Tumormarker werden im Labor ausgewertet
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Tumormarker: Übersicht der Blutwerte bei Krebs

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2023

Als Tumormarker werden Substanzen bezeichnet, die der Körper verstärkt produzieren kann, wenn eine Krebserkrankung vorliegt. Wann die Werte bestimmt werden, welche es gibt und Normwerte.

Was sind Tumormarker?

Stoffwechselprodukte und andere Substanzen, die Tumorzellen oder gesunde Zellen des Körpers als Reaktion auf Tumoren vermehrt produzieren, werden als Tumormarker bezeichnet. Sie stellen eine Untergruppe der Biomarker dar.

Dabei handelt es sich um Eiweiße oder eiweißhaltige Zuckerverbindungen (Glykoproteine), die sich im Blut, Urin und weiteren Körperflüssigkeiten sowie in Geweben nachweisen lassen. Tumormarker steigen allerdings auch dann oft an, wenn im Körper eine Entzündung vorliegt. Daher eigenen sie sich nicht für die Diagnose von Krebs.

Wann werden Tumormarker bestimmt?

Tumormarker werden in der Krebsmedizin eingesetzt, um bei einer bekannten Krebserkrankung festzustellen,

  • welche Eigenschaften der Tumor besitzt,
  • wie die Krebserkrankung verläuft und
  • wie diese auf die angewendeten Therapien reagiert.

Für die Erstdiagnose spielen Tumormarker eine untergeordnete Rolle, da sie für eine genaue Diagnose in der Regel zu unbestimmt sind. Werte, die bei einer bereits diagnostizierten Krebserkrankung regelmäßig über einen längeren Zeitraum gemessen wurden, geben hingegen wertvolle Auskunft darüber, wie sich die Erkrankung im Rahmen einer Bestrahlung, der Krebsimmun- oder Chemotherapie entwickelt. Auch lässt sich so ermitteln, welche Behandlungsform sich eignet. Sinken die Tumormarker, schlägt die gewählte Behandlung an.

Aber auch Rückfälle (Rezidive) lassen sich auf diese Weise bei Nachsorgeuntersuchungen feststellen. Bilden sich Metastasen oder ein neuer Tumor, steigen die Werte rasch an. Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen lässt sich das Rezidiv damit frühzeitiger und sicherer ausmachen als beispielsweise mit Ultraschall oder einer Röntgenuntersuchung.

Übersicht wichtiger Tumormarker

Es gibt verschiedene Tumormarker. Mit manchen lässt sich die Diagnose von Krebs sichern. In der Regel dienen sie jedoch der Verlaufskontrolle und unterstützen dabei, die Prognose einzuschätzen.

  • PSA (prostataspezifisches Antigen): Bei Prostatakrebs, aber auch gutartigen Erkrankungen, produziert die männliche Vorsteherdrüse (Prostata) verstärkt diese Zucker-Eiweiß-Verbindung. Dieser Tumormarker dient der Prognose und der Verlaufskontrolle.

  • CEA (carcinoembryonales Antigen): Dieser Tumormarker dient in der Krebsmedizin zur Verlaufskontrolle und Einschätzung des Behandlungserfolgs bei Darmkrebs (kolorektalem Karzinom), aber auch bei Brustkrebs (Mammakarzinom), Schilddrüsenkrebs und Lungenkrebs.

  • CA-19 (Cancer-Antigen 19): In Kombination mit dem CEA dient dieser Tumormarker der Diagnosesicherung, Verlaufskontrolle und der Einschätzung der Prognose eines Tumors der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und des kolorektalen Karzinoms.

  • CYFRA (cytokeratin Fragment): Der CYFRA-Tumormarker dient zur Unterscheidung von Lungenkrebsarten und der Behandlungs- und Verlaufskontrolle. Oft wird er dafür auch mit dem NSE-Tumormarker kombiniert. Bei einer aktiven Tumorerkrankung steigt der Wert rasch an. Er lässt sich auch zur Verlaufskontrolle beim muskelinvasiven Blasenkrebs einsetzen.

  • NSE (neuronenspezifische Enolase): In Kombination mit CYFRA lässt sich NSE zur Diagnosesicherung und Verlaufskontrolle des kleinzelligen Lungenkarzinoms und des Neuroblastoms einsetzen.

  • AFP (Alpha-1-Fetoprotein): Bei Verdacht auf Leberkrebs oder Keimzelltumoren lässt sich mithilfe dieses Tumormarkers die Diagnose sichern. Er ist auch erhöht, wenn die Person mit einer Leberzirrhose oder einer chronischen Hepatitis lebt. Um Hodenkrebs zu diagnostizieren, wird AFP mit dem Tumormarker Beta-HCG (beta-humanes Choriongonadotropin) kombiniert.

