Zwei Hände zeigen mit Modellen die Position der Nieren an
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Nierenkrebs

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 25.01.2022

Nierenkrebs führt gerade im Anfangsstadium nur selten zu Beschwerden. Häufig treten bei Nierenkrebs Symptome wie zum Beispiel Fieber, Abgeschlagenheit, Blut im Urin und Blutarmut erst dann auf, wenn der Nierentumor bereits sehr groß ist. Die Heilungschancen und die Lebenserwartung hängen vor allem davon ab, ob der Nierenkrebs bereits Metastasen gebildet hat oder nicht. Nach der operativen Entfernung der erkrankten Niere überlebt ein Großteil der Patienten langfristig und gilt als geheilt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Nierenkrebs: Symptome, Lebenserwartung, Heilungschancen

In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 15.500 Menschen an Nierenkrebs – vor allem ältere Menschen. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen. Die genauen Ursachen für Nierenkrebs sind derzeit noch nicht geklärt. Bekannt sind allerdings Risikofaktoren, die maßgeblich zur Entstehung eines bösartigen Nierentumors beitragen. Dazu zählen unter anderem Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck und Übergewicht. Aber auch der Kontakt mit nierenschädigenden Substanzen wie halogenierten Kohlenwasserstoffen oder Cadmium oder eine chronische Niereninsuffizienz kann Nierenkrebs begünstigen. In seltenen Fällen ist eine genetische Veranlagung dafür verantwortlich, dass Nierenkrebs entsteht.

Nierenkrebs verursacht meist keine typischen Symptome. Wenn der Nierenkrebs Beschwerden macht, sind diese vielfältig und selten direkt einer Erkrankung der Niere zuzuordnen. Es kann unter anderem zu folgenden Beschwerden kommen:

Ein wichtiges Symptom, das unmittelbar von der Niere ausgeht, ist Blut im Urin. Da Symptome erst in einem späteren Stadium dieser Krebserkrankung auftreten, wird Nierenkrebs in vielen Fällen zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchs entdeckt. Manchmal ist der Nierentumor auch direkt im Bereich der Niere tastbar.

Für die Erkennung von Nierenkrebs sind bildgebende Verfahren von Bedeutung. Dazu gehören:

Die Therapie bei Nierenkrebs besteht in der operativen Entfernung des Nierentumors, wobei die betroffene Niere meist vollständig entfernt wird. Hat der Nierentumor bereits in andere Organe gestreut, bieten eine Immuntherapie oder Bestrahlung zusätzliche Möglichkeiten der Behandlung. Je früher Nierenkrebs erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten.

Definition

Der Begriff "Nierenkrebs" fasst alle bösartigen (malignen) Tumoren zusammen, die vom Nierengewebe ausgehen. 9 von 10 aller malignen Nierentumoren sind Nierenzellkarzinome (Hypernephrome). Seltenere Formen sind Nephroblastome (Wilms-Tumoren), Sarkome oder Lymphome der Niere. In den meisten Fällen betrifft Nierenkrebs nur eine der beiden Nieren.

Häufigkeit

Männer erkranken häufiger an Nierenkrebs als Frauen: Im Jahr 2010 erkrankten circa 8.950 Männer und etwa 5.570 Frauen neu an Nierenkrebs. Exakte Zahlen für das Jahr 2014 liegen noch nicht vor, Prognosen gehen aber von mehr Neuerkrankungen aus. Frauen sind bei der Nierenkrebs-Diagnose im Durchschnitt etwa 71, Männer ungefähr 68 Jahre alt.

Ursachen

Wie für die meisten anderen Krebsarten sind auch bei Nierenkrebs die Ursachen bisher nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch ein paar Risikofaktoren, welche begünstigen können, dass ein Nierenzellkarzinom entsteht, zum Beispiel:

  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • Bluthochdruck
  • bestimmte Schmerzmittel (v.a. phenacetinhaltige Schmerzmittel), die zu Nierenschäden führen können
  • chronische Nierenerkrankungen, z.B. Niereninsuffizienz
  • Übergewicht (v.a. bei Frauen)
  • Kontakt mit bestimmten Risikostoffen, z.B.
    • Asbest
    • Cadmium
    • Lösungsmittel zur chemischen Reinigung
    • Treibstoff
    • andere Petroleumprodukte
  • sog. von-Hippel-Lindau-Syndrom, eine Erkrankung, die die Entstehung von Tumoren z.B. an der Netzhaut im Auge, an den Nieren und der Leber begünstigt

Auch genetische Einflüsse stehen in Zusammenhang mit Nierenkrebs. Etwa ein Prozent der Nierenkrebs-Fälle geht auf veränderte Gene zurück. Genetisches Material geht am Chromosom 3 verloren. Möglicherweise befinden sich an dieser Stelle im Erbgut normalerweise sogenannte Tumor-Suppressorgene, welche die Entstehung von Krebs hemmen. Durch die Veränderung am Chromosom 3 können diese "Krebs-Verhinderungsgene" nicht wirken und Tumoren können leichter entstehen.

