Ärztliches Personal hält Blutprobe in der Hand und bestimmt Hb-Wert.
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Hb-Wert: Wann ist er normal, zu niedrig oder zu hoch?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2023

Hämoglobin (Hb) ist ein wichtiger Bestandteil des Blutes und zuständig für den Sauerstofftransport im Organismus. Ist der Wert zu niedrig oder zu hoch, kann das ein Hinweis für bestimmte Erkrankungen sein. Sehen Sie in der Tabelle, welche Hb-Werte normal sind, und erfahren Sie, was hinter zu niedrigen oder zu hohen Hämoglobin-Werten bei Frauen und Männern stecken kann. 

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Hb-Wert

Durch den Hb-Wert lässt sich der genaue Anteil an Hämoglobin im Blut messen. Zu niedrige oder zu hohe Werte können Hinweise für Krankheiten oder Mangelzustände sein. 

Bei Frauen ab 18 Jahren gilt ein Hämoglobin-Wert unterhalb von 12 Gramm pro Deziliter (g/dl) und bei Männern ab 18 Jahren unterhalb von 13 g/dl als zu niedrig.

Übersteigt der Hb-Wert bei Frauen ab 18 Jahren 16 g/dl und bei Männern ab 18 Jahren 18 g/dl, sprechen Fachleute von erhöhten Werten.

Sinkt der Hb-Wert unterhalb von 6,5 g/dl, besteht akute Lebensgefahr. Es sollte umgehend eine Behandlung eingeleitet werden. In der Regel ist eine Bluttransfusion nötig. 

Was ist Hämoglobin und welche Funktion hat es? 

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff und der wichtigste Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), da es für den Sauerstofftransport zuständig ist. Die Lunge nimmt den Sauerstoff auf und gibt ihn ins Blut ab. Dort bindet sich der Sauerstoff ans Hämoglobin, wodurch sich dieser im Körper verteilen kann. Darüber hinaus bindet Hämoglobin auch Kohlendioxid (CO2) aus dem Gewebe und transportiert es zurück zur Lunge.

Warum wird der Hämoglobin-Wert bestimmt?

Der Hämoglobin-Wert wird beim kleinen und großen Blutbild mitbestimmt. Mithilfe des Hb-Werts können Fachleute feststellen, ob beispielsweise eine Blutarmut (Anämie) besteht oder zu viele Erythrozyten (Polyglobulie) vorliegen. Auch bei einem Verdacht auf diese oder andere Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird der Hämoglobin-Wert herangezogen. 

Um den Hämoglobin-Wert zu bestimmen, wird der zu untersuchenden Person Blut aus der Armvene entnommen. In manchen Fällen kann auch über einen Pik in die Fingerkuppe Blut entnommen und untersucht werden (Kapillarblut). Unter Umständen kann die Messung des Hämoglobin-Werts auch durch eine Stuhlprobe oder Urinuntersuchung erfolgen.

Gut zu wissen: Auch vor der Blutspende wird der Hämoglobin-Wert bestimmt. Nur bei Werten im Normbereich können Menschen Blut spenden.

Hb-Wert: Tabelle mit normalen Werten für Männer und Frauen

Die Konzentration von Hämoglobin im Blut wird entweder als Gramm pro Deziliter (g/dl) oder Gramm pro Liter (g/l) angegeben. Welche Werte normal sind, hängt sowohl vom Alter als auch vom Geschlecht ab. Grundsätzlich haben Kinder niedrigere Hämoglobin-Werte als Erwachsene. 

Die folgende Tabelle zeigt normale Hämoglobin-Werte für 18-jährige Frauen und Männer sowie Normalwerte während der Schwangerschaft und für Kinder:

PersonengruppeReferenzbereich in g/dlReferenzbereich in g/l
Frauen12 - 16120 - 160
Männer13 - 18130 - 180
Schwangere11110
Kinder (7 - 14 Jahre)12120
Kinder (6 Monate - 6 Jahre)11120 

Wichtig: Die Hb-Werte in der Tabelle sind lediglich Referenzwerte. Werte außerhalb der Norm sollten stets ärztlich überprüft und evaluiert werden. Nicht immer stecken ernst zu nehmende Ursachen dahinter. Abweichungen können auch durch verschiedene Messverfahren in Laboren zustande kommen. 

Hämoglobin: Warum kann der Hb-Wert zu niedrig sein?

Unterschreitet der Hb-Wert die für Geschlecht und Alter entsprechende Norm, gilt dieser als zu niedrig. Oft ist auch die Anzahl der roten Blutkörperchen vermindert (niedriger Hämatokrit-Wert). Meist liegt dem niedrigen Hämoglobin-Wert eine Blutarmut zugrunde, die meist Folge eines Eisenmangels ist. Da der Körper deshalb nur ungenügend mit Sauerstoff versorgt wird, kommt es zu Symptomen wie Erschöpfung, Müdigkeit, Leistungsschwäche oder Schwindel.

Darüber hinaus können folgende Umstände und Krankheiten einen niedrigen Hämoglobin-Wert verursachen:

Außerdem kann der Hb-Wert zu niedrig sein, wenn betroffene Menschen zu viel Flüssigkeit aufgenommen haben. Das kann beispielsweise bei zu schnell verabreichten Infusionen der Fall sein, wodurch das Blut “verdünnt“ und so der Hämoglobin-Anteil sinkt.

Hämoglobin-Wert zu niedrig: Was tun?

Abhängig von der zugrunde liegenden Ursache kommen unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen bei einem zu niedrigen Hb-Wert infrage. Beispielsweise werden bei einem Vitaminmangel entsprechende Präparate verschrieben. Bei einem Eisenmangel erhalten Betroffene in der Regel Präparate mit Eisen.

Bei einem stark erniedrigten Hb-Wert kann eine Bluttransfusion erforderlich sein. Dies ist in der Regel ab einem Hb-Wert von 7 g/dl der Fall. Liegt der Wert unterhalb von 6,5 g/dl, besteht Lebensgefahr.

Ursachen für einen zu hohen Hb-Wert

Überschreitet der Hb-Wert die Richtwerte für das jeweilige Geschlecht und Alter, gilt dieser als zu hoch. Ursache hierfür ist meist eine erhöhte Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozytose), was Fachleute als Polyglobulie bezeichnen. Die damit einhergehenden Symptome können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Mitunter sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Sensibilitätsstörungen sowie Atemnot möglich. 

Ursachen für einen zu hohen Hämoglobin-Wert können sein: 

  • starkes Rauchen
  • ausgeprägter Flüssigkeitsmangel (Dehydration)
  • Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma bronchiale
  • Erkrankungen des Herzens, etwa Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Nierenkrankheiten
  • Krebserkrankungen
  • längerer Aufenthalt in großer Höhe, etwa in den Bergen
  • Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Kortisonpräparate oder Diuretika
  • vorangegangene Bluttransfusionen
  • Doping

Was tun, wenn der Hämoglobin-Wert zu hoch ist?

Die genaue Behandlung bei einem zu hohen Hb-Wert hängt von der jeweiligen Ursache ab. Ist starkes Rauchen der Auslöser, sollten Betroffene auf den Nikotinkonsum verzichten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder andere Krankheiten müssen entsprechend behandelt werden. Bei starker Dehydration wird Flüssigkeit in der Regel über Infusionen zugeführt. Auch eine Anpassung der Medikation kann in bestimmten Fällen erforderlich sein.