Eine Frau hält schützend ihre Hand vor sich, da die Sonne scheint
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Porphyrie: Symptome, Ursachen und Therapie

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 24.05.2024 - 09:15 Uhr

Als Porphyrie werden Enzymdefekte bezeichnet, die den Herstellungsprozess des Blutfarbstoffs Häm stören. Je nachdem, welche Form der Porphyrie vorliegt, können verschiedene Beschwerden auftreten, beispielsweise Lichtdermatose. In den meisten Fällen ist die Erkrankung angeboren. Lesen Sie alles über Symptome, Krankheitsverlauf und Behandlung.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Porphyrie

Porphyrie kann je nach Form und Ursache erstmalig schon im Säuglingsalter oder aber erst im mittleren Lebensalter auftreten.

Porphyrie ist gut behandelbar. Eine Heilung ist jedoch nur durch eine Stammzell- oder Lebertransplantation möglich. 

Um Porphyrie zu diagnostizieren, sind Blut-, Urin- und Stuhluntersuchungen notwendig.

Das hängt von der Form der Erkrankung ab. Schwere Verläufe können lebensgefährliche Komplikationen wie Leberversagen und -krebs auslösen.

Porphyrie: Was ist das?

Bei einer Porphyrie ist die sogenannte Hämsynthese gestört, also der Herstellungsprozess von Häm. Das ist der eisenhaltige und sauerstoffbindende Teil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Aufgrund eines Enzymdefekts entstehen dabei in größeren Mengen sogenannte Porphyrine, giftige Zwischenprodukte. Diese lösen Beschwerden aus.

Abhängig davon, welche Form der Porphyrie vorliegt, können die Symptome den gesamten Organismus oder ausschließlich die Haut betreffen.

Häufig erblich bedingt

Oft ist Porphyrie erblich bedingt (hereditär). Bei Betroffenen ist eines von acht Enzymen defekt. Es reicht zumeist aus, wenn die Erbanlage dazu von einem Elternteil an das Kind weitergegeben wird. Porphyrie kann bereits im Säuglingsalter auftreten, aber auch in höherem Lebensalter, etwa aufgrund einer Lebererkrankung.

Es gibt verschiedene Formen der Porphyrie, die nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt werden können:

  • Chronische Porphyrien lösen Lichtdermatosen aus, also Hauterscheinungen nach Kontakt mit UV-Strahlung. Die Symptome treten somit nur an Körperstellen auf, die Sonnenlicht ausgesetzt sind.

  • Akute Porphyrien hingegen haben systemische Beschwerden zur Folge, die den gesamten Organismus betreffen.

Unterschieden wird zudem zwischen erythropoetischen und hepatischen Porphyrien.

Erythropoetische Porphyrien

Erythropoetische Porphyrien betreffen das Knochenmark. Fachleute unterscheiden zwei Formen:

  • erythropoetische Protoporphyrie: Von dieser seltenen Erkrankung ist 1 von 75.000 bis 200.000  Personen betroffen.

  • kongenitale eythropoetische Porphyrie (auch CEP oder Morbus Günther): Hierbei handelt es sich um die schwerste Form der Porphyrie. Die Prognose ist schlecht. Anders als bei den anderen Formen muss die Veranlagung für CEP von beiden Elternteilen ans Kind weitergegeben werden. Betroffen ist weniger als einer von 1.000.000  Menschen.


Hepatische Porphyrien

Die Ursache hepatischer Porphyrien liegt in der Leber. Sie unterteilt sich in fünf Formen:

  • Porphyria cutanea tarda (PCT): Die häufigste Form der Porphyrie, auch als chronisch-hepatische Porphyrie bezeichnet, liegt bei 1 von 100 Personen im Alter zwischen 40 und 70  vor. Meistens wird sie durch eine Lebererkrankung ausgelöst; ein genetisch bedingter Enzymdefekt ist hingegen selten die Ursache.

  • akute intermittierende Porphyrie (AIP): Eine erbliche Veranlagung zur AIP in Verbindung mit auslösenden Faktoren wie Alkoholkonsum, Infektionen oder erhöhtem Blutzucker führt zum Auftreten der Erkrankung. Vier von fünf Betroffenen sind weiblich. In Europa ist 1 von 20.000 Personen betroffen. 

  • Porphyria variegata (gemischte Porphyrie): Diese Porphyrie-Form wird am häufigsten in Südafrika diagnostiziert. In Europa liegt das Risiko bei 1:100.000; die Pophyria variegata betrifft vor allem Frauen.

  • hereditäre Koproporphyrie (HCP): Auch diese Form der Porphyrie ist extrem selten; etwa 1 von 1.000.000 Personen leidet darunter, vorwiegend Frauen.

  • Doss-Porphyrie: Von dieser chronisch-schubweise verlaufenden Form der Porphyrie sind weltweit nur wenige Fälle bekannt.

Vergiftungen, beispielsweise durch übermäßigen Alkoholkonsum, Medikamente oder Blei, können eine sekundäre Porphyrie auslösen. Sekundär bedeutet in diesem Fall: Die Porphyrie ist nicht die ursprüngliche Erkrankung, sondern die Folge eines anderen Problems.

