Frau mit Magenkrebs sitzt auf Sofa und hält sich den schmerzenden Bauch.
© Getty Images/Kinga Krzeminska

Magenkrebs: Anzeichen, Ursachen und Prognose

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.06.2024 - 09:58 Uhr

Magenkrebs wird meist aufgrund unspezifischer Beschwerden erst spät entdeckt. Ein mögliches erstes Anzeichen ist eine Abneigung gegen Lebensmittel wie Fleisch. Welche Risikofaktoren Magenkrebs begünstigen und wie die Prognose ist, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Magenkrebs

Magenkrebs tritt meist im höheren Alter auf. Nur rund 10 von 100 Betroffenen sind bei der Diagnose zwischen 30 und 40 Jahre alt. Das Risiko nimmt mit steigendem Alter zu. Frauen sind im Durchschnitt 75, Männer 71 Jahre alt. Junge Erwachsene und Kinder sind äußerst selten betroffen.

Wie schnell Magenkrebs entsteht, lässt sich pauschal nicht beantworten, da erste Anzeichen häufig erst spät bemerkt werden. Mitunter kann der Krebs über viele Jahre unbemerkt wachsen.

Wie bei anderen Krebserkrankungen ist die Prognose günstiger, je früher Magenkrebs erkannt und behandelt wird. Die Überlebenschancen im fortgeschrittenen Stadium mit Metastasen sind hingegen schlechter. Rund 32 bis 34 Prozent der Betroffenen leben 5 Jahre nach der Diagnose noch.

Was ist Magenkrebs?

Bei Magenkrebs handelt es sich um bösartige Tumoren, die sich in sämtlichen Abschnitten des Magens bilden können. In 95 Prozent der Fälle liegt ein Adenokarzinom vor, das sich aus dem Drüsengewebe in der Magenschleimhaut bildet. Seltener entsteht Magenkrebs aus Zellen der Magenmuskulatur (Sarkome oder gastrointestinale Stromatumoren) oder aus Gewebe des Lymphsystems im Magen (MALT-Lymphome). Auch sogenannte neuroendokrine Tumoren, die von hormonbildenden Zellen der Magenschleimhaut ausgehen, können in seltenen Fällen vorliegen.

Häufigkeit

Magenkrebs ist die zehnthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und Männern. Rund 14.500 Menschen erkranken in Deutschland jährlich daran. Insbesondere ältere Personen sind betroffen. Das durchschnittliche Alter zum Diagnosezeitpunkt bei Frauen ist etwa 75, Männer sind im Durchschnitt 71 Jahre alt.

Die Zahlen sind seit einigen Jahren rückläufig, dennoch zählt Magenkrebs zu den häufigsten, durch einen bösartigen Tumor ausgelösten Todesursachen. Ursächlich dafür ist auch, dass die Diagnosestellung meist in einem späten Stadium mit schlechten Heilungschancen erfolgt.

Magenkrebs: Welche Symptome sind möglich?

Ein Magenkarzinom bereitet oft lange Zeit keine Symptome. Mitunter werden erste unspezifische Anzeichen aber auch als harmlos eingestuft.

Magenkrebs kann mit folgenden Symptomen einhergehen: 

Wichtig: Derartige Symptome können auch andere, teils harmlose Ursachen haben. Nur durch eine ärztliche Untersuchung kann eine sichere Diagnose gestellt werden. Betroffene sollten nicht zögern und ärztlichen Rat einholen.

Magenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von Magenkrebs sind bislang nicht erforscht. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit eines Magenkarzinoms erhöhen. Dazu zählen: 

  • Infektionen mit Helicobacter pylori: Eine durch das Bakterium ausgelöste Magenschleimhautentzündung geht mit einem dreifach erhöhten Risiko für Magenkrebs einher. Daher gilt eine Infektion mit Helicobacter pylori als wichtigster Risikofaktor.

  • Ernährung: Eine Ernährung mit vielen tierischen Bestandteilen spielt eine Rolle bei der Entstehung von Tumoren im Magen. Insbesondere nitratreiche, gepökelte, gegrillte und geräucherte Lebensmittel wie Fleisch und Wurstwaren sind laut Fachleuten ungünstig. Auch krebserregende Aflatoxine, bestimmte Gifte von Schimmelpilzen in der Nahrung, sind mögliche Auslöser.

  • Lebensstil: Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Übergewicht gelten ebenso als Risikofaktoren. 

  • Vorerkrankungen: Neben einer Magenschleimhautentzündung sind auch andere Magenerkrankungen wie bestimmte Arten von Magenschleimhautpolypen, wiederkehrende und schlechtheilende Magengeschwüre oder vorausgegangene Magenoperationen mögliche Risikofaktoren. Auch die chronisch atrophische Autoimmungastritis vom Typ A (eine Autoimmunkrankheit) sowie Morbus Ménétrier (bestimmte Magenschleimhautentzündung) zählen dazu. Seltener ist eine perniziöse Anämie (besondere Form der Blutarmut) Auslöser.

  • genetische Faktoren: In manchen Familien tritt Magenkrebs gehäuft auf. Wenn Familienmitglieder ersten Grades erkrankt sind, besteht ein zwei- bis dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko für Angehörige.

Magenkrebs: Diagnose und Untersuchungen

Zunächst stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen und der familiären Krankengeschichte (Anamnese). Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. 

Um Magenkrebs sicher diagnostizieren zu können, ist eine Magenspiegelung (Gastroskopie) notwendig. Dabei schiebt die*der Ärztin*Arzt ein flexibles, schlauchförmiges Instrument (Endoskop) durch den Mund über die Speiseröhre in den Magen vor. So lässt sich der Magen von innen untersuchen und Veränderungen der Magenschleimhaut feststellen. Von verdächtigen Stellen können Fachleute eine Gewebeprobe entnehmen (Biopsie), die anschließend im Labor untersucht wird.

Weitere Untersuchungen nach Diagnose

Hat die Magenspiegelung ergeben, dass ein Magenkarzinom vorliegt, schließen sich weitere Kontrollen an. Fachleute ermitteln dann, wie groß der Tumor ist und ob Tochtergeschwulste in anderen Körperbereichen (Fernmetastasen) vorliegen.

Mögliche Untersuchungen sind:

Magenkrebs: Maßnahmen zur Behandlung

Die Behandlung von Magenkrebs richtet sich unter anderem nach 

  • der Tumorgröße,
  • wie aggressiv der Tumor wächst, ob
  • Tochtergeschwulste vorliegen und
  • dem Gesundheitszustand der betroffenen Person.

Zu häufigen Behandlungsmethoden zählen:

Operation bei Magenkrebs

Ziel der Behandlung ist, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen. Eine Operation ist bei Magenkrebs die Standardtherapie. In einem frühen Stadium können kleine Tumoren im Magen möglicherweise bei einer Magenspiegelung endoskopisch entfernt werden. Da die Krebserkrankung jedoch meist im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird, ist das selten der Fall.

Bei fortgeschrittenen Fällen müssen oft auch Teile des Magens oder das vollständige Organ mit angrenzenden Lymphknoten entfernt werden. Anschließend stellen Chirurg*innen die Nahrungspassage wieder her. Bei einer Teilentfernung des Organs wird der Restmagen direkt mit dem Dünndarm unterhalb des Zwölffingerdarms verbunden. Bei einer vollständigen Magenentfernung wird die Speiseröhre direkt mit dem Dünndarm vernäht.

Nach der Operation kommt es bei einigen Patient*innen zu Beschwerden wie

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
  • Bauchschmerzen,
  • Sodbrennen oder
  • dem sogenannten Dumping-Syndrom.

Dabei entleert sich der Mageninhalt rasch in den Dünndarm. Häufig müssen Betroffene dann eine strenge Diät halten und bestimmte Medikamente zu sich nehmen. In vielen Fällen vergehen die Beschwerden mit der Zeit wieder. Nach einer vollständigen Magenentfernung benötigen Betroffene regelmäßige Spritzen mit Vitamin B12, da der Körper das Vitamin nicht mehr ausreichend über die Nahrung aufnehmen kann. Auch Vitamin D muss oftmals eingenommen werden.

Chemotherapie 

In den meisten Fällen verordnen Ärzt*innen nach einer Operation eine Chemotherapie, oftmals auch kombiniert mit einer Bestrahlung (Radiochemotherapie). Häufig raten Fachleute bereits vor der Operation zu einer Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern und anschließend leichter entfernen zu können.

Nach der Operation soll eine Chemotherapie wiederum mögliche verbliebene Krebszellen eliminieren und einen Rückfall verhindern. Wenn der Magenkrebs Tochtergeschwulste in anderen Organen gebildet hat, dient die Chemotherapie vorwiegend dazu, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.

Die bei einer Chemotherapie verabreichten Medikamente (Zytostatika) wirken insbesondere gegen sich rasch teilende Zellen. Allerdings werden dabei auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen, weshalb einige Nebenwirkungen auftreten können, wie: 

Strahlentherapie

Seltener kommt eine Bestrahlung bei Magenkrebs in Betracht, wenn der Tumor nicht operiert werden kann und/oder eine Chemotherapie ohne Wirkung bleibt. Ziel ist dabei, den Tumor oder Metastasen durch Strahlung zu verkleinern, um so die Beschwerden zu lindern.

Antikörpertherapie

Bei Magenkrebs im fortgeschrittenen Stadium mit Metastasen kann in Verbindung mit einer Chemotherapie eine Antikörpertherapie mit Trastuzumab oder Ramucirumab zum Einsatz kommen. Das kann bei Patient*innen sinnvoll sein, die viele sogenannte HER2-Rezeptoren aufweisen. Diese befinden sich auf der Zelloberfläche von Tumorzellen und beeinflussen deren Wachstum. Antikörper hemmen diese Rezeptoren und somit das Krebswachstum. 

Unterstützende Therapieansätze bei Magenkrebs

Die sogenannte supportive, also unterstützende Therapie zielt darauf ab, Begleiterscheinungen bei Magenkrebs zu lindern, wie etwa:

  • Nebenwirkungen durch eine Chemotherapie
  • Verengungen des Magens
  • starke Erschöpfung (Fatigue)
  • Schmerzen

Bei verengten Nahrungswegen (Stenose) kann ein Kunststoffröhrchen (Tubus) oder ein röhrenförmiges Drahtgeflecht (Stent) eingesetzt werden, die den Weg für die Nahrung frei halten. Dies geschieht mithilfe eines Endoskops. Gegen Schmerzen stehen eine Reihe verschiedener Schmerzmittel zur Verfügung. Bei chronischer Erschöpfung kann ein Bewegungstraining hilfreich sein.

Rehabilitation

Nach einer Therapie im Krankenhaus kann eine stationäre Anschlussheilbehandlung in einer spezialisierten Nachsorgeklinik (AHB-Klinik) durchgeführt werden. Dort erhalten Betroffene unter anderem eine professionelle Ernährungsberatung und psychoonkologische Hilfe. Dabei soll Betroffenen geholfen werden, sowohl körperlich als auch psychisch wieder zu Kräften zu kommen.

Magenkrebs: Verlauf und Prognose

Der Verlauf von Magenkrebs hängt wesentlich vom Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose ab. Vorstufen (Carcinoma in situ) sind häufig heilbar. Auch bei Magenkrebs im Frühstadium sind die Überlebenschancen günstig. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei einem Frühkarzinom bei rund 90 Prozent. 

Etwa 4 von 10 Patient*innen haben zum Diagnosezeitpunkt bereits Metastasen, was sich negativ auf die Heilungschancen auswirkt. Bei einem fortgeschrittenen Magenkarzinom mit Metastasen in Lymphknoten, Knochen oder Leber, ist die Prognose ungünstiger. Im Durchschnitt leben rund 32 bis 34 Prozent der Betroffenen mit Magenkrebskarzinom nach 5 Jahren noch. 

Nachsorgetermine

Regelmäßige Termine zur Nachsorge sind besonders wichtig, um

  • frühzeitig festzustellen, ob der Krebs eventuell erneut aufgetreten ist (Rezidiv).
  • zu prüfen, ob Nachwirkungen der Erkrankung oder Therapie vorliegen und behandelt werden müssen.
  • eine mögliche psychische Belastung von Betroffenen festzustellen und ihnen entsprechend Hilfe wie Seelsorge zu vermitteln.

Die Termine finden im Folgejahr meist alle drei Monate statt, im zweiten Jahr dann im sechsmonatigen Rhythmus. Später kann der Zeitraum der Termine ausgedehnt werden. 

Magenkrebs: Risikofaktoren vorbeugen

Ein Magenkarzinom lässt sich grundsätzlich nicht verhindern. Jedoch kann einigen Risikofaktoren vorgebeugt werden. Dazu zählt:

  • gesunde Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst
  • Verzicht auf tierische Produkte, insbesondere gepökelte, geräucherte und gegrillte Fleischwaren
  • Übergewicht abbauen
  • Alkohol bestenfalls gar nicht konsumieren
  • Rauchverzicht

Wichtig ist auch, bei unklaren Symptomen wie Gewichtsabnahme, Schmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit oder Übelkeit und Erbrechen ärztlichen Rat einzuholen. Dies gilt vor allem bei familiärer Vorbelastung oder Vorerkrankungen, die das Krebsrisiko erhöhen.