Eine Ärztin tastet bei einer jungen Frau den Hals ab.
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Diphtherie

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Diphtherie ist eine akute Infektionskrankheit, die manchmal lebensbedrohlich verlaufen kann. Auslöser der Erkrankung ist die Bakterienart Corynebacterium diphtheriae beziehungsweise das Gift, das die Erreger abgeben: das Diphterietoxin.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Die Diphtherie-Bakterien werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen, also zum Beispiel beim Husten, Niesen und Küssen, seltener durch eine Schmierinfektion (etwa über infizierte Gegenstände). Bereits nach wenigen Tagen beginnt die Erkrankung mit eher allgemeinen Symptomen, wie:

Am häufigsten ist die sogenannte Rachendiphtherie mit hochrot entzündeter Rachenschleimhaut, grau-weißlichen Belägen und kloßiger Sprache.

Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) vergehen im Durchschnitt zwei bis fünf Tage, seltener auch sieben Tage.

Das Gift, das die Diphtherie-Bakterien absondern, kann bei schweren Krankheitsverläufen auch zu folgenden Symptomen führen:

Diphtherie-Erkrankungen kommen weltweit vor, insbesondere in gemäßigten Klimazonen und saisonal gehäuft im Herbst und Winter. Zwar wurde die Diphtherie dank der Schutzimpfung zurückgedrängt, ist aber nicht vollständig verschwunden. In Deutschland werden seit Jahren nur noch Einzelfälle erfasst; meist haben sich die Betroffenen bei Auslandsaufenthalten infiziert.

Je früher bei Diphtherie die Therapie beginnt, desto besser sind Aussichten für den Heilungsverlauf. Treten Komplikationen auf, erschwert dies die Behandlung und verlängert den Genesungsprozess.

Zur Therapie stehen verschiedene Möglichkeiten bereit:

  • Zum einen das Diphtherie-Antitoxin, ein Gegengift, das der Arzt bereits bei Verdacht gibt. Es kann allerdings nur jene Mengen an Erregertoxin unschädlich machen, die noch nicht an Zellen gebunden sind.
  • Zum anderen töten Antibiotika den Diphtherie-Erreger ab und helfen dadurch, die Toxinbildung zu verringern.

Um bei einer bereits ausgebrochenen Diphtherie weitere Personen vor einer Ansteckung zu schützen, sollten Erkrankte:

  • stationär behandelt,
  • in der Klinik isoliert und
  • nur von Personal mit vorhandenem Impfschutz betreut werden.
Dank der Impfung, der Therapie mit Antibiotika und der Entwicklung eines Gegengifts (Antitoxin) ist Diphtherie heutzutage weniger bedrohlich als früher.

Der Erregernachweis, der Krankheitsverdacht, die Erkrankung an Diphtherie sowie Todesfälle sind laut Infektionsschutzgesetz in Deutschland meldepflichtig.

Definition

Diphtherie ist eine akute Infektionskrankheit, die hauptsächlich durch die Bakterienart Corynebacterium diphtheriaeverursacht wird beziehungsweise durch den Giftstoff (Diphtherietoxin), den die Bakterien absondern.

Hin und wieder können auch die Bakterienarten Corynebacterium ulcerans und Corynebacterium pseudotuberculosis eine Diphterie hervorrufen. Diese Krankheitserreger lösen die Krankheit jedoch nur aus, wenn sie das Diphtherietoxin produzieren können.

Das Diptherietoxin stört die Stabilität der Zellmembran und schädigt oder zerstört so die infizierten Körperzellen. Das Gift beeinträchtigt außerdem auch Organe, die von der eigentlichen Entzündungstelle weiter entfernt liegen, wie zum Beispiel Herz, Niere oder Leber. Dadurch kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.

Diphtherie macht sich vor allem in den infizierten Bereichen durch Beschwerden bemerkbar, also an den Mandeln sowie im Nasen-Rachen-Raum. Dort verursacht sie eine schmerzhafte Entzündung, bei der das oberflächliche Schleimhautgewebe abstirbt. Es entstehen gräuliche Beläge, die Mediziner als Pseudomembranen bezeichnen.

