Frau mit Bauchschmerzen
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Reizdarm (Reizdarmsyndrom): Symptome & Behandlung

Von: Onmeda-Redaktion, Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2022

Das Reizdarmsyndrom ist eine weit verbreitete Erkrankung – aber auch eine rätselhafte. Denn warum und wie sie entsteht, ist noch immer nicht geklärt. Trotzdem gibt es einiges, was Betroffene gegen die Beschwerden tun können. Hier erfahren Sie, was typische Reizdarm-Symptome sind, wie sich diese behandeln lassen und welche Rolle die Ernährung dabei spielt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Reizdarm (Reizdarmsyndrom)

Das Reizdarmsyndrom macht sich durch ständig wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden bemerkbar. Typische Symptome sind:

Das Bauchweh muss sich nicht auf den Darm beschränken. Viele Erkrankte haben auch – oder in erster Linie – Magenprobleme. In diesem Fall spricht man auch von einem Reizmagen.

Hinter Magen-Darm-Beschwerden können aber natürlich auch andere Erkrankungen stecken. Die Diagnose "Reizdarmsyndrom" stellen Ärztinnen und Ärzte nur, wenn die Symptome länger als drei Monate andauern und sich nicht auf eine andere Ursache zurückführen lassen – etwa auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit.

Gegen das Reizdarmsyndrom – und für eine andere Erkrankung – sprechen folgende Symptome:

Reizdarm: Ursachen

Die Ursache des Reizdarmsyndroms ist nicht geklärt. Die Beschwerden hängen wohl zum einen damit zusammen, dass sich der Darm zu stark oder zu wenig bewegt. Zum anderen scheinen die Betroffenen die Vorgänge in ihrem Darm stärker wahrzunehmen als gesunde Menschen. Man weiß jedoch nicht, wie es zu den Beweglichkeitsstörungen und der Empfindlichkeit kommt – und ob es sich dabei eher um Ursachen oder um Folgen des Reizdarmsyndroms handelt.

Vieles spricht dafür, dass verschiedenste Einflüsse zur Entstehung eines Reizdarmsyndroms beitragen können. Beispielsweise entwickelt sich das Syndrom bei manchen Patientinnen und Patienten im Anschluss an eine kurzfristige Darmerkrankung, etwa einen bakteriellen Infekt. Bei einem Teil der Betroffenen gehen die Beschwerden mit Veränderungen in der Schleimhaut einher, die den Darm auskleidet. Bei anderen ist wiederum die Zusammensetzung der Darmflora verändert. Auch gibt es Menschen, die zusätzlich zum Reizdarmsyndrom auch psychische Erkrankungen wie Depressionen haben. Klar ist zudem, dass Stress und Angst die Beschwerden verstärken können.

Reizdarm: Behandlung

Das Reizdarmsyndrom lässt sich bislang nicht heilen. Meist ist es aber möglich, die Beschwerden zu lindern. Es hat sich gezeigt, dass die Betroffenen dabei sehr unterschiedlich auf die zur Verfügung stehenden Behandlungs-Maßnahmen und Medikamente reagieren. Das heißt: Was einigen hilft, zeigt bei anderen keinerlei Wirkung. Ähnliches gilt auch für die Ernährung: Vielen Betroffenen geht es besser, wenn sie sich an eine bestimmte Ernährungsweise halten und/oder auf gewisse Nahrungsmittel verzichten.

Darüber hinaus sollten die Betroffenen aber auch darauf achten, ob die Darmbeschwerden vor allem in gewissen Situationen auftreten oder sich durch bestimmte Einflüsse verstärken. Wer zum Beispiel vor allem bei Stress und Angst mit den Darmproblemen zu kämpfen hat, dem können möglicherweise Entspannungsverfahren wie autogenes Training helfen. Haben sich die Beschwerden im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen entwickelt, kann eine Psychotherapie zur Besserung beitragen.

Reizdarm: Medikamente

Die typischen Reizdarm-Beschwerden – Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung – lassen sich mit Medikamenten lindern. Allerdings nur bei einem Teil der Erkrankten. Bei anderen zeigen sie nicht die erwünschte Wirkung. Wem welches Medikament helfen könnte, lässt sich im Vorhinein leider nie sagen. Somit müssen die Betroffenen – in Absprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt – selbst ausprobieren, welches Mittel ihnen Linderung verschafft.

Verstopfung lässt sich manchmal durch sanfte Abführmittel lösen. Gängig sind zum Beispiel Mittel mit Lactulose. Diese sollten jedoch nicht über einen längeren Zeitraum und nur in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Mitunter helfen bei Verstopfung auch Probiotika, z. B. in Form von Joghurt mit Milchsäurebakterien und Bifidobakterien.

Bei Durchfall kann man es ebenfalls mit Probiotika probieren. Kurzzeitig kann die Ärztin oder der Arzt auch Mittel mit dem Wirkstoff Loperamid verordnen – dieser hemmt die Darmbewegung. Loperamid sollte ohne ärztliche Anweisung nicht länger als zwei Tage eingenommen werden.

Zur Behandlung von Bauchschmerzen und Krämpfen kommen verschiedene Medikamente infrage:

  • krampflösende Schmerzmittel (sog. Spasmolytika), z. B. der Wirkstoff Butylscopolamin
  • Medikamente, welche die Darmmuskulatur entspannen, z. B. der Wirkstoff Mebeverin
  • pflanzliche Mittel wie Pfefferminzöl

Gegen Blähungen und Durchfall können neben Probiotika auch Antibiotika helfen, etwa Rifaximin. Letzteres ist in Deutschland nicht zur Behandlung ovn Reizdarm-Beschwerden zugelassen. Ärztinnen und Ärzte können es aber in bestimmten Fällen dennoch verordnen. Man spricht dann von einem "Off-Label-Use", der von den Krankenkassen in der Regel nicht bezahlt wird.

Reizdarm: Ernährung

Es gibt keine Ernährungsweise, die erwiesenermaßen gegen das Reizdarmsyndrom hilft. Nichtsdestotrotz machen viele Betroffene positive Erfahrung mit einer Ernährungsumstellung. Im Allgemeinen entlastet es die Verdauung, sich für die Mahlzeiten ausreichend Zeit zu nehmen und keine großen Mengen auf einmal zu verspeisen, sondern lieber mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt zu essen. Auch ist es für eine gesunde Verdauung wichtig, ausreichend Wasser zu trinken.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, zu beobachten, ob sich die Beschwerden nach bestimmten Speisen und Getränken verschlimmern. Dabei kann ein Tagebuch helfen, in dem man täglich festhält, was man gegessen und getrunken hat.

Bewährt haben sich beim Reizdarmsyndrom etwa folgende Ernährungsweisen:

FODMAP-Diät

Bei einigen Betroffenen bessern sich die Reizdarm-Beschwerden, wenn sie sich an die sogenante FODMAP-Diät halten. Diese sieht den Verzicht auf fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole vor. Das sind Zuckerstoffe, zu denen unter anderem Fructose, Laktose sowie Zuckeralkohole wie Erythrit, Isomalt, Xylit und Sorbitol zählen, welche häufig als Süßstoff in zuckerfreien Lebensmitteln stecken.

Für den Darm können diese Stoffe belastend sein, weil sie im Dünndarm nur schlecht resorbiert werden und somit unverändert in den Dickdarm gelangen, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Die Bakterien produzieren dabei Gase, was Blähungen verursachen kann.

Auch wenn die FODMAP-Diät manchen Erkrankten hilft, ist sie umstritten. Zum Beispiel kritisieren einige Fachleute, dass diese Diät das Risiko einer Mangelernährung birgt: Wer auf Fructose und Laktose verzichten möchte, muss zahlreiche Obst- und Gemüsesorten sowie Milchprodukte von seinem Speiseplan streichen, und nimmt somit womöglich zu geringe Mengen bestimmter Nährstoffe zu sich.

Ballaststoffreiche Ernährung

Ballaststoffe kann der Körper nur zu einem geringen Anteil verwerten. Dennoch sind sie gesund und gut für die Verdauung, weil sie im Darm Flüssigkeit binden und aufquellen. Auf diese Weise erhöhen sie das Stuhlvolumen, regen sie die Darmtätigkeit an und wirken sie Durchfall und Verstopfung entgegen.

Ballaststoffe stecken etwa in:

  • Leinsamen
  • Produkten aus Vollkorngetreide (z. B. Vollkornbrot)
  • Nüssen
  • bestimmten Obstsorten (z. B. Äpfeln, Orangen, Aprikosen)

Probiotische Lebensmittel

Da eine gestörte Darmflora als mögliche Ursachen des Reizdarmsyndroms diskutiert wird, vermuten einige Fachleute, dass sogenannte probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir und Buttermilch gegen das Leiden helfen könnten. Diese Speisen enthalten lebende Bakterien und kommen der Darmflora zugute – so jedenfalls lautet die Hoffnung.

Ob probiotische Nahrungsmittel für die Reizdarm-Behandlung nützlich sind, lässt sich allerdings noch nicht mit Gewissheit sagen. Zum einen weisen nicht alle Menschen mit Reizdarm-Beschwerden eine gestörte Darmflora auf. Zum anderen enthalten die Produkte verschiedene Bakterienstämme. Welche davon zuträglich sind, hängt wohl auch von der bestehenden Darmflora ab – und die ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wer von welchen Bakterien profitiert, lässt sich also nicht voraussagen.

Video: 7 Tipps für eine gesunde Verdauung

Reizdarm: Was tun?

Mit Reizdarm-Symptomen sollte man zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Denn zunächst muss geklärt werden, ob nicht eine andere Erkrankung hinter den Beschwerden steckt. Dazu ist zum einen ein ausführliches Gespräch über die genauen Beschwerden nötig, und zum anderen eine Reihe von Untersuchungen.

Steht die Diagnose fest, wird die Ärztin oder der Arzt eine Behandlung vorschlagen. Diese setzt sich in der Regel aus mehreren Maßnahmen zusammen. Welche, richtet sich danach, welche Beschwerden vorherrschen – und durch welche Einflüsse sie sich verstärken: Werden die Symptome meist durch Stress ausgelöst, sollten Entspannungstechniken Bestandteil der Behandlung sein. Verschlimmern sich die Beschwerden nach dem Verzehr bestimmter Speisen, könnte auch eine Ernährungsumstellung sinnvoll sein.

Wer die Diagnose "Reizdarmsyndrom" erhält, sollte also zunächst eines tun: ein gutes Gespür für den eigenen Körper entwickeln und genau darauf achten, was dem Darm guttut und was nicht. Helfen kann dabei ein Tagebuch. Die Einträge müssen nicht ausführlich sein. Es reicht, in Stichpunkten folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie viele Mahlzeiten haben Sie heute zu sich genommen?
  • Welche Lebensmittel haben Sie gegessen?
  • Wie viel Wasser (oder Tee) haben Sie ungefähr getrunken?
  • Wie ist Ihre Stimmung? Fühlen Sie sich gestresst?
  • Wie haben Sie in der vergangenen Nacht geschlafen?
  • Hatten Sie heute Reizdarm-Beschwerden, wenn ja, welche?