Porphyrie: Symptome des Enzymdefekts

Porphyrie kann, abhängig von der vorliegenden Form, ganz unterschiedliche Symptome auslösen. Oft treten Hautzeichen wie Lichtdermatosen auf, also Reaktionen auf Kontakt mit UV-Strahlung.

Es kann dann zu folgenden Beschwerden kommen:

  • Verdickungen an Hautstellen, die Sonnenstrahlung ausgesetzt waren
  • vermehrter Behaarung (Hypertrichose)
  • Blasenbildung
  • leichter Verletzbarkeit der Haut
  • Hyperpigmentierung
  • Narbenbildung
  • im weiteren Verlauf zu Narbenkarzinomen, also bösartigen Tumoren der Haut

Akute Porphyrie betrifft den ganzen Körper

Akute Porphyrien können auch systemische Beschwerden auslösen, also Symptome, die den gesamten Organismus betreffen. Zu den Anzeichen einer akuten Porphyrie gehören:

Woher kommt Porphyrie?

Porphyrie wird durch einen Enzymdefekt ausgelöst, der oft angeboren ist und erstmalig bereits im Kindes- oder Jugendalter auftritt.

Bei Betroffenen, die erst im weiteren Verlauf des Lebens erkranken, können eine Vergiftung oder eine Lebererkrankung die Ursache sein.
Ein Porphyrie-Schub kann durch verschiedene Auslöser getriggert werden, etwa:

  • Fasten, kohlenhydratarme Ernährung
  • Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Stress
  • akute Infektionen oder Infekte
  • chronische Infektionen wie HIV oder Hepatitis
  • hormonelle Schwankungen im weiblichen Zyklus
  • bestimmte Medikamente (etwa Barbiturate, Antibabypille, Antiepileptika, Sulfonamide)

Porphyrie: Wie wird die Diagnose gestellt?

Für die Diagnostik der Porphyrie sind vor allem Labortests notwendig. Untersucht werden:

  • Blut
  • Urin
  • Stuhl

Zur Kontrolle der Leber können Ultraschalluntersuchungen oder eine Leberbiopsie notwendig sein, bei der mit einer Hohlnadel eine Gewebeprobe aus dem Organ entnommen wird, die dann im Labor untersucht wird.

Was hilft bei Porphyrie?

Die Porphyrie-Therapie ist abhängig von der vorliegenden Form und dem Krankheitsverlauf. Akute Porphyrien werden im Krankenhaus behandelt; gegebenenfalls müssen Betroffene auf die Intensivstation. Da Porphyrien selten auftreten, gibt es nur wenige Zentren, die auf ihre Behandlung spezialisiert sind.

Konsequenter Sonnenschutz ist wichtig

Wichtig ist, dass Betroffene mögliche Auslöser wie Alkohol oder Rauchen meiden. Konsequenter Lichtschutz ist ebenfalls erforderlich. Da zur Bildung von Vitamin D Hautkontakt mit UV-Strahlung gebraucht wird und der Bedarf kaum über die Ernährung gedeckt werden kann, ist nach ärztlicher Rücksprache eine entsprechende Nahrungsergänzung ratsam.

Medikamente, die bei der Porphyrie-Therapie zum Einsatz kommen können, sind beispielsweise:

  • Afamelanotid oder Beta-Carotin, um Lichtschäden vorzubeugen
  • Chloroquin, um Porphyrin in der Leber zu reduzieren
  • Cholestyramin und Ursodeoxycholsäure zum Schutz der Leber
  • Givosiran, um die Häufigkeit von Schüben zu reduzieren
  • Hämin, um die Hämsynthese zu normalisieren
  • Hämarginat-Infusionen bei neurologischen Symptomen
  • Glukose-Infusionen, um die Wirkung eines Enzyms zu hemmen

Je nach Porphyrie-Form kann eine Nahrungsergänzung mit Eisen angezeigt sein oder aber Aderlass, um eine verstärkte Ansammlung von Eisen zu vermeiden.

Auch Bluttransfusionen können nötig sein. Ist die Milz dauerhaft vergrößert, muss das Organ unter Umständen operativ entfernt werden (Splenektomie).

Stammzell- und Lebertransplantationen können in schweren Fällen ebenfalls zum Einsatz kommen und sind die einzigen Heilungsmöglichkeiten, da sie den zugrundeliegenden Gendefekt kompensieren.

Verlauf und Prognose bei Porphyrie

Da Porphyrien sehr individuell verlaufen, ist auch eine allgemeine Prognose nicht möglich. Personen mit leichten Formen und Verläufen müssen ihr Leben lang Auslöser meiden. Dann ist durch die Porphyrie die Lebenserwartung nicht eingeschränkt.

Schwerere Verlaufsformen können jedoch zu Komplikationen führen, von denen einige lebensgefährlich sein können, etwa Leberzirrhose, Leberversagen oder Atemlähmung. Da ein erhöhtes Risiko von Leberkrebs besteht, sind halbjährliche Kontrollen notwendig.

Eine Stammzell- oder Lebertransplantation kann die Erkrankung zwar heilen, kommt jedoch nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, weil das Risiko häufig den Nutzen überwiegt.