Blähungen (Flatulenz & Meteorismus)
Blähungen sind unangenehm und vielen Menschen peinlich. Zum Glück sind übermäßige "Darmwinde" häufig nur ein vorübergehendes Phänomen – und in den meisten Fällen gibt es für die Blähungen eine harmlose Erklärung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Blähungen
Im Rahmen der Verdauung entstehen im Darm Gase wie Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff. Diese Gase werden größtenteils von kleinen Blutgefäßen in der Darmwand aufgenommen und über die Lunge ausgeatmet. Ein weiterer Teil der Darmgase entweicht während des Stuhlgangs aus dem After.
Eine gewisse Gasbildung ist also völlig normal. Wenn allerdings übermäßig viel Gas entsteht, kann dies zu Blähungen führen: Der Bauch ist aufgebläht und/oder es entweichen übermäßig viele Darmgase aus dem After. Auch kann es sein, dass eine Person zwar das Gefühl hat, "aufgebläht" zu sein, obwohl die Gasmenge objektiv nicht erhöht ist.
Was sind Blähungen?
Wenn zu viele Gase aus dem Darm ins Freie gelangen, spricht man von Blähungen. Mediziner sagen dazu Flatulenzen. Manche Autoren zählen zu Blähungen auch den sogenannten Meteorismus:
- Bei Meteorismus wirkt der Bauch gebläht und vorgewölbt. Das Wort Meteorismus stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "in der Luft befindlich".
- Bei einer Flatulenz (lat. flatus: Wind, Blähung) entweichen übermäßig viele Darmgase aus dem After.
Je mehr Darmgase vorhanden sind, desto mehr dehnen sich die Darmwände – und dies kann schmerzhaft sein. Unangenehm ist für viele Betroffene darüber hinaus nicht nur der Geruch, den Blähungen verursachen können, sondern auch der geräuschvolle Abgang von Winden. Dieses Geräusch entsteht, wenn die Analöffnung durch die austretenden Gase vibriert.
Je nach Ursache können Flatulenz und Meteorismus mit weiteren Symptomen verbunden sein. Dazu zählen
- Durchfall,
- Bauchkrämpfe,
- Verstopfung,
- Völlegefühl,
- Darmgeräusche oder
- ungewollter Abgang von Stuhlgang (sog. "falsche Freunde").
Blähungen: Ursachen
Blähungen (Flatulenz/Meteorismus) haben meist harmlose Ursachen. Manchmal stecken jedoch bestimmte Erkrankungen, Unverträglichkeiten oder Medikamente dahinter.
Häufige Ursachen von Meteorismus/Flatulenz sind:
- das Reizdarm-Syndrom
- Nahrungsmittel mit vielen unverdaulichen Ballaststoffen und Kohlenhydraten, so z.B. Hülsenfrüchte oder Kohl
- übermäßiges Luftschlucken durch Stress, Angst oder Ärger (sog. Aerophagie)
- hastiges Essen, sodass unbewusst viel Luft verschluckt wird
- eine Nahrungsmittelunverträglichkeit wie Laktoseintoleranz, Fructoseintoleranz oder Zöliakie
- eine bakterielle Fehlbesiedlung im Dünndarm, z.B. nach einer Behandlung mit Antibiotika
- Erkrankungen wie Morbus Crohn, Herzschwäche oder Verdauungsstörungen im Rahmen eines Diabetes mellitus
- bestimmte Medikamente, die die Darmflora verändern, z.B. orale Antidiabetika
Blähungen durch Reizdarm
Oft treten Blähungen im Rahmen eines sogenannten Reizdarms auf. Personen mit Reizdarm haben immer wieder unterschiedliche Beschwerden im Bauchbereich, ohne dass eine körperliche Ursache dafür gefunden wird. Unter anderem kann sich der Bauch aufgebläht anfühlen (Meteorismus) oder es können übermäßig viele Darmgase aus dem After entweichen (Flatulenz).
Blähungen durch ungünstige Ernährung/Lebensweise
Häufig ist dieErnährung für Blähungen verantwortlich. Zu besonders blähenden Speisen zählen unter anderem Kohl, Hülsenfrüchte und Zwiebeln. Diese Nahrungsmittel sind reich an unverdaulichen Ballaststoffen. Bakterien im Dickdarm ernähren sich von diesen Ballaststoffen und bilden Abbauprodukte in Form von Gasen.
Nicht jeder Mensch reagiert auf ballaststoffreiche Kost mit Flatulenz/Meteorismus. Wie gut eine Person Ballaststoffe verträgt, hängt unter anderem von ihrer individuellen Darmflora ab. Zudem spielt eine Rolle, wie sehr die Person diese Ernährungsweise gewohnt ist. Manche Menschen reagieren auch bei einem leeren Magen mit Blähungen.
Darüber hinaus können nicht nur viele Ballaststoffe, sondern auch andere KohlenhydrateKohlenhydrateeine verstärkte Gasbildung zur Folge haben. Kohlensäurehaltige Getränke, Zuckeraustauschstoffe wie Fructose oder Sorbit, Alkohol und Kaffee können ebenfalls blähend wirken – genau wie üppiges, fettiges, süßes und zu hastiges Essen und dadurch bedingtes Luftschlucken.
Blähungen durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Eine weitere Ursache von Meteorismus und Flatulenz können Nahrungsmittelunverträglichkeiten sein. Zu solchen Unverträglichkeiten zählen
- Laktoseintoleranz (Unverträglichkeit von Milchzucker),
- Fructoseintoleranz (Unverträglichkeit von Fruchtzucker) oder
- Zöliakie (Unverträglichkeit von Gluten).
Blähungen durch bakterielle Fehlbesiedlung
Meteorismus und/oder Flatulenz können Zeichen einer gestörten Darmflora sein. Vor allem nach einer Behandlung mit Antibiotika kann die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten.
Blähungen durch innere Erkrankungen
Bestimmte innere Erkrankungen können mit Blähungen verbunden sein, so zum Beispiel
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, z.B. Morbus Crohn,
- eine Herzschwäche,
- eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut
- Krankheiten der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege oder
- Tumoren des Dickdarms.
Beachten Sie: Akute, plötzlich auftretende Blähungen können ein Hinweis auf einen Darmverschluss (Ileus) sein. Bei zusätzlichen Beschwerden wie Erbrechen oder Bauchschmerzen sollten Sie daher immer einen Arzt aufsuchen.
Blähungen bei Babys und Schwangeren häufig
Weil sich der Verdauungstrakt nach der Geburt erst an Nahrung gewöhnen muss, leiden viele Säuglinge in den ersten Lebenswochen unter Blähungen. Und auch Schwangere haben oft mit Blähungen zu kämpfen, was zum Beispiel an den veränderten Druck- und Lagebedingungen im Bauchraum liegen kann.
Blähungen: Diagnose
Um die Ursache für die Blähungen herauszufinden, wird der Arzt seinem Patienten zunächst einige Fragen stellen, zum Beispiel:
- Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja: welche?
- Haben Sie Vorerkrankungen, die Blähungen hervorrufen können, z.B. eine Unverträglichkeit gegen bestimmte Nahrungsmittel?
- Haben Sie weitere Beschwerden, etwa Durchfall oder Übelkeit?
- Wie sieht Ihre Ernährung aus? Treiben Sie Sport?
- Haben Sie zurzeit vermehrt Stress?
- Haben Sie in letzter Zeit an Gewicht verloren?
Anschließend wird der Arzt den Patienten körperlich untersuchen: Er tastet und klopft den Bauch ab und hört ihn mit dem Stethoskop ab. Unter Umständen untersucht er den Enddarm mit dem Finger (sog. rektale Untersuchung, DRU).
Je nachdem, welche Ursache der Arzt vermutet, können weitere Untersuchungen sinnvoll sein. Dazu gehören:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchs
- Röntgenuntersuchung
- Urin- und Stuhluntersuchungen
- Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. Laktosetoleranztest)
Unter Umständen ist es notwendig, dass der Arzt eine Magenspiegelung und/oder eine Darmspiegelung vornimmt und dabei eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) entnimmt.
Blähungen: Was tun?
Übermäßige Darmwinde (Flatulenz) und ein aufgeblähter Bauch (Meteorismus) sind in den meisten Fällen kein Grund zurSorge und vergehen von allein wieder. Oft hilft es schon, blähende Speisen vorübergehend zu meiden. Halten Blähungen jedoch länger an oder gehen sie mit weiteren Beschwerden einher, sollte der Arzt vorsichtshalber eine organische Ursache ausschließen.
Bei hartnäckigen oder wiederkehrenden Blähungen richtet sich die Therapie nach der Ursache. Einige Beispiele:
- Sind die Blähungen auf ein bestimmtes Medikament zurückzuführen, wird der Arzt das Präparat evtl. absetzen und auf ein anderes Medikament ausweichen.
- Bei Blähungen durch eine gestörte Darmflora, zum Beispiel nach einer Antibiotika-Therapie, wird der Arzt evtl. Probiotika vorschlagen. Diese Präparate enthalten Milchsäurebakterien, die sich positiv auf die Darmflora auswirken können.
- Liegt den Blähungen eine bestimmte Erkrankung zugrunde – zum Beispiel Morbus Crohn –, wird der Arzt diese entsprechend behandeln.
- Sind Angst oder Stress die Ursache für Blähungen, können Ihnen Entspannungsverfahren wie autogenes Training und/oder ggf. eine psychologische Behandlung helfen.
Wann zum Arzt?
Oft sind Blähungen harmlos – manchmal steckt aber auch eine Erkrankung dahinter. Suchen Sie bei Blähungen in jedem Fall den Arzt auf, wenn Sie
- unter Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfen und/oder Bauchschmerzen leiden,
- vorher keine Probleme mit Blähungen hatten und die Blähungen plötzlich neu aufgetreten sind,
- Blut im Stuhl haben,
- in letzter Zeit ungewollt viel Gewicht verloren haben,
- sich krank fühlen und/ oder wenn Sie
- eine Veränderung der Stuhlbeschaffenheit bemerkt haben.
Ernährungstipps
Wenn Ihr Bauch aufgebläht ist (Meteorismus) oder häufig Winde abgehen (Flatulenz), hilft es oft, bei der Ernährung ein paar Tipps zu beherzigen.
Das können Sie in puncto Ernährung tun:
- Achten Sie auf gesunde, ausgewogene Mahlzeiten.
- Meiden Sie blähende Speisenwie Hülsenfrüchte (z.B. Erbsen, Linsen, Bohnen), Sellerie oder Kohlsorten (z.B. Rosenkohl, Grünkohl). Möchten Sie nicht auf diese Nahrungsmittel verzichten, kann es hilfreich sein, die entsprechenden Speisen zusätzlich mit Kümmel zu würzen, da dieser blähungstreibend wirkt.
- Viele kleinere Mahlzeiten sind meist besser verträglich als große Portionen.
- Essen Sie langsam und kauen Sie gründlich.
- Vermeiden Sie es, beim Essen viel zu sprechen. Dadurch sinkt das Risiko, dass Sie zu viel Luft schlucken.
- Verzichten Sie auf Getränke, die viel Kohlensäure enthalten.
- Künstliche Süßstoffesollten Sie ebenfalls von Ihrem Speiseplan streichen, da diese Blähungen hervorrufen können.
- Wer sich eine mögliche Ernährungsumstellung alleine nicht zutraut, kann eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.
Generell sollten Sie sich ausreichend bewegen und ausreichend trinken und somit für einen geregelten Stuhlgang sorgen. Ein Verdauungsspaziergang nach dem Essen ist hier ein guter Anfang.
Mittel gegen Blähungen
Was tun, wenn einfache Maßnahmen gegen Blähungen nicht ausreichen? In diesem Fall können spezielle Mittel gegen Blähungen helfen. Dazu zählen:
- Entschäumer-Präparate (wie Dimeticon, Simeticon) als Kautabletten oder Suspension: Entschäumer-Präparate zerstören die Gasblasen im Darm und können bei leichten, vorübergehenden Blähungen helfen. Bei länger auftretenden Blähungen sind sie hingegen nicht geeignet.
- Verdauungsenzyme in Tablettenform: Sie eignen sich als Therapie bei Blähungen, die auf einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse beruhen.
- Krampflösende Schmerzmittel, sog. Spasmolytika (wie Butylscopolamin): Diese Mittel können bei Blähungen helfen, die mit Bauchkrämpfen einhergehen.
Bevor Sie Mittel gegen Blähungen einnehmen, sollten Sie von einem Arzt abklären lassen, ob Sie bestimmte Speisen oder Getränke nicht vertragen.
Hausmittel gegen Blähungen
Wenn Sie unter Blähungen leiden, können Sie verschiedene Hausmittel ausprobieren. Für manche dieser Mittel gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis, dass sie tatsächlich wirken, oder sie wurden bislang nicht ausreichend untersucht. Dennoch sind Hausmittel gegen Blähungen bei vielen Menschen beliebt.
Bestimmte Gewürze haben erwiesenermaßen eine blähungstreibende (= karminative) und entkrampfende Wirkung. Dazu zählen:
Tees mit diesen Inhaltsstoffen gibt es als Hausmittel gegen Blähungen praktisch in jedem Supermarkt. Sie können sie auch selbst herstellen, zum Beispiel aus zerdrückten Anis-, Fenchel- und Kümmelsamen und etwas Pfefferminze.
Lesetipp: Welche Hausmittel gegen Blähungen helfen
Ein weiteres Hausmittel gegen Blähungen sind warme Wickel. Schlagen Sie zum Beispiel eine Wärmflasche in ein feuchtes Tuch ein und legen sie auf den Bauch. Die feuchte Wärme entspannt den Darm und kann die Blähungen lösen.