Gelbfieber-Lebendimpfstoff

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2011

Allgemeines

Der Wirkstoff wird zur sogenannten aktiven Immunisierung gegen Gelbfieber benutzt. Diesen Schutz brauchen Personen, die in Gebiete mit Gelbfieber-Vorkommen reisen, diese durchqueren oder dort leben oder in Länder reisen, die bei Einreise in das Land ein internationales Impfzertifikat verlangen (möglicherweise unabhängig davon, welche Länder vorher bereist wurden).

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Abwehrzellen gegen Gelbfieber-Virus bilden
  • Antikörper gegen Gelbfieber-Virus bilden
  • eine milde Gelbfieber-Infektion auslösen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Gelbfieber-Lebendimpfstoff im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Gelbfieber-Lebendimpfstoff nicht verwendet werden?

Der Impfstoff darf nicht verabreicht werden bei
  • Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Eier und Hühnereiweiße, weil der Impfstoff aus diesen gewonnen wird
  • schwerwiegenden Überempfindlichkeitsreaktionen nach einer früheren Gabe eines Gelbfieber-Impfstoffs
  • Schwäche der körpereigenen Abwehr, sei sie ererbt, durch Krankheit erworben oder durch Medikamente verursacht wie beispielsweise durch Glukokortikoide (zum Einnehmen und hochdosierte Formen derselben zum Auftragen auf die Haut oder Inhalieren), durch Behandlung mit Zytostatika oder Bestrahlung
  • Funktionsstörungen der Thymusdrüse in der Vorgeschichte (Geschwulste des Thymus oder Thymus-Entfernung)
  • HIV-Infektion mit bestimmten Beschwerden (AIDS)
  • HIV-Infektion ohne Beschwerden, aber mit nachgewiesener verminderter Immunfunktion
  • akute, schwere, fieberhafte Erkrankungen.
Besondere ärztliche Vorsicht ist geboten bei Personen über 60 Jahren. Diese scheinen ein besonderes Risiko für eine Nervenschädigung durch die Impfung zu haben. Die Anzeichen können sein: Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Kopfschmerz und Blutdruckabfall. Folgendende Krankheitsbilder können sich daraus weiterentwickeln: Übersäuerung des Körpers (metabolische Azidose) Auflösung von Muskel- und Lebergewebe, Veränderungen des Blutbildes, Nierenversagen und Atemstillstand. Daher sollte der Impfstoff nur Personen verabreicht werden, für die ein beträchtliches Risiko besteht, an Gelbfieber zu erkranken.

Die Impfung kann bei Personen mit gestörter Blutgerinnung bei Gabe in den Muskel zu schweren Blutergüssen führen. Daher sollte sie bei Blutern, Mangel an Blutplättchen oder gleichzeitiger Behandlung mit Antikoagulanzien ausschließlich unter die Haut gegeben werden.




Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es wurden keine Tierexperimente zur Auswirkung in der Schwangerschaft durchgeführt. Daher ist das mögliche Risiko für den Menschen unbekannt und es sollte die Impfung von Schwangeren nur bei eindeutiger Notwendigkeit und nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden.

Es besteht ein mögliches Übertragungsrisiko des Impfvirus-Stammes von stillenden Müttern auf die Säuglinge. Daher darf die Impfung nur bei unbedingter Notwendigkeit erfolgen, beispielsweise um einen Gelbfieber-Ausbruch zu verhindern und nach sorgfältiger Riskoanalyse durch den Arzt.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Impfstoff sollte Kindern im Allgemeinen nicht vor Vollendung des neunten Lebensmonats gegeben werden. Die Impfung von Kindern vor dem vollendeten sechsten Lebensmonat ist verboten. Dies gilt auch für Kinder HIV-infizierter Mütter. Sind die Kinder selbst HIV-infiziert und haben sie mindestens den sechsten Lebensmonat vollendet, sollten sie bei der Notwendigkeit eines Schutzes gegen Gelbfieber zur Abklärung der Impffähigkeit von spezialisierten Kinderärzten untersucht werden.

Kinder zwischen dem vollendeten sechsten und dem vollendeten neunten Lebensmonat sollten nur unter besonderen Umständen (beispielsweise während eines größeren Gelbfieberausbruchs) und entsprechend den gültigen offiziellen Empfehlungen geimpft werden.

Welche Nebenwirkungen kann Gelbfieber-Lebendimpfstoff haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Gelbfieber-Lebendimpfstoff. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Reaktion am Impfort (einschließlich Schmerz, Rötung, Bluterguss, Verhärtung, Schwellung).

Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Lymphdrüsenschwellung, allergischer Schock, Gesichtsschwellung (Angioödem), Erkrankungen des Nervensystems (erkennbar an hohem Fieber mit Kopfschmerzen; Folgen sind: Verwirrung, Antriebslosigkeit, Gehirnentzündung, Gehirnfunktionsstörung, Gehirnhautentzündung, Krämpfe, Guillain-Barré-Syndrom, Funktionsausfall bestimmter Nervengruppen, Ausschlag, Nesselsucht, Mehrorganversagen mit Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerz, Kopfschmerz oder Blutdruckabfall; Folgen sind: Körperübersäuerung (metabolische Azidose), Auflösung von Muskel- und Leberzellen, Mangel an Lymphozyten und Blutplättchen, Nierenversagen und Atemstillstand.

Besonderheiten:
Eine angeborene oder erworbene Immunschwäche kann ein Risikofaktor für Nervenerkrankungen nach der Impfung sein, eine Thymuserkrankung in der Vorgeschichte begünstigt ein Mehrorganversagen. Ein Lebensalter über 60 Jahre kann beide Komplikationen begünstigen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Gelbfieber-Lebendimpfstoff?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Soll der Impfstoff gleichzeitig mit einem oder mehreren injizierbaren Impfstoffen verabreicht werden, so sollte jeder Impfstoff an einer anderen Körperstelle angewandt werden (vorzugsweise dem anderen Arm oder der anderen Pobacke).

Der Impfstoff kann gleichzeitig mit Masern-Impfstoff verabreicht werden, wenn dies den offiziellen Empfehlungen entspricht. Gleiches gilt für die gemeinsame Anwendung mit Impfstoffen gegen Typhus oder von inaktiviertem Hepatitis-A-Virus.

Weil die Impfreaktion zur Krankheit werden kann, darf der Impfstoff nicht an Personen gegeben werden, die mit Immunsuppressiva behandelt werden (wie beispielsweise mit Zytostatika, Glukokortikoiden zum Einnehmen oder solchen zur Anwendung auf der Haut oder zur Inhalation, wenn sie höher als normal dosiert sind).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament ist nicht für die Impfung von Kindern geeignet, die jünger als ein halbes Jahr sind.
  • Der Impfstoff darf nicht in die Blutbahn gelangen und sollte vorzugsweise unter die Haut oder in den Muskel gespritzt werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Gelbfieber-Lebendimpfstoff?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Gelbfieber-Lebendimpfstoff enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Fertigspritzen

So wirkt Gelbfieber-Lebendimpfstoff

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Gelbfieber-Lebendimpfstoff. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Impfstoffe, zu welcher der Wirkstoff Gelbfieber-Lebendimpfstoff gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Gelbfieber-Lebendimpfstoff

Der Wirkstoff wird zur sogenannten aktiven Immunisierung gegen Gelbfieber benutzt. Diesen Schutz brauchen Personen, die in Gebiete mit Gelbfieber-Vorkommen reisen, diese durchqueren oder dort leben oder in Länder reisen, die bei Einreise in das Land ein internationales Impfzertifikat verlangen (möglicherweise unabhängig davon, welche Länder vorher bereist wurden).

Aber auch Personen, die mit möglicherweise infektiösem Material arbeiten (beispielsweise Laborpersonal) benötigen eine solche Impfung.

Zur Einhaltung geltender Impfvorschriften und zur offiziellen Anerkennung müssen Gelbfieber-Impfstoffe von einer von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) anerkannten Gelbfieber-Impfstelle verabreicht und die Impfung muss in einen internationalen Impfausweis eingetragen werden. Das Impfzertifikat ist ab dem zehnten Tag nach der Impfung für zehn Jahre gültig und nach einer Wiederimpfung sofort.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Gelbfieber-Lebendimpfstoff sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Gelbfieber-Lebendimpfstoff

    Gelbfieber-Lebendimpfstoff gehört zur Wirkstoffgruppe der Impfstoffe. Der Wirkstoff enthält lebende, aber abgeschwächte Gelbfieber-Viren. Wie bei anderen Lebendimpfstoffen mit solchen abgeschwächten Viren entwickeln gesunde geimpfte Personen eine milde Infektion. In ihrem Verlauf bildet ihre körpereigene Abwehr gezielt bestimmte Immunzellen (B- und T-Zellen) sowie Antikörper gegen das Virus.

    Die Schutzwirkung beginnt etwa zehn Tage nach der Verabreichung des Impfstoffs. Auch wenn internationale Gesundheitsvorschriften zur Aufrechterhaltung eines gültigen Impfzertifikats eine Wiederimpfung im Abstand von zehn Jahren fordern, besteht wahrscheinlich auch nach Ablauf dieser Frist noch ein gewisser Schutz.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.