Symptome

Meist machen sich bei Nierenkrebs erst spät Symptome bemerkbar; Frühzeichen der Erkrankung gibt es nur selten. Nierenkrebs wird deshalb oft zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchs entdeckt, die der Arzt beim Betroffenen aus einem anderen Grund durchgeführt hat.

Häufig treten bei Nierenkrebs die Symptome erst dann auf, wenn der Nierentumor bereits sehr groß ist oder in Lymphknoten beziehungsweise andere Organe gestreut – also Tochtergeschwulste (Metastasen) – gebildet hat. Die meisten Nierenkrebs-Betroffenen haben dann allgemeine Symptome wie:

Ein wichtiges Nierenkrebs-Symptom, das direkt auf eine Erkrankung der Niere hindeutet, ist Blut im Urin. Auch eine allgemeine Blutarmut (Anämie) und Bluthochdruck oder ein niedriger Blutdruck (Hypotonie) können auftreten.

Hat sich der Nierentumor in andere Organe ausgebreitet, sind auch folgende Symptome möglich:

  • Knochenschmerzen (Metastasen im Skelett)
  • Husten (Tochtergeschwulste in der Lunge)
  • neurologische Symptome (bei Befall des Gehirns)

Diagnose

Die bildgebenden Verfahren spielen bei der Nierenkrebs-Diagnose eine entscheidende Rolle, da die körperliche Untersuchung und auch die Blutuntersuchung und Urinanalysen keine eindeutigen Befunde liefern.

können dagegen recht zuverlässig einen Nierentumor von anderen Nierenerkrankungen wie Nierensteinen oder einer Zyste unterscheiden. Auch eine Röntgenuntersuchung der Niere mit Kontrastmittel (Urographie) kann Hinweise auf Nierenkrebs liefern.

Um festzustellen, ob der Nierenkrebs in andere Organe gestreut hat, schließen sich weitere Verfahren an, beispielsweise eine spezielle Untersuchung der Knochen mit radioaktiv markierten Substanzen (Knochenszintigraphie), eine Röntgenuntersuchung der Lunge und eine Ultraschalluntersuchung der Leber.

Therapie

Das wichtigste Verfahren zur Behandlung von Nierenkrebs ist die Operation. In den meisten Fällen entfernt der Chirurg dabei die betroffene Niere vollständig, um sicherzustellen, dass kein Tumorgewebe im Körper zurückbleibt. Die zweite, meist gesunde Niere kann die Funktion der fehlenden Niere vollständig ersetzen.

Hat sich der Nierentumor bereits in andere Organe ausgebreitet, kann im Anschluss an die Operation eine Strahlentherapie sinnvoll sein. Mit ihrer Hilfe werden zum Beispiel abgesiedelte Krebszellen (Metastasen) zerstört und am weiteren Wachstum gehindert. Darüber hinaus kann die Bestrahlung typische Symptome wie zum Beispiel Knochenschmerzen lindern.

Weitere Verfahren, die bei der Behandlung von Nierenkrebs zum Einsatz kommen, sind die sogenannten zielgerichteten Krebsmedikamente. Das sind Medikamente, die gezielt in den Stoffwechsel von bestimmten Krebszellen eingreifen und deren Wachstum hemmen. Auf diese Weise sollen gesunde Zellen weitgehend geschont werden. Für Nierenkrebs sind unter anderem die Wirkstoffe Bevacizumab, Everolimus, Sorafenib, Sunitinib, Pazopanib, Axitinib und Temsirolimus zugelassen, die teilweise als orale Chemotherapie verabreicht werden können. Da die zielgerichteten Krebsmedikamente jedoch auch auf gesundes Gewebe wirken, können im Rahmen dieser Nierenkrebs-Therapie unerwünschte Nebenwirkungen wie Hautirritationen, Durchfall (Diarrhö) und Übelkeit auftreten.

