EIn Arzt kümmert sich um einen verzweifelten Patienten.
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Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Ein Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) ist eine Geschwulst aus bestimmten Zellen des Immunsystems – den Lymphozyten. Verglichen mit anderen Hirntumoren ist das Hirnlymphom selten: Nur zwei bis drei Prozent aller Tumoren des Gehirns sind Lymphome.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Ein Lymphom im Gehirn entsteht entweder innerhalb des Gehirns (primär) oder außerhalb (sekundär) aus entarteten Lymphozyten. Diese Lymphzellen gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind eigentlich Teil der körpereigenen Abwehr. In der Regel zählen Lymphome im Gehirn zur Gruppe der bösartigen (malignen) Non-Hodgkin-Lymphome. Als mögliche Auslöser für ihre Entstehung zählen zum Beispiel:

  • bestimmte Virusinfektionen (v.a. Epstein-Barr-Virus)
  • bestimmte Chemikalien
  • ionisierende Strahlung (z.B. Röntgenstrahlung, Gammastrahlung)
  • erblich bedingte Faktoren

Die genaue Ursache für die Entartung der Lymphozyten ist jedoch unbekannt. Allgemein haben Menschen mit einem gesunden Immunsystem ein geringeres Risiko für ein zerebrales Lymphom als solche mit geschwächter oder gestörter Immunabwehr (z.B. bei einer HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation).

Wie bei jedem anderen Hirntumor sind die durch ein Lymphom im Gehirn verursachten Symptome abhängig von dessen Größe und Lage. Erste Anzeichen für ein Hirnlymphom sind häufig Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Ein zerebrales Lymphom führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit und Persönlichkeitsveränderungen. In seltenen Fällen können zerebrale Lymphome auch epileptische Anfälle auslösen.

Normalerweise diagnostiziert der Arzt ein Lymphom im Gehirn mithilfe von modernen Schnittbildverfahren wie der kranialen Computertomographie (CCT) und der Magnetresonanztomographie (MRT). Um ein zerebrales Lymphom sicher nachzuweisen, ist jedoch eine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem Tumorgewebe nötig.

Zur Behandlung eines zerebralen Lymphoms kommt meist eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie zum Einsatz. Die kombinierte Therapie kann den weiteren Verlauf der Tumorerkrankung günstig beeinflussen und die Überlebenszeit verlängern.

Definition

Ein Lymphom im Gehirn (zerebrales oder cerebrales Lymphom: lat. cerebrum = Hirn) ist eine Geschwulst, die aus bestimmten entarteten Zellen des Immunsystems entsteht – den Lymphozyten, die zu den weißen Blutkörperchen zählen.

Je nachdem, ob zerebrale Lymphome innerhalb oder außerhalb des Gehirns entstehen, unterscheidet man zwei Formen:

  • primäres zerebrales Lymphom
  • sekundäres zerebrales Lymphom

Sekundäres zerebrales Lymphom

In der Regel treten Lymphome in den sogenannten lymphatischen Organen auf: Dazu zählen:

  • das Knochenmark,
  • der Thymus (Bries),
  • die Milz, die Lymphknoten sowie
  • die lymphatischen Gewebe in den Schleimhäuten des Verdauungstrakts.

Hauptsymptom solcher Lymphome ist meist eine schmerzlose Lymphknotenschwellung. Von den lymphatischen Organen ausgehend kann sich ein Lymphom ins Gehirn absiedeln. Dies bezeichnet man als sekundäres zerebrales Lymphom.

Primäres zerebrales Lymphom

Obwohl das Gehirn nicht zu den lymphatischen Geweben gehört, können Lymphome aber auch im Gehirn selbst entstehen.Ein solches primäres zerebrales Lymphom entsteht dadurch, dass lymphatische Zellen entarten, die sich auch unter normalen Umständen im Gehirn befinden.

Häufigkeit

Ein primäres Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) ist insgesamt sehr selten, tritt aber am häufigsten im Alter auf: Meist entwickelt sich ein primäres Hirnlymphom im Alter von 50 bis 70 Jahren, wobei auch Menschen mit gesunder Immunabwehr betroffen sein können. Allerdings kommen zerebrale Lymphome gehäuft bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem vor (z.B. nach einer Organtransplantation oder im Rahmen von AIDS). Insgesamt machen primäre Lymphome im Gehirn etwa 2 bis 3 Prozent aller primären Hirntumoren aus.

