives Kortikoid in hoher Dosierung). Zusätzlich regelmäßige Inhalation eines langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums, ggf. in fester Kombination, und Einnahme eines Kortikosteroids in Tablettenform. In Einzelfällen kann zusätzlich eine Antikörpertherapie erwogen werden. Bei Bedarf Inhalation eines kurzwirksamen bronchienerweiternden Medikaments (Bronchodilatator).

Peak-Flow-Messung

Um bei Asthma bronchiale den Therapie-Bedarf immer individuell bestimmen zu können, hat sich der Peak-Flow-Wert bewährt. Der Peak-Flow beschreibt die maximale Stärke des Luftstroms beim Ausatmen.

Der Peak-Flow ist ein persönlicher Bestwert, das heißt, es gibt keinen allgemein gültigen Wert, der erreicht werden sollte – vielmehr ermittelt jede*r Betroffene zu einem Zeitpunkt, an dem er keine Beschwerden hat, mit einem Peak-Flow-Meter seinen persönlichen Messwert.

Dabei pustet der*die Asthmatiker*in so kräftig wie möglich in das Peak-Flow-Meter und liest den erreichten Wert von einer Skala auf dem Gerät ab. Dieser bestimmte Peak-Flow-Wert dient als Ausgangspunkt zur Beurteilung, ob weitere Therapiemaßnahmen notwendig sind. Dazu hat sich das sogenannte Ampelschema bewährt:

  • Grün: Peak-Flow-Wert 80-100% des persönlichen Bestwerts: keine Beschwerden, keine zusätzlichen Therapiemaßnahmen notwendig
  • Gelb: Peak-Flow-Wert zwischen 60-80% des ermittelten Bestwerts: Beschwerden nehmen zu, Anpassung der Therapie nach dem Stufenschema, bei Bedarf kurzwirksame Betamimetika
  • Rot: Peak-Flow-Wert unter 60%: lebensgefährliche Situation, Notfallmedikamente anwenden und sofort ärztliche Hilfe aufsuchen!

Treuer Begleiter: das Asthmaspray

Bronchienerweiternde und entzündungshemmende Wirkstoffe gegen die Asthma-Symptome gibt es als Asthmaspray zum Einatmen (zur Inhalation) oder als Kapsel beziehungsweise Tablette zum Einnehmen. Wenn möglich, sollte man die Einnahme mit einem Asthmaspray bevorzugen. Anstatt über den Blutweg – wie bei Kapseln oder Tabletten – gelangt der Wirkstoff beim Inhalieren direkt über die Bronchien an den Entzündungsherd. Dies führt sowohl zu einer gezielteren Therapie als auch zu geringeren Nebenwirkungen.

Mittlerweile gibt es inhalative Kombinationspräparate – das heißt das Asthmaspray enthält sowohl bronchienerweiternde als auch entzündungshemmende Wirkstoffe (z. B. Formoterol mit Budesonid oder Salmeterol mit Fluticason). Die Asthma-Therapie wird dadurch für die Betroffenen einfacher, da sie nur noch ein Inhalationsgerät benötigen.

Im Wesentlichen finden sich zwei Inhalationsverfahren:

  • Dosieraerosole: Der Wirkstoff ist in vielen kleinen Tröpfchen gelöst, die der*die Asthmatiker*in einatmet. Sogenannte Spacer können als Inhalationshilfe dienen, damit das Asthmaspray leichter in die Lunge gelangt.
  • Trockenaerosole: Der*die Asthmatiker*in atmet ein Pulver mit dem Wirkstoff ein. Das Medikament befindet sich in einem sogenannten Diskus oder Diskhaler.

Die Inhalationstechnik ist bei den einzelnen Verfahren unterschiedlich und muss von den Betroffenen erlernt werden. Bei Kindern und Schwangeren mit Asthma bronchiale ist besondere Sorgfalt geboten – hier wägen Betroffene (bzw. die Eltern) gemeinsam mit dem*der Arzt*Ärztin besonders genau die Vor- und Nachteile des Asthmasprays ab und klären, ob spezielle Vorsichtsmaßnahmen nötig sind.

Asthma bronchiale: Nicht-medikamentöse Maßnahmen

Viele Asthmatiker*innen möchten zusätzlich etwas tun, um die Atemfunktion zu unterstützen und den Allgemeinzustand zu verbessern. Nicht-medikamentöse Maßnahmen sind daher ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Asthma-Therapie – dazu gehören beispielsweise

  • der Verzicht aufs Rauchen
  • regelmäßiger Sport
  • Normalisierung des Körpergewichts
  • Atemübungen

Die Lippenbremse

Eine der wichtigsten Atemübungen ist die sogenannte Lippenbremse: Bei dieser Technik kann nur wenig Luft durch die Lippen entweichen, wodurch sich ein Druck in der Mundhöhle aufbaut. Der Druck setzt sich bis in die Lunge fort und hindert die kleinen Luftwege und Lungenbläschen daran, zusammenzufallen. Gerade bei einem akuten Asthmaanfall kann die Lippenbremse dazu beitragen, die verengten Atemwege wieder zu weiten.

