Eine Frau lässt ihre Krampfadern von einer Ärztin begutachten.
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Krampfadern (Varizen)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 17.12.2020

Krampfadern sind bläulich durch die Haut scheinende, stellenweise knotenförmig erweiterte Venen. Warum entstehen sie und was hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Krampfadern (Varizen)

In der Regel entstehen Krampfadern (Varizen) durch schwache oder defekte Venenklappen. Arterien transportieren das sauerstoffreiche Blut vom Herzen in die restlichen Körperbereiche. Das verbrauchte, sauerstoffarme Blut gelangt über die Venen wieder zurück zum Herzen und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Während das Blut durch die Arterien jedoch mit hohem Druck gepumpt wird, fließt es in den Venen mit einem vergleichsweise niedrigen Druck. Beim Rückfluss durch die Beine müssen die Venen zudem gegen die Schwerkraft arbeiten.

Um der Schwerkraft zu entkommen, hat der Köper zwei wichtige Hilfsmittel parat: die Muskelpumpe in den Beinen und die Venenklappen. Die Muskelpumpe ist aktiv, solange man die Beine bewegt. Das An- und Entspannen der Wadenmuskeln pumpt das venöse Blut zurück zum Herzen.

Die Venenklappen verhindern, dass Blut in den Beinen versackt. Sie öffnen sich, wenn das Blut in Richtung Herz fließt, und schließen sich wie eine Art Rückschlagventil, sobald es zurückfließt.

Funktionieren die Venenklappen nicht richtig, fließt Blut zurück und der Druck in den Venen steigt. Das kann dazu führen, dass die Venenwände überdehnen und/oder sich verdrehen, also Krampfadern entstehen. Bilden sich viele Krampfadern, bezeichnet man das als Krampfaderleiden, Venenleiden oder Varikose.

Die Überdehnung der Venen führt langfristig zu einem Dominoeffekt. Weitere Klappen werden geschwächt und undicht. Mehr Blut fließt zurück und der Druck in den Venen steigt weiter an.

Der erhöhte Druck presst Flüssigkeit aus den Venen ins umliegende Gewebe, sodass Ödeme entstehen. Betroffene haben geschwollene Füße und später auch geschwollene Unterschenkel.

Risikofaktoren für Krampfadern

Verschiedene Risikofaktoren begünstigen Krampfadern, so zum Beispiel:

  • Bewegungsmangel
  • langes Stehen oder Sitzen, z. B. im Beruf
  • enganliegende Kleidung, wie z. B. an den Beinen zu enge Hosen, einschnürender Sockenbund
  • hohes Alter
  • starkes Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • erbliche Neigung

Formen von Krampfadern

Krampfadern (Varizen) bilden sich überwiegend an den Beinen. Je nachdem, welche Beinvenen krankhaft erweitert sind, unterscheidet man bei Krampfadern verschiedene Formen. Die drei wichtigsten sind:

  • Stammvarizen
  • Seitenastvarizen
  • Besenreiser und retikuläre Varizen

Stammvarizen

Stammvarizen sind die häufigste Form von Krampfadern. Sie liegen an der Oberfläche der Beine und bilden sich an der Innenseite der Oberschenkel beziehungsweise Unterschenkel.

In den Beinen verlaufen zwei Hauptvenen (sog. Stammvenen): die große Rosenvene (Vena saphena magna) und die kleine Rosenvene (Vena saphena parva). Sind beide Stammvenen zu Krampfadern erweitert, bezeichnet man das als Stammvarikose. Bei einem Venenleiden (Varikose) kann aber auch nur eine Vene betroffen sein.

Stammvarizen entstehen meist, wenn jene Venenklappen, die die oberflächlichen Venen mit den tieferliegenden Venen verbinden, nicht richtig funktionieren. Diese liegen im Bereich der Leistenbeuge und der Kniekehle.

Seitenastvarizen

Seitenastvarizen entwickeln sich aus kleineren Venen, die von den Stammvenen astförmig abgehen (sog. Seitenäste). Erweitern sich diese Seitenäste krankhaft, spricht man von einer Seitenastvarikose.

Seitenastvarizen liegen ebenfalls an der Innenseite der Oberschenkel und Unterschenkel. In vielen Fällen treten Seitenastvarizen und Stammvarizen zusammen auf.

Besenreiser und retikuläre Varizen

Besenreiser und retikuläre Varizen sind weniger stark ausgeprägte Krampfadern. Sie bilden sich aus kleinen Venen in der Haut, die einen Durchmesser von weniger als einen Millimeter haben.

Retikuläre Varizen sind netzförmig angeordnet, während Besenreiser häufig verästelt und blau-rötlich sind. Besenreiser und retikuläre Varizen bilden sich vor allem an der Außenseite der Ober- und Unterschenkel sowie an der Innenseite des Knies.

Krampfadern: Symptome

Das Aussehen von Krampfadern (Varizen) kann variieren. In manchen Fällen sind die bläulichen Venen unter Haut knotig-schlängelnd und stark verdickt. Bei sehr schwach ausgeprägten Formen von Krampfadern wie Besenreisern sieht man hingegen nur kleine bläulich-rötliche Verästelungen.

Besenreiser entwickeln sich häufig bereits in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Sie können ein erstes Anzeichen für sich entwickelnde Krampfadern sein.

Anfangs treten bei Krampfadern oft keine Beschwerden auf. Später können sich jedoch Symptome in Form von schweren Beinen bemerkbar machen. Dieses Schweregefühl spüren Betroffene sowohl im Stehen als auch im Sitzen in den Beinen. Im Tagesverlauf schwellen die Beine möglicherweise an, vor allem im Knöchelbereich.

Daneben können Krampfadern mit folgenden Symptomen einhergehen:

Unter bestimmten Umständen können die Symptome bei Krampfadern zunehmen, so zum Beispiel

  • durch langes Stehen oder Sitzen
  • im Tagesverlauf bzw. zum Abend hin
  • bei Hitze
  • vor der Regelblutung

Krampfadern: Diagnose

Krampfadern (Varizen) erkennt der Arzt in der Regel bereits anhand des typischen Aussehens. Weitere Untersuchungen helfen dabei, mögliche Probleme beim Blutfluss oder bei den Venenklappen zu erkennen.

Bildgebende Verfahren

Duplex-Sonographie

Bei Krampfadern kommt standardmäßig eine Kombination aus Ultraschall- und Doppler-Untersuchung zum Einsatz (sog. Duplex-Sonographie). Mithilfe der Duplex-Untersuchung lassen sich krankhafte Venen farblich darstellen und die Fließgeschwindigkeit des Bluts in den Venen bestimmen.

Phlebographie

Bei einer Phlebographie, einer speziellen Form der Röntgenuntersuchung der Beinvenen, bekommt man ein jodhaltiges Kontrastmittel in die Vene gespritzt. Auf diese Weise können die Venen und eventuelle krankhafte Veränderungen sichtbar gemacht werden.

Weitere Verfahren

Verfahren wie der Trendelenburg-Test, Pratt-Test und Perthes-Test kommen heutzutage nur noch selten zum Einsatz. Bildgebende Verfahren haben sie weitestgehend ersetzt.

Trendelenburg-Test

Mit dem Trendelenburg-Test kann der Arzt die Funktion bestimmter Venenklappen überprüfen. Während des Test liegt man mit unbekleideten Beinen auf dem Rücken und streckt das zu untersuchende Bein senkrecht nach oben. Der Arzt streicht das Blut aus und legt anschließend einen schmalen Druckverband um den Oberschenkel. Danach steht man auf.

Der Arzt beobachtet nun, wie schnell sich die oberflächlichen Venen mit Blut füllen. Anhand der Beobachtungen kann er ableiten, ob die Funktion der Venenklappen in den oberflächlichen Venen oder den Verbindungsvenen gestört ist. Verbindungsvenen (sog. Perforansvenen) sind eine Art Brücke zwischen den oberflächlichen und den tieferliegenden Venen.

Pratt-Test

Der Pratt-Test eignet sich, um herauszufinden, ob die Funktion der Venenklappen in den Verbindungsvenen gestört ist. Auch bei diesem Test liegt man zunächst auf dem Rücken und hält das betroffene Bein hoch, damit das Blut in den Venen abfließen kann. Der Arzt streicht das Blut aus und legt anschließend einen dehnbaren Verband vom Fuß bis zur Leiste an.

Nach kurzer Zeit steht man auf. Der Arzt wickelt nun den Verband von der Leiste an ab. Gleichzeitig legt er eine zweite Bandage von der Leiste beginnend an, sodass zwischen den beiden Binden ständig ein Streifen Haut von 5 bis 10 Zentimetern Breite frei bleibt. Er beobachtet die Venenfüllung an der jeweils freien Stelle.

