Man sieht Lymphozyten und rote Blutkörperchen in einem Blutgefäß.
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Leukämie (Blutkrebs)

Von: Onmeda-Redaktion , Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Im Vergleich zu anderen Krebsarten tritt Leukämie tritt relativ selten auf und ist dank moderner Therapieverfahren inzwischen in vielen Fällen heilbar. Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Formen von Leukämie und die möglichen Symptome.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Symptome

Leukämie ist der Oberbegriff für eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen sich Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) unkontrolliert vermehrt. Übersetzt bedeutet Leukämie so viel wie "weißes Blut".

Leukämie: Symptome

Bei einer Leukämie (Blutkrebs) treten anfangs eher allgemeine Symptome auf, wie zum Beispiel:

Bei einer akuten Leukämie entwickeln sich die Symptome rasch. Eine chronische Leukämie verläuft dagegen schleichend ohne typische Anzeichen und bleibt oft monate- bis jahrelang unentdeckt.

Hinweis: Im Falle einer Leukämie können diese Symptome einzeln oder kombiniert auftreten. Solche allgemeinen Beschwerden können auch harmlos sein und sind kein sicherer Beweis für das Vorliegen einer Leukämie. Ob die Symptome auf eine Leukämie hinweisen oder welche anderen Ursachen infrage kommen, kann nur ein Arzt sicher erkennen.

Symptome durch den Mangel an funktionsfähigen Blutzellen

Bei einer Leukämie ist die Produktion der normalen Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen) gestört. Dadurch sinkt die Anzahl an funktionsfähigen Blutzellen. Das hat unterschiedliche Auswirkungen.

Mangel an roten Blutkörperchen

Durch den Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) treten bei einer Leukämie Symptome wie diese auf:

Mangel an weißen Blutkörperchen

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) spielen für das Abwehrsystem eine wichtige Rolle. Fehlen funktionstüchtige weiße Blutkörperchen, steigt die Anfälligkeit für Infektionen.

Mangel an Blutplättchen

Durch einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) kann das Blut nicht so gut gerinnen wie normalerweise. Als Folge kommt es bei Leukämie leichter zu Blutungen. Anzeichen dafür sind häufiges Nasenbluten oder Zahnfleischbluten, punktförmige Einblutungen in die Haut (sog Petechien) sowie häufige Blutergüsse.

Weitere Symptome bei Leukämie

Durch die übermäßige Produktion von Leukämiezellen können Organe des Lymphsystems wie die Lymphknoten, die Milz oder die Leber vergrößert sein.

Entwickelt sich im Rahmen der Leukämie eine Hirnhautentzündung (Meningitis), treten neurologische Symptome wie starke Kopfschmerzen oder Lähmungserscheinungen auf.

Leukämie: Ursachen

Bei Leukämie (Blutkrebs) bildet das Knochenmark zu viele weiße Blutkörperchen (Leukozyten). Die meisten davon sind Vorläuferzellen, also unreife und nicht funktionsfähige weiße Blutkörperchen. Solche "entarteten" Leukozyten nennt man auch Leukämiezellen.

Warum sich diese bei Leukämie vermehrt bilden, weiß man nicht genau. Die Überproduktion hat jedoch Folgen. Sie stört die normale Blutbildung und führt zu einem Mangel an

  • gesunden weißen Blutkörperchen (Leukozyten),
  • roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und
  • Blutplättchen (Thrombozyten).

Die unreifen Leukozyten schwemmen vom Knochenmark ins Blut aus und siedeln sich in verschiedenen Organen des lymphatischen Systems und im Körpergewebe an. Als lymphatisches System bezeichnet man einen Teil des Immunsystems. Zu den sogenannten lymphatischen Organen zählen zum Beispiel Lymphknoten, Milz, Leber und Mandeln.

Je nachdem von welcher Zellfamilie die Leukämiezellen abstammen, lässt sich die Leukämie in zwei Grundformen einteilen: die myeloische oder die lymphatische Leukämie.

Bei einer myeloischen Leukämie stammen die Leukämiezellen aus dem Knochenmarkgewebe. Aus diesem können sich verschiedene Blutzellen entwickeln – zum Beispiel die Granulozyten.

Bei einer lymphatischen Leukämie entstammen die Leukämiezellen einer anderen Zellfamilie: den Lymphozyten.

Beide Leukämie-Formen können akut oder chronisch auftreten: Als akute Form entwickelt sich die Erkrankung plötzlich. Als chronische Form entwickelt sich der Blutkrebs schleichend über viele Monate oder Jahre, in denen sich kaum Symptome zeigen.

