H2-Blocker

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.11.2012

auch bezeichnet als:
H2-Antihistaminika ; H2-Rezeptorantagonisten ; H2-Rezeptorenblocker

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "H2-Blocker" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

H2-Rezeptorenblocker werden bei Patienten mit Verdauungsbeschwerden aufgrund von zu großen Mengen an Magensäure eingesetzt. Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Cimetidin, Ranitidin, Nizatidin, Famotidin und Roxatidin. Alle drosseln die Produktion von Säure im Magen.

Mit diesen Wirkstoffen behandelt man:
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre: Bei einem Geschwür (Ulcus) ist die Schleimhaut durch die Bestandteile des Magensaftes so stark geschädigt, dass darunter befindliche Gewebeschichten offen liegen und vielfach ebenfalls Verletzungen aufweisen. Es kommt zu krampfartigen Schmerzen, die vor allem bei verstärkter Aktivität des Verdauungstraktes auftreten. Zum Beispiel nach der Nahrungsaufnahme oder in der Nacht.
    Der Einsatz von H2-Rezeptorenblockern führt zur raschen Abnahme der Schmerzen und beschleunigt die Heilung. Ein dauerhafter Schutz vor Rückfällen ist jedoch häufig nur durch die Beseitigung des Bakteriums Helicobacter pylori in der Magenschleimhaut zu erreichen. Dieser Keim scheint ein wesentlicher Auslöser von Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüren zu sein. Zu seiner Ausrottung werden Antibiotika zusammen mit Protonenpumpenhemmern eingesetzt, die die Magensäureproduktion noch stärker unterdrücken als die H2-Rezeptorenblocker.
  • Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis): Bei dieser Erkrankung funktioniert der Muskel, der den Magen zur Speiseröhre hin verschließt, nicht richtig. So können bei gefülltem Magen, äußerem Druck auf den Magen oder besonders auch im Liegen kleinere und auch größere Mengen Magensaft und -inhalt in die Speiseröhre fließen. Anders als die Schleimhaut des Magens ist die Innenhaut der Speiseröhre nicht durch Schutzfaktoren relativ säurefest. So kommt es schnell zu Verätzungen, die der Patient als so genanntes Sodbrennen wahrnimmt. Bestehen solche Beschwerden längere Zeit, kann sich daraus ein Speiseröhrenkrebs entwickeln.

Wirkung

Die Verdauung im Magen wird über Reize gesteuert. So setzen die so genannten Belegzellen in der Magenschleimhaut nach Anregung unter anderem durch den körpereigenen Botenstoff Histamin die Magensäure frei. Histamin erreicht diese Aktivierung über eine Anbindung an die passenden H2-Rezeptoren der Belegzellen.

Die H2-Rezeptorenblocker besetzen diese Bindungsstellen und treten dadurch zum Histamin in Konkurrenz. Sie blockieren die H2-Rezeptoren der Belegzellen des Magens, ohne jedoch die Säureausschüttung auszulösen. Dadurch wird insgesamt sehr viel weniger Magensäure produziert.

Als erster Vertreter der H2-Rezeptorenblocker kam das Cimetidin auf den Markt. Allerdings musste es in hohen Dosen eingenommen werden und verzögerte daher den Abbau anderer Medikamente in der Leber. Cimetidin wird heute deshalb kaum noch verwendet.

Die modernen H2-Rezeptorenblocker haben eine erheblich verringerte Einnahmemenge. So stören sie den Abbau anderer Wirkstoffe kaum mehr. Niedrig dosierte H2-Rezeptorenblocker sind sogar teilweise rezeptfrei erhältlich. Dennoch sollte bei der Einnahme die Möglichkeit von Wechselwirkungen mit gleichzeitig eingenommenen Medikamenten berücksichtigt werden.

H2-Rezeptorenblocker unterscheiden sich vor allem in ihrer Wirkstärke. Die Arzneistoffe in der Reihenfolge zunehmender Wirkstärke sind: Cimetidin (800 Milligramm), Ranitidin und Nizatidin (je 300 Milligramm) sowie Famotidin (40 Milligramm). Die Dosis-Angaben beziehen sich auf die durchschnittlich einzunehmende Menge an Arzneistoff pro Tag.

Die Wirkdauer beträgt für Cimetidin, Ranitidin und Nizatidin vier bis sechs Stunden, für Famotidin bis zu zwölf Stunden.