Die Diphtherie gehört in Deutschland zu den meldepflichtigen Infektionserkrankungen. Folgende Ereignisse müssen laut Infektionsschutzgesetz gemeldet werden:

  • Erregernachweis
  • Krankheitsverdacht
  • nachgewiesene Erkrankung
  • Tod durch Diphtherie

Häufigkeit

Diphtherie tritt weltweit auf, am häufigsten jedoch in gemäßigten Klimazonen sowie im Herbst und Winter. Zwar konnte die Diphtherie-Impfung die Erkrankung zurückdrängen, aber nicht vollständig auslöschen. In Deutschland gibt es seit Jahren nur noch Einzelfälle; die meisten wurden durch Auslandsaufenthalte eingeschleppt. Im Jahr 2012 gab es in Deutschland neun gemeldete Erkrankungsfälle.

Weltweit wurden im Jahr 2012 der WHO 4.490 Diphtheriefälle gemeldet, davon allein 2.525 in Indien. In Westeuropa sind die Erkrankungszahlen gering.

Ursachen

Erreger

Ursache der Diphtherie ist in der Regel eine Infektion mit der Bakterienart Corynebacterium diphtheriae, gelegentlich auch mit Corynebacterium ulcerans oder Corynebacterium pseudotuberculosis. Zu den Beschwerden, die im Laufe der Erkrankung auftreten, kommt es jedoch durch das vom Erreger abgesonderte Gift: das Diphtherietoxin. Dieser Giftstoff stört die Stabilität der Zellmembran und kann so die infizierte Zelle schädigen oder abtöten.

Infektionen mit Corynebacterium diphtheriae kommen weltweit vor. Der Erreger befällt dabei nur den Menschen.

Bakterien, die Corynebacterium diphtheriae sehr ähnlich sind, gibt es aber auch bei Haustieren (Hunden und Katzen). Es handelt sich dabei um die Erreger Corynebacterium ulcerans und Corynebacterium pseudotuberculosis. Infektionen mit diesen Bakterienarten kommen bei einer Diphtherie zwar als Ursachen auch infrage – Übertragungen auf den Menschen sind allerdings sehr selten.

Infektionsweg

Der Diphtherie-Erreger wird vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen, bei der Haut-Diphtherie erfolgt die Ansteckung auch über Schmierinfektionen. Erkrankte Personen haben ein höheres Übertragungsrisiko als solche Personen, die zwar mit dem Erreger infiziert sind, bei denen die Krankheit aber nicht ausgebrochen ist. Solange sich die Bakterien in Sekreten und Wunden nachweisen lassen, besteht auch eine Ansteckungsgefahr.

Bei angemessener Therapie beträgt die Dauer der Ansteckungsfähigkeit zwei bis vier Tage, ohne Therapie zwei bis vier Wochen.

Inkubationszeit

Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der Diphtherie vergehen im Durchschnitt zweibis fünf Tage, seltener auch sieben Tage.

Symptome

In gemäßigten Klimazonen treten die Diphtherie-Symptome hauptsächlich im Mandel- und Rachenraum (sog. Tonsillen- bzw. Rachendiphterie) auf, in manchen Fällen können auch der Kehlkopf (Kehlkopf-Diphterie), die Nase (Nasen-Diphterie), die Luftröhre oder die Bronchien betroffen sein.

Meist beginnt die Diphtherie allmählich mit:

Im weiteren Verlauf kommen Symptome hinzu wie

Schließlich entsteht eine Mandel- (Tonsillitis) und Rachenentzündung (Pharyngitis) mit grau-weißen Belägen (sog. Pseudomembranen), welche nicht nur auf den Mandeln zu sehen sind sondern sich auch auf Gaumen und Gaumenzäpfchen, in manchen Fällen auch bis zum Kehlkopf ausbreiten. Wird versucht, diese Beläge zu entfernen, treten meist Blutungen auf.

Häufig tritt zudem ein süßlich-fauliger Mundgeruch auf, den man bereits in einigem Abstand wahrnehmen kann.

Bei einer Kehlkop-Diphtherie dominieren anfangs Husten und Heiserkeit bis hin zu einem kompletten Stimmverlust und Atemnot. Bei einer Nasen-Diphtherie, die meist bei Säuglingen oder Kleinkindern vorkommt, tritt oft ein Ausfluss aus der Nase auf.

Die Haut-Diphtherie kommt vor allem in den Tropen vor. In westlichen Ländern sind von dieser Form der Diphtherie vorwiegend bestimmte Risikogruppen betroffen, beispielsweise:

Die Symptome ähneln denen anderer bakterieller Hautinfektionen. Eintrittsstelle für den Erreger sind Verletzungen der Haut.

Bei der Bindehaut-Diphtherie kommt es zu blutig-wässrigen Absonderungen und Membranbildungen an der Bindehaut, oft ist auch die Hornhaut des Auges mit befallen.

Diagnose

Eine erste Diagnose kann der untersuchende Arzt bei Diphtherie meist schon aufgrund der vorhandenen Symptome stellen. Zur Bestätigung dient ein Abstrich der Schleimhautbeläge, zum Beispiel im Rachen oder aus der Nase. Im Labor versucht man dann, in diesen Proben den Diphtherie-Erreger nachzuweisen und so die Diagnose zu sichern. Da dieser Nachweis einige Tage dauern kann, beginnt der Arzt aber meist schon auf Verdacht mit der Therapie.

Therapie

Schon bei bloßem Verdacht auf Diphtherie sollte der behandelnde Arzt eine geeignete Therapie einleiten. Dabei stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Diphtherie-Antitoxin, ein Gegengift, gibt der Arzt bereits bei Verdacht, da es nur das Erregertoxin unschädlich machen kann, das noch nicht an Zellen anhaftet. Hat sich das Toxin bereits an Zellen festgesetzt, ist es für das Antitoxin nicht mehr erreichbar.
  • Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin töten den Erreger ab und helfen dadurch, die Toxinbildung zu verringern.
  • Ist die Schleimhaut der Luftröhre stark entzündlich angeschwollen, kann das die Atmung deutlich behindern. Bei Diphtherie-Patienten mit Atembehinderung ist deshalb oft eine frühzeitige maschinelle Beatmung wichtig. Dafür versetzt man die Betroffenen in ein künstliches Koma – die Beatmung erfolgt über einen Schlauch, der über einen Luftröhrenschnitt zur Lunge vorgeschoben wird.
  • Engmaschige Überwachung, um Komplikationen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können
  • Isolierung des Erkrankten

Verlauf

Komplikationen

Breiten sich flächige Beläge (sog. Pseudomembranen) an Mandeln, Gaumen, Zäpfchen oder Nasenschleimhaut rasch aus, signalisiert dies einen schweren Diphtherie-Verlauf mit Komplikationen. Die Betroffenen klagen über ein deutliches Krankheitsgefühl und Symptome wie:

In einigen Fällen können Komplikationen hinzukommen:

Prognose

Ein rascher Therapiebeginn ist bei Diphtherie entscheidend für die Prognose. Treten Komplikationen auf, erschwert das die Behandlung und verlängert den Genesungsprozess.

Tödliche Verläufe der Diphtherie werden immer seltener. Bei der letzten großen Epidemie im Jahr 1994 in Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verstarben weniger als fünf Prozent der Erkrankten.

Vorbeugen

Diphtherie können Sie mit einer Schutzimpfung vorbeugen. Diese Impfung mit einem sogenannten Toxoid-Impfstoff schützt zwar vor dem Gift (Toxin) der Diphterie-Bakterien, jedoch nicht vor der Infektion selbst. Geimpfte Personen können also weiterhin Träger und Überträger des Erregers sein.

Die Immunisierung gegen Diphtherie erfolgt nach diesem Impf-Schema:

  • 1. - 3. Diphtherie-Impfung: Die ersten drei Impfungen sollten im Alter von 2, 3 und 4 Monaten erfolgen.
  • 4. Diphtherie-Impfung: Zur vollständigen Grundimmunisierung wird im Alter von 11 bis 14 Monaten eine weitere Impfung notwendig.
  • 1. Auffrischung im Alter von 5 bis 6 Jahren.
  • 2. Auffrischung im Alter von 9 bis 17 Jahren.
  • Weitere Auffrischimpfungen routinemäßig alle zehn Jahre – in der Regel mit dem Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus und Diphtherie (Td)


Eine Diphtherie-Impfung empfehlen Ärzte allen Personen ohne ausreichenden Impfschutz, etwa wenn die Person noch nie oder nicht vollständig gemäß Impf-Schema geimpft wurde oder wenn die Auffrischung der Diphterie-Impfung bereits mehr als zehn Jahre zurückliegt. Auch Risikogruppen, beispielsweise medizinisches Fachpersonal oder Reisende in Regionen mit erhöhtem Diphterie-Risiko, sollten auf eine regelmäßige Auffrischung achten.

Um bei einer bereits ausgebrochenen Diphtherie weitere Personen vor einer Ansteckung zu schützen, sollten Erkrankte stationär behandelt, in der Klinik isoliert und nur von Personal mit vorhandenem Impfschutz betreut werden.

Wann immer eine Auffrischimpfung gegen Diphtherie ansteht, sollte dies Anlass sein, über eine kombinierte Auffrischung nachzudenken (einmalige Kombinationsimpfung für über 18-Jährige gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten).