Ein Mann schläft mit offenehm Mund.
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Schnarchen (Rhonchopathie)

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 29.03.2021

Schnarchen (Rhonchopathie) nervt vor allem den Bettpartner. Was tun? Maßnahmen dagegen gibt es viele – aber nur wenige stoppen die Geräusche zuverlässig. Umso wichtiger ist es, die individuellen Ursachen herauszufinden. Ab wann Schnarchen gefährlich wird und wie man es von der Schlafapnoe abgrenzt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Schnarchen

Am häufigsten schnarchen Männer im mittleren bis hohen Lebensalter, hier schwanken die Angaben zwischen 20 und 46 Prozent. Unter den Frauen in der gleichen Altersspanne sind 8 bis 25 Prozent von Rhonchopathie betroffen. Wobei, betroffen sind die Bettpartner mindestens genauso wie der oder die Schnarchende selbst.

Was ist Schnarchen?

Unter Schnarchen versteht man im Schlaf auftretende, geräuschvolle Atemgeräusche. Schnarchen ist auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen: Beim Großteil handelt es sich um das sogenannte primäre Schnarchen. Im Schlaf entspannen die Gaumenmuskeln, und das Gaumensegel flattert im Luftstrom des Atems hin und her. Die oberen Atemwege sind verengt. Das primäre Schnarchen steht einem erholsamen Schlaf nicht im Wege.

Durch das primäre oder habituelle (gewohnheitsmäßige) Schnarchen sind die Kreislauffunktion und der Sauerstoffgehalt im Blut nicht beeinträchtigt. Messungen mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) zeigen, dass es nicht zu den für Schlafapnoe typischen Weckreationen des Körpers kommt. Wegen primärem Schnarchen leidet in der Regel niemand unter Schlafstörungen oder Tagesmüdigkeit.

Was ist Schlafapnoe?

Schnarchen kann auch typisches Symptom einer Schlafapnoe beziehungsweise des obstruktiven Schlafapnoesyndroms (OSAS) sein. Wenn die Schlundmuskulatur im Schlaf erschlafft, werden die Atemwege verlegt. Gegen den entstehenden Sauerstoffmangel kämpft der Körper an, indem er mit einer Weckreaktion auf die Atemaussetzer reagiert – meistens ohne dass der Schlafende dies bewusst bemerkt. Der Schlaf gleicht bei Schlafapnoe eher einem Ringen um Luft als Erholung.

Das obstruktive Schlafapnoesyndrom macht etwa 90 Prozent aller Schlafapnoe-Fälle aus. Folge kann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall sein.

Umso wichtiger ist also, primäres Schnarchen von der obstruktiven Schlafapnoe abzugrenzen und die Ursachen für das Schnarchen zu untersuchen, wenn es regelmäßig zu Atemaussetzern kommt.

Schnarchen: Ursachen

Beim Schnarchen spielt die Körperlage eine wesentliche Rolle. In Rückenlage sinkt der Zungengrund (hinterer Teil der Zunge am Übergang zum Rachen) ab, was Schnarchen naturgemäß begünstigt, weil die Atemwege dadurch verengt sind. In Bauchlage dagegen nehmen die Geräusche häufig ab oder verschwinden ganz.

Risikofaktoren fürs Schnarchen

Folgende Faktoren begünstigen Schnarchen:

  • Übergewicht: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Höhe des Body Mass Index (BMI) und dem Auftreten von Schnarchen. Weil sich bei Adipositas im Bereich des Halses Fett einlagert, sind die Atemwege verengt.
  • zunehmendes Alter
  • männliches Geschlecht
  • Konsum von Alkohol kurz vor dem Schlafengehen
  • Nikotin-Konsum
  • Einnahme von Schlafmitteln
  • vergrößerte Mandeln oder Polypen
  • Behinderung der Nasenatmung, z. B. durch Schnupfen (Rhinitis), Heuschnupfen oder eine Verkrümmung der Nasenscheidewand

In seltenen Fällen entstehen die Schnarchgeräusche nicht im Rachen, sondern in der Nase. Daneben kann ein langer, tief stehender und schlaffer Gaumen oder ein langes und breites Gaumenzäpfchen Schnarchen begünstigen.

Schnarchen: Symptome

Charakteristisch für primäres Schnarchen sind:

Liegt dem Schnarchen eine Krankheit wie die Schlafapnoe zugrunde, können weitere Symptome auftreten:

Schnarchen: Diagnose

Zunächst wird der Hausarzt oder die Hausärztin oder auch jemand aus dem Fachbereich Schlafmedizin die Krankengeschichte (Anamnese) abfragen. Neben dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) können je nach Fall auch speziell ausgebildete Nerven- und Lungenärzte und -ärztinnen zu Rate gezogen werden.

Schlafapnoe ausschließen

Hinweise, ob eventuell eine Schlafapnoe vorliegt, können einem Facharzt oder einer Fachärztin folgende Fragestellungen geben:

  • Wie sind die normalen Schlafgewohnheiten?
  • Wie verläuft der normale Arbeits- bzw. Tagesrhythmus?
  • Wie ist das abendliche Trink- und Essverhalten?
  • Liegen nächtliche Atmungsstörungen vor?
  • Kommt es zu Ein- oder Durchschlafstörungen?
  • Wird über Morgen- oder Tagesmüdigkeit geklagt?
  • Ist die Leistungsfähigkeit vermindert?
  • Zeigt sich am Tage eine Neigung, einzuschlafen, oder kommt es zu Mikroschlafattacken (Sekundenschlaf)?

HNO-ärztliche Untersuchung

Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) untersucht die Nase, den Rachen und den Kehlkopf, ob es Hinweise auf eine anatomische Ursache für das Schnarchen gibt.

Besteht der Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe, kann es sinnvoll sein, eine Nacht lang zu beobachten, inwieweit der Druck in den oberen Atemwegen schwankt. Hierfür wird ein Katheter in die Nase oder den Rachen eingeführt. Je nach Befund können weitere Diagnose-Maßnahmen zum Einsatz kommen, zum Beispiel Tests, die den Luftstrom durch die Nase überprüfen.

Bildgebende Verfahren

Um Mund-, Nasen- und Rachenraum genauer auf die Ursachen des Schnarchens zu begutachten, können bildgebende Verfahren helfen:

Während Veränderungen von Struktur und Form des Rachen-, Mund- und Nasenraums in Zusammenhang mit der obstruktiven Schlafapnoe stehen können, ist dies beim alleinigen Schnarchen nicht zwangsläufig der Fall.

Endoskopie

Für eine Spiegelung (Endoskopie) der oberen Atemwege wird eine kleine Kamera ind en Rechen eingeführt. Auf der Grundlage dieser Bilder kann der Arzt oder die Ärztin genauer begutachten, ob zum Beispiel vergrößerte Gaumenmandeln oder ein zu langes Zäpfchen die Atemwege verschließen oder das Haumensegel zu wenig Spannkraft hat, sodass es leicht zu flattern beginnt.

Schlaflabor

Wenn sich der Verdacht auf ein obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) erhärtet, ist es sinnvoll, eine Nacht im Schlaflabor zu verbringen. Dort werden verschiedene Körperwerte aufgezeichnet und zum Beispiel mit Hirnstrommessungen in Bezug gebracht, die über Tiefschlafphasen Auskunft geben.

Polygraphie

Eine Art mobiles Schlaflabor für zu Hause ist die sogenannte Polygraphie. Der Patient oder die Patientin bekommt ein kleines, mobiles Gerät mit nach Hause, das er oder sie selbst anlegen kann und das über Nacht verschiedene Körperwerte aufzeichnet:

  • Atmung und Schnarchen
  • Sauerstoffsättigung im Blut
  • Herzfrequenz
  • Körperlage
  • Atembewegungen von Bauch und Brustkorb

Schnarchen: Behandlung

Schnarchen (Rhonchopathie) lässt sich auf verschiedene Weise behandeln: Die Therapie setzt sich zusammen aus konservativer und operativer Behandlung.

Primäres Schnarchen verhindern: Konservative Therapie

Es gibt kein Standard-Mittel gegen Schnarchen (Rhonchopathie), das allen Betroffenen gleichermaßen gut hilft. Primäres Schnarchen lässt sich allerdings häufig mit einfachen Therapie-Maßnahmen und Verhaltensregeln verhindern – oder aber es lässt sich zumindest deutlich reduzieren.

Dabei hat der oder die Betroffene selbst den größten Einfluss, indem er bei Übergewicht abnimmt oder als Raucher oder Raucherin auf Nikotin verzichtet. Außerdem ist es wichtig, einen stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten.

Generell gilt: Jede Behandlung des primären Schnarchens versucht, begünstigende Faktoren konsequent auszuschließen, um geräuschvolles Schnarchen zu verhindern. Vollständig wird das Schnarchen dadurch nur in wenigen Fällen verschwinden.

Grundvoraussetzungen für die Verbesserung des Schnarchens im Überblick:

  • Gewichtsreduktion
  • Einschränkung des abendlichen Alkoholkonsums
  • Schlafen in Bauchlage bei Schnarchen, welches besonders stark oder nahezu ausschließlich in Rückenlage auftritt

Weitere Verhaltensregeln zur Verbesserung des Schnarchens sind:

  • Rauchen aufgeben
  • Verzicht auf Schlafmittel
  • Vorverlagerung des Unterkiefers mithilfe einer zahnärztlichen Bissschiene, um die Atemwege zu weiten

Operative Therapie

Eine Operation kommt erst in Frage, wenn durch das Schnarchen die Qualität des Schlafs stark eingeschränkt ist oder wie bei der Schlafapnoe eine Gefahr für die körperliche Gesundheit und spezielle das Herz-Kreislauf-System ausgeht.

Im Bereich des Mundraums ist neben der Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) die Weichgaumenchirurgie eine Behandlungsoption gegen starkes Schnarchen. Hierzu zählen verschiedene Techniken, wie etwa:

  • Minimalinvasive Radiofrequenz-Chirurgie: Versteifung des Weichgaumens
  • UPPP (Uvulopalatopharyngoplastik): In einer Operationen werden das Gaumenzäpfchen (Uvula), Teile des weichen Gaumens und in einigen Fällen die Mandeln entfernt.

Schlaftherapiegeräte & CPAP-Masken

Eine Therapie mit einer CPAP-Maske kommt erst infrage, wenn die Diagnose einer Schlafapnoe gestellt wurde. Bei dieser kontinuierlichen Positivdruckbeatmung (CPAP = continuous positive airway pressure) erzeugt ein Gerät über ein Gebläse einen Überdruck und überträgt ihn über eine Atemmaske zu den Atemwegen. Dieser Überdruck hält die Atemwege offen. Atemaussetzer und starkes Schnarchen verschwinden.