Eine medizinische Fachperson mit Handschuh hält einen Urinschnelltest in der Hand, daneben steht eine Urinprobe
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Urinwerte verstehen: Normwerte mit Tabelle

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.09.2023

Urinwerte wie beispielsweise der pH-Wert oder der Glukosewert geben Aufschluss über verschiedene Erkrankungen wie Harnwegsinfekte und Diabetes mellitus. Welche Werte normal sind und welche nicht, erfahren Sie in diesem Text mit Tabelle.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Welche Urinwerte gibt es?

Über den Urin scheidet der Körper Stoffe aus, die er nicht mehr benötigt, oder die giftig sind. Diese Abfallprodukte werden auch als harnpflichtige Substanzen bezeichnet, weil sie nur über den Urin entsorgt werden können.

Liegen bestimmte Bestandteile im Urin in erhöhter oder erniedrigter Konzentration vor, oder finden sich Substanzen im Harn, die dort normalerweise nicht vorkommen, kann das auf bestimmte Erkrankungen hinweisen. Urinwerte wie ein zu hoher Eiweißgehalt, rote Blutkörperchen im Urin oder zu hohe Kreatinin-Werte beispielsweise können Nierenerkrankungen aufdecken.

Hauptbestandteile des Harns, die als Urinwerte ermittelt werden können:

Weitere Urinwerte sind:

  • der pH-Wert des Urins
  • das spezifische Gewicht
  • die Dichte und Osmolalität (Konzentration) des Urins
  • zelluläre Bestandteile wie rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
  • Bakterien im Urin

Für die Urinuntersuchung wird idealerweise Mittelstrahlurin am Morgen verwendet. Dieser wird nicht zu Beginn des Wasserlassens genommen, sondern wenn bereits etwas Urin abgesetzt wurde.

Einige Urinwerte können als Schnelltest mit Urinteststreifen direkt in der ärztlichen Praxis ermittelt werden. Für nähere Untersuchungen ist aber eine Urinanalyse im Labor notwendig.

Was zeigt ein Urinteststreifen an?

Einige Urinwerte lassen sich mithilfe von Teststreifen ermitteln. Diese kommen in der ärztlichen Praxis zum Einsatz, sie werden jedoch auch beispielsweise in der Apotheke für den Gebrauch zu Hause verkauft.

Der Urinteststreifen wird für die Untersuchung in eine Urinprobe getaucht. Je nachdem, in welcher Konzentration eine Substanz im Urin vorhanden ist, verfärbt sich der Teststreifen. Diese Verfärbungen lassen sich dann mit einer Farbtafel vergleichen, um das Ergebnis auszuwerten.

Urinteststreifen weisen im Schnellverfahren folgende Stoffe im Urin nach:

Ein weiterer Wert, den die Urinteststreifen nachweisen können, ist das Urobilinogen, das beim Abbau des roten Blutfarbstoffs entsteht. Ein erhöhter Wert kann beispielsweise auf eine Lebererkrankung oder Probleme mit der Gallenblase hindeuten. Weist der Urintest einen der genannten Stoffe nach, sind weitere Laboranalysen des Urins notwendig.

Normbereiche der Urinwerte: Tabelle

Eine genaue Analyse des gewonnenen Urins erfolgt im Labor.

Dabei lässt sich auch erkennen, ob Zellen und andere feste Bestandteile sowie Krankheitserreger im Urin vorhanden sind.

Die Normbereiche der Urinwerte können in gewissen Grenzen von Labor zu Labor schwanken. Die folgenden Urinwerte in der Tabelle sind deshalb nur Richtwerte:

EigenschaftNormwerte
Dichte (spezifisches Gewicht)1.001 - 1.035 Gramm pro Liter (g/l)
Osmolalität50 - 1.200 Milliosmol pro Kilogramm (mosmol/kg)
pH-Wert4,8 - 7,6
rote Blutkörperchen (Erythrozyten)bis 5 Zellen pro Mikroliter (Zellen/µl)
weiße Blutkörperchen (Leukozyten)bis 10 Zellen/µl
Albumin (Eiweiß)unter 30 Milliliter pro 24 Stunden (mg/24h)
Glukose (Zucker)bis 20 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Nitritnegativ
Ketonenegativ
Urobilinogennegativ
Bilirubinnegativ
Kreatinin1,2 - 1,8 Gramm pro 24 Stunden (g/24h)

Urinwerte: Was der pH-Wert aussagt

Bei einem gesunden Menschen ist der Urin mit einem pH-Wert von etwa 6 leicht sauer.

Ist der pH-Wert des Urins höher als 8 und enthält er gleichzeitig Nitrit, das normalerweise nicht im Urin vorkommt, spricht dies für eine bakterielle Infektion der ableitenden Harnwege.

Aber auch die Ernährung hat einen Einfluss auf den pH-Wert. Zum Beispiel ist der pH-Wert des Urins nach dem Essen meist etwas erhöht. Das gilt vor allem bei vegetarischer Ernährung.  Aber auch Stoffwechselerkrankungen können zu einem erhöhten Urin-pH-Wert führen. Ein niedriger pH-Wert tritt bei einer sehr fleischlastigen Ernährung, beim Fasten und in der Nacht auf. Er ist in der Regel harmlos, kann jedoch ein Anzeichen für Gicht sein.

Urinwert: Was bedeutet Osmolalität?

Mit Osmolalität des Urins ist die Konzentration gelöster Teilchen gemeint. Dazu gehören etwa Harnsäure, Harnstoff und Elektrolyte – pro Kilogramm Flüssigkeit. Die Osmolalität wird in osmol/kg angegeben. Normalerweise versuchen die Nieren, mit so wenig Wasser wie nötig so viele Teilchen wie möglich auszuscheiden.

Ein niedriger Osmolalitätswert bedeutet, dass die Nieren nur wenige Teilchen mit dem Urin ausscheiden. Dies kann auf Krankheiten wie Diabetes insipidus und verschiedene Nierenerkrankungen hinweisen.

Wenn jemand unverhältnismäßig trinkt, kann dies ebenfalls das Verhältnis zwischen Flüssigkeit und festen Bestandteilen im Urin verändern. Bei Fieber, Durchfall und einer ungenügenden Flüssigkeitsaufnahme scheidet die Niere meist einen sehr stark konzentrieren Urin aus. Ist der Osmolalitätswert dauerhaft erhöht, kann dies die Bildung von Blasensteinen begünstigen.

Erhöhte oder erniedrigte Urinwerte

Einige Substanzen kommen immer im Urin vor und sind an sich nicht bedenklich. Jedoch können erniedrigte oder erhöhte Werte auf eine Erkrankung hinweisen. 

Harnstoff-Wert im Urin erhöht: Was steckt dahinter?

Täglich scheiden die Nieren etwa 13 bis 33 Gramm Harnstoff aus. Dieser ist das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels beim Menschen. Wird im Körper viel Eiweiß abgebaut, führt dies zu einem Anstieg der Harnstoffausscheidung, zum Beispiel bei:

  • Diabetes mellitus
  • Nebennierenüberfunktion
  • eiweißreicher Nahrung
  • Hungerzuständen, z. B. beim Fasten
  • Durchfall
  • Erbrechen

Bei vegetarischer Ernährungsweise, einer Schwangerschaft oder angeborenen Störungen im Harnstoffzyklus nimmt die Ausscheidung von Harnstoff dagegen ab.

Wann ist der Harnsäure-Wert erhöht?

Der Körper scheidet etwa 0,3 bis 0,8 Gramm Harnsäure täglich über den Urin aus. Harnsäure entsteht als Abbauprodukt des sogenannten Purinstoffwechsels. Purine sind Nukleinsäuren, die unter anderem Bestandteile der DNA (Träger der Erbinformation) sind, und vor allem mit Fleisch aufgenommen werden. Die Harnsäurekonzentration im Urin ist zum Beispiel erhöht bei:

Ein niedriger Harnsäure-Urinwert entsteht zum Beispiel bei einem Mangel des Enzyms Xanthinoxidase, das für den Purinstoffwechsel wichtig ist, oder durch bestimmte Medikamente.

    Erhöhte oder erniedrigte Kreatinin-Werte im Urin

    Kreatinin entsteht beim Abbau von Kreatin, einer Energiespeichersubstanz, in Muskel- und Nervenzellen. Es gelangt über das Blut in die Nieren, die es schließlich ausscheiden. Täglich geben die Nieren etwa 1,2 bis 1,8 Gramm davon in den Harn ab.

    • Der Kreatinin-Wert im Urin kann sich durch das Essen von viel Fleisch, eine überdurchschnittliche Muskelmasse oder Muskelentzündungen erhöhen.
    • Ein niedriger Wert tritt auf bei Nierenversagen oder einer verminderten Muskelmasse.

    Säuren im Urin

    Die Nieren scheiden täglich verschiedene Säuren wie Oxalsäure, Zitronensäure und freie Aminosäuren mit dem Urin aus. Angeborene Stoffwechselkrankheiten, etwa entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, gehen mit einer Erhöhung der Oxalatkonzentration im Urin einher. Dies begünstigt die Entstehung von Nierensteinen. Bei Erkrankungen der Leber kann die Ausscheidung von freien Aminosäuren im Harn stark ansteigen.

    Hormone im Urin

    Harn enthält verschiedene Hormone. Ein wichtiger Urinwert ist unter anderem Choriongonadotropin, mit dem sich bei einem Schwangerschaftstest die Schwangerschaft nachweisen lässt. Daneben lassen sich die Konzentrationen folgender Hormone bestimmen:

    • Katecholamine (Stresshormone) wie Adrenalin und Noradrenalin
    • Steroide wie Geschlechtshormone und Kortisol,
    • Gonadotropine (geschlechtshormon-stimulierende Hormone)
    • Serotonin (Botenstoff des Nervensystems)

    Mit ihnen lassen sich Bluthochdruck, bestimmte Krebsarten und Stoffwechselerkrankungen bestimmen.

    Anorganische Salze

    Ein gesunder Mensch scheidet täglich etwa 10 Gramm Salze über den Urin aus. Es handelt sich dabei vor allem um Natriumchlorid, also Kochsalz.

    • Ein hoher Natriumwert tritt beispielsweise bei Nierenversagen oder bestimmten Stoffwechselerkrankungen auf, niedrige Konzentrationen kommen bei Durchfall, Erbrechen, Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Herzinsuffizienz vor.
    • Erhöhte Phosphat-Werte kommen beispielsweise bei Überfunktion der Nebenschilddrüse, Calcium- und Vitamin-D-Mangel vor. Bei chronischem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) und Unterfunktion der Nebenschilddrüse sind die Urinwerte von Phosphat erniedrigt.

      Urinwerte: Krankhafte Harnbestandteile

      Einige Substanzen kommen normalerweise im Urin nicht oder kaum vor. Ihr Vorhandensein allein kann dann ein Hinweis auf eine mögliche Erkrankung sein.

      Nitrit im Urin weist auf Bakterien hin

      Der Körper scheidet in geringen Mengen Nitrat über den Harn aus. Sind bestimmte Bakterien vorhanden, wandeln sie dieses Nitrat in Nitrit um. Nitrit im Urin ist deshalb ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion der Harnwege wie Harnröhre oder Blase. Nitrit lässt sich mit einem Urinteststreifentest nachweisen.

      Proteine (Eiweiße) im Harn: Sind die Nieren betroffen?

      Gesunde Menschen scheiden kaum Proteine mit dem Urin aus. Bei schwerer körperlicher Anstrengung oder während einer Schwangerschaft, kann es zu einer erhöhten Eiweißausscheidung kommen, die nicht krankhaft (pathologisch) ist.

      In der Regel hat es jedoch Krankheitswert, wenn sich mehr als 150 Milligramm Eiweiß pro Liter (mg/l) und Tag im Urin befinden. Fachleute sprechen bei erhöhten Eiweißwerten im Urin von einer Proteinurie. Dabei spielt vor allem das sogenannte Albumin eine Rolle.

      Eine krankhafte Proteinurie tritt

      • vorübergehend bei Fieber und
      • anhaltend vor allem bei Nierenerkrankungen,
      • bei Diabetes mellitus
      • sowie bei Schwermetallvergiftungen auf.

      Mit einem Teststreifen lässt sich zunächst feststellen, ob sich Eiweiß im Urin befindet. Für die genaue Bestimmung der Zusammensetzung der vorliegenden Proteine und ihrer Konzentrationen dient die anschließende die Untersuchung des 24-Stunden-Urins.

      Glukose (Zucker) im Urin: Hinweis auf Diabetes

      Der Körper scheidet im Normalfall nur eine sehr geringe Menge Zucker mit dem Urin aus. Normalerweise liegen weniger als 15 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) im Urin vor, nach dem Essen unter 30 mg/dl.

      Erst wenn der Blutzuckerspiegel einen Wert von etwa 180 mg/dl (normal bis 100 mg/dl) erreicht, findet sich auch im Urin vermehrt Glukose und lässt sich über einen Streifentest nachweisen. Fast immer deutet eine solche "Glukosurie" auf einen Diabetes mellitus hin. 

      Was bedeutet Keton im Urin?

      Bei längerem Fasten wandelt der Körper Fettreserven in Ketonkörper um, die ihm – ähnlich wie Blutzucker – als Energielieferant dienen. Daher sind Ketonkörper normalerweise nicht im Urin nachweisbar. Weist ein Urintest Ketonkörper nach, ist dies ein Hinweis auf Hungerzustände oder einen entgleisten Diabetes mellitus. 

      Bilirubin färbt den Urin dunkel

      Bilirubin entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin). Normalerweise gelangt Bilirubin über die Gallenwege in den Darm und wird über den Stuhl ausgeschieden. Sind die Gallenwege zum Beispiel durch einen Gallenstein oder einen Tumor blockiert, sammelt sich das Bilirubin im Blut an und wird schließlich mit dem Urin ausgeschieden.

      Auch Leberentzündungen und eine Leberzirrhose können einen hohen Urinwert von Bilirubin verursachen. Der Urin verfärbt sich dunkel, wenn das rot-orange-farbige Bilirubin und seine Abbauprodukte darin gelöst sind. Gleichzeitig führt eine erhöhte Konzentration von Bilirubin im Blut zu einer Gelbsucht (Ikterus). Dabei ist die Haut gelb verfärbt, insbesondere die Bindehaut am Auge.

      Urinwerte: Rote und weiße Blutkörperchen im Urin

      Der normale Urin enthält nur ganz wenige rote und weiße Blutkörperchen. Ergibt ein Schnelltest einen auffälligen Befund, kann das Urinsediment, der feste Bestandteil des Urins, für die Diagnose genauer untersucht werden.

      Was bedeuten rote Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin?

      Finden sich zu viele rote Blutkörperchen im Urin, liegt eine sogenannte Hämaturie vor. Sie lässt sich mit einem Urinteststreifen nachweisen. Sind viele rote Blutkörperchen vorhanden, färben sie den Urin auch rot.

      Bei der mikroskopischen Abklärung einer Hämaturie beurteilen Fachleute vor allem das Aussehen der vorhandenen Erythrozyten, da dieses ein Hinweis auf die Art der zugrunde liegenden Erkrankung ist.

      • Krankhaft veränderte Erythrozyten finden sich vor allem bei Erkrankungen der Nierenkörperchen (glomeruläre Nierenerkrankungen).
      • Unauffällig aussehende Erythrozyten im Urin sprechen dagegen eher für Tumoren, Verletzungen oder eine Erkrankung der ableitenden Harnwege.

      In jedem Fall muss die Ursache abgeklärt werden.

      Sind weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Urin schlimm?

      Viele weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Urin deuten auf eine Infektion der Nieren oder der ableitenden Harnwege hin. In diesem Fall muss eine mikrobiologische Untersuchung des Urins erfolgen, um die Erreger zu identifizieren. Auch bei Krebserkrankungen kann die Leukozytenanzahl erhöht sein.

      Bakterien im Urin

      Besteht der Verdacht auf eine Infektion der Nieren oder der ableitenden Harnwege mit Bakterien, wird die Anzahl der Keime bestimmt. Bei Keimzahlen von mehr als 100.000 Bakterien pro Milliliter Urin ist eine Infektion wahrscheinlich.

      Bakterien im Urin sind zum Beispiel ein Hinweis auf eine bakterielle Harnwegsinfektion. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Bakterien näher zu bestimmen, um das richtige Antibiotikum zur Behandlung zu finden.

      Um festzustellen, um welche Erreger es sich handelt und deren Empfindlichkeit gegenüber den gebräuchlichen Antibiotika zu testen, verwendet man ein Teil der Urinprobe zum Anlegen einer Bakterienkultur.