Ein junger Mann guckt traurig und stützt das Kinn auf die Hand.
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Hodenkrebs

Von: Onmeda-Redaktion, Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

Hodenkrebs ist ein seltener bösartiger Tumor, der vor allem bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren auftritt. Die gute Nachricht: Hodenkrebs ist im Frühstadium fast immer heilbar. Mediziner raten deshalb zum regelmäßigen Abtasten der Hoden – am besten nach einer warmen Dusche, wenn der Hodensack entspannt ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Hodenkrebs

Was ist Hodenkrebs?
Die Hoden bestehen aus verschiedenen Arten von Gewebe, aus denen entsprechend unterschiedliche Krebsarten entstehen können. Hodenkrebs ist der Überbegriff für diese Krebsarten. Entwickelt sich Krebs aus den sogenannten Keimzellen, die den männlichen Samen (Spermien) produzieren, spricht man von einem Keimzelltumor oder germinalen Tumor(von lat. germen = Keim). Alle anderen Arten von Hodenkrebs nennt man nicht-germinale Tumoren. Sie sind deutlich seltener und meist gutartig.

Die Hoden sind nur etwa pflaumengroß, doch sie erfüllen wichtige Aufgaben: Sie bilden Spermien und das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Zuständig sind dafür verschiedene Arten von Zellen. Aus jeder dieser Zellen kann – unter gewissen Umständen – Krebs entstehen. Das passiert aber recht selten: Hierzulande erhalten jährlich etwa 4.070 Männer die Diagnose Hodenkrebs. Fast alle werden geheilt.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist allerdings, dass der Tumor frühzeitig entdeckt wird. Deshalb sollten Männer ab etwa 15 Jahren ihre Hoden regelmäßig auf Veränderungen untersuchen, die erste Anzeichen für Hodenkrebs sein könnten. Das für Hodenkrebs wichtigste Symptom ist eine schmerzlose, überwiegend einseitige Schwellung oder Verhärtung am Hoden, die langsam an Größe zunimmt.

Video: So entsteht Krebs

Häufigkeit

In den vergangenen Jahren hat aus bislang ungeklärten Gründen die Zahl der Hodenkrebs-Neuerkrankungen in Deutschland und ganz Europa zugenommen. Insgesamt zählt Hodenkrebs jedoch nach wie vor zu den seltenen Krebserkrankungen: Pro Jahr wird bei etwa 4.070 Männern ein Hodentumor festgestellt. Zum Vergleich: An Darmkrebs erkranken jährlich mehr als 33.000 Männer, an Lungenkrebs mehr als 34.500.

Unter jungen Männern ist Hodenkrebs allerdings die häufigste bösartige Tumorerkrankung: Von 100 männlichen Krebspatienten im Alter zwischen 25 und 45 Jahren sind 20 bis 30 von Hodenkrebs betroffen. Bei ihnen entstehen Hodentumore meist – in etwa 90 von 100 Fällen – aus den Keimzellen (sog. germinale Tumoren).

Nicht-germinale Tumoren, die sich aus anderen Zelltypen als den Keimzellen entwickeln, sind bei erwachsenen Männern sehr selten. Sie kommen überwiegend bei älteren Männern und Kindern vor. Bei Kindern sind etwa 40 von 100 Hodentumoren nicht-germinale Tumoren.

Was genau passiert in den Hoden?

In den Hoden werden die Spermien produziert. Die Hoden sind paarig angelegt und liegen nebeneinander im Hodensack. Zu jedem Hoden gehört ein fein verzweigtes Netz von Kanälchen, über das die Spermien in die Nebenhoden gelangen.

Die Nebenhoden bestehen aus einem etwa fünf Zentimeter langen, stark gewundenen Gang, der auf den Hoden liegt. Die Spermien durchlaufen darin die letzten Reifungsphasen und werden dann zunächst gespeichert – bis zum Samenerguss: Dabei ziehen sich die Nebenhoden zusammen und befördern die Spermien über die Samenleiter und die Prostata in die Harnröhre.

Hodenkrebs betrifft in 95 von 100 Fällen nur einen Hoden. Da beide Hoden Spermien und Testosteron bilden, wirkt sich die operative Entfernung eines Hodens meist nicht auf die Sexualität oder Zeugungsfähigkeit aus.

Hodenkrebs: Ursachen

Über die Auslöser von Hodenkrebsarten, die nicht aus Keimzellen hervorgehen, weiß man so gut wie nichts. Wie sich Keimzelltumoren entwickeln, ist jedoch bereits recht gut erforscht.

Ihre Entstehung beginnt offenbar schon vor der Geburt: Beim Embryo bilden sich in den Hoden fehlerhafte Keimzellen, die nicht normal reifen, sondern sich zu Vorläufern von Krebszellen entwickeln.

Nach der Geburt ruhen die Krebs-Vorläuferzellen zunächst für viele Jahre. Erst durch den Hormonschub in der Pubertät werden sie aktiviert und wachsen zu bösartigen Tumoren heran, die umliegendes Gewebe zerstören.

Was genau die Reifung der Keimzellen stört und diese zu Krebs-Vorläuferzellen werden lässt, ist noch nicht klar. Eine Rolle spielen wahrscheinlich folgende Einflüsse:

  • die erbliche Veranlagung
  • Verschiebungen im Hormongleichgewicht bei der Mutter oder beim Embryo
  • eine Entwicklungsstörung beim Embryo, welche zu einem sogenannten Hodenhochstand führt

Der Lebensstil und die Umwelt scheinen dagegen nicht entscheidend für die Entwicklung eines Hodentumors zu sein.

Was für den Einfluss der Gene spricht

Vermutlich wirken an der Entstehung von Hodenkrebs bestimmte Erbanlagen mit. Dafür spricht, dass diese Krebsart in manchen Familien gehäuft auftritt: Erkrankt ein Mann an Hodenkrebs, so ist das Risiko seiner Brüder, ebenfalls einen bösartigen Hodentumor zu entwickeln, etwa um ein 12-Faches erhöht. Ist ein Vater an Hodenkrebs erkrankt, erhöht sich das Hodenkrebsrisiko für seine Söhne ebenfalls.

Hormonelle Einflüsse, die Hodenkrebs begünstigen

Ist bei der Mutter während der Schwangerschaft der Spiegel des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen erhöht, hat dies möglicherweise Auswirkungen auf die Entwicklung der Hoden des Embryos. Experten gehen davon aus, dass ein Überschuss an Östrogen die Reifung der Keimzellen beeinträchtigen kann.

Zu einem Östrogen-Überschuss kann es etwa kommen, wenn die Schwangere

  • östrogenhaltige Medikamente einnimmt,
  • zum ersten Mal schwanger ist,
  • Zwillinge erwartet oder
  • älter als 30 Jahre ist.

Hodenhochstand: Der wichtigste Risikofaktor für Hodenkrebs

Die Hoden entstehen in der Bauchhöhle des Embryos und wandern normalerweise ab dem siebten Monat der Schwangerschaft in den Hodensack. Ist dieser Entwicklungsschritt fünf Monate nach der Geburt noch nicht abgeschlossen, spricht man von einem Hodenhochstand. Der Hoden verbleibt dann im Bauch oder in der Leistengegend.

Hodenhochstand gilt als Hauptrisikofaktor für Hodenkrebs: Jungen und Männer mit Hodenhochstand haben ein zehnmal höheres Risiko für Hodenkrebs als Männer, bei denen die Hodenentwicklung normal abgelaufen ist. Das Risiko bleibt auch dann erhöht, wenn der Hochstand im Kindesalter behoben wurde.

Hodenkrebs: Symptome

Das wichtigste Hodenkrebs-Symptom ist eine schmerzlose, überwiegend einseitige Schwellung oder Verhärtung im Hoden. Hodenkrebs wächst in der Regel langsam und lässt sich als Knoten mit den Fingern ertasten.

Seltener verursacht Hodenkrebs weitere Symptome wie

  • ein Schwere- oder Spannungsgefühl oder Schmerzen im Hode und/oder
  • ein unangenehmes Ziehen in der Leiste.

Achtung:Hodenschmerzen können auch Symptom einer Nebenhodenentzündung sein. Diese lässt sich mit Antibiotika behandeln. Gegen Hodenschmerzen, die durch einen Hodentumor entstanden sind, helfen Antibiotika dagegen nicht.

Sehr selten rufen Hodentumoren Beschwerden in anderen Körperteilen hervor. Wenn, ist dies ein Anzeichen dafür, dass sich die Krebserkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. In diesem Fall können unter anderem folgende Symptome auftreten:

Hodenkrebs: Diagnose & Operation

Meist ist es der Betroffene selbst oder dessen Partnerin bzw. Partner, der die ersten Anzeichen für die Erkrankung entdeckt: Ein bösartiger Hodentumor macht sich unter anderem als Schwellung des Hodens oder derber Knoten im Hodensack bemerkbar.

