Ärztin klärt Ehepaar über Metastasen auf.
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Metastasen: Tochtergeschwulste bei Krebs

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 11.04.2024

Liegen Metastasen vor, spricht das für eine fortgeschrittene Krebserkrankung. Dann haben sich von einem ursprünglichen Tumor Krebszellen gelöst und Tochtergeschwulste gebildet. Diese können zum Beispiel in Lymphknoten um den Tumor, aber auch in anderen Regionen im Körper, etwa im Kopf oder der Leber, entstehen. Welche Behandlung infrage kommt und wie die Prognose ist, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Metastasen

Dabei handelt es sich um Tochtergeschwulste, die entstehen können, wenn sich Krebszellen von einem ursprünglichen Tumor ablösen, in andere Körperbereiche wandern und sich vermehren. 

Tochtergeschwulste bilden sich häufig in der Leber, der Lunge, dem Gehirn, in den Knochen oder Lymphknoten.

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich sprechen Fernmetastasen jedoch für eine fortgeschrittene Krebserkrankung, die unter Umständen nicht mehr heilbar ist.

Was sind Metastasen?

Lösen sich Krebszellen von einem Tumor ab, können sich diese über die Lymph- oder Blutbahnen ausbreiten und an anderen Stellen im Körper wachsen. Derartige Absiedlungen werden als Metastasen (Tochtergeschwulste) oder Filia (Plural Filiae) bezeichnet. 

Fachleute unterscheiden Tochtergeschwulste hinsichtlich ihres Entstehungsorts:

  • lokale Metastasen: Tochtergeschwulste, die sich in unmittelbarer Nähe zum ursprünglichen Tumor befinden.

  • regionale bzw. regionäre Metastasen: Diese befinden sich in den Lymphknoten, die in unmittelbarer Umgebung des Ursprungstumors (Primärtumor) liegen. Sie können sich bilden, wenn Tumorzellen innerhalb des Gewebes, in dem sie entstanden sind, in ein Lymphgefäß streuen (Lymphknotenmetastasen).

  • Fernmetastasen: Dabei liegen Tochtergeschwulste in nicht direkter Nähe zum Primärtumor vor. So können sich etwa Tumorzellen von einem Ursprungstumor lösen und an einem entfernten Ort im Körper neues Tumorgewebe bilden. Beispielsweise kann ein Darmkrebstumor über die Blut- oder Lymphbahn in die Leber streuen und Lebermetastasen bilden.

Metastasierung: Wie entstehen Metastasen?

Eine Metastasierung, also Ausbreitung von Tumorzellen im Organismus, kann über

  • Blutgefäße (hämatogene Metastase) oder
  • Lymphgefäße (lymphogene Metastase) erfolgen.

In manchen Fällen können sich Krebszellen auch zunächst in Lymphknoten ansiedeln und erst dann weiter in die Blutbahn gelangen und Fernmetastasen bilden. Seltener können Tumorzellen auch in Körperhöhlen, zum Beispiel die Bauch- oder Brusthöhle, einbrechen und sich dort verbreiten (kavitäre Metastase). Beispielsweise kann so eine Krebserkrankung im Bauchrauch auch das Bauchfell befallen. 

Wenn sich einzelne Krebszellen vom Ursprungstumor lösen, führt das nicht zwangsläufig zu Metastasen. Es müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit es tatsächlich zu einer Metastasierung kommt. Mehrere Kontrollmechanismen des Körpers versuchen eine Zelle daran zu hindern, an einen anderen Ort im Körper zu wandern. Normalerweise stirbt eine Zelle, wenn sich diese von anderen löst oder in die Lymph- und Blutbahn wandert. 

Einige Tumorzellen können diese Kontrollmechanismen jedoch umgehen. Das Immunsystem schafft es dann unter Umständen nicht, die Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen. Grundsätzlich hängen auch das Risiko und der Zeitpunkt einer Metastasierung von der zugrundeliegenden Krebsart ab. Bei Brustkrebs kann es typischerweise früh zu Tumorabsiedlungen kommen, bei Dickdarmkrebs vergeht oftmals eine längere Zeit.

Metastasen: Wohin kann Krebs streuen?

Metastasen können an unterschiedlichen Stellen im Körper entstehen. Wohin genau Krebs streut, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Lage des Primärtumors
  • spezifischen Oberflächeneigenschaften der Tumorzellen

Lymph- und Blutgefäße am Tumor bestimmen maßgeblich, wohin eindringende Zellen wandern können. Da zum Beispiel das vom Darm kommende Blut durch die Leber fließt, kommt es bei einem metastasierenden Darmkrebs oft zu Metastasen in der Leber. 

Die Beschaffenheit der Oberfläche der Tumorzellen hat ebenso einen Einfluss darauf, wo sich Absiedlungen bilden können. Bei Lungenkrebs sind in manchen Fällen Tochtergeschwulste in der Nebenniere vorzufinden, da sich die Gewebebedingungen ähneln.