  • S-100-B-Protein (S-100-Calcium-bindendes Protein-B): Dieser Tumormarker unterstützt bei der Verlaufskontrolle und der Prognose vom Melanom, dem schwarzen Hautkrebs.

  • Beta-2-Mikroglobulin: Dieses Protein ist ein zur Verlaufskontrolle und Prognose eingesetzter Tumormarker bei Lymphomen. Er weist auch bei HIV-Infektion oder anderen viralen Erkrankungen erhöhte Werte auf.

Für Krebserkrankungen mancher Organe eignet sich kein Tumormarker zur Diagnose oder um den Behandlungserfolg festzustellen. Dies trifft beispielsweise auf den Magen zu. Tumormarker wie der CEA, der von verschiedenen Laboren eingesetzt wird, steigen auch bei gutartigen Erkrankungen der Bauchorgane an und lassen so keine aussagekräftigen Rückschlüsse zu. Geeignete Tumormarker sind für diese Erkrankung noch Gegenstand der Forschung.

Hormone als Tumormarker

Manche Tumore produzieren verstärkt Hormone, weshalb diese Botenstoffe auch als Tumormarker fungieren können. Das gilt beispielsweise für das Hormon Beta-HCG. Es steigt im ersten Drittel (Trimenon) der Schwangerschaft an, um diese zu erhalten. Erhöhte Werte außerhalb einer Schwangerschaft weisen hingegen auf einen Keimzelltumor hin. Dieser Tumormarker dient der Diagnose und der Therapiekontrolle sowie der Prognose.

Thyreoglobulin, das Vorläufereiweiß der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin, unterstützt bei der Erfolgskontrolle, nachdem die Schilddrüse bei einer Krebserkrankung entfernt wurde. Steigt der Thyreoglobulinwert im Vergleich zu jenem vor der Operation an, weist dies auf Metastasen hin. Allerdings erhöhen sich die Werte auch mit dem Alter, bei einer Schwangerschaft und gutartigen Erkrankungen wie Vergrößerungen der Schilddrüse (Struma) oder Morbus Basedow.

Ein Karzinoid, ein Tumor, der sich aus hormonbildenden Zellen bildet, produziert verstärkt Hormone. Diese unterscheiden sich je nach befallenem Organ. Bei Lebermetastasen sind beispielsweise erhöhte Serotoninwerte typisch, die dann als Tumormarker herangezogen werden können. Beim Phäochromozytom produziert dieser Tumor bestimmter Zellen des Nebennierenmarks verstärkt die Hormone Adrenalin und Noradrenalin.

Tabelle: Wie hoch ist der normale Tumormarker?

Auch gesunde Körperzellen produzieren Tumormarker, allerdings in einer niedrigen Konzentration. Diese kann sich individuell von Mensch zu Mensch unterscheiden. Die entsprechenden Referenzwerte sind einem Normbereich zugeordnet.

TumormarkerNormwerte
PSA

Gesamt-PSA (tPSA): < 4 ng/ml*

Gebundenes PSA: < 3,3 ng/ml

Gemessen im Blutserum

CEA

Nichtraucher: < 5 ng/ml

Raucher: < 6,5 ng/ml

CA-19< 39 U/ml**
CYFRA< 3,3 ng/ml
NSE

Säuglinge < 1 Jahr: 25 µg/l***

Erwachsene: < 12,5 µg/l

AFP13.-24. Schwangerschaftswoche: < 2,5 MoM bis < 4,0 MoM*
S100-B-Protein< 0,1 µ/l im Serum
Beta-2-Mikroglobulin

Kinder: 1,4-1,6 mg/l*****

Erwachsene unter 60 Jahre: 0,8-2,4 mg/l

Erwachsene über 60 Jahre: 1,1-3,0 mg/l

Beta-HCG

Blut:

Männer und nicht schwangere Frauen: ≤ 5 U/l******

Postmenopausale Frauen ≤ 10 U/l

Schwangere vom 1.-3. Trimenon: ≤ 50-65 000 U/l

Urin: ≤ bei Nicht-Schwangeren

* ng/l: Nanogramm pro Liter
** U/ml: engl. Units per litre; Enzymeinheiten pro Milliliter
*** µg/l: Mikrogramm pro Liter
**** MoM: engl. Multiple of Median; Vielfaches des Medians
***** mg/l: Milligramm pro Liter
******U/l: engl. Units per litre; Enzymeinheiten pro Liter