Meistens ist ein primäres Lymphom im Gehirn ein bösartiges Non-Hodgin-Lymphom (NHL). Verglichen mit anderen Krebsarten ist dieses recht selten: Pro Jahr treten in Deutschland rund 16.000 Fälle eines Non-Hodgkin-Lymphoms auf. Dabei betrifft nur ein noch kleinerer Teil der Non-Hodgkin-Lymphome das zentrale Nervensystem (ZNS), also Gehirn und Rückenmark. Ein alleiniges Lymphom im Gehirn ist ausgesprochen selten: Solche Lymphome im Gehirn machen etwa 2 Prozent aller Non-Hodgkin-Lymphome und 2 bis 3 Prozent der Hirntumoren aus. Dahingegen bekommen jährlich mehr als 70.000 Menschen Brustkrebs, über 62.000 Darmkrebs.

Ursachen

Worin ein Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) seine Ursachen hat, ist nicht bekannt: Bisher gibt es nur Vermutungen über die Gründe, warum die weißen Blutkörperchen entarten und sich aus ihnen Geschwulste im Gehirn entwickeln.

Bei der Entstehung von Lymphomen im Gehirn scheinen vor allem Störungen der körpereigenen Abwehrkräfte eine wichtige Rolle zu spielen: Bei einem gesunden Immunsystemist das Risiko, ein primäres Hirnlymphom zu entwickeln, vor allem bei jüngeren Menschen sehr gering. Personen mit einer gestörten oder geschwächten Immunabwehr (z.B. infolge einer Organtransplantation, einer HIV-Infektion oder einer angeborener Störung des Immunsystems) hingegen haben ein höheres Risiko für Lymphome im Gehirn: Etwa ein Prozent der Menschen mit AIDS entwickelt ein primäres zerebrales Lymphom. Je kürzer die Grunderkrankung besteht, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, ein Lymphom im Gehirn zu bekommen.

Symptome

Bei einem Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) können vielfältige Symptome auftreten. Ebenso wie bei jedem anderen Hirntumor sind die Symptome, die ein Hirnlymphom verursacht, von dessen Größe und Lage im Gehirnabhängig.

Bei einem Lymphom im Gehirn bestehen die ersten Symptome oft in:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Des Weiteren kann sich ein zerebrales Lymphom durch Lähmungserscheinungen bemerkbar machen, die auf eine Körperseite beschränkt sind (sog. Hemiparese). Liegt das Lymphom im Kleinhirn, können Gleichgewichtsstörungen und Schwindel auftreten.

Da die Augen bei etwa jedem zehnten Hirnlymphom mitbetroffen sind, kommen auch Sehstörungen als Symptome in Betracht. Das zerebrale Lymphom kann im Auge den Glaskörper, die Netzhaut und die mittlere Augenhaut (Uvea) befallen.

Etwa bei der Hälfte aller Menschen mit einem Lymphom im Gehirn treten Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit und andere neuropsychologischen Symptome auf, wie zum Beispiel Persönlichkeitsveränderungen. Seltener kann ein zerebrales Lymphom auch epileptische Anfällen auslösen.

Wenn sich ein zerebrales Lymphom auf die Hirnhäute ausbreitet, kann sich dadurch Hirnwasser (Liquor) in den Hirnwasserkammern anstauen: Die Hirnwasserkammern erweitern sich und es entsteht ein sogenannter Verschlusshydrozephalus (Hydrocephalus occlusus ). In seltenen Fällen kommt es bei einem Lymphom im Gehirn zu einer Ausbreitung in die Gefäße, sodass Symptome auftreten, die denen einer Minderdurchblutung des Gehirns (sog. zerebrale Ischämie) ähneln.

Diagnose

Bei einem Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) spielen für die Diagnose – so wie bei jedem Gehirntumor – moderne Schnittbildverfahren eine besonders wichtige Rolle.

Bei der kranialen Computertomographie (CCT) und der Magnetresonanztomographie (MRT) sind die betroffenen Regionen durch das dort angereicherte Kontrastmittel deutlich sichtbar. Allerdings ist bei einem Hirnlymphom – wie auch bei einigen anderen Hirntumoren – mit Schnittbildverfahren allein keine sichere Diagnose möglich. Dies liegt daran, dass Hirntumoren sich aus vielen verschiedenen Zelltypen entwickeln und auf unterschiedlichste Art wachsen können. Daher sind bei Verdacht auf ein Lymphom im Gehirn zur genauen Unterscheidung weitere Untersuchungen nötig.

