Das Bild zeigt eine Frau, die eine Blutprobe in der Hand hält.
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Hämatokrit

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2015

Wie gut fließt das Blut? Der Hämatokrit gibt Aufschluss: Dieser Blutwert gibt an, wie viele flüssige und feste Bestandteile sich im Blut einer Person befinden – also, wie "dick" das Blut ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Unser Blut wirkt auf den ersten Blick relativ flüssig – aber es enthält auch zahlreiche feste Bestandteile, nämlich die Blutzellen. Zu den Blutzellen zählen die weißen Blutkörperchen, die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen – den größten Anteil der Blutzellen machen die roten Blutkörperchen aus.

Mithilfe des Hämatokrits kann der Arzt feststellen, wie hoch der prozentuale Anteil der Blutzellen am Gesamtblut ist. Dafür muss er seinem Patienten Blut abnehmen und dieses im Labor untersuchen lassen.

Der Hämatokrit sagt etwas über die Fließeigenschaften des Blutes aus: Je höher der Hämatokrit-Wert, desto zähflüssiger ist das Blut und desto schlechter kann es fließen – das Risiko für Blutgerinnsel ist erhöht.

Welcher Wert ist normal?

Welcher Hämatokrit-Wert als Normalwert gilt, hängt vom Alter und Geschlecht der jeweiligen Person ab. Auch können die angegebenen Normwerte je nach Labor und Methode leicht voneinander abweichen.

Bitten Sie Ihren Arzt im Zweifelsfall, Ihnen abweichende Werte zu erklären!

Hämatokrit-Normalwerte

FrauenMänner
37-47 %40-54 %

Was bedeuten meine Werte?

Bei einem erniedrigten Hämatokrit-Wert sind zu wenige feste Blutbestandteile vorhanden beziehungsweise der flüssige Anteil im Blut ist zu hoch.

Zu möglichen Ursachen für erniedrigte Hämatokrit-Werte zählen etwa:

  • Blutarmut (Anämie), z.B. im Rahmen eines Eisenmangels
  • ein übermäßiger Wassergehalt im Körper (sog. Hyperhydratation, Überwässerung), etwa nach Blutverlust und gleichzeitigem Ersatz durch andere Flüssigkeiten

Umgekehrt weist ein erhöhter Hämatokrit-Wert darauf hin, dass das Blut viele feste Bestandteile enthält, also "dicker" ist als gewöhnlich. Der flüssige Anteil ist zu gering. Meist weisen erhöhte Werte auf eine sogenannte Polyglobulie hin, dies ist eine krankhafte Vermehrung der Blutzellen.

Mögliche Ursachen für erhöhte Hämatokrit-Werte sind:

  • Austrocknung des Körpers (Dehydrierung): Diese entsteht etwa durch zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, vermehrtes Erbrechen und / oder Durchfall. Eine erhöhte Urinausscheidung im Rahmen von Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Nierenkrankheiten kann ebenfalls zur Austrocknung führen, ebenso wie Verbrennungen.
  • Eine erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen als Folge einer anderen Erkrankung (sog. sekundäre Polyglobulie): Zu möglichen Krankheiten, die die Anzahl der roten Blutkörperchen erhöhen, zählen z.B. chronische Lungenerkrankungen wie COPD, Herzschwäche, Nierenerkrankungen wie Zystennieren oder bestimmte Tumoren.
  • Polycythaemia vera (sog. primäre Polyglobulie): Selten kann auch eine Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark Ursache eines erhöhten Hämatokrit sein. Dabei handelt es sich um eine Überproduktion von weißen Blutkörperchen, roten Blutkörperchen und Blutplättchen.

Der Anteil fester Blutbestandteile kann auch durch den langen Aufenthalt in großer Höhe erhöht sein. Bedingt durch den dortigen niedrigen Sauerstoffgehalt produziert der Körper vermehrt rote Blutkörperchen, um den verfügbaren Sauerstoff zu transportieren – der Hämatokrit steigt an. Auch beim Doping können Sportler einen erhöhten Hämatokrit aufweisen.

Der Hämatokrit wird zudem durch weitere Faktoren beeinflusst, so etwa durch körperliche Aktivität: Bei Bewegung erhöht sich der Hämatokrit, da durch Schwitzen Flüssigkeit verlorengeht. Diese Einflüsse sollte der Arzt bei der Blutentnahme berücksichtigen.