Diese typischen Symptome können aber auch durch eine andere, gutartige Erkrankung ausgelöst werden, etwa durch eine Nebenhodenentzündung. Um die richtige Diagnose stellen zu können, wird der Arzt zunächst einige Fragen stellen und den Patienten sorgfältig untersuchen. Wichtige Fragen sind unter anderem:

  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Haben Sie Vorerkrankungen? Wenn ja: welche?
  • Hatten Sie als Kind einen Hodenhochstand?

Körperliche Untersuchung: Abtasten und bildgebende Verfahren

Danach erfolgt die körperliche Untersuchung. Zunächst tastet der Arzt den Hoden des Patienten ab, um mögliche Knoten oder Verhärtungen aufzuspüren. Durch eine Ultraschalluntersuchung der Hoden (Hodensonographie) kann er anschließend erkennen, ob das Gewebe in dem verhärteten Bereich tatsächlich Veränderungen aufweist.

Zudem kann er mit dem Ultraschall auch den Bauch des Patienten auf mögliche Anzeichen für eine Krebserkrankung untersuchen. Ist der Hoden tatsächlich von einem bösartigen Tumor betroffen, können zum Beispiel die örtlichen Lymphknoten entzündet und vergrößert sein.

Blutuntersuchung: Diese Tumormarker sind für Hodenkrebs typisch

    Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Untersuchung ist die Blutabnahme. Der Arzt untersucht das Blut des Patienten unter anderem auf sogenannte Tumormarker. Das sind Stoffe, die von Tumorzellen freigesetzt werden und somit auf eine Krebserkrankung hindeuten können. Bei Hodenkrebs sind die wichtigsten Tumormarker

    • Alpha-­Fetoprotein (AFP),
    • beta-­humanes Choriongonadotropin (ß-HCG) sowie
    • die Laktatdehydrogenase (LDH).

    Allerdings produzieren nur etwa zwei Drittel aller Hodentumoren diese Stoffe. Erweisen sich die Werte bei der Blutuntersuchung als nicht erhöht, ist dies also kein sicheres Zeichen dafür, dass der Patient gesund ist. Umgekehrt sind erhöhte Werte nicht zwangsläufig ein Anzeichen für Hodenkrebs. Leicht erhöhte AFP-Werte können zum Beispiel auch durch Rauchen ausgelöst sein. Der LDH-Wert kann auch durch körperliche Anstrengung oder andere Einflüsse steigen.

    Allein auf Grundlage der Blutwerte kann der Arzt daher nicht beurteilen, ob eine Krebserkrankung vorliegt oder nicht. Um festzustellen, ob es sich bei dem Knoten um einen bösartigen Tumor handelt oder nicht, ist in der Regel eine genaue Untersuchung des betroffenen Gewebes nötig und somit ein operativer Eingriff.

    Operation: Diagnose und Therapie zugleich

    Operationen dienen meist der Behandlung von Krankheiten. Im Falle von Hodenkrebs ist die Operation jedoch schon zur Diagnosestellung nötig. Bei dem Eingriff legt der Arzt den Hoden frei und schaut sich das verhärtete Gewebe an. Meist kann er schon mit bloßem Auge erkennen, ob der Knoten ein bösartiger Tumor ist oder nicht.

    Im Zweifel entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe aus dem Hoden und lässt diese noch während des Eingriffs von einem Pathologen unter dem Mikroskop untersuchen. Der Pathologe kann zwar in der Regel nicht sofort ein sicheres Urteil abgeben, jedoch meist eine erste Einschätzung.

    Vermutet der Pathologe einen bösartigen Tumor, entfernt der Arzt den betroffenen Hoden. Dies ist bereits der erste Schritt der Hodenkrebs-Therapie.

    Außerdem entnimmt der Arzt auch aus dem anderen Hoden ein wenig Gewebe, um dieses vom Pathologen auf eventuell vorhandene Krebsvorstufen untersuchen zu lassen. Dazu setzt der Arzt einen etwa einen Zentimeter langen Hautschnitt und schneidet ein etwa reiskorngroßes Gewebestück aus dem Hoden heraus.