Perthes-Test

Der Perthes-Test kann zeigen, ob eine Störung des Blutabflusses im tiefen Venensystem besteht. Für den Test wird ein schmaler Verband um den Oberschenkel gewickelt. Während man umhergeht, beobachtet der Arzt die Füllung der oberflächlichen Venen.

Krampfadern: Behandlung

In der Regel sind Krampfadern (Varizen) ungefährlich und oft eher ein kosmetisches Problem. Sie lassen sich auf unterschiedliche Weise behandeln. Häufig genügen bereits allgemeinen Maßnahmen wie Bewegung oder Beine hochlegen, um Beschwerden wie schwere oder geschwollene Beine zu lindern. Auch Maßnahmen wie Venenmittel oder Kompressionsstrümpfe können helfen.

Führen Krampfadern zu starken Beschwerden oder fühlen sich Betroffene durch das Aussehen der veränderten Venen stark belastet, kann man diese entfernen lassen. Dazu gibt es verschiedene Methoden:

Mehr zum Thema:Krampfadern entfernen

Venenmittel

Venenmittel helfen gegen geschwollene und schwere Beine bei Krampfadern, indem sie die Durchblutung steigern und die Gefäßwände weniger durchlässig machen. Venenmittel zum Einnehmen enthalten zum Beispiel Wirkstoffe wie:

Betroffene sollten diese Medikamente dabei möglichst über einen längeren Zeitraum (mindestens mehrere Monate) einnehmen. Wird die Behandlung zu früh beendet, können die Krampfader-Beschwerden rasch zurückkehren.

In der Apotheke erhält man zudem spezielle Venensalben in unterschiedlichen Ausführungen. Diese Venenmittel enthalten meist Wirkstoffe wie Aescin, Tannin oder Heparin. Auch ätherische Öle, zum Beispiel aus Rosmarin, Latschenkiefer, Salbei oder Arnikablüten, sind in Kombinationspräparaten zur Behandlung von Krampfadern erhältlich.

Venenmittel lindern jedoch nur die Beschwerden. Zusätzlich ist daher oft eine Behandlung ratsam, die darauf abzielt, den venösen Blutfluss aus den erweiterten oberflächlichen Blutgefäßen in die tiefen Gefäße umzuleiten. Das gelingt, indem man Krampfadern entfernen lässt oder zum Beispiel mit Kompressionsstrümpfen Druck auf das Bein ausübt.

Kompressionstherapie

Lokaler Druck auf das venöse Gefäßsystem der Beine kann zur Behandlung von Krampfadern beitragen. Hierbei drückt man die Beine (und dadurch die oberflächlichen Venen) mit einem Kompressionsverband oder Kompressionstrumpf zusammen, damit das Blut durch die tiefen Venen schneller abfließen kann.

Mit der Kompressionstherapie lassen sich Krampfadern allerdings nicht entfernen. Sie kommt meist bei ausgeprägten Krampfadern als Basistherapie zum Einsatz, wenn andere Verfahren wie eine Verödung oder Operation aus medizinischen Gründen nicht möglich sind.

Bei ausgeprägten Krampfadern oder starken Ödemen kommen zur Behandlung individuell nach Maß angefertigte Kompressionsstrümpfe (sog. Stützstrümpfe) zum Einsatz. Der Druck, den die enganliegenden Kompressionsstrümpfe auf das Bein ausüben, verringert die Weite der Blutgefäße und beschleunigt den Blutabfluss in den Venen.

Die Strümpfe verstärken die Pumpwirkung der Waden- und Fußmuskeln und massieren gleichzeitig das Gewebe. Daneben haben Kompressionsstrümpfe auch einen schmerzlindernden Effekt. Durch den Druck entstehen gegenläufige Zugbewegungen an den Innenflächen der Venen, die bewirken, dass entzündungshemmende Stoffe freigesetzt werden.

Wer bereits Kompressionsstrümpfe wegen Krampfadern hat, sollte diese am besten auch auf Spaziergängen oder beim Sport tragen.

Was man selbst tun kann

Bei Krampfadern gibt es einiges, was man selbst tun kann, um die Beschwerden zu lindern.

