Hämatemesis (Bluterbrechen)
Von einer Hämatemesis sprechen Ärzte, wenn eine Person größere Mengen Blut erbricht. Das Blut stammt meist aus dem oberen Bereich des Verdauungstrakts, etwa aus dem Magen oder der Speiseröhre.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Hämatesis (Bluterbrechen)
Bei einer Hämatemesis befindet sich die Blutungsquelle in der Regel in der Speiseröhre, im Magen oder im Zwölffingerdarm. Blutet es dagegen in den unteren Abschnitten des Verdauungstrakts, zum Beispiel im Dickdarm, ist das Blut im Stuhl zu finden. Auch Blut aus dem Nasen- Rachen- oder
Mundraum kann in den Magen gelangen und als Häamtemesis wieder erbrochen werden.
Von Bluterbrechen spricht man nur, wenn größere Blutmengen im Erbrochenen zu finden sind. Kleinere Blutspuren, etwa durch Zahnfleischbluten, sind damit nicht gemeint. Bluterbrechen ist nicht zu verwechseln mit Bluthusten (Hämoptoe): Ausgehustetes Blut befindet sich im Auswurf und stammt aus den Atemwegen. Erbrochenes Blut stammt hingegen aus dem Magen-Darm-Trakt.
Erbrochenes Blut muss nicht unbedingt rot sein, es kann auch dunkler gefärbt sein. Die Farbe des Bluts kann darauf hinweisen, wo sich die Blutung befindet:
- Wenn Blut mit Magensäure in Berührung kommt, verfärbt es sich schwarz. Dies ist beispielsweise bei einem blutenden Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür der Fall. Erbricht der Betroffene dieses Blut, erinnert das Erbrochene an Kaffeesatz ("kaffeesatzartiges Bluterbrechen").
- Frisches Blut, das noch nicht durch die Magensäure angegriffen wurde, ist hingegen hell- oder dunkelrot. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Blut aus einer verletzten Krampfader der Speiseröhre (Ösophagusvarize) stammt.
Bluterbrechen sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Es handelt sich dabei um einen Notfall!
Hämatemesis: Ursachen
Zu den häufigsten Ursachen einer Hämatemesis (Bluterbrechen) zählen:
- blutende Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
- erosive Gastritis: Bei dieser schweren Form der Magenschleimhautentzündung weist die Magenschleimhaut oberflächliche Schäden (Erosionen) auf.
- Krampfadern in der Speiseröhre (sog. Ösophagusvarizen)
- Mallory-Weiss-Syndrom: Dabei handelt es sich um längs verlaufende Schleimhautrisse im Übergang zwischen Magen und Speiseröhre.
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre bzw. Magenschleimhautentzündung
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre entstehen häufig bei Personen, die mit dem Bakterium Helicobacter pylori infiziert sind. Breitet sich ein Geschwür in tiefere Schichten der Magenwand aus, kann es Blutgefäße verletzen, aus denen es dann ins Mageninnere blutet. Das Blut vermischt sich hier mit der Magensäure, die dafür sorgt, dass es gerinnt und sich dunkel verfärbt – es kommt zum typischen kaffeesatzartigem Bluterbrechen.
- Falsche Ernährung,
- Rauchen und die
- regelmäßige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln (wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac etc.)
greifen ebenfalls die Schleimhäute an und können Geschwüre verursachen. Auch eine sogenannte erosive Gastritis, die Vorstufe eines Magengeschwürs, kann zu einer Hämatemesis führen.
Krampfadern in der Speiseröhre
Vor allem bei Menschen mit fortgeschrittener Lebererkrankung (Leberzirrhose) kann eine Hämatemesis durch Krampfadern in der Speiseröhre (sog. Ösophagusvarizen) ausgelöst werden. Reißen sie ein, kommt es zu schwallartigem Bluterbrechen. Das Blut ist dann rot, da es nicht mit Magensäure in Kontakt gekommen ist.
Mallory-Weiss-Syndrom
Das Mallory-Weiss-Syndrom gehört ebenfalls zu den möglichen Ursachen einer Hämatemesis. Die Schleimhautrisse im Übergang zwischen Magen und Speiseröhre entstehen, wenn die Schleimhaut der Speiseröhre über lange Zeit gereizt wird – zum Beispiel durch regelmäßigen Alkoholkonsum oder durch massives, häufiges Erbrechen, wie es bei einer Bulimie der Fall ist.
Weitere Ursachen für Bluterbrechen
Zu weiteren, selteneren Ursachen einer Hämatemesis zählen:
- Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis)
- Tumoren im Bereich von Magen und Zwölffingerdarm
- Gerinnungsstörungen
- Blutungen im Bereich der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse
- Tumoren der Blutgefäße (Hämangiome)
- Morbus Osler, eine Erbkrankheit, bei der die Blutgefäße erweitert sind
- krankhafte Verbindung zwischen Hauptschlagader und Verdauungstrakt (sog. aortaintestinale Fistel)
- akuter Verschluss eines Darmgefäßes (Mesenterialgefäßverschluss)
Bluterbrechen kann prinzipiell auch durch heftiges Nasenbluten entstehen. Dabei verschluckt der Betroffene das Blut aus der Nase und erbricht es anschließend wieder.
Hämatemesis: Diagnose
Hämatemesis (Bluterbrechen) muss unverzüglich abgeklärt werden. Wer plötzlich Blut erbricht, sollte sofort einen Arzt aufsuchen. Wichtige Hinweise auf die Ursache geben die Farbe des Erbrochenen und die Stärke der Blutung. Schwallartiges Bluterbrechen, etwa bei Leberkranken, erfordert den sofortigen Transport ins Krankenhaus.
Ist die Blutung sehr stark, bleibt für eine weiterführende Diagnostik möglicherweise zunächst keine Zeit: Der Patient muss umgehend versorgt und die Blutung gestillt werden.
Wenn der Betroffene ansprechbar ist, stellt der Arzt einige Fragen, um die Ursache für das Bluterbrechen eingrenzen zu können, so zum Beispiel:
- Haben Sie weitere Beschwerden, z.B. Oberbauchschmerzen, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit?
- Welche Farbe hatte das Blut im Erbrochenen? Wie viel Blut haben Sie ungefähr erbrochen?
- Sind bei Ihnen Erkrankungen im Verdauungstrakt diagnostiziert worden, z.B. ein Magengeschwür oder Krampfadern in der Speiseröhre?
- Sind bei Ihnen Lebererkrankungen bekannt?
- Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja, welche?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja: Wie viel?
Um die Blutungsquelle ausfindig zu machen, ist meist eine Spiegelung der Speiseröhre und des Magens (Gastroskopie) notwendig. Der Arzt kann mithilfe des eingeführten Endoskops die Schleimhäute genau betrachten und blutende Geschwüre, Entzündungsherde oder Risse erkennen.
Je nach vermuteter Ursache sind bei einer Hämatemesis weitere Untersuchungen sinnvoll. Dazu gehören unter anderem:
- Blutuntersuchungen
- Röntgenaufnahmen
- Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums
Hämatemesis: Therapie
Eine Hämatemesis (Bluterbrechen) ist ein Notfall und muss umgehend behandelt werden. Die genaue Therapie ist zum einen von der Intensität der Blutung, zum anderen von der Ursache des Bluterbrechens abhängig. Bei einer starken Blutung legt der Arzt meist einen Zugang in die Vene, über den er Medikamente sowie Flüssigkeit und Elektrolyte als Infusion verabreichen kann. So lässt sich der Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust durch das Bluterbrechen ausgleichen. Kommt es durch die Hämatemesis zu einem größeren Blutverlust, erhält der Betroffene unter Umständen Blutkonserven.
Besonders wichtig ist, dass der Arzt die Blutung rasch ausfindig macht und stillt – zum Beispiel eine blutende Krampfader in der Speiseröhre (Ösophagusvarize) oder ein Magengeschwür. Dies ist oft im Rahmen einer Spiegelung der Speiseröhre und des Magens möglich. Bei Krampfadern in der Speiseröhre kann der Arzt beispielsweise das Gefäß während der Spiegelung mit einer Art Gummiband abbinden (Ligatur) oder veröden.
Wenn keine Magenspiegelung möglich ist, ist eine offene Operation notwendig. Bei solchen Eingriffen vernäht der Chirurg je nach Ursache zum Beispiel ein Magengeschwür oder entfernt einen Teil des Magens.
Wurde die Blutung gestoppt, gilt es, einer erneuten Hämatemesis vorzubeugen. Abhängig von der Ursache kann es zum Beispiel nötig sein, die Lebensgewohnheiten zu ändern (z.B. Verzicht auf Alkohol) oder Medikamente einzunehmen.