Bei folgenden Krebsarten kann es unter Umständen zu Fernmetastasen kommen:

  • Brustkrebs: häufig in Leber, Lunge, Gehirn oder Knochen
  • Lungenkrebs: oft in Knochen, Gehirn, Leber oder Nebenniere
  • Darmkrebs: mitunter in Leber, Bauchfell, Lunge oder Knochen möglich
  • schwarzer Hautkrebs: bevorzugt in Knochen, Leber, Gehirn oder Lunge
  • Prostatakrebs: in Knochen, selten in Lunge, Gehirn oder Leber

CUP-Syndrom: Metastasen ohne Primärtumor

Manchmal finden Ärzt*innen Metastasen im Körper, ohne dass ein Primärtumor vorliegt. Lässt sich auch nach weiteren Untersuchungen kein ursprünglicher Tumor ausfindig machen, handelt es sich um das sogenannte CUP-Syndrom (CUP = cancer of unknown primary, Krebs bei unbekanntem Primärtumor).

In manchen Fällen kann durch feingewebliche Untersuchungen der Tumorzellen festgestellt werden, aus welchem Organ gestreute Krebszellen ursprünglich stammen. Hinweis hierfür können bestimmte übereinstimmende Eigenschaften von Zellen sein. So kann etwa eine in der Leber gefundene Metastase Strukturen aufweisen, die auf Darmkrebs schließen lassen. Bleibt jedoch die weitere Suche nach dem Primärtumor erfolglos, lautet die Diagnose CUP-Syndrom. 

Welche Symptome bereiten Metastasen?

Ob und welche Symptome bei Tochtergeschwulsten auftreten, hängt davon ab, wo genau sich diese befinden. Einige Beispiele sind: 

  • Metastasen in der Lunge bereiten meist lange keine Symptome, unter Umständen sind Husten, Atemnot oder Kurzatmigkeit möglich.

  • Hirnmetastasen führen gegebenenfalls zu Kopfschmerzen, Lähmungen, Übelkeit und Erbrechen, psychischen Beschwerden oder epileptischen Anfällen.

  • Metastasen in der Leber können sich durch eine allgemeine Schwäche, Appetitverlust oder Gewichtsverlust äußern.

  • Knochenmetastasen können je nach Lokalisation (z. B. in der Wirbelsäule) unterschiedliche Beschwerden wie Schmerzen, Taubheitsgefühle, Lähmungen, Knochenbrüche oder aber Darm- und Blasenfunktionsstörungen verursachen.

Metastasen: Behandlung ist schwierig

Krebs, der noch nicht gestreut und Absiedlungen gebildet hat, lässt sich in der Regel leichter behandeln als metastasierender Krebs. Betroffene mit Tochtergeschwulsten können oft nicht mehr vollständig geheilt werden. Jedoch stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die das Fortschreiten verlangsamen und Symptome lindern können.

Welche Therapie infrage kommt, hängt unter anderen davon ab, 

  • wie viele Absiedlungen vorliegen, 
  • um welche Krebsart es sich handelt und
  • in welchem Gewebe bzw. in welchen Organen Tochtergeschwulste vorhanden sind.

Finden sich Tumorabsiedlungen in verschiedenen Körperbereichen, verordnen Onkolog*innen meist eine systemische Therapie, die im gesamten Organismus wirkt, beispielsweise eine Chemotherapie.

Lymphknotenmetastasen können hingegen oftmals operativ entfernt oder durch eine Bestrahlung behandelt werden. Auch bei einzelnen Fernmetastasen im zentralen Nervensystem (Rückenmark oder Gehirn) oder im Knochen kommt gegebenenfalls eine Strahlentherapie zum Einsatz. Dadurch soll das Wachstum der Geschwulste gehemmt werden.

Andere Krebsarten wachsen wiederum hormonabhängig. Das kann beispielsweise bei Prostata- oder Brustkrebs der Fall sein. Bei anderen Krebserkrankungen können Medikamente zum Einsatz kommen, die gezielt in den Stoffwechsel der Zelle eingreifen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind auch Hormon-, Antikörper- oder Immuntherapien.

Patient*innen mit Metastasen im ganzen Körper erhalten eine palliative Therapie. Diese zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität möglichst zu steigern. Auch eine psychoonkologische Betreuung von Betroffenen und Angehörigen ist in vielen Fällen hilfreich.

 Diagnose: Wie werden Tumorabsiedlungen festgestellt?

Die Diagnostik bei Verdacht auf Metastasen kann folgende Untersuchungen umfassen: 

  • bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Ultraschall (Sonographie)
  • Blut- und Urinuntersuchungen
  • Gewebeproben (Biopsie)

Verlauf und Prognose bei Metastasen

Lymphknotenmetastasen in Tumornähe sprechen in der Regel nicht für eine fortgeschrittene Krebserkrankung. Fernmetastasen hingegen schon. Die Erkrankung lässt sich dann gegebenenfalls aufhalten, aber nicht mehr vollständig heilen. Wie schnell eine Tumorerkrankung fortschreitet, ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. 

Metastasierender Krebs lässt sich in der Regel nur heilen, wenn auch sämtliche Tochtergeschwulste entfernt werden können. Jedoch besteht auch dann immer das Risiko, dass sich nach einer Ruhephase neue Tumorabsiedlungen Tochtergeschwulste bilden (Rezidiv).