Frau fasst sich an den Unterleib und leidet unter Blasenschmerzen.
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Blasenschmerzen: Woher kommen sie und was hilft?

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.04.2022

Bei Blasenschmerzen denken Betroffene häufig zuerst an einen Harnwegsinfekt, wie etwa eine Blasenentzündung. Doch es gibt zahlreiche weitere mögliche Ursachen, die behandelt werden sollten. Wer unter starken oder immer wiederkehrenden Blasenschmerzen leidet, sollte sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Blasenschmerzen: Ursachen

Zu den häufigsten Ursachen von Blasenschmerzen gehören Harnwegsinfekte – zum Beispiel eine Blasenentzündung (Zystitis) oder eine Harnröhrenentzündung (Urethritis). Ein typisches Anzeichen eines Harnwegsinfekts ist häufiges, brennendes Wasserlassen, während die Blasenentleerung erschwert und sehr schmerzhaft ist. Vor allem junge Frauen und Frauen während der Schwangerschaft sowie der Wechseljahre sind anfällig für Harnwegsinfektionen. Aber auch Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Blasensteine sind empfänglicher für eine Zystitis.

Darüber hinaus kommen diese Auslöser für Blasenschmerzen infrage:

  • Reizblase: Betroffene einer Reizblase leiden unter ständigem, schwer kontrollierbarem Harndrang, der mit Schmerzen in der Harnblase verbunden sein kann. Typischerweise müssen Patient*innen sehr häufig die Toilette aufsuchen. 

  • Interstitielle Zystitis: Bei der auch als chronisches Blasenschmerzsyndrom bezeichneten interstitiellen Zystitis handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Blase, die mit Blasenschmerzen einhergehen kann. Auch andere für eine Zystitis typische Beschwerden sind möglich – die genauen Ursachen jedoch nicht abschließend geklärt. Fest steht aber, dass keine Viren oder Bakterien als Auslöser nachweisbar sind.

  • Nieren- oder Blasensteine: Nieren- und Blasensteine sind häufige Ursachen für Blasenschmerzen. Genauer gesagt handelt es sich dabei um Harnsteine (Ablagerungen aus Calciumoxalat, die in der Niere entstehen), die je nach Lokalisierung in der Niere (Nierensteine) oder Harnleiter (Blasensteine) bezeichnet werden. In aller Regel leiden Patient*innen unter kolikartigen, starken Schmerzen, oft verbunden mit Erbrechen und Übelkeit. Schmerzen sind vor allem dann möglich, wenn Harnsteine plötzlich durch die Harnröhre gelangen. 

  • Harnverhalt: Wer unter Harnverhalt leidet, also unfähig ist, die Blase vollständig zu entleeren, der klagt oft auch über Schmerzen in der Blase. Ursache eines Harnverhalts sind möglicherweise Blasen- oder Nierensteine, aber auch andere Fremdkörper etwa in den Harnleitern. Auch bestimmte Medikamente können Harnverhalt auslösen.

  • Psychische Ursachen: Menschen, die vermehrt unter Stress oder psychischen Belastungen leiden oder traumatische Erlebnisse hatten, klagen gegebenenfalls auch über Blasenschmerzen.

  • Krebserkrankungen: Blasenkrebs (Blasenkarzinom) kann mit Blasenschmerzen verbunden sein, wenn der Tumor ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat.

Blasenschmerzen: Ursachen bei Frauen

Bei Frauen kann es zu einer schmerzenden Blase zusätzlich aufgrund dieser Erkrankungen und Umstände kommen: 

Ursachen: Blasenschmerzen bei Männern

Auch bei Männern gibt es anatomisch bedingt weitere Gründe für Blasenschmerzen wie:

Blasenschmerzen in der Schwangerschaft

Wenn Schwangere unter Blasenschmerzen leiden, kann dies am zunehmenden Druck liegen, der durch das Gewicht des Kindes auf die Harnblase ausgelöst wird. Insbesondere, wenn die Blase gefüllt ist, kann dies schmerzhaft sein. Der Druck führt auch zu häufigerem Harndrang. Außerdem kann die Blase durch die Gebärmutter von ihrem gewohnten Platz verdrängt werden. Die ungewohnte Lage kann dann zu Blasenschmerzen führen.

Nach der Geburt, wenn die Organe im Bauchraum ihren angestammten Platz wieder einnehmen können, lassen derart verursachte Blasenschmerzen normalerweise wieder nach – meist spätestens im Rahmen der Rückbildungsgymnastik. Leiden Frauen während der Schwangerschaft unter Symptomen einer Blasenentzündung und somit auch Blasenschmerzen, sollten sie diese immer ärztlich abklären lassen.

Wie fühlen sich Blasenschmerzen an?

Blasenschmerzen machen sich über dem Schambein oder auch im gesamten Unterleib bemerkbar. Häufig sind Blasenschmerzen nicht das einzige Symptom. Oft treten sie zusammen mit anderen Beschwerden auf. Dazu zählen vor allem:

  • Brennen beim Wasserlassen
  • erschwertes Wasserlassen (etwa schwacher Harnstrahl oder Nachträufeln)
  • unvollständiges Entleeren der Blase
  • häufiger/anhaltender Harndrang

Blasenschmerzen: Wann ist ärztlicher Rat notwendig?

Wer unter starken, immer wiederkehrenden oder gar chronischen Blasenschmerzen leidet, sollte grundsätzlich immer eine urologische Praxis aufsuchen. Auch Frauen während der Schwangerschaft sollten stets ärztlichen Rat einholen. Treten zusätzlich Fieber und Schmerzen in den Flanken auf, kann dies Zeichen einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis) sein. In diesem Fall ist eine rasche ärztliche Behandlung notwendig.

Blasenschmerzen: Diagnose

Um die Ursache der Blasenschmerzen herauszufinden, steht zunächst ein Anamnesegespräch mit der*dem Fachärztin*Facharzt der Urologie an. Dabei sind beispielsweise folgende Fragen interessant:

  • Wo genau befinden sich die Schmerzen?
  • Wie fühlen sich die Schmerzen an?
  • Seit wann haben Sie die Schmerzen?

Auch wird sie*er wissen wollen, ob der*die Patient*in noch andere Beschwerden hat. Zu Symptomen, die häufig in Zusammenhang mit Blasenschmerzen auftreten, zählen etwa:

  • Ständiger Harndrang verbunden mit häufigen Toilettengängen
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Erschwertes Wasserlassen
  • Harnverhalt
  • Schmerzen in den Flanken und Unterleib
  • Fieber

Bei der körperlichen Untersuchung klopft die*der Ärztin*Arzt unter anderem das sogenannte Nierenlager im Flankenbereich ab. Außerdem wird meist der Blasenbereich abgetastet, um den Schmerz genau zu lokalisieren. Gegebenenfalls führt sie*er zudem eine rektale Untersuchung durch: Hierbei wird mit dem Finger der Enddarm abgetastet. Bei Männern kann so die Prostata beurteilt werden. Bei Frauen kann zusätzlich eine Untersuchung der Geschlechtsorgane durch die*den Gynäkolog*in erforderlich sein.

Je nachdem, welche Ursache die*der Ärztin*Arzt vermutet, wird sie*er weitere Untersuchungen veranlassen – zum Beispiel eine Blut- und/oder Urinuntersuchung. Nach der Blutabnahme wird das Blut im Labor vor allem auf Entzündungswerte untersucht. Mit einem Urinteststreifen können zum Beispiel Nitrit oder weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Harn nachgewiesen werden. Weiße Blutkörperchen deuten auf eine Entzündung im Körper hin. Nitrit im Urin ist ein Anzeichen dafür, dass sich Bakterien im Urin befinden.

Besteht der Verdacht einer hartnäckigen chronischen Harnwegsinfektion als Ursache der Blasenschmerzen, wird zusätzlich eine Urinkultur angelegt. So können die Erreger der Infektion gezielt bestimmt und das passende Antibiotikum gewählt werden.

Wenn die Untersuchungen auf Blasensteine, Fremdkörper oder Blasentumoren hinweisen, sind weitere Diagnoseverfahren sinnvoll. Dazu zählen unter anderem

  • eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Blase und der Nieren,
  • Röntgenuntersuchungen,
  • eine Harnröhren- und Blasenspiegelung (Zystoskopie), wobei auch Gewebe der Blasenwand (Biopsie) entnommen werden kann,

sowie weitere spezielle urologische Untersuchungen.

Blasenschmerzen: Therapie

Bei Blasenschmerzen richtet sich die Therapie nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige Maßnahmen zur Behandlung sind:

  • Bakterielle Harnwegsinfektion: Harnwegsinfekte wie eine Blasenentzündung lassen sich in der Regel mit Antibiotika bekämpfen. Bei einer Zystitis ist es außerdem wichtig, dass Sie ausreichend Flüssigkeit trinken und für eine gute Intimhygiene sorgen.

  • Interstitielle Zystitis: Beim chronischen Blasenschmerzsyndrom gibt es derzeit keine ursächliche Therapiemöglichkeit. Schmerzmittel, Entspannungstechniken oder eine Ernährungsanpassung können jedoch hilfreich sein.

  • Blasen- und Nierenstein: Kleinere Blasensteine können von allein oder mit Unterstützung von Medikamenten wieder mit dem Urin abgehen. Ist das nicht der Fall, kann die*der Ärztin*Arzt den Blasenstein entfernen, zum Beispiel im Rahmen einer Blasenspiegelung unter örtlicher Betäubung oder mithilfe der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie. Dabei wird der Stein mit Stoßwellen zertrümmert.

  • Krebserkrankung: Bei Blasenkrebs oder Prostatakrebs richtet sich die Therapie vor allem danach, wie weit der Krebs fortgeschritten ist. Zu häufigen Therapieverfahren zählen eine Operation sowie Strahlen- und Chemotherapie.

  • Nierenbeckenentzündung: Bei einer durch Bakterien hervorgerufenen Nierenbeckenentzündung kommt meist ein Antibiotikum zum Einsatz.

  • Gynäkologische Ursachen: Frauen, die häufig an einer Zystitis leiden, können beispielsweise vorbeugend auf die Einnahme von Laktobazillen setzen. Bei Endometriose ist oftmals eine Operation vonnöten oder eine hormonelle Behandlung. Steht eine Entzündung der Gebärmutter oder Scheide als Ursache der Blasenschmerzen fest, helfen hingegen Antibiotika.

  • Erkrankungen der Prostata: Menschen mit einer Prostataentzündung oder einer anderen Erkrankung der männlichen Geschlechtsorgane bekommen oftmals spezielle Zäpfchen oder andere entzündungshemmende Medikamente verschrieben. So kann möglicherweise auch der Blasenschmerz behandelt werden.

Gegen die Blasenschmerzen selbst helfen in schweren Fällen Schmerzmittel (Analgetika) und krampflösende Medikamente (Spasmolytika). Grundsätzlich sollten Betroffene auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Zudem kann das Auflegen einer Wärmflasche oder eines wärmenden Körnerkissens einen lindernden Effekt erzielen.