Junger Mann sitzt beim Arzt wegen Verdacht auf eine Hodenentzündung
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Hodenentzündung: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 24.06.2025

Die Hodenentzündung (Orchitis) ist eine vor allem durch Viren oder Bakterien ausgelöste Entzündung der Hoden. Sie entwickelt sich ein- oder beidseitig und verläuft in akuter oder auch in chronischer Form. Welche Symptome sprechen für eine Hodenentzündung und wie erfolgt die Behandlung?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Hodenentzündung

Eine Hodenentzündung äußert sich durch starke Schmerzen und eine zunehmende Schwellung im Hodensack. Manchmal kommen Fieber und Beschwerden beim Wasserlassen hinzu. 

Meist ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Kühlung, Hochlagerung des Hodens und kurzfristig eingenommene Schmerzmittel lindern die Symptome.

Bei entsprechender Behandlung heilt eine Hodenentzündung meist folgenlos aus. Unbehandelt kann sie schwere Komplikationen bis hin zur Blutvergiftung (Sepsis) oder Unfruchtbarkeit nach sich ziehen.

Um Komplikationen zu vermeiden, sollte unbedingt eine ärztliche Praxis aufgesucht werden, wenn die Beschwerden über mehrere Tage bestehen.

In seltenen Fällen kann es zu Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit kommen – vor allem, wenn beide Hoden betroffen sind oder die Behandlung zu spät erfolgt.

Was ist eine Hodenentzündung?

Eine Hodenentzündung (Orchitis) ist eine schmerzhafte Entzündung eines oder beider Hoden – in etwa 70 Prozent der Fälle ist jedoch nur ein Hoden betroffen. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten.

Auslöser einer Hodenentzündung ist meist eine Infektion. Besonders häufig entsteht die Erkrankung durch eine ausgedehnte Harnwegsinfektion oder als Folge von Mumps. 15 bis 30 Prozent aller Männer, die nach der Pubertät an Mumps erkranken, sind von einer Hodenentzündung betroffen (Mumpsorchitis).

In vielen Fällen tritt die Orchitis zusammen mit einer Nebenhodenentzündung auf (Epididymoorchitis). Das liegt daran, dass Hoden und Nebenhoden direkt nebeneinander im Hodensack (Skrotum) liegen und über feine Kanäle miteinander verbunden sind. So können Erreger einer Infektion leicht von einem Organ zum anderen übergehen.

Gut zu wissen: Fachleute unterscheiden zwischen einer akuten und chronischen Orchitis. Die akute Form tritt plötzlich auf und verursacht starke Beschwerden. Die chronische Orchitis spielt in Deutschland kaum eine Rolle, dass sie durch Krankheiten wie Lepra oder Tuberkulose ausgelöst wird, die hier kaum verbreitet sind.

Symptome einer Hodenentzündung

Eine Hodenentzündung beginnt häufig mit einem plötzlich einsetzenden, starken Schmerz in einem Hoden, seltener sind beide Hoden betroffen. Die Schmerzen können bis in die Leiste oder den unteren Rücken ausstrahlen und nehmen bei Berührung zu. Gleichzeitig schwillt der betroffene Hoden an, wird hart, rötet sich und fühlt sich heiß an.

Auch Beschwerden beim Wasserlassen – etwa ein brennendes Gefühl oder ständiger Harndrang – können auftreten.

Typisch für eine Hodenentzündung ist, dass die Schmerzen nachlassen, wenn der Hoden vorsichtig hochgelagert wird. Das ist ein Unterschied zur Hodentorsion, bei der die Schmerzen durch Hochlagern nicht besser werden.

Achtung: Tritt zusätzlich hohes Fieber mit Schüttelfrost, Übelkeit oder Erbrechen auf, kann das auf eine beginnende Blutvergiftung (Sepsis) hinweisen. Dann ist eine sofortige ärztliche Behandlung erforderlich.

Hodenentzündung: Ursachen und Risikofaktoren

In den meisten Fällen ist eine virale oder bakterielle Infektion für eine Hodenentzündung verantwortlich. Die Erreger gelangen in der Regel über die Harnwege oder die Blutbahn in das Hodengewebe.

Ursachen einer Hodenentzündung können sein:

  • Viren: Der häufigste virale Auslöser ist das Mumpsvirus. Weitere mögliche Auslöser sind das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), das Varizella-Zoster-Virus (Windpocken) oder Grippeviren (Influenza).

  • Bakterien: Besonders häufig sind sexuell übertragbare Bakterien wie Chlamydien oder Gonokokken (Auslöser der Tripper-Erkrankung) die Ursache. Auch Darmbakterien wie Escherichia coli und Streptokokken können eine Hodenentzündung auslösen. Bei älteren Männern kann eine gestörte Blasenentleerung, zum Beispiel durch eine vergrößerte Prostata, durch verbleibenden Restharn die Entstehung einer bakteriellen Infektion begünstigen.

  • Verletzungen: Ein Schlag oder Tritt gegen die Hoden kann zu einer Entzündung führen. Dabei reagiert der Körper mit einer Abwehrreaktion, die der Heilung dient.

  • Operationen: Eingriffe im Bereich der Geschlechtsorgane oder der ableitenden Harnwege können eine Entzündung verursachen, wenn Erreger in das empfindliche Hodengewebe eindringen.

