Lebermetastasen
Unter Lebermetastasen versteht man Lebertumoren, die als Absiedlungen (Metastasen, Tochtergeschwulste) von anderen bösartigen Tumoren wie dem Darmkrebs entstanden sind. Die Krebszellen sind über die Blut- oder Lymphgefäße in die Leber gelangt, wo sie sich in Form einer Lebermetastase weiter vermehren.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Bei Krebserkrankungen der Leber handelt es sich nicht grundsätzlich um "echten" (primären) Leberkrebs. Häufig entstehen Lebermetastasen dadurch, dass sich Tumorzellen von bösartigen Tumoren in anderen Organen ablösen und schließlich in der Leber ansiedeln. Mediziner bezeichnen diesen Krebsbefall der Leber als "sekundären" Leberkrebs.
Neben Darmkrebs können auch andere Tumoren des Magen-Darm-Trakts Tochtergeschwulste in der Leber bilden.
Aber auch andere Krebserkrankungen können zu Lebermetastasen führen, wie zum Beispiel
Wenn ein Tumor Metastasen gebildet hat, ist das ein Kriterium dafür, dass die Erkrankung ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat.
Lebermetastasen führen in der Regel erst spät zu Beschwerden. Durch die Größenzunahme der Leber kann es allerdings zu Schmerzen (sog. Kapselschmerz) kommen. Allgemeine Symptome wie Gewichtsverlust sind typisch für Krebs und es lässt sich oft nicht eindeutig abgrenzen, ob die Lebermetastasen oder die Grunderkrankung dahinter stecken.
Die Diagnose erfolgt mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Computer- oder Kernspintomographie. In manchen Fällen entdeckt der behandelnde Arzt die Lebermetastasen früher als den zugrundeliegenden Krebs – zum Beispiel im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs. Dann gilt es, den Ursprungstumor rasch zu finden und die weitere Diagnostik und Therapie genau darauf abzustimmen. Manchmal gelingt es nicht, herauszufinden, welcher Krebs die Lebermetastasen hervorgerufen hat (sog. CUP-Syndrom: cancer of unknown primary; zu Deutsch: Krebs mit unbekanntem Primärtumor)
Die Behandlung und die Prognose von Lebermetastasen hängen
- von der Anzahl und Größe der Tochtergeschwulste,
- von der Art und Ausbreitung des Ursprungstumors
- sowie vom allgemeinen gesundheitlichen Zustand des Patienten ab.
Bei der Behandlung der Lebermetastasen kommen zum Beispiel eine Operation oder eine Chemotherapie infrage.
Definition
Lebermetastasen entstehen dann, wenn bösartige (maligne) Tumoren wie Darmkrebs in die Leber "streuen". Lebermetastasen sind also Absiedlungen (Tochtergeschwulste) von Tumoren, die sich in einem anderen Organ – also zum Beispiel im Darm – befinden.
Entsteht eine Krebsgeschwulst in der Leber direkt aus entarteten Leberzellen, handelt es sich nicht um eine Lebermetastase sondern um einen primären Leberkrebs – auch Leberkarzinom genannt.
Ursachen
Als Ursache für Lebermetastaten kommen verschiedene Krebserkrankungen infrage. Ein bösartiger Krebsherd an anderer Stelle im Körper, zum Beispiel im Darm, ist dann verantwortlich für diese auch "sekundärer Leberkrebs" genannten Tumoren in der Leber.
Typische Merkmale für bösartige (maligne) Tumoren sind:
- Ausbreitung auf andere Organe und Gewebe (sog. infiltratives Wachstum)
- Bildung von Metastasen (Tochtergeschwulsten)
Entstehen die Metastasen in der Leber, spricht man von Lebermetastasen. Etwa 45 Prozent aller bösartigen Tumoren der Leber sind Lebermetastasen. In neun von zehn Fällen sind die Ursachen für Lebermetastasen Darmkrebs-Erkrankungen (Dickdarm- und Enddarmkrebs, kolorektale Karzinome). Aber auch Tumoren aus dem Magen-Darm-Trakt wie Magenkrebs und Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) oder andere bösartige Tumoren wie
- Eierstockkrebs
- Gebärmutterkrebs
- Schilddrüsenkrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
- Lungenkrebs
- Brustkrebs (Mammakarzinom)
- schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom)
können Lebermetastasen bilden.
Symptome
Lebermetastasen machen sich meist erst spät bemerkbar. Außerdem sind die Frühsymptome relativ unspezifisch – das heißt, es handelt sich um Beschwerden, die auch im Rahmen anderer Erkrankungen vorkommen können.
können Hinweise auf Lebermetastasen geben, aber auch durch die zugrundeliegende (primäre) Krebserkrankung verursacht sein.
Diagnose
Stellt der Arzt Lebermetastasen fest, befinden sich die Betroffenen oft schon in onkologischer Behandlung. Denn Lebermetastasen sind meist ein Zeichen dafür, dass der Krebs bereits fortgeschritten ist.
Bei vielen bösartigen Tumoren treten erst im späten Stadium – wenn sich bereits Metastasen gebildet haben – erste typische Beschwerden auf. Deshalb sind Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig, um Krebs rechtzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
Wer an einem bösartigen Tumor leidet, wird während der Behandlung, und anschließend im Rahmen der Nachsorge, regelmäßig untersucht. Wenn der Verdacht besteht, dass sich Lebermetastasen gebildet haben, sind einige gezielte Untersuchungen ratsam. Dazu zählen:
- Blutuntersuchungen
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
- Computertomographie (CT)
- Kernspintomographie
Wenn der Ursprungstumor (Primärtumor) der Lebermetastasen nicht bekannt ist, sind für die Diagnose verschiedene Untersuchungen nötig. Der Arzt kann den Primärtumor zum Beispiel mittels Darmspiegelung (Koloskopie) finden, weil Darmkrebs eine sehr häufige Ursache von Lebermetastasen ist. Außerdem kann der Arzt aus dem Tumor in der Leber eine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen und untersuchen lassen.
