Medizinisches Personal hält eine Blutprobe in der Hand und bestimmt den Hämatokrit-Wert.
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Hämatokrit: Wann ist der Wert zu niedrig oder zu hoch?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.06.2024 - 15:43 Uhr

Hämatokrit ist ein Blutwert, der Aufschluss darüber gibt, wie viele flüssige und feste Bestandteile im Blutplasma sind. Er wird standardmäßig beim kleinen und großen Blutbild bestimmt. Was genau ein zu niedriger und hoher Wert bedeutet und wann er gefährlich werden kann, erfahren Sie hier. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Hämatokrit

Er gibt den Anteil der Blutzellen am gesamten Blutvolumen an und ist ein wichtiger Parameter zur Bestimmung der Fließeigenschaften des Bluts. 

Bei Frauen sind Werte unterhalb von 36 Prozent und bei Männern unterhalb von 40 Prozent zu niedrig.

Übersteigt der Wert bei Frauen 48 Prozent und bei Männern 53 Prozent, gilt er als zu hoch.

Werte über der Obergrenze (48 Prozent bei Frauen und 53 Prozent bei Männern) deuten auf ein sehr zähflüssiges Blut hin, was das Risiko für ein Blutgerinnsel, eine Thrombose oder einen Schlaganfall erhöht. Sehr niedrige Werte können für eine starke Blutarmut sprechen, was gegebenenfalls eine Behandlung mit Bluttransfusionen erfordert.

Was ist Hämatokrit?

Hämatokrit zählt zu den gängigen Blutwerten, der angibt, wie hoch der prozentuale Anteil der Blutzellen am Gesamtblut ist. Zu den Blutzellen zählen die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die Blutplättchen (Thrombozyten) und die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die den größten Anteil ausmachen. Deshalb kann der Hämatokrit-Wert (kurz Hkt-, Hk- oder Hc-Wert) alternativ für den Hämoglobin-Wert herangezogen werden. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff in den Erythrozyten.

Je größer der Hkt-Wert, desto mehr Zellen finden sich im Blut. Somit gibt er Aufschluss darüber, wie dünnflüssig oder zähflüssig Blut ist.

Wann wird der Hämatokrit-Wert bestimmt?

Der Hämatokrit-Wert wird sowohl beim kleinen als auch beim großen Blutbild standardmäßig bestimmt. Fachleute können dadurch Krankheiten feststellen und den Verlauf kontrollieren. So kann etwa eine Blutarmut (Anämie) diagnostiziert und der Flüssigkeitszustand einer Person kontrolliert werden.

Hämatokrit: Tabelle mit Normalwerten

Welcher Hämatokrit-Wert als Normalwert gilt, hängt unter anderem vom Geschlecht und Alter der Person ab. Zudem unterscheiden sich die Ergebnisse je nach Labor und Untersuchungsmethode. Das Labor kann zur Bestimmung zum Beispiel ein Blutzellzählgerät verwenden. Aber auch durch Zentrifugation der Blutprobe lässt sich der Anteil herausfinden, da sich die roten Blutkörperchen im Zentrifugationsröhrchen unten absetzen.

Die folgenden Werte sind lediglich Referenzbereiche und dienen zur Orientierung.

GeschlechtProzentLiter pro Liter (l/l)
Männer über 18 Jahre40-530,40-0,53
Frauen über 18 Jahre36-480,36-0,48

Wichtig: Allein durch den Hämatokrit-Wert lassen sich keine sicheren Diagnosen stellen. Es sind stets weitere Untersuchungen notwendig. Zudem beeinflussen auch weitere Faktoren das Ergebnis, etwa körperliche Anstrengung, starkes Schwitzen und die Trinkmenge. Vor der Blutentnahme sollten derartige Einflussfaktoren dem medizinischen Personal mitgeteilt werden. 

Hämatokrit: Ursache für zu niedrige Werte

Liegt der Hämatokrit-Wert bei Frauen unterhalb von 36 Prozent und bei Männern unter 40 Prozent, gilt er als zu niedrig. Das bedeutet, es befinden sich zu wenig feste Bestandteile im Blut beziehungsweise der flüssige Blutbestandteil ist zu hoch. 

Diese Ursachen können zu niedrigen Hämatokrit-Werten führen: 

  • Blutarmut (Anämie), zum Beispiel durch Vitamin-B12- oder Eisenmangel oder bei Krebs wie Leukämie (Blutkrebs)

  • Überwässerung (Hyperhydratation), etwa ein Überschuss an Wasser im Körper durch Infusionen

Was hilft bei zu niedrigen Hämatokrit-Werten?

Ist die Ursache zum Beispiel eine Blutarmut aufgrund eines Mangels, verschreibt die*der Ärztin*Arzt entsprechend Präparate. Bei einer sehr starken Anämie können auch Bluttransfusionen zum Einsatz kommen. Zugrundeliegende Erkrankungen wie Krebs müssen entsprechend behandelt werden. Ein zu hoher Hkt-Wert durch eine Überwässerung reguliert sich meist von allein. 

Hämatokrit zu hoch: Was steckt dahinter?

Ist der Hämatokrit-Wert erhöht und übersteigt bei Frauen 48 Prozent und bei Männern 53 Prozent, enthält das Blut viele feste Bestandteile. Es ist somit zäh- beziehungsweise dickflüssiger als gewöhnlich. Der flüssige Anteil ist zu niedrig. 

Die folgenden Ursachen können dazu führen, dass der Hämatokrit-Wert zu hoch ist:

  • Dehydration (auch Exsikkose oder Austrocknung)

  • Polyglobulie (Erkrankung, bei der zu viele rote Blutkörperchen vorhanden sind)

  • Polycythaemia vera (Knochenmark produziert zu viele weiße sowie rote Blutkörperchen und Blutplättchen)

  • lange Aufenthalte in großen Höhen (Körper produziert mehr rote Blutkörperchen, um niedrigen Sauerstoffgehalt der Luft auszugleichen)

Was hilft bei erhöhten Hämatokrit-Werten?

Betroffene sollten in der Regel auf eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr achten. Fachleute verschreiben mitunter auch blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder führen regelmäßige Aderlässe durch.