Eine ältere Frau hat Sodbrennen.
© Getty Images

Absetzen von Säureblockern: Was steckt hinter dem "Rebound-Phänomen"?

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

Protonenpumpeninhibitoren (PPI) können schwerwiegende Nebenwirkungen haben, wenn man sie dauerhaft einnimmt. Wer sie absetzt, muss jedoch mit dem sogenannten "Rebound-Phänomen" rechnen. Was ist das, wie lange hält es an und was hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Absetzen von Säureblockern: Was steckt hinter dem "Rebound-Phänomen"?

Pantoprazol oder Omeprazol sind Arzneien, die bewirken, dass der Magen weniger Säure bildet. So können sie Beschwerden lindern, die durch Magensäure ausgelöst werden, zum Beispiel Sodbrennen oder Speiseröhrenentzündungen bei der Refluxkrankheit.

Reflux-Patienten bekommen Säureblocker meist dauerhaft verordnet. Da die Langzeittherapie aber gewisse Risiken birgt, kann es sinnvoll sein, diese – in Absprache mit dem Arzt – abzubrechen. Das Problem: Einige Patienten leiden nach dem Absetzen der Medikamente verstärkt unter Reflux-Beschwerden.

Mitunter deuten sie das als Zeichen dafür, dass sich die Krankheit verschlimmert hat, und sie die Medikamente wohl oder übel doch weiternehmen müssen. Das ist aber ein Irrtum. Grund für die verstärkten Reflux-Beschwerden ist der sogenannte Säure-Rebound: Der Körper reagiert auf die verringerte Menge an Magensäure, indem er den Botenstoff Gastrin bildet, der die Säureproduktion im Magen ankurbelt. Sobald die Wirkung der Säureblocker nachlässt, entsteht dadurch ein Überschuss an Magensäure – aber zum Glück nur kurzfristig:

Die durch den Rebound verursachten Beschwerden

  • beginnen meist einige Tage bis vier Wochen nach der Einnahme der letzten Tablette und
  • lassen in der Regel spätestens nach vier Wochen nach.

Was hilft?

Vollständig verhindern lässt sich der Säure-Rebound nicht. Es gibt jedoch zwei Möglichkeiten, um ihn abzuschwächen:

  1. Anstatt die Medikamente von einem auf den anderen Tag abzusetzen, kann der Patient die Dosis allmählich verringern. Studien legen nahe, dass der Körper weniger Gastrin bildet, wenn die Medikamente vor dem Absetzen zunächst nur jeden zweiten Tag eingenommen werden. Ob das Ausschleichen im Einzelfall sinnvoll ist und in wie die Dosis am besten gesenkt werden sollte, kann aber nur ein Arzt entscheiden.
  2. Der Patient kann vorübergehend andere Medikamente nehmen, um den Rebound zu überbrücken, etwa sogenannte Wirkstoffgruppe säurebindende Mittel (Antazida).

Kann man die Einnahme nicht einfach fortsetzen?

Die Sicherheit von Säureblockern ist unter Medizinern umstritten, weil die Studienlage nicht eindeutig ist. Recht gut belegt ist, dass die Protonenpumpenhemmer über längere Zeit eingenommen

  • das Risiko für bakterielle Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte sowie für Knochenbrüche erhöhen und
  • bewirken, dass der Körper zu wenig bestimmter Nährstoffe (z.B. Vitamin B12) aufnimmt, was zu einem Mangel führen kann.

Deshalb ist es für Reflux-Patienten empfehlenswert, zu versuchen, ihre Beschwerden anders in den Griff zu bekommen. Manchmal helfen schon einfache Maßnahmen. Etwa hilft es vielen Betroffenen, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen und bestimmte Speisen und Getränke zu meiden. Oft sind zum Beispiel Kaffee, Alkohol, fettiges Essen und Zitrusfrüchte problematisch. Bei übergewichtigen Patienten bessern sich die Beschwerden oft, wenn sie abnehmen.