Frau liegt müde auf Sofa und leidet unter Schlafstörungen während der Wechseljahre.
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Schlafstörungen während der Wechseljahre

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.06.2022

Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und trockene Haut sind die bekanntesten Anzeichen für die Wechseljahre (Klimakterium). Doch auch Schlafstörungen sind typisch und für Betroffene auf Dauer oftmals sehr belastend. Wie hängen Schlafstörungen mit den Wechseljahren zusammen und was können Betroffene tun, um besser zu schlafen?

Schlafstörungen: Häufiges Symptom der Wechseljahre

Bei vielen Frauen machen sich die Wechseljahre durch keinerlei Beschwerden bemerkbar. Bei anderen hingegen kommt es zu vielen Beschwerden. Nicht nur die Symptome, auch der Zeitpunkt, wann die Wechseljahre beginnen und wie lange sie dauern, ist sehr individuell – im Mittel sind Frauen etwa 51 Jahre alt.

Zu den häufigen klimakterischen Beschwerden zählen vor allem Hitzewallungen, wovon rund 85 Prozent der Betroffenen berichten. Doch auch Schlafstörungen sind während der Wechseljahre möglich und können sich als Probleme beim Ein- und Durchschlafen äußern.

Wieso kommt es zu Schlafstörungen während der Wechseljahre?

Grundsätzlich fallen die Wechseljahre in eine Lebensphase, in welcher der Körper allgemeine Alterungsprozesse durchlebt. Deshalb sind Schlafstörungen während der Wechseljahre nicht nur auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen, sondern auch auf altersbedingte Prozesse. So nimmt etwa die Tiefschlafphase im höheren Alter stetig ab, auch bei Männern. Phasen des Leichtschlafs und nächtliches Aufwachen sind dann häufiger. Doch wie hängen Wechseljahre und Schlafstörungen genau zusammen und welche Ursachen gibt es?

Veränderter Hormonhaushalt

Das Östrogen (weibliches Geschlechtshormon) spielt eine wesentliche Rolle bei Stoffwechselprozessen im Gehirn, die sich förderlich auf die Tiefschlafphase und REM-Phase (Traumphase) auswirken. Sinkt der Östrogenspiegel, nimmt auch die Produktion der Botenstoffe Acetylcholin und Noradrenalin ab. Diese Botenstoffe tragen gemeinsam mit dem Schlafhormon Melantonin zur Regulation der Schlafphasen bei. Weiterhin reduziert sich mit zunehmendem Alter die Produktion von Progesteron, einem Sexualhormon mit schlafförderndem Effekt.

Aufgrund dieser Umstände wird die Schlafqualität im Alter und den Wechseljahren schlechter. Auch der Schlafrhythmus gerät durcheinander und stellt sich oftmals erst nach einigen Jahren wieder ein.

Hitzewallungen und Schweißausbrüche

Hitzewallungen und Schweißausbrüche zählen zu den häufigsten Ursachen für Schlafstörungen in den Wechseljahren. Oft wachen Frauen nachts aufgrund einer Schweißattacke durchnässt auf und müssen die Bettwäsche und den Schlafanzug wechseln. Anschließend wieder in den erholsamen Schlaf zurückzufinden, stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Denn einmal wach, startet das Gedankenkarussell und das Einschlafen fällt meist schwerer. 

Psychische Belastungen

Die Kinder sind aus dem Haus, Veränderungen im Job und der Partnerschaft: Zu derartigen Situationen kommt es häufig bei Frauen in den Wechseljahren. Diese stellen oftmals emotionale Herausforderungen dar. Sorgen, Angstgefühle, depressive Verstimmungen oder gar Depressionen erschweren das Einschlafen und können so auch zu Schlafstörungen führen. Neben dem nächtlichen Grübeln verursachen Gedanken wie „Ich muss jetzt endlich einschlafen“ oder „Jetzt habe ich nur noch wenige Stunden Schlaf vor mir“ oftmals zusätzlichen Druck.

Weitere Ursachen für Schlafstörungen in den Wechseljahren

Mit zunehmendem Alter kommt es nicht nur zu den Wechseljahren, sondern auch vermehrt zu Erkrankungen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose oder eine Schilddrüsenüberfunktion erfordern die Einnahme von Arzneimitteln, die zu Schlaflosigkeit führen können.

Bei Frauen nach der Menopause, also der letzten Regelblutung, kommt es zudem häufig zu Atemstörungen während des Schlafens, der sogenannten Schlafapnoe. Dabei sind Atemaussetzer möglich, welche die Nachtruhe erheblich beeinflussen. Anzeichen hierfür sind etwa Abgeschlagenheit und starke Müdigkeit tagsüber.

Viele Frauen sind während der Wechseljahre zudem von einer Blasenschwäche betroffen. Nächtlicher Harndrang erschwert dann zusätzlich das Ein- und Durchschlafen. Auch der Konsum von Nikotin, Alkohol oder Koffein kann Schlafstörungen während der Wechseljahre begünstigen.

Behandlung von Schlafstörungen in den Wechseljahren

Schlaflosigkeit und anderen Wechseljahresbeschwerden kann in vielen Fällen mit einer Hormonersatztherapie (HET) gegengesteuert werden. Durch die HET wird der Mangel an Hormonen gezielt durch Medikamente ausgeglichen, um etwa östrogenmangelbedingte Symptome zu lindern. Frauen, die aufgrund von Hitzewallungen und Schweißattacken unter Schlafproblemen leiden, finden so oftmals wieder zu erholsamen Schlaf. Ob die Therapieform bei Betroffenen infrage kommt, kann bei einem Termin in einer gynäkologischen Praxis geklärt werden.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche pflanzliche Präparate gegen Schlafstörungen in den Wechseljahren. Beispielsweise können Betroffene durch die Anwendung von Mittel mit

wieder zurück zum Schlafrhythmus finden. Über geeignete Präparate können sich Frauen in der Apotheke und bei einer*einem gynäkologischen Ärztin*Arzt beraten lassen.

Was hilft bei Schlafstörungen in den Wechseljahren?

Sind die Wechseljahre mit Schlafstörungen verbunden, fragen sich Betroffene oft, was ihnen neben einer Hormonersatztherapie und natürlichen Präparaten noch hilft. Insbesondere spielt die Schlafhygiene eine wesentliche Rolle dabei, klimakterische Schlafstörungen zu reduzieren. Folgende Tipps für bessern Schlaf in den Wechseljahren empfehlen sich deshalb: 

  • Richtige Kleidung: bequeme, leichte und atmungsaktive Schlafanzüge tragen

  • Wahl der Schlafzimmertextilien: Textilien im Bett aus Naturfasern, Seide oder Baumwolle sowie atmungsaktive Matratzen verwenden

  • Fester Schlafrhythmus: konsequent an Tag- und Nachtrhythmus halten

  • Temperatur im Schlafzimmer: Die optimale Raumtemperatur im Schlafzimmer liegt zwischen 16 und 19 Grad Celsius

  • Raum abdunkeln: Das Schlafzimmer sollte möglichst abgedunkelt werden, da Licht das Schlafhormon Melatonin beeinflusst

  • Schlafrituale schaffen: Schlaffördernde Rituale wie eine Fußmassage oder Yoga zum Einschlafen helfen, um in den Schlaf zu finden

  • Stress reduzieren: Stress fördert nächtliches Grübeln. Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Meditation reduzieren den Stress und helfen zu entspannen

  • Verzicht auf Genussmittel: Der Konsum von Nikotin, Alkohol, Koffein und Drogen sollte vermieden werden

  • Gesunde Ernährung: Eine vitaminreiche, ausgewogene Ernährungsweise trägt zum Wohlbefinden und somit möglicherweise auch zu besserem Schlaf bei

  • Abendessen: Abends leichtverdauliche Mahlzeiten essen

  • Ausreichend Bewegung: Bewegung an der frischen Luft und Sport tun Körper und Geist gut; ein Spaziergang vor dem Zubettgehen kann das Einschlafen unterstützen