  • Autoimmunprozesse: In seltenen Fällen richtet sich das körpereigene Immunsystem irrtümlich gegen Hodengewebe. Auch das kann eine Entzündung auslösen. Ein Beispiel ist die granulomatöse Orchitis, die bei bestimmten entzündlichen Systemerkrankungen auftritt.

Hodenentzündung: Untersuchungen und Diagnose

Der Verdacht auf eine Hodenentzündung ergibt sich meist schon durch die typischen Beschwerden wie plötzlich auftretende Schmerzen im Hoden oder eine Schwellung. Zunächst führt die*der Ärztin*Arzt ein ausführliches Gespräch (Anamnese), um den genauen Verlauf der Beschwerden, eventuelle Vorerkrankungen oder Hinweise auf Infektionen wie Mumps oder sexuell übertragbare Krankheiten zu erfassen.

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei werden Hoden und Leistenregion vorsichtig abgetastet, um Schwellungen, Verhärtungen oder Schmerzempfindlichkeit festzustellen.

Weitere Maßnahmen: 

  • Urinprobe: Sie kann Hinweise auf einen Harnwegsinfekt liefern.

  • Blutprobe: Untersuchung auf typische Entzündungszeichen wie erhöhte Leukozytenzahl und erhöhtes C-reaktives Protein (CRP).

  • Nachweis Mumpsvirus: Das Blut wird auf spezifische Antikörper untersucht – alternativ kann auch ein Rachenabstrich oder eine Urinprobe zur Virusbestimmung dienen.

  • Bakterienkultur: Bei fieberhaften Beschwerden oder Verdacht auf eine Blutvergiftung werden Bakterienkulturen aus Blut und Urin angelegt.

  • sexuell übertragbare Erkrankung (STI): Besteht der Verdacht auf eine STI wie Gonorrhö oder Chlamydien, wird ein Abstrich aus der Harnröhre entnommen und im Labor untersucht.

Eine wichtige Rolle spielt die Ultraschalluntersuchung (Sonographie). Sie zeigt, ob neben dem Hoden auch der Nebenhoden entzündet ist oder ob sich ein Abszess gebildet hat. Außerdem können durch die Sonographie andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden ausgeschlossen werden, zum Beispiel eine Hodentorsion oder Hodenkrebs.

Behandlung: Wie wird eine Hodenentzündung therapiert?

Die Behandlung einer Hodenentzündung richtet sich nach der Ursache. In den meisten Fällen genügt eine Kombination aus Ruhe, Medikamenten und unterstützenden Maßnahmen. Folgende Behandlungsformen kommen infrage:

  • Bettruhe und Hochlagerung: Körperliche Schonung und das Hochlagern des betroffenen Hodens können die Beschwerden lindern. Zusätzlich hilft es, den Hodensack mit kalten Kompressen zu kühlen.

  • Schmerz- und Entzündungshemmer: Um die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu hemmen, kommen häufig sogenannte NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen zum Einsatz. Bei starken Entzündungen kann auch Kortison verordnet werden.

  • Antibiotika: Wurde die Entzündung durch Bakterien verursacht, können gezielt eingesetzte Antibiotika helfen. In manchen Fällen muss die Behandlung angepasst werden, sobald das Ergebnis der Bakterienuntersuchung vorliegt. Bei sexuell übertragbaren Infektionen sollte auch der*die Partner*in behandelt werden.

  • Katheter zur Harnableitung: Ist der Urinabfluss durch eine vergrößerte Prostata gestört und tritt gleichzeitig Fieber auf, kann ein sogenannter Bauchdeckenkatheter (Zystofix) gelegt werden – ein dünner Schlauch, der den Urin direkt aus der Blase ableitet. So kann der Harn besser abfließen und die Entzündung klingt schneller ab.

  • Operation: Bildet sich ein Eiterherd im Hoden (Abszess), muss dieser operativ behandelt werden. Dabei wird der Eiter entfernt und gegebenenfalls eine Drainage gelegt. In sehr seltenen Fällen kann es notwendig sein, den betroffenen Hoden zu entfernen.

Bei hohem Fieber oder Anzeichen einer Blutvergiftung ist eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig. Eine urologische Verlaufskontrolle ist in jedem Fall sinnvoll, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Verlauf und Prognose einer Hodenentzündung

Wie sich eine Hodenentzündung entwickelt, hängt vor allem von der Ursache und vom Zeitpunkt der Behandlung ab. In vielen Fällen klingen die Schmerzen innerhalb weniger Tage ab. Schwellungen oder eine Verhärtung des Hodens können allerdings noch mehrere Wochen bestehen bleiben. Das ist in der Regel harmlos und bildet sich nach einiger Zeit von selbst zurück.

Bei angemessener Behandlung klingt eine Hodenentzündung meist folgenlos ab. In seltenen Fällen kann es jedoch zu Komplikationen wie Abszessen oder einer Sepsis sowie Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit kommen.

Vorbeugung: Wie lässt sich eine Hodenentzündung verhindern?

Um die bakterielle Form der Hodenentzündung zu verhindern, ist geschützter Geschlechtsverkehr wichtig. Die Verwendung von Kondomen kann das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen deutlich senken. Auch eine gute Intimhygiene und das frühzeitige Behandeln von Harnwegsinfektionen tragen dazu bei, eine Hodenentzündung zu vermeiden.

Gegen die virale Form – insbesondere die sogenannte Mumpsorchitis – bietet die Impfung gegen Mumps den besten Schutz. Diese Impfung ist Teil der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen.