Refluxkrankheit
Wer häufig Sodbrennen und Schmerzen hinter dem Brustbein verspürt, könnte eine gastroösophageale Refluxkrankheit haben. Die Symptome verstärken sich typischerweise nach größeren Mahlzeiten, beim Bücken und im Liegen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Gastroösophageale Refluxkrankheit
Die Refluxkrankheit ist weit verbreitet: In den westlichen Industrieländern sind etwa 15 Prozent der Bevölkerung betroffen. Dass nach einem sehr reichhaltigen Essen Magensaft in die Speiseröhre aufsteigt, ist normal. Manche Menschen haben jedoch sehr häufig und auch nachts mit Sodbrennen zu kämpfen. Bei ihnen ist die Menge der Magensäure höher als normal oder die Speiseröhre ist sehr empfindlich. Der saure Magensaft kann dann die Schleimhaut der Speiseröhre angreifen. Anders als der Magen ist sie nicht vor der Säure geschützt.
Was ist die Refluxkrankheit?
Eine gastroösophageale Refluxkrankheit (engl.: gastroesophageal reflux disease, GERD) besteht, wenn ein Rückfluss von Verdauungssäften aus dem Magen in die Speiseröhre (= gastroösophagealer Reflux) Beschwerden und/oder Komplikationen verursacht:
- gastro = den Magen (griech. gaster) betreffend
- ösophageal = die Speiseröhre (Ösophagus) betreffend
- Reflux = Rückfluss (lat. refluere = zurückfließen)
Diese Definition der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist unabhängig davon, ob
- Magensaft nur gelegentlich in die Speiseröhre zurückfließt (was besonders tagsüber passiert und völlig normal ist) oder
- gastroösophagealer Reflux krankhaft häufiger – vor allem im Liegen – auftritt, sodass der Mageninhalt über längere Zeit mit der Schleimhaut in Kontakt kommt und (v.a. wegen der im Magensaft enthaltenen Salzsäure) die Schleimhaut schädigen kann.
Als gastroösophageale Refluxkrankheit gelten demnach auch ...
- ... eine überempfindliche Speiseröhre (hypersensitiver Ösophagus), die dazu führt, dass die Betroffenen schon bei normalem Reflux störendes Sodbrennen verspüren.
- ... funktionelle Refluxbeschwerden, was bedeutet, dass es auch ohne Reflux zu Sodbrennen kommt.
Refluxkrankheit: Ursachen
Die gastroösophageale Refluxkrankheit hat vor allem zwei Ursachen: Der untere Schließmuskel der Speiseröhre (Ösophagussphinkter) funktioniert nicht richtig und die Beweglichkeit der Speiseröhre ist herabgesetzt. Beides kann
- primär aus unbekannten Gründen auftreten oder
- sekundär als Folge verschiedener Störungen entstehen.
Normalerweise verschließt der untere Schließmuskel der Speiseröhre den Mageneingang, sodass der Mageninhalt nicht in die Speiseröhre zurückfließen kann. Der Schließmuskel erschlafft nur beim Schlucken und vorübergehend auch außerhalb von Schluckvorgängen, um verschluckte Luft aufzustoßen.
Ist die Funktion des Schließmuskels gestört, fließt Magensaft vermehrt zurück in die Speiseröhre (sog. gastroösophagealer Reflux). Im Normalfall kommt die Schleimhaut dort aber nur kurz mit dem Magensaft in Kontakt, weil sich die Speiseröhre durch ihre Eigenbewegung (Peristaltik) selbst reinigt. Eine herabgesetzte Peristaltik macht diesen Selbstreinigungsmechanismus jedoch unwirksam und verlängert die Kontaktdauer, was die Schleimhaut schädigen kann: So entsteht das für die gastroösophageale Refluxkrankheit typische Sodbrennen.
Primäre Refluxkrankheit: Ursache unbekannt
Typisch für die primäre gastroösophageale Refluxkrankheit ist, dass der untere Speiseröhrenschließmuskel ohne erkennbare Ursachen öfter und länger erschlafft als bei gesunden Menschen. Verantwortlich für diese Fehlfunktion ist möglicherweise eine Lücke im Zwerchfell (sog. Zwerchfellbruch bzw. Hiatushernie): Normalerweise liegt die Speiseröhre oberhalb und der Magen unterhalb des Zwerchfells. Durch den Zwerchfellbruch rutschen Teile des Magens in den Brustraum; die Abdichtung zwischen Speiseröhre und Magen ist beeinträchtigt.
Allerdings haben zwar fast alle Menschen mit gastroösophagealer Refluxkrankheit einen Zwerchfellbruch. Doch umgekehrt verspüren nur wenige Menschen mit Zwerchfellbruch Refluxbeschwerden. Darum ist noch unklar, welche Rolle der Zwerchfellbruch bei der Entstehung der Erkrankung spielt.
Wenn die Speiseröhre besonders empfindlich auf den Kontakt mit Magensaft reagiert, kann die gastroösophageale Refluxerkrankung aber auch ohne krankhaft gesteigerten Reflux entstehen.
Sekundäre Refluxkrankheit
Die sekundäre gastroösophageale Refluxkrankheit kann bei einer Schwangerschaft oder auch bei Übergewicht (Adipositas) auftreten. Denn allgemein gilt: Je höher das Körpergewicht, desto eher entstehen Refluxbeschwerden. Das liegt daran, dass der erhöhte Druck im Magen den unteren Speiseröhrenschließmuskel überfordert. Bei Schwangeren kommt hinzu, dass bestimmte Hormone die Beweglichkeit der Speiseröhre beeinflussen.
Auch Erkrankungen oder operative Eingriffe, die sich auf Speiseröhre oder Magen auswirken, können eine Refluxkrankheit verursachen. So können Refluxbeschwerden beispielsweise entstehen durch:
- das Zollinger-Ellison-Syndrom (gesteigerte Säurebildung im Magen durch krankhafte Überproduktion des Hormons Gastrin),
- Sklerodermie,
- Muskelschwäche oder
- verschiedene Speiseröhren- und Magenoperationen.
Beim Baby kann Reflux infolge einer Frühgeburt auftreten, weil der Schließmuskel der Speiseröhre zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht ausgereift ist.
Risikofaktoren
Bestimmte Speisen und Genussmittel (wie Schokolade und andere fetthaltige Nahrungsmittel, scharfe Gewürze, Pfefferminze, Kaffee, Alkohol und Nikotin) sowie seelische Faktoren (wie Stress und Ärger) erhöhen das Risiko für die gastroösophageale Refluxkrankheit. Denn diese Risikofaktoren beeinflussen die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels und begünstigen somit den gastroösophagealen Reflux.
Zudem können sich Refluxbeschwerden durch bestimmte Medikamente verstärken – dazu gehören:
- Stoffe, die die Wirkung des Botenstoffs Acetylcholin unterdrücken (sog. Anticholinergika)
- Benzodiazepine aus der Gruppe der sog. Psychopharmaka (= Mittel, die im Gehirn auf Befinden und Stimmungslage wirken)
- Calciumkanalblocker
- Nitrate
- Östrogenpräparate gegen Wechseljahrsbeschwerden
- pfefferminzölhaltige Mittel
- Theophyllin
Refluxkrankheit: Symptome
Die für eine gastroösophageale Refluxkrankheit typischen Symptome sind:
- Sodbrennen und
- der hiermit verbundene Schmerz hinter dem Brustbein (Thoraxschmerzen).
(Dabei können sich die Schmerzen in der Brust so anfühlen wie Herzschmerzen, die infolge einer mangelhaften Durchblutung des Herzmuskels entstehen.) Die durch Reflux verursachten Symptome verstärken sich typischerweise
- nach größeren Mahlzeiten,
- beim Bücken und
- im Liegen.
Häufig macht sich gastroösophagealer Reflux auch durch saures und nicht-saures Aufstoßen (Regurgitation) bemerkbar. Besonders nachts strömt Mageninhalt in die Speiseröhre und unter Umständen bis in die Mundhöhle zurück. Gelangt der Magensaft versehentlich in die Luftröhre, verursacht die gastroösophageale Refluxkrankheit zudem starken Hustenreiz und unter Umständen Atemnot. Ein ebenfalls häufiges Anzeichen der Refluxerkrankung ist ein schmerzender Oberbauch.
Übrigens: Durch Reflux bedingte Symptome gehören zu den häufigsten Magen-Darm-Beschwerden überhaupt.
Nicht selten ruft der gesteigerte Reflux Symptome einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) hervor. Ist diese sogenannte Refluxösophagitis fortgeschritten, fällt das Schlucken schwer – besonders, wenn man feste Nahrung zu sich nimmt.
Zudem kann die gastroösophageale Refluxkrankheit außerhalb der Speiseröhre Symptome auslösen. Typische Beispiele für solche sogenannten extraösophagealen Manifestationen sind:
- chronischer Husten
- Asthma
- Kehlkopfentzündung
- sichtbare Veränderungen an den Zähnen
- Zahnschmerzen
Wenn die gastroösophageale Refluxkrankheit wegen fehlender Refluxbeschwerden unbemerkt bleibt, liegt ein sogenannter stiller Reflux vor.
Man kann die gastroösophageale Refluxkrankheit anhand ihrer Symptome in folgende Formen aufteilen:
- Die Refluxösophagitis (engl.: Erosive Reflux Disease, ERD) ist eine gastroösophageale Refluxkrankheit mit Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis).
- Die nicht-erosive Refluxkrankheit (engl.: Non-Erosive Reflux Disease, NERD) verläuft ohne Speiseröhrenentzündung, beeinträchtigt aber trotzdem die Lebensqualität durch Beschwerden wie Sodbrennen und saures Aufstoßen.
- Beim Barrett-Syndrom ist die Speiseröhrenschleimhaut infolge einer chronischen Speiseröhrenentzündung dauerhaft verändert, was als Vorstufe für Speiseröhrenkrebs gilt.
- Extraösophageale Manifestationen entstehen, wenn sich die gastroösophageale Refluxkrankheit auf die Atemwege auswirkt.
Wie schwerwiegend die gastroösophageale Refluxkrankheit verläuft, ist anhand der Symptome aber nicht zu erkennen:
- Selbst wenn die vom Reflux ausgelösten Symptome und sonstigen Beschwerden stark ausgeprägt sind, können die Schleimhautbefunde bei der Refluxkrankheit unauffällig sein.
- Umgekehrt kann auch ein stiller Reflux, bei dem die typischen Symptome für Reflux fehlen, spürbar negative gesundheitliche Folgen haben.
Refluxkrankheit: Diagnose
Eine gastroösophageale Refluxkrankheit diagnostiziert der Arzt in erster Linie anhand des Hauptsymptoms:
Deuten Refluxbeschwerden auf eine gastroösophageale Refluxkrankheit hin, kann der Arzt bei Erwachsenen zunächst auf jede weitere Diagnostik verzichten und versuchsweise eine Behandlung mit bestimmten Medikamenten (sog. Protonenpumpenhemmer) beginnen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass keine Alarmsymptome für eine schwerwiegendere Störung vorliegen.
Beispiele für Alarmsymptome sind:
- Schluckstörungen
- ungewollter Gewichtsverlust
- Blutarmut
- jegliche Anzeichen für Wucherungen, Verengungen oder Geschwüre in der Speiseröhre oder im Oberbauch
Solche Alarmsymptome machen weitere Untersuchungen notwendig. Gleiches gilt auch, wenn ...
- ... die Symptome nicht eindeutig für eine gastroösophageale Refluxkrankheit sprechen.
- ... Refluxbeschwerden schon mehrere Jahre lang bestehen.
- ... Refluxbeschwerden nicht ausreichend auf die Behandlung ansprechen.
Standarduntersuchung ist dann eine Spiegelung (Endoskopie) der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms (sog. Ösophago-Gastro-Duodendoskopie): Dabei kann der Arzt feststellen, ob und in welchem Ausmaß die Schleimhaut entzündet ist. Ist aus medizinischen Gründen keine Speiseröhrenspiegelung möglich, kann eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) zeigen, ob die gastroösophageale Refluxkrankheit eine entzündliche Veränderung der Speiseröhre verursacht hat.
Um die gastroösophageale Refluxkrankheit sicher nachzuweisen, bietet sich auch eine 24-Stunden-pH-Metrie an: Diese Untersuchung besteht darin, den Säuregehalt (pH-Wert) der unteren Speiseröhre 24 Stunden lang ständig zu messen. So kann der Arzt am besten nachweisen, ob und wie viel Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Das Verfahren ist vor allem hilfreich,
- um den Verdacht auf Auswirkungen der Refluxerkrankung außerhalb der Speiseröhre (sog. extraösophageale Manifestationen) abzuklären und
- um einzugrenzen, ob eine überempfindliche Speiseröhre (bzw. hypersensitiver Ösophagus) oder funktionelle Refluxbeschwerden vorliegen.
Wichtig: Meistens verläuft die gastroösophageale Refluxkrankheit ohne sichtbare Schleimhautschädigungen in der Speiseröhre. Trotzdem sollte man wegen des (geringen) Krebsrisikos ständige Refluxbeschwerden abklären und behandeln lassen.
Refluxkrankheit: Behandlung
Die gastroösophageale Refluxkrankheit lässt sich meist schnell in den Griff bekommen. Zur Behandlung eignen sich vor allem
- (vorübergehend oder langfristig) Medikamente, die beispielsweise die Bildung von Magensäure hemmen, und
- (langfristig) Allgemeinmaßnahmen (z.B. gezielte Umstellung der Ernährung und Abbauen von Übergewicht).
Medikamente
Zunächst bekommt man gegen die gastroösophageale Refluxkrankheit meist Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol): Diese Medikamente hemmen die Bildung der Magensäure. Den Reflux selbst kann diese Behandlung zwar eher nicht verhindern, aber zumindest enthält der Reflux weniger sauren Magensaft und verliert somit seine reizende Wirkung.
Meistens dauert diese Akuttherapie vier Wochen. Am besten wirken die Mittel, wenn Sie sie etwa eine halbe Stunde vor einer größeren Mahlzeit einnehmen.
Im Anschluss an die Akuttherapie – sobald die Refluxsymptome beherrschbar sind – kann eine Langzeitbehandlung sinnvoll sein. Diese besteht meist darin, die Protonenpumpenhemmer in niedrigerer Dosis weiter einzunehmen. Wenn sich die gastroösophageale Refluxkrankheit dadurch nicht wieder verschlimmert, kann man versuchen, die Medikamente ganz abzusetzen. Tritt dann erneut Reflux mit Beschwerden auf, kann man die Behandlung wieder aufnehmen (auf Dauer oder nur bei Bedarf).
Alternativ können zur Langzeitbehandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit H2-Rezeptorenblocker (wie Ranitidin) zum Einsatz kommen. Allerdings kann es passieren, dass das Medikament nach wiederholter Einnahme nicht mehr wirkt. Auch mit Antazida, welche die bereits vorhandene Magensäure neutralisieren, kann man die Refluxkrankheit oft nicht wirksam behandeln, denn: Wer Antazida längerfristig einnimmt, muss damit rechnen, dass der Magen als Reaktion auf die Mittel nach einiger Zeit seine Säureproduktion steigert.
Wenn Ihr Arzt vermutet oder festgestellt hat, dass Sie eine überempfindliche Speiseröhre oder funktionelle Refluxbeschwerden haben, bieten sich auch trizyklische Antidepressiva (TAD) und selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) an: Diese Medikamente verringern die Empfindlichkeit der Speiseröhrenschleimhaut. Die Mittel können allein oder zusammen mit einem Protonenpumpenhemmer gegen die gastroösophageale Refluxkrankheit eingesetzt werden.
In den meisten Fällen ist bei Reflux eine Behandlung mit Medikamenten erfolgreich.
Was kann man selbst gegen Reflux tun?
Eventuell lassen sich Refluxbeschwerden auch durch Eigenmaßnahmen lindern. So hilft es bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit manchmal schon, die Ernährung anzupassen – also vor allem Speisen und Getränke zu vermeiden, die Sie erfahrungsgemäß nicht gut vertragen. Oft sind dies zum Beispiel:
- fetthaltige Speisen,
- Schokolade,
- scharfe Gewürze,
- kohlensäurehaltige Getränke,
- Kaffee oder
- Alkohol.
Mit Brot und Haferflocken hingegen können Sie gelegentliches Sodbrennen verbessern. Besonders wichtig ist es auch, vor dem Schlafengehen keine größeren Mahlzeiten zu sich zu nehmen: Denn wenn die Zeitspanne zwischen Abendessen und Schlafengehen weniger als drei Stunden beträgt, ist das Risiko für eine gastroösophageale Refluxkrankheit deutlich erhöht.
Um den Rückfluss des Magensafts zu erschweren, können Sie das Kopfende beim Schlafen hochstellen – zum Beispiel mit einem Anti-Reflux-Kissen in Keilform. Achten Sie auch darauf, dass Sie genug Schlaf bekommen, um die gastroösophageale Refluxkrankheit nicht zu verschlimmern: Starker Schlafmangel kann die Schleimhaut ihrer Speiseröhre empfindlicher für den sauren Magensaft machen. Wenn Sie Übergewicht haben, können Sie zudem den Rückfluss von Magensäure reduzieren, indem Sie abnehmen.
Was tun, wenn ein Baby oder Kleinkind Reflux hat?
Kinder und Jugendliche über zwölf Jahre mit gastroösophagealer Refluxkrankheit kann man genauso behandeln wie Erwachsene. Wenn ein jüngeres Kind – vor allem ein Baby oder Kleinkind – Reflux hat, ist in der Behandlung aber einiges zu beachten:
- Bei reinem Verdacht auf eine gastroösophageale Refluxkrankheit bekommen Kinder keine Protonenpumpenhemmer.
- Ein nachweislich krankhaft saurer gastroösophagealer Reflux bei Kindern lässt sich aber mit einem Protonenpumpenhemmer behandeln. Dabei können Kinder höhere Wirkstoffmengen pro Kilogramm Körpergewicht benötigen als Erwachsene.
- Andere Medikamente (wie H2-Rezeptorenblocker, Antazida) sollten bei Kindern nicht als Erstes gegen die Refluxkrankheit zum Einsatz kommen.
- Es gibt keine Empfehlungen für eine besondere Diät, um Reflux bei Kindern unter einem Jahr zu behandeln.
- Wenn Ihr Baby Reflux hat und Flaschennahrung bekommt, können Sie aber bei Verdacht auf eine Kuhmilchallergie versuchen, ob sich die Symptome bessern, wenn Sie zwei bis vier Wochen lang hydrolysierte Formula-Nahrung verfüttern.
- Bei Kindern über einem Jahr können sich die Refluxsymptome durch Bauchlagerung bessern. Achtung: Babys im ersten Lebensjahr aber nur in Rückenlage schlafen legen (weil sonst ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod besteht).
Anti-Reflux-Operation
In seltenen Fällen – wenn gegen die gastroösophageale Refluxkrankheit eine medikamentöse Behandlung nicht ausreicht – kann eine Anti-Reflux-Operation weiterhelfen: die sogenannte Fundoplicatio. Die Operation kommt aber nur unter bestimmten Voraussetzungen infrage – zum Beispiel:
- wenn eine langfristige Therapie nötig ist,
- weil nachweislich ein krankhaft gesteigerter Rückfluss (Reflux) von Magensaft in die Speiseröhre vorliegt,
- hartnäckige Beschwerden die Lebensqualität stark beeinträchtigen und
- diese Beschwerden zweifelsfrei durch den Reflux bedingt sind.
So kann die Operation beispielsweise sinnvoll sein, wenn die gastroösophageale Refluxkrankheit wiederholt Speiseröhrenentzündungen verursacht und sich dadurch Vernarbungen bilden, die die Speiseröhre verengen (sog. Ösophagusstenose). Ziel der Anti-Reflux-Operation ist es, die Beweglichkeit der Speiseröhre zu unterstützen und die Schließfunktion des unteren Endes der Speiseröhre zu verbessern. Wenn ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) vorliegt, kann der Operateur diesen gleich mitbehandeln.
In der Regel findet die Anti-Reflux-Operation im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) statt – sie ist also ein minimal-invasiver Eingriff.
Langfristig hat die operativ behandelte gastroösophageale Refluxkrankheit eine gute Prognose: Auch fünf Jahre nach der Anti-Reflux-Operation sind meist keine Beschwerden mehr vorhanden. Damit ist die Fundoplicatio ähnlich erfolgreich wie die Behandlung mit Protonenpumpenhemmern. Manchmal sind nach dem Eingriff allerdings immer noch Medikamente gegen Refluxbeschwerden nötig. Und da die Operation ein relativ hohes Komplikationsrisiko hat (wie Magendurchbruch, starke Gasbildung, Blähungen und Durchfall), operieren Ärzte bei einer Refluxerkrankung nur in Einzelfällen.
Wenn sich die gastroösophageale Refluxkrankheit nach der Anti-Reflux-Operation erneut bemerkbar macht, bekommen Sie zur Behandlung zunächst wieder Protonenpumpenhemmer.
Refluxkrankheit: Verlauf
Unbehandelt verläuft die gastroösophageale Refluxkrankheit meist gleichbleibend: In über 95 Prozent der Fälle nimmt ihr Ausmaß über viele Jahre nicht zu.
Die Prognose der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist eher günstig: Bei schätzungsweise 60 Prozent der Menschen mit Refluxsymptomen verläuft sie als nicht-erosive Form (engl.: Non-Erosive Reflux Disease = NERD) ohne Speiseröhrenentzündung. Das Wohlbefinden – und somit die Lebensqualität – ist allerdings durch die Refluxbeschwerden häufig stark gestört. Solche belastenden Phasen können sich mit Phasen völliger Beschwerdefreiheit abwechseln. Dauerhaft verschwinden die Refluxsymptome ohne Behandlung aber nur sehr selten.
Wer vorübergehend Medikamente gegen den Reflux einnimmt und seine Ernährung gezielt umstellt, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern, dass die gastroösophageale Refluxkrankheit im weiteren Verlauf eine dauerhafte Speiseröhrenentzündung verursacht.
Entwickelt sich doch eine gastroösophageale Refluxkrankheit mit Speiseröhrenentzündung – also eine Refluxösophagitis (engl.: Erosive Reflux Disease = ERD) – ist die Behandlung oft langwierig. Je stärker die Schleimhaut geschädigt ist, desto geringer sind die Erfolgsaussichten einer medikamentösen oder chirurgischen Behandlung.
Komplikationen
Die gastroösophageale Refluxkrankheit kann verschiedene Komplikationen mit sich bringen. So können fortbestehende Entzündungsreaktionen dazu führen, dass Geschwüre (Ulzera) entstehen und die Schleimhaut vernarbt. Langfristig verengt sich dadurch die Speiseröhre (sog. Ösophagusstenose), was die Nahrungsaufnahme erschwert. Im extremen Spätstadium kann die Speiseröhre so stark verengt sein, dass die Betroffenen keine Nahrung mehr aufnehmen können.
In den durch die Refluxkrankheit geschädigten Bereichen der Schleimhaut kommt es zu Blutungen, die in den meisten Fällen unbemerkt bleiben. Gelegentlich führen sie zu Bluterbrechen. Häufige Blutungen können zu einer Blutarmut (Anämie) führen.
Des Weiteren kann die gastroösophageale Refluxkrankheit über eine chronische Schleimhautschädigung das Gewebe so verändern, dass ein Barrett-Syndrom entsteht: Dann hat ein anderes, für die Speiseröhre untypisches Gewebe das ursprüngliche Schleimhautgewebe ersetzt. Das Barrett-Syndrom bedeutet ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs.
In seltenen Fällen kann die gastroösophageale Refluxkrankheit zudem Komplikationen der Atemwege verursachen. Die möglichen Folgen von Reflux sind chronischer Husten, Asthma oder Kehlkopfentzündungen. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen der Refluxerkrankung und den Atemwegserkrankungen schwer festzustellen, da manchmal typische Refluxsymptome fehlen und außerdem viele andere Ursachen dahinterstecken können.
Refluxkrankheit: Vorbeugen
Die gastroösophageale Refluxkrankheit entsteht oft ohne erkennbare Gründe, sodass Sie ihr kaum vorbeugen können. Allerdings können Sie die Risikofaktoren der Refluxerkrankung vermeiden – und so Refluxbeschwerden oft wirksam abwenden.
Oft reichen bereits folgende Maßnahmen aus, um Reflux zu verhindern oder zumindest Refluxsymptome zu verringern und so mögliche negative Folgen der Refluxkrankheit zu vermeiden:
- Nikotin- und Alkoholkonsum einschränken
- vorhandenes Übergewicht senken
- üppige Mahlzeiten vor dem Zu-Bett-Gehen vermeiden
- Stress abbauen
- magenschädlichere Medikamente mit viel Flüssigkeit einnehmen beziehungsweise den Gebrauch solcher Mittel einschränken
Wenn Sie die gastroösophageale Refluxkrankheit in den Griff bekommen haben, können Sie einem Rückfall vorbeugen, indem Sie die Behandlung konsequent fortsetzen und die empfohlenen Allgemeinmaßnahmen weiterhin einhalten.