Der Lungen- und Atemtrainer

Der Lugen- und Atemtrainer ist ein Gerät, das die Atemmuskeln gezielt stärkt und zudem anzeigt, wie stark oder schwach der Luftfluss ist. Das Gerät besteht aus einem Plastikbehälter mit drei beweglichen Bällen sowie einem Saugrohr. Über dieses Saugrohr versucht der*die Asthmatiker*in, die Bälle nach oben zu pusten. Je mehr Bälle nach oben steigen, desto stärker ist die Atmung.

Der Kutschersitz

Die zweite Atemübung ist der sogenannte Kutschersitz. Für diese Übung setzt sich der*die Betroffene auf einen Stuhl, beugt den Oberkörper nach vorne und stützt die Unterarme auf die Knie auf. Der Rücken ist in der Position eines Katzenbuckels. Dadurch wird die Atemhilfsmuskulatur angeregt, welche die Atmung unterstützt. Der Kutschersitz ist ebenfalls vor allem bei einem akuten Asthmaanfall von Bedeutung.

Manchen Betroffenen helfen auch Entspannungstechniken, zum Beispiel autogenes Training. Sie können die Asthma-Therapie ergänzen. Ihr Nutzen ist allerdings wissenschaftlich nicht bewiesen.

Manchmal ist bei Asthma bronchiale auch eine Kur in einer Rehabilitationseinrichtung sinnvoll. Sie kommt infrage, wenn:

  • Betroffene unter schwerem Asthma und schweren Folgen der Erkrankung leiden, obwohl sie angemessen behandelt werden
  • schwere Komplikationen durch die medikamentöse Behandlung auftreten
  • notwendige Therapieverfahren nicht ambulant durchgeführt werden können, z. B. eine Asthma-Schulung oder eine Trainingstherapie

Während einer Kur lernen die Betroffenen, mit ihrem Asthma umzugehen. Eine gezielte Behandlung in dieser Zeit hilft, die Erkrankung besser zu kontrollieren, sodass Asthmatiker*innen danach eine höhere Lebensqualität haben und besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Insbesondere für Kinder ist dies wichtig, damit sie sich altersgerecht entwickeln.

Bei Asthma empfehlenswert: Lernen und Informieren

Lernen und Informieren ist generell wichtig bei Asthma. Der*die behandelnde Arzt*Ärztin vermittelt den praktischen Umgang mit Asthma und das theoretische Verständnis der Erkrankung.

Darüber hinaus bieten viele Krankenhäuser, niedergelassene Fachärzte*Fachärztinnen, Selbsthilfegruppen oder Rehabilitationszentren für Atemwegserkrankte spezielle Asthmaschulungen an. Eine solche Asthmaschulung ist für jede*n Asthmatiker*in empfehlenswert – hier lernt er*sie,

  • welche Medikamente es gibt,
  • wie sie eingenommen werden müssen,
  • welche Symptome auf eine Verschlechterung der Krankheit hindeuten und
  • wie man sich bei einem akuten Asthmaanfall verhalten sollte.

Im Rahmen der Asthmaschulung werden meist auch spezielle Atemtechniken wie die Lippenbremse geübt und man erfährt, wie man ein Asthma-Tagebuch führt.

Informieren Sie sich bei Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin, wo und wann Asthmaschulungen in Ihrer Nähe stattfinden. Auskunft kann Ihnen auch Ihre Krankenversicherung geben – hier können Sie auch direkt klären, ob die Kosten durch Ihre Krankenkasse übernommen werden. Sie können mehrfach an einer Schulung teilnehmen. Erwachsenen sollten alle zwei Jahre ihr Wissen auffrischen. Für Kinder und Jugendliche sind halbjährliche oder jährliche Schulungen sinnvoll.

Asthma: Verlauf

Je besser die Therapie des Asthma bronchiale individuell angepasst ist, desto günstiger wirkt sich dies auf den Verlauf der Erkrankung aus. Bei optimaler Therapie schränkt das Asthma die durchschnittliche Lebenserwartung nicht ein.

Nur wenn das Asthma nicht ausreichend behandelt wird und die Asthmaanfälle die Funktionsfähigkeit der Lunge dauerhaft beeinträchtigen, können auch zwischen den Asthmaanfällen Beschwerden auftreten. Werden Herz- und Lungengewebe langfristig zu stark belastet, kann sich die Lunge durch die ungenügende Abatmung auf Dauer stark aufblähen (Lungenemphysem).

Im Allgemeinen ist die Prognose von kindlichem Asthma bronchiale aber sehr gut. Mehr als die Hälfte der Kinder mit Asthma ist im Erwachsenenalter beschwerdefrei, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt wird – bei einigen tritt das Asthma jedoch auch nach Jahrzehnten ohne Beschwerden im weiteren Verlauf erneut auf. In jedem Falle bleiben die Atemwege ein Leben lang anfällig.

Asthma: Vorbeugen

Die gute Nachricht: Durch gezielte Maßnahmen können Sie bei bereits vorhandenem Asthma bronchiale akute Asthmaanfälle vermeiden und Langzeitschäden vorbeugen. Trockene Raumluft ist ein Reizfaktor für die Bronchien, achten Sie daher auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit im Raum.

Berücksichtigen Sie bei der Wahl Ihres Aufenthaltsorts möglichst, wie Sie auf unterschiedliche klimatische Reize reagieren. Im Hochgebirge und am Meer sind weniger Allergene in der Luft. Hat Ihr Kind Asthma bronchiale und eine Pollenallergie, kann es hilfreich sein, das Kind während der pollenbelasteten Jahreszeit an einen anderen Wohnort, beispielsweise ans Meer zu schicken. Auf Rauchen sollten Asthmatiker*innen unbedingt verzichten. Ebenso ist das Rauchen in Räumen, in denen Kinder mit Asthma wohnen, zu unterlassen. Rauchen und Passivrauchen beeinflussen sowohl die Häufigkeit des Auftretens von Asthma als auch den Verlauf der Erkrankung nachteilig.

Bei einigen Kindern kommt es zu Asthma, wenn eine bakterielle Entzündung der Nasennebenhöhlen oder der Bronchien vorliegt. In diesen Fällen sollte eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung oder eine akute Bronchitis frühzeitig und konsequent mit Antibiotika behandelt werden. Eine Dauertherapie mit Antibiotika ist aber nicht sinnvoll.

Bei allergischem Asthma ist es von großer Wichtigkeit, den auslösenden Stoff in der Atemluft oder in Nahrungsmitteln zu meiden. Unter Umständen ist es nötig, ein Haustier abzugeben. Bettdecken und Matratzen können Sie gegebenenfalls austauschen – im Handel sind allergenfreie Matratzen erhältlich. Bisweilen kann eine Hyposensibilisierung Erfolg bringen.

Asthma und Ernährung

Was die Ernährung betrifft, müssen sich Asthmatiker*innen nicht einschränken. Eine Ausnahme bilden Personen, die an einer Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit leiden. Für alle anderen ist eine ausgewogene, vitaminreiche Kost empfehlenswert. Nehmen Sie viel Flüssigkeit zu sich, so kann der Schleim in den Atemwegen besser abfließen.

Wenn ein asthmaerkranktes Kind Fieber bekommt, sollte man als fiebersenkendes Mittel besser Präparate mit dem Wirkstoff Paracetamol anstelle von Acetylsalicylsäure verwenden. Vor allem bei älteren Kindern ist eine Unverträglichkeit des Wirkstoffs als Asthma-Auslöser bekannt. Seltener sind auch andere Wirkstoffe derselben Stoffklasse verantwortlich, beispielsweise:

Eine andere Medikamentenklasse, die Sie bei Asthma nicht beziehungsweise nur nach ärztlicher Absprache einnehmen sollten, sind sogenannte Betablocker (blutdrucksenkende Mittel).

Um einem Asthmaanfall vorzubeugen, ist eine fortwährende Therapie notwendig. Wichtig ist auch, die Therapie regelmäßig zu überwachen und anzupassen. So können Sie die Atemfunktion mittels eines sogenannten Peak-Flow-Meters auch zu Hause überprüfen, um den Verlauf der Erkrankung und die Effektivität der Therapie regelmäßig zu kontrollieren.

Eltern sollten in Absprache mit dem*der Kinderarzt*Kinderärztin eventuell ein Notfallmedikament verfügbar haben,

  • wenn ihr Kind schweres Asthma hat,
  • wenn beim Kind ein hohes Risiko vorliegt, während eines akuten Anfalls keine Luft mehr zu bekommen und
  • wenn beim Kind in der Vergangenheit eine künstliche Beatmung notwendig geworden ist.

Dieses Medikament können sie im Notfall sofort unter die Haut spritzen.

Als Asthmatiker*in sollten Sie ein Dokument bei sich tragen, aus dem hervorgeht, welche Erkrankung Sie haben, welche Auslöser bekannt sind, welche Medikamente Sie einnehmen und wer zu informieren ist. Notieren Sie dort auch Empfehlungen, die Ihr*Ihre Arzt*Ärztin Ihnen für den Notfall gegeben hat.

Betroffene weisen außerdem ein erhöhtes Risiko für Pneumokokken-Infektionen der Lunge auf. Aus diesem Grund sollten Sie eine Pneumokokken-Impfung in Erwägung ziehen. Ob eine Grippeimpfung bei Asthma schweren Verläufen vorbeugen kann, ist bislang nicht erwiesen.