Mutter macht Gymnastik mit ihrem Kind.
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Gebärmuttersenkung

Von: Onmeda-Redaktion , Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 11.11.2019

Ist der Beckenboden geschwächt, können sich die Gebärmutter und/oder Scheide nach unten verlagern. Das äußert sich zunächst durch Beschwerden im Unterbauch, häufig mit Problemen beim Wasserlassen oder Stuhlgang. Später kann die Gebärmutter teilweise aus der Scheide austreten – das lässt sich aber meist durch eine rechtzeitige Behandlung verhindern.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Gebärmuttersenkung:Überblick

Was ist eine Gebärmuttersenkung?
Bei einer Gebärmuttersenkung (Descensus uteri) verlagert sich die Gebärmutter aus ihrer normalen Lage im Becken nach unten. Oft geht sie mit einer Scheidensenkung (Descensus vaginae) einher.

Normalerweise hält der Beckenboden die Gebärmutter, die Harnblase und die anderen Organe des Beckens an ihrer Position. Er besteht aus mehreren Schichten von Muskeln und Bindegewebe, die wie eine Art Hängematte an den Knochen des Beckens befestigt sind. