Eine Frau lässt sich an Unterarm und Handrücken tätowieren.
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Kontaktallergie: Auch Tattoo-Nadeln können die Allergie auslösen

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 17.12.2021

Sich ein Tattoo stechen zu lassen hat oft allergische Reaktionen zur Folge. Lange Zeit galten verunreinigte Farbpigmente als Hauptauslöser. Doch nun steht fest: Tattoo-Nadeln können für die Allergie (mit)verantwortlich sein.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Warum Tattoo-Nadeln Allergien auslösen können

Wenn durch ein Tattoo eine Allergie entsteht, handelt es sich meistens um eine Kontaktallergie, bei der es zu teils schweren Hautveränderungen kommt. Zu den häufigsten Auslösern gehören Nickel und Chrom.

Nickel ist weit verbreitet und löst besonders schnell allergische Reaktionen hervor. Dementsprechend ist die Nickelallergie die häufigste Kontaktallergie überhaupt. Darum rät etwa das Bundesinstitut für Risikobewertung schon seit Jahren davon ab, nickelhaltige Tätowiermittel zu verwenden. Dennoch ist Nickel in Tattoo-Farbe nach wie vor oft enthalten.

Doch Tätowierungen können auch dann eine Allergie nach sich ziehen, wenn die verwendeten Tätowiermittel nicht mit Nickel oder Chrom verunreinigt sind. Schuld kann dann die Tätowiernadel sein.

Denn Tätowiernadeln bestehen aus Stahl, der neben Eisen auch Nickel (6 bis 8 %) und Chrom (15 bis 20 %) enthält, was ihn korrosions- und säurebeständig macht. Wenn das Tätowiermittel Titandioxid enthält, können die Metalle von den Tattoo-Nadeln in die Haut übergehen.

Titandioxid (TiO2) ist ein weißes Pigment, das dazu dient, verschiedene Farbtöne der Tätowierung zu erzeugen. Das Pigment hat aber einen Nebeneffekt: Es löst nickel- und chromhaltige Metallteilchen von der Oberfläche der Tattoo-Nadel. Bei schwarzer Tinte ist dieser Effekt wesentlich geringer.

Die gelösten Metallteilchen gelangen in die Haut, wo sie sich dauerhaft ablagern, und anschließend auch in die regionalen Lymphknoten. Damit steigt nicht nur die Belastung des Körpers mit Nickel und Chrom, sondern auch das Allergierisiko.

Denn die Kontaktallergie hat ihren Ursprung in den Lymphknoten: Dort bilden sich bestimmte Immunzellen (T-Lymphozyten) gegen die Fremdkörper. Anschließend löst jeder weitere Kontakt mit den Metallteilchen eine allergische Reaktion aus.

Wie Forscher der Sache auf den Grund gingen

So kam übrigens heraus, dass auch Tattoo-Nadeln für eine Allergie verantwortlich sein können:

  • Forscher konnten in tätowierter Haut mehrerer Menschen neben Titandioxid kleine Metallteilchen nachweisen, die Nickel, Chrom und Eisen enthalten. Das spricht dafür, dass die Teilchen aus den Tattoo-Nadeln stammten.
  • Die gleichen Chrom-Nickel-Eisen-Teilchen fanden die Forscher auch in den Lymphknoten.
  • In der Haut von Menschen mit mehreren Tätowierungen aus unterschiedlichen Tinten waren die Chrom-Nickel-Eisen-Teilchen nur an den Hautstellen vorhanden, die mit einer titandioxidhaltigen Tinte tätowiert wurde.
  • Die Forscher tätowierten Schweinehaut an einer Stelle mit schwarzer Tinte (auf Kohlenstoffbasis) und an anderer Stelle mit titandioxidhaltiger Tinte. Anschließend konnten sie Chrom-Nickel-Eisen-Teilchen in größerer Menge in der Schweinehaut nachweisen – an den Stellen mit schwarzer Tinte jedoch nur in sehr geringer Konzentration.
  • Eine Untersuchung von Tattoo-Nadeln mit dem Rasterelektronenmikroskop zeigte, dass jene Nadeln am stärksten abgenutzt waren, die für Tätowierungen mit titandioxidhaltiger Tinte verwendet wurden.

Fazit: Auch von Tätowiernadeln kann ein gesundheitliches Risiko ausgehen. Um herauszufinden, wie hoch dieses Risiko im Einzelnen ist, sind weitere Studien nötig.