Eine Frau liegt auf einem Operationstisch
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Splenektomie – Gründe und Folgen

Von: Claudia Dechamps (Medizinautorin und Redakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.05.2023

Als Splenektomie bezeichnen Fachleute die Entfernung der Milz. Das kann aufgrund eines Traumas oder einer Verletzung des Bauchraumes notwendig werden. Die operative Entfernung kann auch bei bestimmten Erkrankungen, einer Vergrößerung der Milz oder Funktionsstörungen des Organs erforderlich sein. Lesen Sie hier, wie die Operation abläuft und was es danach zu beachten gilt.

Was ist eine Splenektomie?

Bei einer Splenektomie wird die Milz chirurgisch entfernt. Für die Indikation gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Ursachen für eine Splenektomie können sein: 

  • Milzruptur, Milzriss: Verursacht durch einen Sportunfall, einen Unfall, eine stumpfe Verletzung des Bauchraumes. Eine Milzruptur ist der häufigste Grund für eine Splenektomie.
  • Vergrößerung der Milz (Splenomegalie): Durch bösartige Blutkrankheiten verändern sich die roten Blutkörperchen und stauen sich in der Milz, wodurch diese anschwillt. Oft wird die Vergrößerung chronisch. 
  • Überfunktion der Milz: Ein funktioneller Hypersplenismus kann aufgrund einer Stoffwechselstörung entstehen (z. B. Morbus Gaucher).
  • Tumore, Abszesse: Bösartige Tumore der Milz kommen sehr selten vor, aber Metastasen oder Tumore der Nachbarorgane können eine Splenektomie notwendig machen.
  • Hereditäre Sphärozytose (Kugelzellenanämie): Die Milzentfernung kann zur Normalisierung von Hämoglobin und Retikulozytenzahl beitragen.
  • Thalassanämie: Bei schweren Formen kann eine Splenektomie nötig werden.

Die Milz (medizinisch Splen) ist ein großes lymphatisches Organ mit wichtigen Aufgaben, vor allem bei der Immunabwehr. In der Milz werden die weißen Blutkörperchen gebildet, deren Aufgabe es ist, Krankheitserreger unschädlich zu machen. 

Das Milzgewebe teilt sich in die weiße Milzpulpa und die rote Pulpa, wobei der rote Teil wesentlich größer ist als der weiße. In der roten Pulpa wird das Blut gereinigt und alte Blutkörperchen werden herausgefiltert und abgebaut. Der Vorgang wird auch als Blutmauserung bezeichnet. Das Milzgewebe ist sehr gut durchblutet, deshalb ist ein Trauma des Gewebes auch besonders gefährlich und der häufigste Grund für eine Splenektomie.

Ablauf der Splenektomie

Für die Splenektomie stehen verschiedene OP-Verfahren zur Verfügung. Operiert wird immer unter Vollnarkose.

Muss die Milz wegen eines akuten Unfalls oder Notfalls entfernt werden, dann wird in der Regel ein offenes Operationsverfahren angewendet, das heißt der Bauch wird über einen großen Längsschnitt geöffnet. Meist wird nach einem Milzriss oder einer Milzverletzung die gesamte Milz herausgenommen. In manchen Fällen ist es aber auch möglich, die Verletzung chirurgisch zu schließen und die Milz zu erhalten. 

Bei einer geplanten Splenektomie gibt es auch einen Schnitt, der nur unterhalb des linken Rippenbogens gesetzt wird.

Minimalinvasive Splenektomie

Neben dem konventionellen Verfahren gibt es inzwischen die Möglichkeit des minimalinvasiven Vorgehens bei einer Splenektomie. Dabei werden über mehrere Schnitte in der Bauchdecke sogenannte Trokare in den Bauchraum eingeführt. Trokare sind Hülsen, über die dann Kamera, Lichtquelle und Geräte geführt werden können. Mit einem speziellen Gerät wird die Milz von ihren versorgenden Gefäßen getrennt. Dann wird sie vorsichtig aus ihrem Umfeld herausgetrennt und über die Trokare aus dem Körper entfernt. Dank der kleinen Schnitte ist der minimalinvasive Eingriff weniger belastend für den Körper und die Gefahr von Wundinfektionen und Narbenbrüchen ist reduziert. 

Splenektomie: Komplikationen und Nachbehandlung

Die häufigsten Komplikationen nach einer Milzentfernung sind Lungenentzündungen oder Pleuraergüsse. Es kann auch passieren, dass bei dem Eingriff die benachbarte Bauchspeicheldrüse verletzt wird und sich nach der Splenektomie eine Pankreasfistel entwickelt. Außerdem besteht das Risiko von Blutungen während und nach der Operation.

Eine weitere mögliche Komplikation nach einer Splenektomie ist die Thromboembolie. Weil die Blutplättchen nicht mehr von der Milz abgebaut werden, kommt es zu einer Thrombozytose und Blutgerinnsel entstehen. Diese wiederum setzen sich in wichtigen Gefäßen fest und können zu einer lebensgefährlichen Thrombose führen. 

Nachbehandlung der Splenektomie

Direkt nach der Operation wird die Gefahr von Nachblutungen kontrolliert. Da die Milz selbst ein sehr blutreiches Organ ist und eng mit den Nachbarorganen verbunden, muss hier eine gute Überwachung in der postoperativen Phase stattfinden. Die Flüssigkeit der noch liegenden Drainagen wird genau geprüft, um eine Verletzung des Pankreas und eine Pankreasfistel nach einer Splenektomie auszuschließen.

Auch Blutdruck und Blutwerte müssen kontrolliert werden, damit eine Anämie (Blutarmut) sofort erkannt wird. Durch die Splenektomie fehlen jetzt rote Blutkörperchen und es dauert eine Weile, bis der Körper das Defizit aufgeholt hat. Die Blutmauserung nach der Splenektomie wird nach und nach auch von anderen Organen übernommen. Meist können die Patient*innen das Krankenhaus nach einer Woche wieder verlassen, allerdings müssen sie sich noch zwei bis drei Wochen schonen und dürfen mindestens einen Monat keine schweren Lasten heben.

Impfungen nach Splenektomie 

Zwar ist die Milz nicht lebenswichtig, trotzdem gibt es eine Menge zu beachten. Durch die entfernte Milz ist der Körper nun anfälliger gegenüber Infektionen. Eine besondere Gefahr geht von den sogenannten eingekapselten Bakterien wie Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus-influenzae-Bakterien aus. Sie führen zum Postsplenektomie-Syndrom, das zwischen einem und fünf Prozent der Patient*innen treffen kann. Impfungen sind nach einer Splenektomie also enorm wichtig. 

Bei geplanter Splenektomie soll etwa drei Wochen vor dem Eingriff geimpft werden. Nach Aussagen des Robert Koch-Instituts (RKI) kann auch noch bis zu drei Tage vor der Splenektomie eine Impfung erfolgen. Ist das Impfen vor dem Eingriff nicht möglich, dann sollte zwei Wochen nach der Operation geimpft werden, sagen die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Fachliteratur. Die Impfungen bei Splenektomie sehen folgende Immunisierungen vor:

Impfungen nach einer Splenektomie sind die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor Infektionen. Untersuchungen zeigen, dass das höchste Infektionsrisiko in den ersten drei Monaten nach der Milzentnahme besteht. Kinder mit unreifem Immunsystem und Personen über 60 Jahre gehören nach einer Splenektomie zur Risikogruppe für schwere Infektionen. Eine möglichst frühe Diagnose und der Einsatz von Antibiotika vermögen das Risiko jedoch deutlich zu senken. 

Verlauf und Prognose der Splenektomie

Jährlich wird in Deutschland bei etwa 8.000 Menschen die Milz entfernt. Daneben gibt es viele Betroffene, bei denen die Funktion der Milz durch eine Erkrankung gestört ist. Für sie alle gilt es, einige Dinge zu beachten:

  • Impfungen bei Splenektomie: Nach dem Eingriff sollte eine Grundimmunisierung stattfinden. Anschließend sollten regelmäßig Auffrischungsimpfungen stattfinden, denn die erhöhte Infektanfälligkeit nach einer Splenektomie bleibt lebenslänglich.

  • Antibiotikaprophylaxe: Wegen der Anfälligkeit für Infekte sollten die Betroffenen nach einer Splenektomie sicherheitshalber stets ein Antibiotikum verfügbar haben. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) e. V. empfiehlt Menschen mit Asplenie (entfernter oder funktionsgestörter Milz), sich ein Notfall-Antibiotikum verschreiben zu lassen, das sie immer mit sich führen.  

  • Notfalltherapie: Auch wenn der Körper eine fehlende Milz ganz gut ausgleichen kann, sollten Betroffene bei plötzlichem Fieber oder bei einem Tierbiss sofort in die ärztliche Praxis oder in eine Notfallaufnahme gehen. Auch Anzeichen wie Benommenheit, Kopf- oder Bauchschmerzen, Übelkeit oder Herzrasen müssen erst genommen werden, denn sie können eine plötzliche Infektion anzeigen. Wenn keine ärztliche Hilfe erreichbar ist, sollten die Patient*innen sofort ihr Notfall-Antibiotikum einnehmen.

  • Notfallpass: Nach einer Splenektomie sollten Betroffene immer einen Notfallpass dabeihaben, damit im Ernstfall medizinisches Personal über die fehlende Milz informiert ist. Dieser Notfallpass wurde im Auftrag der DGI und weiterer Fachgesellschaften entwickelt.