Frau sitzt auf Toilette und leidet unter Fettstuhl.
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Fettstuhl (Steatorrhö): Aussehen, Ursachen und Behandlung

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 08.12.2022

Fettstuhl ist die Folge einer Fettverdauungsstörung. Diese kann auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zurückzuführen sein – manchmal ist aber auch eine ernste Erkrankung der Grund. Wie lässt sich Fettstuhl erkennen und behandeln?

Was ist Fettstuhl?

Mit dem Stuhl scheidet der Körper Nahrungsbestandteile aus, denen er alles, was er an Nährstoffen braucht, entzogen hat. Bei Fettstuhl (Steatorrhö, auch Steatorrhoe) jedoch enthält der Stuhl, den Betroffene pro Tag ausscheiden, mehr als sieben Gramm Fett. Während ein gesunder Stuhl nicht zu fest, meist glatt und mittel- bis dunkelbraun ist, unterscheidet sich Fettstuhl von normalem Stuhl in Konsistenz und Aussehen. Oft wird er auch von einem penetranten Geruch begleitet.

Fettstuhl: Typische Symptome und Aussehen

Charakteristisch für Fettstuhl ist: 

  • eine weiche, lehmartige, klebrige Konsistenz
  • ein großes Stuhlvolumen mit schaumiger Beschaffenheit
  • eine fettig glänzende Oberfläche
  • ein penetranter, oft säuerlicher oder fauliger Geruch
  • flüssiges Fett, das nicht im Stuhl gebunden ist, sondern im Wasser der Toilettenschüssel Fettaugen bildet

Durch den hohen Fettgehalt schwimmt der Stuhl in der Regel in der Toilettenschüssel und hinterlässt schmierige Spuren, die sich schwerer als normale Stuhlspuren entfernen lassen.
Gemeinsam mit Steatorrhö treten häufig typische Magen-Darm-Beschwerden auf wie:

Zudem ist es möglich, dass die betroffene Person ungewollt Gewicht verliert und sich abgeschlagen oder krank fühlt.

Fettstuhl ist eine Folge unterschiedlicher Erkrankungen, daher ist es möglich, dass die Symptome je nach Erkrankung variieren.

Fettstuhl: Welche Ursachen stecken dahinter?

Jede Mahlzeit wird im Mund mechanisch zerkleinert und mit Enzymen im Speichel vermischt, welche die Nahrung in noch kleinere Bestandteile zersetzen. Dieser Vorgang setzt sich im Magen durch die Magenmuskulatur und dem Gemisch aus Magensäure und weiteren Enzymen fort.

Im anschließenden Zwölffingerdarm (Duodenum), dem ersten Abschnitt des Dünndarms, münden die Ausführungsgänge der zwei großen Verdauungsdrüsen: der Leber mit Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse (Pankreas).

Der Gallensaft baut das Nahrungsfett ab – ebenso wie spezielle Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse, die Lipasen. Damit ist es dem Dünndarm in der Regel möglich, Fett aus der Nahrung aufzunehmen (zu resorbieren).

Ist dieser Vorgang aufgrund einer Malassimilation gestört, kommt es zu einem Fettstuhl. Bei einer Malassimilation ist der Körper nicht in der Lage, die Bestandteile aus der Nahrung zu nutzen, weil

  • die Enzyme fehlen, um die Nahrung zu spalten (Maldigestion) oder 
  • die aufgespaltenen Nahrungsbestandteile im Dünndarm nicht aufgenommen werden können (Malresorption).
     

Fettstuhl als Folge einer Maldigestion

Die Gallensäure nimmt eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Fett im Darm ein. Liegt ein Mangel vor, kann der Körper das Fett in der Nahrung nicht spalten und über den Dünndarm ausreichend aufnehmen. Der Mangel an Gallensäure entsteht beispielsweise durch eine Gallenstauung (Cholestase). Dabei verringert sich der Gallenfluss in Richtung Darm oder kommt zum Stillstand aufgrund:

  • einer akuten Leberentzündung (Hepatitis).
  • einer Leberzirrhose, etwa durch missbräuchlichen Alkoholgenuss oder einer Virusinfektion, die zu Hepatitis B oder C führt.
  • bestimmter Medikamente, zum Beispiel orale Verhütungsmittel oder Antibiotika.
  • von Gallensteinen, welche die Gallengänge blockieren.
  • von Krebs, der in der Leber gestreut hat.
  • hormoneller Auswirkungen auf den Gallenfluss während der Schwangerschaft.
  • einer operativen Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie).

Ebenso führen ein blockierter Bauchspeicheldrüsengang oder Bauchspeicheldrüsenkrebs zu einem Fettstuhl durch den Mangel an entsprechenden Verdauungsenzymen. Diese gelangen nicht mehr mit dem Sekret in den Darm. Die Folge einer anhaltenden Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist oft eine Pankreasinsuffizienz mit einer dauerhaft zu geringen Produktion an Verdauungsenzymen.

Menschen mit Adipositas nehmen häufig zur Behandlung Medikamente wie Lipase-Hemmer ein. Diese reduzieren die Aktivität der Lipase und verhindern so, dass der Darm das Nahrungsfett auf- und der Mensch weiter zunimmt. Bei manchen Betroffenen führt dies zu Fettstuhl.

Bei der erblichen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose kommt es zu einer allgemeinen Funktionsstörung exokriner Drüsen. Dabei handelt es sich um Drüsen, die das von ihnen produzierte Sekret nicht in die Blutbahn abgeben, sondern beispielsweise nur an die Körperoberfläche oder – wie manche Zellen der Bauchspeicheldrüse – in ein Organ wie den Darm. Das Sekret der Bauchspeicheldrüse ist durch die Stoffwechselerkrankung so zäh, dass es nicht aus den Gängen der Bauchspeicheldrüse abfließen und im Dünndarm die Nahrungsfette enzymatisch abbauen kann.

Fettstuhl als Folge einer Malabsorption

Der Malabsorption liegt oft eine Veränderung der Darmoberfläche zugrunde. Beispielsweise verkümmern bei einer Darmschleimhautatrophie die Darmzotten und die Schleimhautzellen. Diese sind dann nicht mehr oder nur begrenzt in der Lage, die Nahrungsbestandteile, und damit auch das Fett, aufzunehmen. Ursächlich für diese Darmschleimhautatrophie sind verschiedene, häufig vorübergehende Erkrankungen des Darms, darunter:

  • Morbus Whipple (bakterielle Infektion des Dünndarms)
  • Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis)
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Laktose- und Fruktoseintoleranz
  • im Rahmen von Zöliakie (Autoimmunerkrankung)
  • Morbus Crohn 

Auch das Kurzdarmsyndrom, bei der durch eine Darmoperation nur noch ein verkürzter Dünndarm vorliegt, kann durch die verringerte Oberfläche zu einer Malabsorption führen.

Wie lässt sich Fettstuhl diagnostizieren?

Oft fällt der betroffenen Person der Fettstuhl durch sein Aussehen, Konsistenz und den häufig penetranten Geruch von selbst auf – vor allem, wenn er über einen längeren Zeitraum besteht. Kommen begleitende Symptome wie Bauchschmerzen oder Krankheitsgefühl hinzu, ist der Gang in die ärztliche Praxis ratsam.

Entsteht während des Gesprächs mit dem*der Arzt*Ärztin der Verdacht auf Fettstuhl, wird die betroffene Person möglicherweise gebeten, ihren Stuhl über 24 Stunden zu sammeln. Im Labor wird dieser gewogen und hinsichtlich seines Fettgehalts untersucht. Werden über sieben Gramm Fett gemessen, liegt möglicherweise Steatorrhö vor. Dieses Ergebnis erhärtet sich, wenn das im Stuhl vorhandene Pankreasenzym Chymotrypsins eine nur geringe Aktivität aufweist. Eine Blutuntersuchung erlaubt zusätzlich Rückschlüsse auf die zugrundeliegende Erkrankung.

Mit einer Ultraschalluntersuchung ist es möglich, Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse, Leber oder der Gallenblase aufzudecken. Diese Untersuchung lässt sich bei unklaren Befunden mit einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) ergänzen.

Fettstuhl: Wie erfolgt die Therapie?

Fettstuhl wird je nach Ursache unterschiedlich behandelt. Liegt ihm eine Nahrungsmittelunverträglichkeit wie eine Gluten-, Laktose- oder Fruktoseintoleranz zugrunde, ist es das Ziel der Behandlung, diese fettstuhlauslösenden Nahrungsmittel zu meiden. So ist es möglich, dass sich die Darmschleimhaut wieder erholt und die Nahrungsfette, aber auch die anderen Bestandteile, wiederaufnehmen kann.
Häufig kommt es bei einem Fettstuhl zu einem Mangel an den fettlöslichen Vitaminen D, A, E und K sowie weiteren Nährstoffen. Diese lassen sich durch verschiedene Präparate ausgleichen.

Liegt eine Tumorerkrankung vor oder sind Gallensteine oder eine Entzündung im Darm der Grund für den Fettstuhl, ergreift der*die Arzt*Ärztin entsprechende chirurgische oder medikamentöse Maßnahmen.

Fettstuhl: Richtige Ernährung

Menschen, die mit Fettstuhl aufgrund einer Pankreasinsuffizienz oder –krebs leben, erhalten möglicherweise die ärztliche Empfehlung, auf fettreduzierte, eiweißreiche und leicht verdauliche Lebensmittel zu achten. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Fisch,
  • Eier,
  • Kartoffeln
  • Karotten

Hilfreich ist es zudem, die tägliche Nahrung auf fünf bis sieben Mahlzeiten aufzuteilen, sodass der Verdauungstrakt nicht mit einer zu großen Nahrungsmenge auf einmal belastet wird.

Ist ein Enzymmangel Grund für den Fettstuhl, raten medizinische Fachleute oft dazu, die fehlenden Enzyme medikamentös einzunehmen. Hierfür kann Pankreatin zum Einsatz kommen, das aus der Bauchspeicheldrüse von Hausschweinen gewonnen wird. Aber auch vegetarische Arzneimittel mit Rizoenzymen, die aus Reispilzkulturen hergestellt werden, können verschrieben werden. 

Zusätzlich kann es bei Gewichtsverlust nötig sein, einen Teil der Nahrungsfette durch MCT-Fette zu ersetzen. Dabei handelt es sich um mittelkettige Fettsäuren. Diese lassen sich im Gegensatz zu den meist langkettigen Fettsäuren der Nahrung bereits im Magen von den Lipasen spalten. So ist eine weitere enzymatische Verdauung im Dünndarm nicht mehr nötig und die Fette gelangen über die Darmschleimhaut direkt ins Blut. MCT-Fette sind als spezielle Brotaufstriche oder Speiseöle erhältlich.

Fettstuhl: Verlauf

Der Verlauf von Steatorrhö unterscheidet sich je nach zugrunde liegender Erkrankung. Möglicherweise klingt er ab, wenn bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Auslöser gemieden und damit die Darmschleimhaut nicht weiter gereizt oder beschädigt wird. Liegt eine Erkrankung wie die nicht heilbare Pankreasinsuffizienz vor, lässt er sich mit dem entsprechenden Ernährungsstil oder Medikamenten in Schach halten. Bei Menschen mit Adipositas lässt der Fettstuhl nach erfolgreicher Behandlung nach.

Lässt sich einem Fettstuhl vorbeugen?

Dem Fettstuhl lässt sich bedingt vorbeugen. Für Menschen mit bekannter Nahrungsmittelunverträglichkeit ist es ratsam, die Darmschleimhaut zu schonen und von den Nahrungsmitteln Abstand zu halten, welche die Beschwerden auslösen.

Wichtig ist es auch, einen ungesunden Lebensstil zu meiden. Das bedeutet beispielsweise nur geringe Mengen an Alkohol zu sich zu nehmen oder vollständig darauf zu verzichten, um Leber und Bauchspeicheldrüse nicht zu schädigen und Krebs vorzubeugen. Um eine Hepatitisinfektion zu vermeiden, ist es ratsam, den Impfstatus aktuell zu halten.