Wichtig ist vor allem ausreichend Bewegung, denn das unterstützt den Blutabfluss in den Venen. Einfaches Spazierengehen eignet sich hierfür ebenso gut wie Joggen, Radfahren und Schwimmen, da diese Bewegungsformen die Muskelpumpe in den Beinen aktivieren. Durch den Wechsel von An- und Entspannung pumpen die Wadenmuskeln venöses Blut zurück zum Herzen.

Regelmäßiges Hochlagern der Beine entstaut die Venen und sorgt für einen guten Blutabfluss.

Kalte Wassergüsse steigern die Durchblutung und entstauen die Venen. Bei leichten Krampfadern sind vor allem kalte Knie- oder Schenkelgüsse zu empfehlen. Das lässt sich zum Beispiel beim morgendlichen Duschen gut als Abschluss einbauen und regt sowohl die Durchblutung im Bein als auch den Kreislauf an.

Auf einengende Kleidung wie enganliegende Hosen und einschnürende Sockenbündchen sollte man möglichst verzichten.

Krampfadern: Verlauf

Im Laufe des Lebens bilden sich bei etwa 2 von 10 Erwachsenen Krampfadern (Varizen) aus, meist an den Beinen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. In der Regel sind Krampfadern harmlos und nehmen meist einen guten Verlauf. Wer frühzeitig etwas gegen die ersten bläulich-schlängelnden Adern unternimmt, kann ein späteres Krampfaderleiden (Varikose) oft vermeiden.

Unbehandelt neigen Krampfadern dazu, langsam aber stetig fortzuschreiten. Ab einem gewissen Stadium gehen dann auch Beschwerden damit einher, wie etwa schwere Beine, Juckreiz oder Hautveränderungen. Aber selbst dann ist die Prognose normalerweise noch gut.

Mögliche Komplikationen

Ohne Behandlung können bei Krampfadern in fortgeschrittenen Stadien möglicherweise Komplikationen auftreten.

Blutungen

Fortgeschrittene Krampfadern neigen dazu, sich stark auszudehnen. Aufgrund der dünnen Gefäßwand besteht das Risiko, dass sie platzen und es zu stärkeren Blutungen kommt.

Blutgerinnsel

Das Blut in den Krampfadern fließt langsam. Im Lauf der Zeit können sich Blutgerinnsel bilden. Verstopfen diese die Venen, kann es zu einer Thrombose kommen.

Hautverfärbung, Juckreiz, Ödeme

Der Blutrückstau erhöht den Druck in den Krampfadern. Das kann die Haut an den Unterschenkeln schädigen. Mögliche Folgen sind dunkle Verfärbungen der Haut, Entzündungen und entzündungsartige Hautveränderungen mit starkem Juckreiz. Außerdem kann sich Gewebswasser in den Beinen ansammeln und die Beine anschwellen lassen (Ödeme).

Geschwüre

Verläuft das Venenleiden (Varikose) schwer, wird das Gewebe in den Beinen möglicherweise nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, da sich das Blut in den Krampfadern staut. In Verbindung mit dem hohen Druck führt das in seltenen Fällen dazu, dass Gewebe abstirbt und Beingeschwüre entstehen (sog. offenes Bein, Ulcera cruris).

Venenentzündung, Lungenembolie

Krampfadern können in den Venen zu Entzündungen führen (sog. Varikophlebitis). Breitet sich eine Venenentzündung in tiefer gelegenen Venen aus, können Blutgerinnsel die tiefen Venen verschließen (sog. tiefe Beinvenenthrombose). Reißt der Blutstrom die Gerinnsel mit, können sie in die Lunge gelangen und dort kleinere und größere Blutgefäße verstopfen (sog. Lungenembolie).

Verhärtung von Venenwand und Venenklappen

Bei Krampfadern der tieferliegenden Venen kann das größere Blutvolumen die Venenwände dauerhaft belasten. Im weiteren Verlauf verhärtet sich die Venenwand (sog. Phlebosklerose). Als Folge verlieren die Venen die Fähigkeit, kleinere Blutgerinnsel aufzulösen, und das Risiko für eine Thrombose in den tieferen Beinvenen steigt.

Auch die Venenklappen können verhärten: Sie vernarben, verkleinern sich und verlieren ihre Funktionsfähigkeit. Ödeme und Beingeschwüre können sich entwickeln.

Krampfadern: Vorbeugen

Wer auf seine Venen achtet, kann Krampfadern vorbeugen beziehungsweise hinauszögern, dass sich diese entwickeln – unter anderem mit Maßnahmen wie Venengymnastik.