Kopfschmerzen (Cephalgie)
Etwa sieben von zehn Deutschen haben hin und wieder plötzliche, kurzfristige oder andauernde Kopfschmerzen an Stirn, Schläfen oder Hinterkopf. Häufig treten die auch Cephalgie genannten Kopfschmerzen mit Übelkeit oder Schwindel auf.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Kopfschmerzen (Cephalgie)
Was sind Kopfschmerzen?
Kopfschmerzen sind Schmerzen, die einseitig (links oder rechts) sowie beidseitig überall am Kopf auftreten können, also
- an der Stirn,
- an den Schläfen,
- hinter den Augen,
- im Nacken und
- am Hinterkopf.
Kopfschmerzen können ...
- ... eine eigenständige Erkrankung sein.
- ... Symptom einer anderen Krankheit sein.
Video: Die wichtigsten Kopfschmerzarten und ihre Unterschiede
Kopfschmerzarten
Es sind mehr als 250 verschieden Arten und Auslöser für Kopfschmerzen bekannt. Die häufigsten Cephalgien sind:
Unterschiede zwischen den Kopfschmerzarten
Migräne | Cluster-Kopfschmerz | Spannungskopfschmerz | medikamenteninduzierter Kopfschmerz | |
---|---|---|---|---|
Einseitig oder beidseitig? | einseitig links oder rechts | einseitig | meist beidseitig | meist beidseitig |
In welchem Kopfbereich? | Schläfe, Stirn oder hinter den Augen | hinter einem Auge oder nahe der Nasenwurzel | Schläfe, selten Stirn oder Hinterkopf | Schläfe, Stirn, Hinterkopf, Nacken |
Welche Begleiterscheinungen gibt es? | Übelkeit/Erbrechen, evtl. verspannter Nacken | Tränenfluss, gerötete Bindehaut, laufende Nase, Schwitzen im Gesicht | selten leichte Übelkeit, Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit, evtl. verspannter Nacken | leichte Übelkeit und Lichtüberempfindlichkeit |
Werden die Schmerzen bei Anstrengung stärker? | ja | nein | nein | ähnlich dem zugrundeliegenden Kopfschmerz |
Wie äußern sich die Kopfschmerzen? | pulsierend | schneidend, bohrend | drückend, ziehend | bohrend, stechend |
Kopfschmerzen bei Kindern
Nicht nur Erwachsene, auch Kinder bekommen Kopfschmerzen. Schon im Vorschulalter hat etwa jedes fünfte Kind gelegentlich Kopfschmerzen. Am Ende der Grundschulzeit haben acht von zehn Kindern schon einmal Kopfschmerzen gehabt. Somit sind Kopfschmerzen bei Kindern häufig, treten aber meistens nicht chronisch (also an mehr als 15 Tagen im Monat) auf.
Etwa bei der Hälfte der Kinder mit regelmäßigen Kopfschmerzen gehen die Beschwerden im Erwachsenenalter zurück. Allerdings ist es wichtig, Kopfschmerzen bei Kindern angemessen zu behandeln, denn ohne eine entsprechende Therapie können die Kopfschmerzen chronisch werden.
Kopfschmerzen: Ursachen
Insgesamt sind über 250 Arten und Auslöser von Kopfschmerzen bekannt. Am häufigsten sind dabei Spannungskopfschmerzen und Migräne, die mit dem Cluster-Kopfschmerz zu den primären Kopfschmerzen zählen. So bezeichnet man Kopfschmerzen, die nicht als Folge anderer gesundheitlicher Probleme auftreten sondern als eigene Krankheit gelten.
Ursachen für primäre Kopfschmerzen sind beispielsweise:
- Flüssigkeitsmangel
- Sonnenstich
- Hitzschlag
- Alkoholkonsum
- Stress
- Lärm
- Wetterveränderungen
- Medikamente (medikamenteninduzierter Kopfschmerz)
- Muskelverspannungen im Nacken- und Kopfbereich (Spannungskopfschmerzen)
- Schlafmangel
- Druck (z.B. enger Helm) oder Zug (z.B. straffer Pferdeschwanz)
- psychische Ursachen (psychogener Kopfschmerz)
SekundäreKopfschmerzen kommen als Begleiterscheinung oder Folge einer Erkrankung vor, wie zum Beispiel:
- Infekte (z.B. Erkältung, Grippe, Nasennebenhöhlenentzündung)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Augenerkrankungen (wie wie Asthenopien oder ein Glaukom-Anfall)
- nicht ausgeglichene Sehschwächen (z.B. Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit)
- orthopädische Erkrankungen (besonders der Halswirbelsäule)
- Stoffwechselstörungen (z.B. Unterzuckerung)
- Blutarmut (Anämie)
- Kopfverletzungen (z.B. Gehirnerschütterung, Schädel-Hirn-Trauma)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Gehirnentzündung (Enzephalitis)
- Schlaganfall (Apoplex)
- Durchblutungsstörungen
- Hirnblutungen (z.B. Subarachnoidalblutung)
- Hirntumoren
Kopfschmerzen: Therapie
Nicht immer ist es nötig, eine Cephalgie zu behandeln. Die meisten Kopfschmerzen verschwinden nach kurzer Zeit von selbst. Insbesondere wenn sie durch vorübergehende Überanstrengung, Schlafmangel oder Alkoholkonsum bedingt sind oder zum Beispiel im Rahmen einer Erkältung auftreten, klingen sie meist ohne Behandlung wieder ab.
Wird doch eine Therapie nötig, richtet sich diese nach der Ursache der Kopfschmerzen. Bei Migräne beispielsweisetreten die Kopfschmerzen attackenweise immer wieder auf, was oft eine langfristige Therapie erfordert. Entstehen Kopfschmerzen im Rahmen einer ernsten Erkrankung wie einem Hirntumor, so muss diese behandelt werden.
Achtung bei der Selbstmedikation
Kopfschmerztabletten mit Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen sowie Kombinationspräparate (z.B. Acetylsalicylsäure + Paracetamol + Coffein ) sind einfach zu erhalten und helfen meist schnell – sie sollten aber mit Bedacht angewendet werden:
- keinesfalls häufiger als an zehn Tagen im Monat und
- nicht häufiger als an drei aufeinander folgenden Tagen eingenommen werden sollten.
Andernfalls kann es passieren, dass Sie die Kopfschmerzen verschlimmern (medikamenteninduzierter Kopfschmerz).
Bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft gilt die gleiche Regel wie für alle Medikamente in der Schwangerschaft: Fragen Sie auch bei frei verkäuflichen Medikamenten vor der Einnahme immer beim Arzt oder Apotheker nach! Auch für die Stillzeit gelten spezielle Regeln, da sich viele Wirkstoffe über die Muttermilch auch auf das Baby auswirken.
Wer auf Medikamente verzichten möchte, kann auf andere Behandlungsmöglichkeiten zurückgreifen:
- Massagen
- Akupunktur
- autogenes Training
- physikalische Therapie (z.B. Wärmebehandlungen am Nacken)
Nicht alle dieser Verfahren finden sich im Leistungskatalog der Krankenkassen und nicht für alle ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sie gegen Kopfschmerzen helfen. Sie können aber helfen, den Kopf-, Nacken- und Schulterbereich zu entspannen und das Stresslevel senken. Welches Behandlung für Sie infrage kommt, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt.
Darüber hinaus können Sie mit einigen Verhaltensweisen die Kopfschmerzen lindern oder ihnen vorbeugen:
- Vermeiden Sie Stress.
- Bewegen Sie sich ausreichend an der frischen Luft und treiben Sie Sport.
- Erlernen Sie Entspannungsübungen (z.B. Atemtechniken oder progressive Muskelentspannung).
- Legen Sie bei der Arbeit regelmäßig Pausen ein.
- Wirken Sie durch Dehnübungen der Nacken- und Schultermuskulatur und regelmäßiges Aufstehen Muskelverspannungen entgegen, wenn Sie viele Stunden am Tag sitzend verbringen.
- Nehmen Sie geregelte Mahlzeiten zu sich.
- Ernähren Sie sich gesund und vollwertig.
- Trinken Sie ausreichend Wasser, Saftschorle oder Kräutertee.
- Sorgen Sie für ausreichend erholsamen Schlaf.
- Meiden Sie möglichst Alkohol und Nikotin.
Hausmittel gegen Kopfschmerzen
Handelt es sich bei den Kopfschmerzen nicht um die Folge einer ernstzunehmenden Erkrankung, können Hausmittel die Beschwerden lindern. Bekannte Hausmittel gegen Kopfschmerzen sind zum Beispiel:
- feuchte Stirnkompressen mit Obstessig, Lavendel- oder Rosmarinmilch
- Breiauflagen mit Quark, Kümmel oder Wachholderbeeren
- Einreiben von Schläfen, Nacken und Stirn mit Pfefferminzöl (Achtung, das Öl darf nicht in die Augen geraten)
- Nackenkompressen mit Meerrettich
Hausmittel können bei Kopfschmerzen vor allem entspannend und belebend wirken. Insbesondere bei Kindern sollten sie aber mit Vorsicht angewendet werden. Bei empfindlicher Haut können verschiedene Hausmittel – insbesondere Pfefferminzöl und Meerrettich – Hautreizungen hervorrufen.
Kopfschmerzen: Diagnose
Es kann Dauern, bei Kopfschmerzen eine genaue Diagnose zu stellen, da eine Cephalgie viele Ursachen haben kann. Die verschiedenen Formen von Kopfschmerzen gehen mit jeweils typischen Beschwerden und Begleiterscheinungen einher – daher ist es besonders bei
- länger anhaltenden,
- wiederkehrenden sowie bei
- plötzlichen, sehr starken Kopfschmerzen
ratsam, einen Arztaufzusuchen und die Ursachen abklären zu lassen.
Fragen zu den Kopfschmerzen
Um die Kopfschmerzen richtig einordnen zu können, wird der Arzt Ihnen vermutlich einige oder alle der folgenden Fragen stellen:
- In welchem Bereich des Kopfes treten Ihre Schmerzen auf, z.B. Schläfe, Hinterkopf, hinter den Augen?
- Sind die Kopfschmerzen einseitig oder beidseitig?
- Wie stark sind die Schmerzen?
- Wie fühlt sich der Schmerz an: dumpf, drückend, bohrend, stechend, pochend, hämmernd?
- Wie häufig treten Ihre Schmerzen auf?
- Wie lange dauern die Schmerzattacken an oder ist der Schmerz dauerhaft vorhanden?
- Haben Sie weitere Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit, Sehstörungen, Lähmungen?
- Werden die Schmerzen durch etwas ausgelöst, z.B. Stress, Alkohol, bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente, Menstruation, Wetter?
- Hatten Sie einen Unfall oder eine Verletzung?
- Nehmen Sie regelmäßig Schmerzmittel oder andere Medikamente ein?
- Haben Sie Vorerkrankungen wie Bluthochdruck?
- Waren Sie schon einmal wegen Kopfschmerzen in Behandlung?
Bei chronischen Kopfschmerzen ist es für die Diagnose hilfreich, ein Kopfschmerztagebuch (PDF-Datei, ca. 600 KB) zu führen. Darin dokumentieren Sie die Schmerzattacken, ihre Dauer und die begleitenden Umstände (z.B. Medikamente, Stresssituationen). So können Sie die genannten Fragen einfacher beantworten und der Arzt erhält einen genaueren Überblick.
Untersuchungen bei Kopfschmerzen
In den meisten Fällen ist eine genauere Untersuchung bei Kopfschmerzen nicht nötig – die Befragung reicht gewöhnlich aus. Je nach Ursache können bestimmte Untersuchungen aber helfen, die Diagnose einzugrenzen:
Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt neben dem allgemeinen Gesundheitszustand besonders auf Auffälligkeiten, die auf Störungen des Nervensystems hinweisen (neurologische Auffälligkeiten). So können Schwierigkeiten bei bestimmten Sinneswahrnehmungen oder Bewegungen Hinweise auf eine Störung der Hirnnerven oder einen möglichen Schlaganfall (Apoplex) geben. Bei akuten und starken Kopfschmerzen achtet der Arzt auch auf Anzeichen einer Hirnhautentzündung (Meningitis).
Je nachdem, welche Ursache Ihr Arzt hinter den Kopfschmerzen vermutet, können außerdem weiterführende neurologische und andere fachärztliche Untersuchungen (etwa durch einen Augenarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Orthopäden oder Zahnarzt) sinnvoll sein.
Abhängig von der Kopfschmerzart können weitere Untersuchungen nötig sein, beispielsweise:
- Blut-, Urin- und Hirnwasseruntersuchungen
- EEG (elektrische Ableitung der Hirnströme)
- Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT)
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie), beispielsweise der Nasennebenhöhlen
- Angiographie (Röntgenuntersuchung der Blutgefäße)
- Positronen-Emissions-Tomographie (PET)