In manchen Fällen kann bei einem Lymphom im Gehirn eine Liquorpunktion mit einer anschließenden Untersuchung des Nervenwassers wertvolle Hinweise für die Diagnose liefern. Um ein Hirnlymphom sicher zu diagnostizieren, ist es jedoch erforderlich, das betroffene Gewebe feingeweblich zu untersuchen. Dazu entnimmt der Arzt in der Regel über ein kleines Bohrloch eine Gewebeprobe (stereotaktische Biopsie). Bei Verdacht auf ein zerebrales Lymphom umfasst die Diagnostik darüber hinaus auch eine Untersuchung der Augen, da diese in einem von zehn Fällen mitbetroffen sind.

Therapie beim zerebralen Lymphom

Wenn Sie ein isoliertes Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) haben, kann Ihre Therapie aus einer alleinigen Chemotherapie oder aus einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie bestehen: Durch das kombinierte Verfahren haben sich die Erfolgsaussichten im Kampf gegen zerebrale Lymphome verbessert. Es ist jedoch wichtig, dass die Behandlung möglichst rasch nach der Diagnosestellung beginnt, da Lymphome im Gehirn sehr schnell wachsen können.

Zur Chemotherapie gegen zerebrale Lymphome wird meist eine Kombination aus Cytarabin und Methotrexat eingesetzt. Zusätzlich spritzt der Arzt möglicherweise ein weiteres Medikament direkt in den Rückenmarkskanal, um zu vermeiden, dass sich das Lymphom im Gehirn über die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) ausbreitet. Diese intensive Hirnlymphom-Therapie kann wegen der möglichen, aber unvermeidlichen Nebenwirkungen sehr belastend sein. Die Strahlentherapie des Lymphoms erfolgt in Einzeldosen und erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa vier bis fünf Wochen.

Eine Operation kommt bei einem Lymphom im Gehirn nicht zur Therapie infrage. Der Grund: Es ist unmöglich, ein zerebrales Lymphom vollständig zu entfernen, da es sich nicht um einen soliden Tumor handelt, sondern sich diffus ausbreitet und sehr schnell nachwächst.

Verlauf beim Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom)

Ein Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) kann sehr schnell wachsen. Sobald die Diagnose steht, ist es daher wichtig, die Geschwulst aus entarteten weißen Blutkörperchen möglichst schnell angemessen zu behandeln.

Die Wahl der Behandlung bei einem Lymphom im Gehirn kann den Verlauf der Tumorerkrankung stark beeinflussen: Das Hirnlymphom reagiert meist sehr gut auf Strahlentherapie. Auf eine Ganzhirnbestrahlung sprechen über 80 Prozent der Lymphome im Gehirn an. Bei der alleinigen Strahlentherapie tritt ein zerebrales Lymphom jedoch häufig innerhalb relativ kurzer Zeit erneut auf (sog. Rezidiv). Darüber hinaus ist die Ganzhirnbestrahlung langfristig mit einem hohen Risiko verbunden.

Wenn gegen das Lymphom im Gehirn eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapiezum Einsatz kommt, erzielt dies langfristig meist bessere Ergebnisse.

Ist das zerebrale Lymphom allerdings die Folge einer HIV-Infektion,verschlechtert dies die Prognose drastisch. Die mittlere Überlebenszeit beträgt hier nur drei Monate.

Vorbeugen

Einem Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom) können Sie nicht sicher vorbeugen, da die genaue Ursache für die Entartung der weißen Blutkörperchen unbekannt ist.

Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z.B. nach einer Organtransplantation oder im Rahmen von AIDS) haben ein höheres Risiko für ein primäres Lymphom im Gehirn. Von daher mag eine gesunde Immunabwehr indirekt einen vorbeugenden Effekt haben. Sie können Ihre Abwehrkräfte durch eine gesunde Lebensweise unterstützen und so Ihr allgemeines Risiko für Krankheiten senken. Achten Sie auf eine abwechslungsreiche, fettarme Ernährung, verzichten Sie auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum und treiben Sie regelmäßig Sport. Vor einer Infektion mit dem HI-Virus (HIV) können Sie sich schützen, indem Sie Kondome verwenden.

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