Frau mit Leberschmerzen hält sich die Stelle.
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Leberschmerzen: Ursachen und Behandlung

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 13.02.2024 - 09:15 Uhr

Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen werden oft als Leberschmerzen bezeichnet, denn die Leber befindet sich im rechten Oberbauch. Welche Ursachen es gibt, wann ärztlicher Rat sinnvoll ist und warum ein vermeintlicher Leberschmerz nicht immer von der Leber ausgeht.

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Leberschmerzen

Nein, eine Fettleber geht im Allgemeinen ohne Schmerzen oder Symptome einher. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einem Druckgefühl, Ziehen oder Stechen.

Leberschmerzen (Leberkapselschmerz) treten im rechten Oberbauch auf und äußern sich vorrangig als diffuser, drückender oder krampfartiger Schmerz.

Bei wiederkehrenden oder anhaltenden Schmerzen wird ein ärztlicher Besuch empfohlen.

Ja, Alkoholkonsum kann zu alkoholischen Leberkrankheiten führen. Erstes Anzeichen für übermäßigen Konsum ist eine (meist symptomlose) Fettleber. Dadurch kann eine schmerzhafte Fettleberhepatitis ausgelöst werden.

Was sind Leberschmerzen?

Leberschmerzen gehen vom rechten Oberbauch aus und äußern sich meist als Druckgefühl, diffuse oder krampfhafte Schmerzen. In der Medizin wird Leberschmerz als Leberkapselschmerz bezeichnet, denn nur die umgebende Kapsel der Leber ist schmerzempfindlich und nicht das Lebergewebe selbst. Hinter Leberschmerzen steckt nicht immer eine Lebererkrankung, sondern auch die Gallenblase oder der Darm können die Ursache für Schmerzen im rechten Oberbauch sein.

Aufgaben der Leber: Stoffwechsel und Entgiftung

Die Leber ist eines der größten Organe des Menschen und befindet sich im rechten Oberbauch. Versteckt hinter dem rechten Rippenbogen ragt sie bei Gesunden nur wenige Zentimeter über diesen hinaus und erstreckt sich bis in den linken Oberbauch. Grob eingeteilt wird die Leber in einen rechten und linken Leberlappen. Umgeben wird das Lebergewebe von der Leberkapsel. An der unteren Rückseite der Leber befindet sich die Gallenblase – der Speicherort der Galle, die von der Leber produziert wird.

Zusätzlich reguliert die Leber den Zuckerspiegel im Blut, ist beteiligt am Fett- und Eiweißstoffwechsel, speichert Vitamine und Mineralien und spielt eine wichtige Rolle in der Blutgerinnung. Berühmt ist die Leber auch für ihre Fähigkeit, Giftstoffe wie Alkohol und Medikamente abzubauen.

Mögliche Ursachen für Leberschmerzen

Leberkapselschmerzen entstehen, wenn sich die Leber aufgrund einer Lebererkrankung rasch vergrößert und die Leberkapsel unter Spannung gerät. Bei einer langsamen Vergrößerung der Leber (Hepatomegalie) kommt es seltener zu Leberschmerzen.

Lebererkrankungen, die Leberschmerzen hervorrufen können, sind zum Beispiel:

  • Akute Leberentzündung (Hepatitis): Eine Hepatitis wird meist durch Viren (Hepatitis-Viren) ausgelöst. Betroffene fühlen sich zu Beginn einer Leberentzündung oft sehr krank, können Ausschlag, Übelkeit und leichtes Fieber haben. Die ischämische Hepatitis entsteht durch eine plötzliche Unterversorgung mit Sauerstoff, zum Beispiel aufgrund von Kreislaufversagen.

  • Leberzirrhose: Ist die Leber dauerhaft belastet, zum Beispiel durch Alkohol, kommt es zur Schädigung des Lebergewebes, indem Leberzellen durch Bindegewebe ersetzt werden. Zu den häufigsten Ursachen der Leberzirrhose gehört ein übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht und eine Infektion mit Hepatitis-Viren. Druck- und Völlegefühl treten bei 60 Prozent der Betroffenen auf.

  • Gallengangentzündung (akute Cholangitis): Sie wird vorrangig durch Bakterien ausgelöst, zum Beispiel durch Escherichia coli, Klebsiellen oder Enterokokken. Neben Oberbauchschmerzen können auch Fieber mit Schüttelfrost und eine vorübergehende Gelbsucht (Ikterus) auftreten (Charcot-Trias).

  • Leberabszess: Durch eine abgekapselte Eiteransammlung wird die Leberkapsel gedehnt und kann Schmerzen verursachen. Ursache für einen Leberabszess ist meist eine aufsteigende Infektion aus den Gallenwegen oder eine Entzündung von Nachbarorganen (Gallenblase, Bauchspeicheldrüse). Ein Leberabszess geht oft mit hohem Fieber einher und kann unbehandelt tödlich verlaufen.

  • Rechtsherzschwäche: Pumpt die rechte Herzhälfte unzureichend Blut, kommt es zu einem Blutstau in der Leber. Dieser Blutstau kann Schmerzen verursachen, was von Fachleuten als Stauungsleber bezeichnet wird. Die Rechtsherzschwäche kann sich langsam entwickeln oder plötzlich eintreten, zum Beispiel bei einem Lungeninfarkt, und lebensbedrohlich sein.

  • Blutung in der Leber: Eine Blutung im Lebergewebe lässt das Lebergewebe anschwellen und verursacht so einen Leberkapselschmerz. Blutungen können durch ein Trauma, eine Gerinnungsstörung oder einen blutenden Tumor ausgelöst werden.

  • Raumforderung in der Leber: Gutartige und bösartige Tumore nehmen im Lebergewebe Platz ein. Die fokale noduläre Hyperplasie ist ein Beispiel für eine gutartige Tumorerkrankung der Leber. Zu den häufigsten Ursachen für Leberkrebs zählen Infektionen mit dem Hepatitis-B und -C Virus und Alkoholismus.

Nicht immer geht ein Schmerz im rechten Oberbauch von der Leber aus. Erkrankungen der Nachbarorgane können einen Leberschmerz vortäuschen, zum Beispiel:

  • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis): Die Gallenblasenentzündung ist eine häufige Erkrankung, die größtenteils durch eingeklemmte Gallensteine verursacht wird. Eine entzündete Gallenblase kann zu Oberbauchschmerzen führen, die auch in die rechte Schulter ausstrahlen. Fieber, Übelkeit und Erbrechen sind ebenso Beschwerden der Gallenblasenentzündung.

  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis): Äußert sich mit Oberbauchschmerzen, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen. Gallensteine und übermäßiger Alkoholkonsum sind die häufigsten Ursachen für eine Pankreatitis.

  • Blähungen: Blähungen können sehr schmerzhaft sein und auch im rechten Oberbauch auftreten. Sie sind leicht zu erkennen, in dem der Bauch mit den Fingern beklopft wird. Ein helles und lautes Geräusch deutet auf Blähungen hin. Zum Vergleich: Beklopft man den Oberschenkel, ist das Geräusch leiser und dumpfer.

  • Rippenfellentzündung (Pleuritis): Die Lunge und der Brustkorb sind von der sogenannten Pleura (Rippenfell) umgeben, damit die Lunge während der Atmung im Brustkorb gleiten kann. Bei einer Pleuritis am Fuße der Lunge, zum Beispiel aufgrund einer Lungenentzündung, spricht Gesundheitspersonal von einer basalen Pleuritis. Charakteristisch sind Schmerzen im Oberbauch, Schluckbeschwerden und Schulterschmerzen. Im Alltag wird von einer Rippenfellentzündung gesprochen, in der Regel ist aber das Rippen- und Lungenfell betroffen.

Wann zum Arzt bei Leberschmerz?

Treten Leberschmerzen, beziehungsweise Bauchschmerzen im Allgemeinen, intensiv, regelmäßig oder über einen längeren Zeitraum auf, sollte ein Arztbesuch erfolgen.

Grundsätzlich können hinter Bauchschmerzen harmlose Ursachen wie Stress, aber auch schwere Erkrankungen mit Leberschädigung stecken. Ob ein Schmerz im rechten Oberbauch von der Leber ausgeht, lässt sich oft schwer beurteilen und benötigt größtenteils eine genauere Untersuchung.

Lebererkrankungen haben zu Beginn meist uneindeutige Beschwerden, wie:

Warnsignale einer fortgeschrittenen Lebererkrankung sind zum Beispiel:

  • Gelbsucht (Ikterus): Gelbfärbung der Haut und des Augenweiß
  • Hautadern am Bauch in der Form eines Spinnennetzes (Spider naevi)
  • Vergrößerte Venen am Bauch (Caput medusae)
  • Lacklippen: Glänzende und gerötete Lippen
  • Gerötete Hand- und Fußflächen

Diese Symptome machen einen Arztbesuch unumgänglich. Für viele Lebererkrankungen ist eine frühe Diagnose sehr wichtig. Je später die Diagnose erfolgt, desto eingeschränkter kann die Leberfunktion bereits sein.

Leberschmerzen: Weg zur Diagnose

Bei Leberschmerzen sind die hausärztliche Praxis oder Fachärzt*innen der inneren Medizin und Hepatologie eine passende Anlaufstelle.

Während des ärztlichen Gesprächs liegt der Fokus unter anderem auf Vorerkrankungen der Leber. Oftmals stellen Behandelnde auch Fragen zur vermehrten Müdigkeit, Reisen, Medikamenten, Drogen- und Alkoholkonsum.

Bei der körperlichen Untersuchung wird neben dem ganzen Bauch die Leber abgetastet: Dabei muss tief eingeatmet werden und die*der Untersuchende drückt mit den Fingern vorsichtig unter den Rippenbogen, um die Leberkante während dem Ausatmen zu ertasten. Vergrößertes oder besonders derbes Lebergewebe, sowie Schmerzen, können so beurteilt werden.

Eine Ultraschalluntersuchung gibt mehr Aufschluss über die Beschaffenheit der Leber: Die Durchblutung, das Gewebe und auch die Gallenwege, Gallenblase und weitere Nachbarorgane können genauer betrachtet werden.

Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf Lebererkrankungen sowie Erkrankungen der Nachbarorgane geben. Leberwerte zur Bestimmung der Leberschädigung:

  • Glutamat-Oxalazetat-Transaminase GOT
  • Glutamat-Pyruvat.Transaminase (GPT)
  • Werte zur Bestimmung von gestauter Galle (Cholestase)
  • Gamma-GT
  • Alkalische Phosphatase (AP)

Auch weitere Blutwerte können relevant für die Abklärung von Leberschmerz sein:

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind ein Routinelabor, Untersuchungen auf Hepatitis Viren, Tumormarker, unterschiedliche bildgebende Untersuchungen, Leberdichtemessung und Leberbiopsie.

Behandlungsmöglichkeiten von Leberschmerzen

Welche Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen, hängt von der Ursache der Leberschmerzen ab. Neben der spezifischen Behandlung der Grunderkrankung gibt es auch allgemeine Maßnahmen, die zum Beispiel bei Leberzirrhose getroffen werden können:

  • Konsequent auf Alkohol verzichten
  • Medikamente, die die Leber belasten, ärztlich anpassen lassen
  • Ausreichende Kalorien- und Eiweißzufuhr
  • Folsäure und Vitamin B1 bei Alkoholismus