Mediziner unterscheiden bei der Leukämie deshalb diese vier Formen:

  1. akute myeloische Leukämie (AML)
  2. chronische myeloische Leukämie (CML)
  3. akute lymphatische Leukämie (ALL)
  4. chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Akute myeloische Leukämie (AML)

Bei einer akuten myeloischen Leukämie (AML) gehen die entarteten weißen Blutkörperchen aus unreifen myeloischen Zellen hervor, also aus bestimmten Stammzellen der weißen Blutkörperchen.

Die AML kann aber auch als sogenannte Erythroleukämie auftreten, bei der entartete rote Blutkörperchen (Erythrozyten) entstehen.

Chronische myeloische Leukämie (CML)

Bei einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) vermehren sich die Granulozyten sehr stark, eine bestimmte Form der weißen Blutkörperchen. Im Unterschied zur akuten Form der myeloischen Leukämie sind diese Zellen jedoch zunächst noch funktionstüchtig.

Erst, wenn die chronische myeloische Leukämie nach Jahren in ein Akutstadium übergeht, tauchen massenhaft unreife Leukozyten im Blut auf: die sogenannten Blasten. Mediziner bezeichnen diesen Zeitpunkt als Blastenkrise.

Bei einer chronischen myeloischen Leukämie finden sich Leukämiezellen im Knochenmark und im Blut, aber auch in verschiedenen Organen, die dann anschwellen können. Daher vergrößern sich bei dieser Leukämie-Form meist Leber und Milz.

Akute lymphatische Leukämie (ALL)

Bei einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) entartet eine frühe Vorstufe der Lymphozyten und vermehrt sich unkontrolliert. Im Verlauf der Erkrankung kann die akute lymphatische Leukämie Organe wie Gehirn und Hirnhäute (Meningen) befallen. Eine andere Bezeichnung für ALL ist akute lymphoblastische Leukämie.

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) zählt zu den sogenannten niedrigmalignen (weniger bösartigen) Non-Hodgkin-Lymphomen. Im Unterschied zu hochmalignen (bösartigeren) Lymphomen wachsen niedrigmaligne Formen langsamer, weniger aggressiv und rufen zunächst geringere Beschwerden hervor.

Bei einer chronischen lymphatischen Leukämie häufen sich funktionslose B-Lymphozyten (B-Zellen), also eine bestimmte Form der weißen Blutkörperchen, sowohl im Blut als auch in folgenden lymphatischen Organen an:

  • Knochenmark
  • Lymphknoten
  • Leber
  • Milz

Durch die krankhafte Vermehrung der B-Lymphozyten sind Lymphknoten, Leber und Milz bei Betroffenen vergrößert. Typisch sind auch Hauterscheinungen wie kleine, punktförmige Hautblutungen (Petechien).

B-Zellen erkennen normalerweise körperfremde Strukturen und stellen Antikörper gegen diese her. Mithilfe der Antikörper kann das Immunsystem Krankheiterreger wie Viren oder Bakterien gezielt bekämpfen.

Bei einer chronischen lymphatischen Leukämie sind die B-Zellen jedoch fast vollständig defekt und stellen keine Antikörper mehr her. Als Folge ist die Immunabwehr gestört (sog. Antikörpermangelsyndrom), weshalb vor allem bakterielle Infekte häufiger auftreten.

Risikofaktoren für Leukämie

Verschiedene Einflüsse können das Risiko für eine Leukämie erhöhen.

Risikofaktor Strahlung

Ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlung oder radioaktive Strahlung gilt nachweislich als Risikofaktor für Leukämie.

Risikofaktor Chemikalien

Verschiedene chemische Einflüsse können das Leukämie-Risiko erhöhen, wie zum Beispiel:

  • bestimmte Krebsmedikamente (wie Zytostatika oder Immunsuppressiva)
  • organische Lösungsmittel (wie Benzol)
  • Pflanzenschutzmittel
  • Insektenschutzmittel

Risikofaktor erbliche Einflüsse

Bestimmte erbliche beziehungsweise genetische Einflüsse tragen zu einem erhöhten Leukämie-Risiko bei. Das gilt zum Beispiel,

  • wenn es bereits andere Krebsfälle in der Familie gibt.
  • wenn eine erbliche Vorerkrankung wie das Down-Syndrom vorliegt.
  • wenn das Philadelphia-Chromosom beim Betroffenen vorkommt.

Das sogenannte Philadelphia-Chromosom findet sich häufig bei Menschen mit chronischer myeloischer Leukämie (CML). Es handelt sich dabei um das veränderte Chromosom 22. Es kommt bei den Betroffenen besonders oft in Leukämiezellen vor. Warum es zu dieser Chromosomenveränderung gekommen ist, bleibt meist unbekannt.

Von einem Philadelphia-Chromosom spricht man, wenn das Chromosom 22 verkürzt ist. Die fehlenden Teile haben sich an Chromosom 9 angelagert.

Als Folge dieser Verkürzung verändert sich der genetische Code. Es entsteht ein neues Gen, welches zu einem neuen Enzym (namens BCR-ALB) führt. Dieses Enzym spielt eine Rolle bei der Regulation von Zellwachstum, ist allerdings permanent aktiv. Das führt dazu, dass Zellen mit diesem veränderten Chromosom sich unkontrolliert vermehren.

Risikofaktor Rauchen

Möglicherweise erhöht Rauchen das Risiko für Leukämie. Als sicher gilt das jedoch nicht.

Risikofaktor Alter

Ein höheres Lebensalter scheint ein möglicher Risikofaktor für chronische lymphatische Leukämie, chronische myeloische Leukämie oder akute myeloische Leukämie zu sein.

Risikofaktor Viren

Bei der sehr seltenen humanen T-Zell-Leukämie spielt eine Infektion mit den HTL-Viren I und II eine Rolle. Sie kommt vor allem in Japan vor. Für andere Leukämie-Formen ist kein Zusammenhang mit Virusinfektionen bekannt.

Leukämie: Häufigkeit

Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen wie Brustkrebs, Prostatakrebs oder Dickdarmkrebs tritt Leukämie eher selten auf. Im Jahr 2016 erkrankten in Deutschland insgesamt 13.900 Menschen neu an Leukämie – meist Erwachsene, Männer etwas häufiger als Frauen. Nur 4 von 100 neu Erkrankten waren Kinder unter 15 Jahren.

Video: So entsteht Krebs

Akute lymphatische Leukämie (ALL)

Jedes Jahr gibt es etwa 1,1 neue ALL-Fälle pro 100.000 Einwohner. Die akute lymphatische Leukämie tritt am häufigsten bei Kindern unter 5 Jahren sowie bei über 80-Jährigen auf.

Akute myeloische Leukämie (AML)

Jährlich kommt es zu etwa 3,7 AML-Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Die akute myeloische Leukämie tritt vor allem bei älteren Erwachsenen auf – etwa jeder Zweite ist über 70 Jahre alt.

Chronische myeloische Leukämie (CML)

Jedes Jahr gibt es etwa ein bis zwei neue CML-Fälle pro 100.000 Einwohner. Die chronische myeloische Leukämie kann in jedem Alter auftreten. Am häufigsten zeigt sie sich jedoch im Erwachsenenalter. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind Betroffene meist zwischen 50 und 60 Jahren alt.

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Die chronische lymphatische Leukämie ist die häufigste Leukämie-Form und tritt vor allem bei Erwachsenen in fortgeschrittenem Alter auf. Pro Jahr kommt es zu etwa 6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Leukämie: Diagnose

Für die Diagnose von Leukämie (Blutkrebs) spielen das kleine Blutbild und das Differenzialblutbild eine wichtige Rolle (zusammen bilden beide das große Blutbild).

Beim kleinen Blutbild untersucht man, wie hoch die Konzentration der verschiedenen Blutzellen (also rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen) und des Blutfarbstoffs Hämoglobin ist. Außerdem lässt sich hier feststellen, wie hoch der Anteil der Blutzellen am Gesamtblut ist (sog. Hämatokrit).

Beim Differenzialblutbild untersucht man, in welchen Mengen die einzelnen Unterarten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) vorkommen. Dafür untersucht man das Blut unter anderem unter dem Mikroskop und zählt die verschiedenen Blutzellen. Im Differenzialblutbild lassen sich die Anteile der unterschiedlichen Blutzellarten sowie deren Reifungsstadien feststellen. Die einzelnen Leukämie-Formen weisen jeweils ein typisches Blutbild auf.

Die Diagnose sichert man in der Regel durch eine Knochenmarkpunktion. Dabei entnimmt man unter örtlicher Betäubung eine Knochenmarkprobe aus dem Beckenknochen. Die Probe wird anschließend im Labor untersucht und gibt Aufschluss darüber, wie die Knochenmarkzellen aussehen und in welchen Mengen sie vorliegen. Das Ergebnis bestimmt, um welche Form von Leukämie es sich handelt.

Eine Lumbalpunktion kann zeigen, ob sich die Leukämiezellen in das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) ausgebreitet haben.

Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT) oder Ultraschalluntersuchung (Sonographie) lassen sich krebsbefallene Lymphknoten aufspüren.

Leukämie: Behandlung

Bei Leukämie (Blutkrebs) richtet sich die Behandlung vor allem nach der jeweiligen Form der Leukämie. Welche Therapiemöglichkeiten infrage kommen, hängt außerdem von weiteren Faktoren ab – wie dem Alter des Betroffenen, dem allgemeinen Gesundheitszustand oder davon, ob die Leukämiezellen auch Hirn und Rückenmark befallen haben.

Chemotherapie

Die Chemotherapie ist bei Blutkrebs die häufigste Form der Behandlung. Stärke, Form und Umfang hängen unter anderem davon ab, um welche Art der Leukämie es sich handelt.

Die Medikamente, die der Arzt oder die Ärztin für die Chemotherapie auswählt, heißen Zytostatika. Das sind Zellgifte, die das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen hemmen.

Zytostatika greifen vor allem Zellen an, die sich häufig teilen. Da sich Krebszellen rasch und häufig teilen, sind sie das bevorzugte Ziel dieser Medikamente. Allerdings kommen im Körper auch gesunde Zellen vor, die sich rasch teilen (z. B. Schleimhautzellen). Die Chemotherapie kann deshalb vorübergehend gesunde Organe beziehungsweise Körpergewebe schädigen.

Bei einer Chemotherapie kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der Zytostatika einzeln oder auch kombiniert zum Einsatz. Sie wird in regelmäßigen Abständen (Zyklen) durchgeführt. Während der Behandlung kontrolliert man regelmäßig das Blutbild.

Die Chemotherapie schädigt erst mal auch das Knochenmark. Die Bildung von neuen Blutzellen und Zellen des Immunsystems wird deshalb für eine gewisse Zeit beeinträchtigt. In der Folge kommt es zur Blutarmut (Anämie), einem erhöhten Blutungsrisiko und einer erhöhten Infektionsgefahr.

Weitere Nebenwirkungen einer Chemotherapie können sein:

Diese Nebenwirkungen lassen sich aber teilweise recht gut durch zusätzliche Medikamente unterdrücken. Etwa mit Wirkstoffen, die gegen Übelkeit und Brechreiz wirken (sog. Antiemetika).

Zytostatika haben selbst eine gewisse krebserregende (kanzerogene) Wirkung. Die behandelnden Ärzte und Ärztinnen müssen daher im Vorfeld Nutzen und Risiken einer Behandlung immer genau abwägen. Eine Chemotherapie ist bei Leukämie jedoch meist die einzige Möglichkeit, die Krankheit zu bekämpfen.

Strahlentherapie

Zusätzlich zu einer Chemotherapie kann bei Leukämie in manchen Fällen auch eine Strahlentherapie angebracht sein. Im Rahmen der Behandlung werden jeweils bestimmte Körperregionen bestrahlt.

Haben Leukämiezellen beispielsweise auch das Gehirn befallen, sollte der Schädel bestrahlt werden. Denn Krebsmedikamente werden durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke gestoppt und können dort nicht hingelangen. Mit einer Strahlentherapie lassen sich die Leukämiezellen im Hirn sicher zerstören.

Wichtig zu wissen: Die ionisierende Strahlung unterscheidet nicht zwischen gesunden und entarteten Zellen. Deshalb schädigt eine Strahlenbehandlung sowohl Leukämiezellen als auch gesunde Zellen. Gesunde Zellen können sich jedoch erholen, da sie über Reparaturmechanismen verfügen und Strahlenschäden bis zu einem gewissen Maß ausgleichen können. Leukämiezellen sind dagegen anfälliger. Sie sterben ab und werden vom körpereigenen Abwehrsystem entsorgt.

Damit die gesunden Zellen genug Zeit haben, sich zu erholen, führt man die Strahlentherapie mit etwas Abstand in mehreren Sitzungen durch.

Bei einer Strahlentherapie können verschiedene Nebenwirkungen auftreten, wie zum Beispiel:

Stammzelltransplantation

Eine Stammzelltransplantation kommt meist zum Einsatz, wenn eine Chemotherapie alleine zur Behandlung nicht ausreicht. Bei dieser Therapieform zerstört man das Knochenmark der Betroffenen und tauscht es gegen gesundes Spendermaterial aus. Knochenmarkstammzellen sind die Vorstufe aller Blutzellen, also der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen.

Auch können Stammzellen aus Nabelschnurblut isoliert werden.

Eine Stammzelltherapie ist in der Regel sehr effektiv. Allerdings ist sie auch eine körperlich sehr belastende Behandlung, die mit Risiken einhergehen kann.

In der Phase, in der das Knochenmark zerstört wurde, besitzen Betroffene keine körpereigene Abwehr. Es besteht deshalb die Gefahr, sich sogar mit normalerweise harmlosen Keimen zu infizieren. Deshalb erhält man in dieser Zeit zusätzlich Medikamente wie Antibiotika, um schweren Infektionen vorzubeugen. Zudem müssen besondere hygienische Bedingungen eingehalten werden.

Mediziner unterscheiden zwei Formen der Stammzelltransplantation:

  • die allogene Stammzelltransplantation und
  • die autologe Stammzelltransplantation.

Allogene Stammzelltransplantation

Bei der allogenen Stammzelltransplantation sind Spender und Empfänger nicht identisch. Man spricht deshalb auch von einer Fremdspende.

Die gespendeten Zellen müssen trotzdem so ähnlich wie möglich sein und möglichst viele identische Oberflächenmerkmale aufweisen. Die größte Chance, Spenderzellen mit identischen Merkmalen zu finden, ist deshalb innerhalb einer Familie gegeben.

Vor einer allogenen Stammzelltransplantation muss das blutbildende Knochenmark der Patienten mithilfe einer intensiven Chemotherapie oder Strahlentherapie komplett zerstört werden. Ziel dieser Therapie ist es, erst alle Tumorzellen abzutöten, um dem Körper dann wieder gesunde, zur Blutbildung befähigte Zellen zuzuführen.

Nach der Chemo- oder Strahlentherapie überträgt man die gesunden Spenderstammzellen mit einer Transfusion. Die gesunden Spenderzellen siedeln sich dann im Knochenmark des Empfängers an.

Um zu verhindern, dass das Immunsystem die Spenderzellen abstößt, erhalten Betroffene zusätzlich Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (sog. Immunsuppressiva).

Autologe Stammzelltransplantation

Bei einer autologen Stammzelltransplantation gewinnt man das Knochenmark mit den Stammzellen über eine Punktion des Hüftknochens (Beckenkamm) als Eigenspende von den Patienten. Auch hier ist es notwendig, das Knochenmark durch eine Chemotherapie oder Strahlentherapie zu zerstören. Im Anschluss erhalten Betroffene die gesunden Stammzellen über eine Transfusion. Diese Form der Stammzelltransplantation kommt bei Leukämie jedoch so gut wie nie zum Einsatz.

Biologika (Biologicals)

Bei manchen Leukämie-Formen setzt man sogenannte Biologika (Biologicals) zur Therapie ein. Darunter versteht man biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe, die in körpereigene Prozesse eingreifen und bestimmte krankhafte Vorgänge aufhalten.

Wirkstoffe aus der Gruppe der Tyrosinkinasehemmer beispielsweise greifen zielgerichtet in das Zellwachstum von Krebszellen ein und stoppen es. Angriffspunkt der Tyrosinkinasehemmer sind die Tyrosinkinasen. Das sind spezielle Enzyme, die eine wichtige Rolle bei der Zellvermehrung spielen. Die Wirkstoffe Imatinib, Nilotinib oder Dasatinib erzielen vor allem bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) gute Ergebnisse.

Bei einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) kommen begleitend zu einer Chemotherapie die Wirkstoffe Ibrutinib und Rituximab infrage. Beide Wirkstoffe sind künstliche Antikörper, die spezielle Oberflächenstrukturen der weißen Blutkörperchen erkennen, daran binden und so deren Zerstörung einleiten.

Nachsorge

Nach abgeschlossener Behandlung spielt eine langfristig angelegte Nachsorge eine wichtige Rolle. Hier gilt es insbesondere, das Blut mittels kleinem Blutbild und Differenzialblutbild regelmäßig zu untersuchen. Die Nachsorge dient dazu, ein Wiederauftreten der Leukämie (Rezidiv) sowie Folgeschäden rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.