    Bei rund 5 von 100 Männern mit einem bösartigen Hodentumor lässt sich auch im Gegenhoden bereits eine Vorstufe von Hodenkrebs feststellen: die sogenannte testikuläre intraepitheliale Neoplasie, kurz TIN. Besonders hoch ist das Risiko dafür bei Männern unter 30 Jahren mit relativ kleinen Hoden (Hodenvolumen < 12 ml).

    Gewebeuntersuchung und Beurteilung des Tumors

    Steht die Diagnose endgültig fest, muss der Arzt herausfinden,

    • um welche Art von Hodenkrebs es sich handelt und
    • ob sich die Krebserkrankung bereits im Körper ausgebreitet hat und wenn ja, wie weit.

    Art des Tumors

    Der Hoden ist aus verschiedenen Arten von Gewebe aufgebaut, aus denen unterschiedliche Krebsarten entstehen können. In den meisten Fällen (etwa 95 von 100) entwickelt sich Krebs jedoch aus den sogenannten Keimzellen, die für die Spermienproduktion zuständig sind. Es handelt sich dann um sogenannte Keimzelltumoren.

    Keimzelltumoren können unterschiedlich beschaffen sein:

    • Einen Keimzelltumor, der aus einer Gewebeart besteht, nennen Ärzte Seminom
    • Keimzelltumore, die unterschiedliche Gewebetypen aufgebaut sind, bezeichnen Ärzte als Nichtseminone.

    Um welche Art von Keimzelltumor es sich handelt, bestimmt der Pathologe im Rahmen der feingeweblichen Untersuchung unter dem Mikroskop. Das Ergebnis benötigt der Arzt, um die Behandlung zu planen. Denn bei Seminomen gestaltet sich die Therapie anders als bei Nichtseminonen.

    Stadium der Hodenkrebs-Erkrankung

    Um die Behandlung planen zu können, muss der Arzt nicht nur wissen, um welchen Krebstyp es sich genau handelt, sondern auch, wie weit die Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist – in welchem Stadium sie sich also befindet. Anhand des Tumorstadiums kann der Arzt zudem abschätzen, wie gut die Heilungschancen sind.

    Bösartige Hodentumoren breiten sich zunächst über den Lymphweg aus. Sie bilden Tochtergeschwülste in den Lymphknoten im Bereich der Nieren sowie in den Lymphknoten im Becken- und Brustbereich und am Halsansatz. Im fortgeschrittenen Stadium können Krebszellen auch in die Blutbahn gelangen und sich über den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilen, sodass Metastasen in Lunge, Knochen und Gehirn entstehen (sog. Fernmetastasen).

    Ob dies bereits geschehen ist, kann der Arzt herausfinden, indem er die Organe mithilfe von bildgebenden Verfahren untersucht, zum Beispiel mit

    Auf Grundlage der Befunde bestimmt er schließlich das Stadium der Krebserkrankung. Meist teilen Ärzte Krebserkrankungen nach der sogenannten TNM-Klassifikation ein.

    Hodenkrebs: Behandlung

    Der erste Schritt der Hodenkrebs-Behandlung ist so gut wie immer, den betroffenen Hoden operativ zu entfernen. Für die Operation erhält der Patient eine Narkose. Dann setzt der Arzt einen Schnitt in die Leiste des Patienten und legt den betroffenen Hoden frei. So kann er den Hoden vollständig mitsamt Nebenhoden und Samenstrang herausnehmen.

    Die weitere Behandlung richtet sich danach, ob es sich bei dem Hodentumor um ein Seminom oder ein Nichtseminom handelt. Ausschlaggebend ist zudem das Stadium der Erkrankung.

    Weitere Behandlung beim Seminom

    Bei einem Seminom gibt es nach der Operation grundsätzlich drei Möglichkeiten der Behandlung:

    Die Überwachungsstrategie kommt infrage, wenn die Untersuchungsbefunde nahelegen, dass der Tumor noch keine Tochtergeschwülste gebildet hat. Der Arzt wartet dann mit der weiteren Therapie ab und untersucht den Patienten regelmäßig, um Tochtergeschwülste oder einen Hodenkrebs-Rückfall rechtzeitig zu erkennen. Die regelmäßigen Kontrollen sind innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Operation besonders wichtig.

    Ist die Überwachungsstrategie sinnvoll?
    Bei etwa 20 von 100 Männern wird es nach einer gewissen Zeit zu einem Rückfall kommen, da der Krebs bei ihnen (unbemerkt) kleinste Lymphknoten im hinteren Bauchraum befallen hat. Da diese durch die regelmäßigen Kontrollen rechtzeitig entdeckt werden, sobald sie sich vergrößern, sind die Heilungschancen bei der Überwachungsstrategie jedoch nicht schlechter, als wenn der Arzt sofort weitere Behandlungsschritte einleitet.

    Hat ein Seminom bereits Tochtergeschwülste gebildet, kann der Arzt diese entweder durch eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie beseitigen:

    • Bei der Chemotherapie bekommt der Patient sogenannte Zytostatika. Das sind Medikamente, die Krebszellen abtöten. Wenn keine Tochtergeschwülste vorhanden sind bzw. zu finden waren, kommt dabei nur ein Medikament zum Einsatz, welches dem Patienten ein- oder zweimal verabreicht wird. In fortgeschrittenen Krankheitsstadien bekommt der Patient an drei oder vier Terminen jeweils eine Kombination aus mehreren Wirkstoffe verabreicht. Zwischen den Terminen liegt eine Erholungspause von zwei Wochen, die der Patient in der Regel zu Hause verbringen kann.
    • Bei der Strahlentherapie behandelt der Arzt die Körperregionen, in denen er Tochtergeschwülste entdeckt hat oder vermutet, mit radioaktiver Strahlung. In der Regel werden Hoden und Bauch des Patienten bestrahlt.

    Allerdings hat sich gezeigt, dass bei einem Seminom nach einer Strahlentherapie häufiger Rückfälle auftreten als nach einer Chemotherapie. Daher raten Ärzte beim Seminom normalerweise zur Chemotherapie.

    Weitere Behandlung beim Nichtseminom

    Auch bei einem Nichtseminom muss nach der Operation nicht zwangsläufig eine weitere Behandlung erfolgen. Sofern die Krebserkrankung zum Zeitpunkt des Eingriffs noch nicht weit fortgeschritten war, kann der Patient danach zunächst abwarten und sich engmaschig vom Arzt auf Tochtergeschwülste untersuchen lassen.

    Nicht infrage kommt die Überwachungsstrategie normalerweise, wenn

    • sich bereits Tochtergeschwülste gebildet haben oder
    • die feingewebliche Untersuchung ergibt, dass die Blutgefäße des entfernten Hodensvon Krebszellen befallen sind. In diesem Fall liegt das Rückfallrisiko des Patienten bei etwa 50 Prozent.

    Die weiterführende Behandlung besteht dann meist in einer Chemotherapie. Eine Strahlentherapie wird bei Nichtseminomen nicht eingesetzt, da diese kaum strahlenempfindlich sind.

    Wenn zum Zeitpunkt der Operation nur die Gefäße des Hodens von Krebszellen befallen und in anderen Körperregionen noch keine Tochtergeschwülste zu finden waren, reichen meist ein bis zwei Chemotherapie-Sitzungen.

    Hat der Tumor bereits Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen gebildet, können drei bis vier Chemotherapie-Termine nötig sein. Der Patient bekommt an jedem Termin eine Kombination aus mehreren Zytostatika in die Vene verabreich. Zwischen den einzelnen Terminen liegen zweiwöchige Pausen, die der Patient in der Regel zu Hause verbringen kann.

    Beim Nichtseminom schlägt die Chemotherapie im Allgemeinen schlechter an als beim Seminom: Bei etwa der Hälfte der Patienten gelingt es trotz Chemotherapie nicht, alle im Bauchraum verstreuten Tumorzellen abzutöten. Daher entfernt der Arzt die Tumorreste im Anschluss an die Chemotherapie im Rahmen eines weiteren Eingriffs.

    Wenn die Tumormarker des Patienten nicht erhöht sind, besteht die Möglichkeit, mit der Chemotherapie zu warten und zunächst die Lymphknoten im hinteren Bauchraum operativ zu entfernen.

    Die Entfernung der Lymphknoten im hinteren Bauchraum ist eine anspruchsvolle Operation: Der Arzt muss alles bösartige Gewebe entfernen, ohne dabei die umliegenden Nervenfasern zu beschädigen. Denn diese Nerven sind für den Samenerguss wichtig. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich der Patient in einer Klinik operieren lässt, die auf diese Art von Eingriff spezialisiert ist: Mit modernen Operationstechniken ist es fast immer (in etwa 95 von 100 Eingriffen) möglich, die Nerven zu schonen und die Fähigkeit zum Samenerguss zu erhalten.

    Übrigens: Damit der Genitalienbereich nach der Operation wieder so aussieht und sich so anfühlt wie vorher, können sich betroffene Männer Hodenprothesen aus Silikon in den Hodensack einfügen lassen.

    Folgen der Hodenkrebs-Therapie für die Sexualität und Fruchtbarkeit

    Auswirkungen auf die Sexualität oder Zeugungsfähigkeit sind durch die Entfernung eines einzelnen Hodens in der Regel nicht zu erwarten: Der andere Hoden funktioniert auch nach der Operation und bildet das Geschlechtshormon Testosteron weiterhin in ausreichender Menge.

    Durch eine Chemotherapie geht allerdings meist die Zahl der befruchtungsfähigen Samenzellen zurück. Wünscht sich der Betroffene ein Kind oder möchte sich die Option auf eigenen Nachwuchs zumindest offenhalten, sollte er vor der Chemotherapie eine Samenspende machen. Ärzte können das Sperma konservieren und später für eine künstliche Befruchtung verwenden.

    Hodenkrebs: Prognose & Heilungschancen

    Bei einem behandelten Hodenkrebs ist der Verlauf in der Regel günstig – vor allem dann, wenn es gelungen ist, den Hodenkrebs rechtzeitig zu erkennen: Kaum eine andere Krebserkrankung hat eine bessere Prognose als Hodenkrebs. Im Frühstadium, wenn der bösartige Hodentumor noch auf den Hoden begrenzt ist, gelingt fast immer eine dauerhafte Heilung.

    Selbst wenn sich bereits Tochtergeschwülste gebildet haben, haben Männer mit Hodenkrebs gute Heilungschancen: Die deutliche Mehrzahl der Betroffenen wird wieder gesund und kann normal weiterleben.

    Eine gängige "Maßeinheit" für die Prognose von Krebserkrankungen ist die sogenannte Fünfjahresüberlebensrate.:

    • War der Tumor zum Zeitpunkt der Operation auf den Hoden begrenzt, überleben etwa 98 von 100 Betroffenen mindestens die nächsten fünf Jahre nach der Behandlung.
    • Sind nur die Lymphknoten unterhalb des Zwerchfells von Tochtergeschwülsten befallen, überleben rund 95 von 100 Patienten mindestens die auf die Therapie folgenden fünf Jahre.
    • Sind bereits Lymph­knoten ober­halb des Zwerch­fells betroffen, oder hat der Tumor bereits Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen (Fernmetastasen) gebildet, leben fünf Jahre nach Abschluss der Behandlung noch 40 bis 60 von 100 Betroffenen.
       

    Tödlich sind Hodentumoren nur sehr selten. Allerdings macht ein fortgeschrittener Hodenkrebs eine invasivere Behandlung notwendig, in deren Verlauf entsprechend mehr Nebenwirkungen auftreten können. Zu den möglichen Folgen der Therapie gehören eine beeinträchtigte Samenproduktion und ein gestörter Samenausstoß (Ejakulation), was zu einer Unfruchtbarkeit führen kann beziehungsweise dazu, dass der Betroffene nicht mehr auf natürlichem Wege Kinder zeugen kann.

    Eine dauerhafte Beeinträchtigung ihrer Sexualitätmüssen Männer mit Hodenkrebs in der Regel aber nicht befürchten. Auch einem Kinderwunsch steht die Hodenkrebs-Therapie meist nicht im Wege.

    Vorbeugen und Früherkennung

    Hodenkrebs kann man nicht vorbeugen: Lebensstil und Umweltfaktoren spielen nach bisherigen Erkenntnissen keine Rolle bei der Entstehung bösartiger Hodentumoren.

    Allerdings kommt der Früherkennung eine besondere Bedeutung zu: Die Heilungschancen von Hodenkrebs sind umso besser, je früher er entdeckt und behandelt wird. Männer sollten ihre Hoden daher regelmäßig selbst untersuchen, Experten empfehlen einen monatlichen Rhythmus zwischen dem 15. und dem 45. Lebensjahr. Insbesondere gilt dies für Männer, deren Hodenkrebsrisiko wegen eines Hodenhochstands oder familiärer Vorbelastung erhöht ist.

    Gut lässt sich die Selbstuntersuchung beispielsweise während des Duschens oder Badens durchführen. Denn durch das warme Wasser entspannt sich die Haut des Hodensacks, sodass der Hoden gut zu ertasten ist.