CUP-Syndrom
In seltenen Fällen gelingt es nicht, den zugrundeliegenden Tumor zu finden, der die Lebermetastasen verursacht. Mediziner sprechen dann von einem CUP-Syndrom. CUP steht dabei für "cancer of unknown primary" – zu Deutsch: Krebserkrankung mit unbekanntem Primärtumor. Zwei bis vier Prozent aller Krebserkrankten leiden an einem CUP-Syndrom. Die Symptome, Verlauf und Therapie dieser Erkrankung hängen davon ab, wie sich die Metastasen verteilt haben. Ein CUP-Syndrom muss nicht zwingend mit Lebermetastasen verbunden sein. Auch Metastasen in anderen Organen wie der Lunge, im Skelett oder in Lymphknoten können typisch sein.
Therapie
Die Lebermetastasen-Therapie hängt in erster Linie davon ab, ob nur einzelne (solitäre) Metastasen vorliegen, oder ob die Leber mit vielen (multiplen) Metastasen durchsetzt ist – und welche Krebsart den Lebermetastasen zugrunde liegt.
Es gibt verschiedene Therapieansätze: Eine kurative Therapie verfolgt das Ziel der Heilung, eine palliative Behandlung hingegen soll in erster Linie die Beschwerden mindern, die Lebensqualität des Betroffenen verbessern und die Überlebenszeit verlängern, wenn eine Heilung der Krebserkrankung nicht mehr möglich ist.
Operation
Bei einzelnen Lebermetastasen bietet die Operation eine Aussicht auf Heilung. Der Chirurg entfernt dazu die Lebermetastase vollständig aus dem Lebergewebe. Wenn sich Metastasen auf einzelne Lebersegmente beschränken, ist eine Teilentfernung der Leber (sog. Leberteilresektion) sinnvoll.
Chemotherapie
Die Medikamente, die bei einer Chemotherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung eingesetzt werden, nennt man Zytostatika. Es handelt sich hierbei um Wirkstoffe, die das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen stoppen. Zur palliativen Behandlung von Lebermetastasen, die das Lebergewebe verstreut durchziehen und sich deshalb nicht operativ entfernen lassen, steht die Chemotherapie im Vordergrund.
Welches Schema am ehesten geeignet ist – das heißt, welche Zytostatika in welcher Dosis und welchem zeitlichen Abstand verabreicht werden sollen – richtet sich nach dem Ursprungstumor. Die Zytostatika gelangen in der Regel als Infusion über die Vene in den Körper. In manchen Fällen können die Medikamente direkt in die Blutgefäße geleitet werden, welche die Leber versorgen. Sie entfalten ihre Wirkung dann nicht im ganzen Körper (systemisch) sondern vorwiegend im betroffenen Gebiet (regional).
Lokale Therapieverfahren
Zusätzlich oder alternativ zur Operation kommen bei der Lebermetastasen-Therapie in bestimmten Fällen (z.B. wenn nur wenige Leberherde vorhanden sind) sogenannte lokale Behandlungsverfahren infrage. Auf diese Weise kann man das Tumorgewebe direkt und gezielt bekämpfen und das umliegende gesunde Gewebe weitestgehend schonen. Zu diesen Methoden zählen die Kryotherapie (Vereisung), die interstitielle Laserkoagulation (Hitze durch Laser), die perkutane Ethanol-Injektion (PEI) und die Radio-Frequenz-Ablation (RFA).
Weitere Behandlungen
Wenn Lebermetastasen vorliegen, kann die Gewebekapsel, welche die Leber umgibt, gespannt sein und starke Schmerzen verursachen. Diesen sogenannten Kapselschmerz können Schmerzmittel lindern. Eine sorgfältige und individuell auf den Betroffenen abgestimmte Schmerztherapie ist bei Krebserkrankungen sehr wichtig – insbesondere dann, wenn eine komplette Heilung nicht möglich ist (sog. palliative Therapie).
Verlauf
Prognose
Bei Lebermetastasen hängen Verlauf und Prognose – und damit auch die Lebenserwartung – zum einen von der zugrundeliegenden Krebserkrankung ab. Zum anderen ist ausschlaggebend, wie sehr die Leber von Metastasen durchsetzt ist. Einzelne Metastasen, die der Chirurg komplett entfernen kann, haben die beste Prognose. Je ausgedehnter die Leber befallen ist, umso schlechter ist die Aussicht auf Heilung.
Nachsorge
Nach abgeschlossener Behandlung sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen bei Lebermetastasen wichtig. Die Nachsorge-Termine richten sich unter anderem auch nach den Ursprungstumoren. Sie beinhalten zum Beispiel eine gründliche körperliche Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs, eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs sowie gegebenenfalls verschiedene Blutuntersuchungen.
Vorbeugen
Spezielle Maßnahmen, mit denen Sie Lebermetastasen vorbeugen können, sind nicht bekannt. Eine gesunde Lebensweise unterstützt die Körperabwehr und hilft, das allgemeine Krebs- und Krankheitsrisiko zu senken: