Mumps (Parotitis epidemica)
Mumps gilt als klassische Kinderkrankheit. Aber auch Erwachsene können daran erkranken. Typisches Symptom vom Mumps sind die "Hamsterbacken": Sie entstehen, weil die Ohrspeicheldrüsen entzündet sind.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist Mumps?
Mumps (Parotitis epidemica) ist eine akute Viruserkrankung. Sie ist meist mit einer schmerzhaften Schwellung der Ohrspeicheldrüsen und Fieber verbunden. Im Volksmund wird Mumps auch als Ziegenpeter bezeichnet.
Mumps wird durch Viren ausgelöst. Mumps-Viren gehören zur Familie der sogenannten Paramyxoviren. Im Gegensatz zum Menschen können sich Tiere mit dem Mumps-Virus nicht anstecken.
Wie häufig ist Mumps?
Mumps ist weltweit verbreitet und tritt das ganze Jahr über auf. Die meisten Menschen stecken sich zwischen dem 4. und 15. Lebensjahr mit dem Virus an. Nach dem 15. Lebensjahr sind Schätzungen zufolge 9 von 10 Personen gegen das Virus immun. In den meisten Fällen hält dieser Schutz lebenslang an. Dank der Mumps-Masern-Röteln-Impfung erkranken in Deutschland immer weniger Menschen an Mumps.
Mumps: Symptome
Etwa 30 bis 40 von 100 Personen mit Mumps haben keine Symptome und bemerken die Erkrankung daher gar nicht. Sie können jedoch andere Menschen anstecken.
Typische Symptome von Mumps sind
- Fieber und
- eine Schwellung der Ohrspeicheldrüsen ("Hamsterbacken").
Zu Beginn der Erkrankung berichten die Patienten von
- Appetitlosigkeit,
- Unwohlsein und eventuell
- Kopf- und Gliederschmerzen.
Nach ein bis zwei Tagen entwickelt sich die schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüsen (Parotitis). Es entstehen die charakteristischen "Hamsterbacken", wodurch sich die Ohrläppchen heben. Meist sind beide Ohrspeicheldrüsen betroffen. Bei etwa zwei bis drei von zehn Erkrankten tritt die Schwellung zunächst nur einseitig auf. Die zweite Seite schwillt gegebenenfalls erst nach weiteren zwei bis drei Tagen an. Das Kauen tut weh, und auch das Drehen des Kopfes ist mit Schmerzen verbunden.
Bei einigen Patienten schwellen zudem andere Speicheldrüsen und die Lymphknoten in der Nähe der Ohrspeicheldrüsen an.
Auch die Bauchspeicheldrüse, Hirnhaut, Hoden, Eierstöcke und die Brustdrüsen können sich bei Mumps entzünden, ebenso wie
- die Schilddrüse,
- die Augen,
- das Herz,
- die Nieren oder
- die Gelenke.
Bei Erwachsenen sind die Symptome häufig stärker ausgeprägt.
Mumps: Ursachen
Mumps (Parotitis epidemica) wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen. Wenn eine erkrankte Person hustet, niest oder spricht, können kleinste, virushaltige Speicheltröpfchen in die Luft gelangen. Wenn eine andere Person diese Tröpfchen einatmet, kann sie sich mit dem Mumps-Virus anstecken.
Auch durch direkten Speichelkontakt ist eine Infektion möglich, zum Beispiel beim Küssen. In seltenen Fällen können auch gemeinsam benutztes Geschirr und Besteck eine Infektionsquelle sein.
Nach der Ansteckung dauert es zwischen 12 und 25 Tage (im Durchschnitt: 16-18 Tage), bis die ersten Symptome auftreten.
Schon vor den ersten Symptomen ansteckend
Mumps-Infizierte können schon eine Woche, bevor die "Hamsterbacken" sichtbar werden, ansteckend sein. Die höchste Ansteckungsgefahr besteht 1 bis 2 Tage vor und bis zu 4 Tage nach Auftreten der ersten Symptome.
Wer einmal an Mumps erkrankt war, ist in der Regel lebenslang gegen das Virus immun. In manchen Fällen tritt die Erkrankung allerdings ein zweites Mal auf.
Neugeborene und Säuglinge, deren Mutter bereits Mumps hatte oder dagegen geimpft ist, sind für einige Monate vor Mumps geschützt und können sich nicht anstecken. Der Grund: Die Antikörper, die die Mutter gegen das Virus gebildet haben, gehen über die Plazenta auf das Ungeborene über. Dieser "Nestschutz" baut sich allerdings mit der Zeit wieder ab.
Mumps: Diagnose
Häufig erkennt der Arzt Mumps (Parotitis epidemica) bereits anhand der charakteristischen Ohrspeicheldrüsenschwellung und den "Hamsterbacken".
Sind die Symptome nicht typisch und fehlt die Schwellung der Ohrspeicheldrüsen, wird der Arzt gegebenenfalls Blut abnehmen, um die Diagnose zu sichern. Bei einer Mumps-Infektion lassen sich im Blut spezifische Eiweiße (Antikörper) gegen das Mumps-Virus nachweisen. In besonderen Fällen ist auch ein direkter Erregernachweis möglich, etwa aus einem Rachenabstrich.
Mumps: Behandlung
Mumps klingt in der Regel von allein wieder ab. Bei der Behandlung geht es in erster Linie darum, die Symptome zu lindern, zum Beispiel mit
- fiebersenkenden Medikamente (Antipyretika),
- Schmerzmitteln (Analgetika) oder
- warmen Ölverbänden, die auf die Ohren gelegt werden.
Kommt es im Verlauf zu Folgeerkrankungen/Komplikationen, müssen diese entsprechend behandelt werden. Zwei Beispiele:
- Bei einer schweren Hirnhautentzündung (Meningitis) kann eine Therapie im Krankenhaus nötig sein.
- Bei einer durch Mumps verursachen Hodenentzündung hilft es, die Hoden hochzulagern. Gegebenenfalls wird der Arzt Schmerzmittel und Kortisonpräparate verschreiben.
Mumps: Verlauf & Komplikationen
In den meisten Fällen heilt Mumps (Parotitis epidemica) ohne Komplikationen wieder ab. Die Symptome haben sich nach ein bis zwei Wochen zurückgebildet.
Welche weiteren Beschwerden und Komplikationen sind möglich?
Komplikationen kommen bei Mumps eher selten vor. Bei etwa 10 von 100 Personen entwickelt sich eine Hirnhautentzündung (Meningitis). Diese klingt in den meisten Fällen ohne Folgen wieder ab. Sie muss nicht unbedingt mit Beschwerden verbunden sein. Erste Anzeichen für eine Hirnhautentzündung können starke Kopfschmerzen, Fieber und ein steifer Nacken sein.
Zu möglichen Komplikationen zählen:
- Hoden- oder Nebenhodenentzündung (bei jedem 4 männlichen Patienten, meist erst ab der Pubertät); sie kann in seltenen Fällen zu Unfruchtbarkeit führen. Mögliche Symptome sind geschwollene, schmerzende Hoden, eine gerötete, warme Haut am betroffenen Bereich und Harndrang.
- Entzündung von Hörnerven und Innenohr (bei 1 von 10.000 Patienten): Sie kann mit einer meist vorübergehenden Schwerhörigkeit verbunden sein.
- Gehirnentzündung (Enzephalitis): Tritt sie auf – was sehr selten der Fall ist –, besteht das Risiko, dass bleibende Hirnschäden entstehen. In seltenen Fällen verläuft die Enzephalitis tödlich.
- Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis): Sie muss oft im Krankenhaus behandelt werden. Je nachdem, wie ausgeprägt die Entzündung ist, kann sie lebensgefährlich sein.
Mumps: Tipps für Eltern
Ist Ihr Kind an Mumps erkrankt, können folgende Tipps hilfreich sein:
- Behalten Sie Ihr Kind zu Hause, damit es niemanden ansteckt (z.B. in der Schule oder im Kindergarten). Fragen Sie Ihren Arzt, wann Ihr Kind wieder in die Schule oder in den Kindergarten gehen darf!
- Hat Ihr Kind Fieber oder andere stärkere Beschwerden, sollte es im Bett bleiben.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend trinkt, insbesondere, wenn es Fieber hat.
- Um hohes Fieber zu senken, können Sie kühle Wadenwickel machen.
- Kühlen Sie die Ohrspeicheldrüsen. In einigen Fällen helfen auch warme Ölverbände.
- Geben Sie Ihrem Kind breiige Nahrung und vermeiden Sie saure Flüssigkeiten, da sonst die Speicheldrüsen vermehrt arbeiten müssen.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind regelmäßig die Zähne putzt bzw. putzen Sie sie und lassen Sie Ihr Kind mit desinfizierenden Substanzen gurgeln. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten.
Mumps: MMR-Impfung
Mumps (Parotitis epidemica) kann man wirksam mit einer Impfung vorbeugen. Dabei handelt es sich um eine Kombinationsimpfung mit drei verschiedenen Impfstoffen: gegen Mumps, gegen Masern und gegen Röteln (sog. Mumps-Masern-Röteln-Impfung, MMR-Impfung). Bei der Mumps-Impfung wird ein sogenannter Lebendimpfstoff in abgeschwächter Form verwendet.
Öffentliche Einrichtungen meiden
Um andere nicht anzustecken, dürfen Patienten öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen, Kindergärten oder Behörden vorübergehend nicht besuchen. Sind die Ohrspeicheldrüsen angeschwollen, sollten Betroffene noch mindestens neun Tage zu Hause bleiben.
Das Verbot gilt auch für ungeimpfte Personen, die mit einem Mumps-Erkrankten in Kontakt gekommen sind – denn sie könnten das Virus unbemerkt in sich tragen und weitergeben. Ungeimpfte sollten Gemeinschaftseinrichtungen 18 Tage fernbleiben.
Mumps-Masern-Röteln-Impfung
Für einen vollständigen Schutz ist eine zweifache Mumps-Masern-Röteln-Impfung notwendig:
- Die erste Dosis erhalten Säuglinge zwischen dem 11. und 14. Monat. Häufig verabreicht der Arzt auch gleichzeitig einen Impfstoff gegen Windpocken (Varizellen).
- Die zweite Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln und Windpocken erhält das Baby im Alter von 15 bis 23 Monaten. Zwischen den beiden Impfungen sollte ein Abstand von mindestens 4 Wochen liegen.
Die Mumps-Masern-Röteln-Impfung gilt als gut verträglich. Die Einstichstelle kann für einige Tage gerötet und geschwollen sein. Auch können allgemein, vorübergehende Krankheitssymptome wie Fieber oder Müdigkeit die Folge sein. Zu schweren Erkrankungen kommt es nach einer Mumps-Masern-Röteln-Impfung nur in sehr seltenen Fällen.
Wer sollte zur Mumps-Masern-Röteln-Impfung gehen?
In Deutschland wird die zweifache Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR) von der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) für alle Kinder empfohlen.
Auch im Erwachsenenalter ist eine einmalige MMR-Impfung bei bestimmten Personengruppen sinnvoll. Dazu zählen vor allem ungeimpfte Personen, die nach 1970 geboren sind. Impfen lassen sollten sich auch Personen, die in Gesundheitsdienstberufen in der unmittelbaren Patientenversorgung, in Ausbildungseinrichtungen für junge Erwachsene oder in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen arbeiten.
Video: 4 Impfmythen im Check
Mumps trotz Impfung?
Mumps kann trotz Impfung vor allem dann auftreten, wenn das Kind nur die erste Impfdosis erhalten hat. Der Impfschutz ist erst nach der zweiten Impfung vollständig. Dann ist man für Jahrzehnte bis lebenslang gegen das Mumps-Virus immun. In seltenen Fällen kann Mumps jedoch trotz vollständiger Impfung auftreten.