Eine blonde Frau trinkt ein Glas Milch.
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Laktoseintoleranztest

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.10.2021 - 21:15 Uhr

Ein Laktoseintoleranztest kann sinnvoll sein, wenn der Konsum von Milch oder Milchprodukten zu Beschwerden führt, denn: Eine solche Reaktion ist typisch für eine Laktoseintoleranz – also eine Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose).

Allgemeines

Eine Milchzuckerunverträglichkeit kann mehr oder weniger starke Beschwerden verursachen. Typische Anzeichen sind:

Verantwortlich für die Milchzuckerunverträglichkeit ist ein Mangel an dem EnzymLaktase im Dünndarm: Laktase braucht der Körper, um den mit der Nahrung aufgenommenen Milchzucker verdauen zu können. Der Laktasemangel führt also zu einer Stoffwechselstörung, die sich mit einem Laktoseintoleranztest nachweisen lässt. Meist hat der Laktasemangel erbliche Ursachen.

In einigen Fällen ist der Laktasemangel auch krankheitsbedingt: Diese sogenannte sekundäre Laktosemaldigestion kann zum Beispiel durch Zöliakie oder chronisch entzündliche Darmkerkrankungen wie Morbus Crohn entstehen und verschwindet wieder, wenn die ursächliche Schädigung der Dünndarmschleimhaut geheilt ist. Zudem können Beschwerden nach dem Essen anstelle eines Laktasemangels auch völlig andere Gründe haben (wie Krankheiten von Magen, Darm oder Gallenblase). Bevor ein Laktoseintoleranztest infrage kommt, ist es daher wichtig, zunächst krankhafte Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Außerdem ist es ratsam, vor einem Laktoseintoleranztest genau zu beobachten, welche Mahlzeiten die Beschwerden verursachen. Wenn sich dadurch der Auslöser auf Milch oder Milchprodukte eingrenzen lässt, sind zwei Gründe naheliegend: eine Allergie gegen Kuhmilch oder eine Laktoseintoleranz. Nur ein Test kann zeigen, wo die Ursache liegt, denn: Gerade Nahrungsmittelallergien (wie die Kuhmilchallergie) sind anhand der Symptome leicht mit Nahrungsmittelintoleranzen zu verwechseln (was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass man die Milchzuckerunverträglichkeit manchmal fälschlicherweise als Milchzuckerallergie bezeichnet).

Spätestens wenn ein entsprechender Allergietest ohne Ergebnis bleibt, kommt ein Laktoseintoleranztest in Betracht.

In Deutschland vertragen schätzungsweise bis zu 20 Prozent der Bevölkerung keine Laktose. Wenn die Betroffenen Milch oder andere flüssige Milchprodukte trinken, macht sich die Milchzuckerunverträglichkeit im Allgemeinen direkt danach durch Beschwerden bemerkbar. Dies kann man sich auch beim Laktoseintoleranztest zunutze machen.

Ein Laktoseintoleranztest kann auf verschiedene Weise erfolgen: Einen einfachen Test auf Milchzuckerunverträglichkeit kann jeder selbst ausführen, für andere Verfahren ist ein Arztbesuch notwendig. Um sich selbst zu Hause auf eine Laktoseintoleranz zu testen, steht zum Beispiel der Selbsttest oder der Diättest zur Verfügung. Zu den Tests, die beim Arzt erfolgen, gehören:

  • der Laktosetoleranztest,
  • der H2-Atemtest und
  • der Gentest zum Nachweis der erblichen Form von Milchzuckerunverträglichkeit.

Selbsttest

Der einfachste und schnellste Laktoseintoleranztest ist der sogenannte Laktoseintoleranz-Selbsttest: Hierbei können Sie sich ohne ärztliche Hilfe zu Hause auf eine mögliche Milchzuckerunverträglichkeit (bzw. Laktoseintoleranz) testen. Der Test besteht darin, dass Sie ein Glas Milch auf leeren Magen trinken:

Spüren Sie danach typische Symptome einer Verdauungsstörung (wie Bauchschmerzen, Unwohlsein, Durchfall, Gasansammlungen im Bauchraum (Meteorismus) oder Blähungen), ist der Verdacht auf Milchzuckerunverträglichkeit begründet.

Dieser Laktoseintoleranztest ist aber nicht die genaueste Methode, um herauszufinden, ob Sie eine Milchzuckerunverträglichkeit haben oder nicht. Wenn Sie nach dem Selbsttest Beschwerden entwickeln, ist es daher ratsam, sich beim Arzt mit einen anderen Verfahren auf Laktoseintoleranz testen zu lassen – zum Beispiel mit dem Laktosetoleranztest.

Diättest

Ein weiterer Laktoseintoleranztest, mit dem Sie sich ohne ärztliche Hilfe auf Laktoseintoleranz testen können, ist der Diättest: Dieser Test besteht darin, bei der Ernährung vollständig auf Milch und Milchprodukte zu verzichten (sog. Milchkarenz). So können Sie überprüfen, ob die Beschwerden ausbleiben, wenn Sie nur noch Mahlzeiten ohne Laktose (Milchzucker) verzehren.

Verschwinden die Beschwerden durch die laktosefreie Diät, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Laktoseunverträglichkeit.

Damit dieser Laktoseintoleranztest aussagekräftig ist, sollte der Verzicht auf Milchprodukte zwei Wochen lang dauern. Während dieser Zeit ist es ratsam, die Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Dabei ist es wichtig, wirklich nur laktosefreie Lebensmittel zu verwenden, damit die verzehrten Gerichte auch tatsächlich völlig laktosefrei sind. Viele Fertiggerichte, Backwaren oder auch Wurst können zum Beispiel versteckte Milchbestandteile oder Milchzucker enthalten, was den Diättest verfälschen kann.

Laktosetoleranztest und H2-Atemtest

Ein Laktoseintoleranztest kann je nach Testverfahren auch einen Arztbesuch erforderlich machen: Beispiele hierfür sind der Laktosetoleranztest und der H2-Atemtest. Diese beiden Tests auf Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) erfolgen im Allgemeinen zusammen.

Um Sie mit dem Laktosetoleranztest und H2-Atemtest auf eine mögliche Laktoseintoleranz zu testen, gibt der Arzt Ihnen 50 Gramm reine, in 400 Milliliter Wasser aufgelöste Laktose (Milchzucker), die Sie innerhalb von fünf Minuten auf leeren Magen (nüchtern) trinken sollen. Wenn Sie eine entsprechende Unverträglichkeit haben, nimmt Ihr Körper die Laktose im Dünndarm nicht auf (d.h. er resorbiert die Laktose nicht), sodass sie unverdaut in den Dickdarm gelangt. Die dort lebenden Bakterien bauen die Laktose ab und setzen dabei Wasserstoff (H2) frei. Dies macht man sich bei dem Laktoseintoleranztest zunutze:

  • Der freigesetzte Wasserstoff gelangt nach seiner Aufnahme durch die Darmwand über den Blutkreislauf in die Lunge, wo Ihr Körper ihn über den Atem an die Luft abgibt – dort lässt sich der abgegebene Wasserstoff mit dem H2-Atemtest messen: Wenn der Wasserstoffanteil im Atem über einen Wert von 20 ppm ansteigt (ppm = parts per million, d.h. die Menge der Wirkstoff- oder Schadstoffanteile pro eine Million Teile), ist das ein Zeichen für eine Milchzuckerunverträglichkeit.
  • Für den Laktosetoleranztest entnimmt der Arzt nach 30, 60 und 120 Minuten Blutproben und testet darin, ob Ihr Blutzuckerspiegel angestiegen ist oder nicht: Wenn die im Laktosetoleranztest ermittelten Blutzuckerwerte nicht oder nur gering ansteigen (weniger als 20 Milligramm pro Deziliter), hat der Körper die Laktose nicht verdaut, was ebenfalls für eine Milchzuckerunverträglichkeit spricht.
Aber: Nur wenn sowohl der eine als auch der andere Laktoseintoleranztest ein Ergebnis liefert, das für die Milchzuckerunverträglichkeit spricht, gilt die Diagnose als sicher.

Wer eine Milchzuckerunverträglichkeit hat und vor dem Laktoseintoleranztest reine Laktose trinkt, entwickelt danach im Allgemeinen auch die typischen Symptome der Unverträglichkeit – wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Fehlen diese Symptome, sind die vom H2-Atemtest gelieferten Ergebnisse nicht als erheblich zu werten. In dem Fall ist es notwendig, die Diagnose erneut zu überprüfen (d.h. den Laktoseintoleranztest zu wiederholen).

Bei begründetem Verdacht auf eine Milchzuckerunverträglichkeit übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die für den Laktoseintoleranztest anfallenden Kosten (also für den Laktosetoleranztest und H2-Atemtest).

Gentest

Ein weiterer Laktoseintoleranztest, der einen Arztbesuch erfordert, ist der Gentest: Hiermit lässt sich die häufigste Form der Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) nachweisen, die erblich bedingt ist. Andere – nicht-erbliche – Formen der Unverträglichkeit kann der Arzt mit dem Gentest jedoch nicht diagnostizieren.

Ursache für die erblich bedingte Milchzuckerunverträglichkeit ist ein Schaden am Erbgut (sog. Gendefekt). Seine Folge: Die Menge beziehungsweise Aktivität des Enzyms Laktase, das normalerweise für den Abbau von Laktose (Milchzucker) verantwortlich ist, nimmt im Laufe des Lebens immer mehr ab – in seltenen Fällen fehlt das Enzym sogar von Geburt an. Um mit dem Gentest eine solche erblich bedingte Laktoseintoleranz festzustellen, reicht ein Blutstropfen oder ein Abstrich der Mundschleimhaut aus. Bei diesem Laktoseintoleranztest ist es nicht notwendig, vorher Laktose zu sich zu nehmen oder auf Laktose zu verzichten. Der Test ist keine Routineuntersuchung und kommt nur vereinzelt bei Verdacht auf Milchzuckerunverträglichkeit zum Einsatz.