Auch eine zusätzliche Immuntherapie mit sogenannten Zytokinen (Interleukin-2, Interferon-Alpha, 5-Fluorouracil) ist möglich. Hierdurch soll das Immunsystem angeregt werden, seine Abwehr gegen das im Körper verbliebene Tumorgewebe zu richten. Die Wirkung der Immuntherapie bei Nierenkrebs ist derzeit allerdings noch umstritten, weshalb immer wieder neue Studien zur ihrer Erprobung durchgeführt werden.

Die meisten bei einer Chemotherapie eingesetzten Medikamente (Zytostatika) können die bösartig entarteten Nierenzellen nicht angreifen. Eine klassische, zytostatikabasierte Chemotherapie ist bei Nierenkrebs daher in der Regel nicht wirksam.

Verlauf

Komplikationen

Im Verlauf der Erkrankung kann es bei Nierenkrebs zu Komplikationen kommen. Bösartige Nierentumoren neigen dazu, sich über die Lymph- und Blutgefäße im Körper auszubreiten und Tochtergeschwulste (Metastasen) vor allem in Lymphknoten, der Lunge und den Knochen, seltener in der Leber und im Gehirn, zu bilden. In der Folge können bei Nierenkrebs lebensbedrohliche Komplikationen entstehen, etwa durch Gerinnsel (Embolien) verstopfte Blutgefäße oder eine Lungenentzündung. Daher ist eine frühzeitige Behandlung von Nierenkrebs sehr wichtig. Nach einer Operation ist es möglich, dass sich die Nierenfunktion nach und nach vermindert (postoperative Niereninsuffizienz).

Prognose

Entscheidend für den weiteren Verlauf der Krankheit ist, wann der Nierenkrebs erkannt wird. In einem frühen Erkrankungsstadium sind die Heilungsraten recht günstig. Besonders dann, wenn der Arzt den Nierentumor in einem frühen Stadium entdeckt, in dem der Tumor kleiner als sieben Zentimeter ist und weder in die Lymphknoten noch in weiter entfernte Organe gestreut hat. Ein Großteil der Patienten überlebt nach der operativen Entfernung langfristig und gilt als geheilt. Die Patienten haben auch eine intakte Urinausscheidung, denn die verbliebene gesunde Niere übernimmt diese Funktion in der Regel vollständig.

Durch den inzwischen weit verbreiteten Einsatz von Ultraschall ist es heute möglich, viele der Tumoren zu erkennen, bevor sie in andere Organe streuen. Und das heißt: Man kann sie rechtzeitig behandeln.

Rehabilitation

Im Anschluss an die Behandlung von Nierenkrebs sind keine speziellen Rehabilitationsmaßnahmen nötig. Die meisten Patienten können vier bis sechs Wochen nach der Operation ihre berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Falls im Einzelfall dennoch weitere Hilfe nötig ist, leisten der Sozialdienst des Krankenhauses oder die Krankenkasse Unterstützung.

Nachsorge

Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen werden bei Nierenkrebs nach der operativen Entfernung des Nierentumors über einen Zeitraum von zehn Jahren durchgeführt. Sie erfolgen in den ersten beiden Jahren nach Therapie alle drei Monate, im dritten und vierten Jahr alle sechs Monate und danach einmal jährlich. Neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung und einer Blutentnahme sind eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs sowie regelmäßige Röntgenuntersuchungen der Lunge notwendig. Wenn Beschwerden auftreten, empfiehlt es sich, auch zwischen den festgesetzten Nachsorgeterminen einen Arzt aufzusuchen.

Vorbeugen

Nierenkrebs können Sie nicht gezielt vorbeugen. Allerdings sollten Sie bestimmte Risikofaktoren wie fettreiche Ernährung, Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum meiden. Die Einnahme von Schmerzmitteln ist häufig notwendig und angebracht – um eine unkontrollierte Verwendung dieser Medikamente und damit ein erhöhtes Risiko für Nierenkrebs zu vermeiden, empfiehlt es sich, bei wiederkehrenden Schmerzen (z.B. Migräneanfälle) einen Arzt aufzusuchen. Er kann Sie gezielt beraten.

Treten Beschwerden wie unklare Rückenschmerzen oder Blut im Urin auf, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, damit dieser die Ursache feststellt. Allgemeine Reihenuntersuchungen (Screening), bei denen zur Früherkennung von Krebs ein Ultraschall der Niere durchgeführt wird, sind in Deutschland derzeit nicht vorgesehen.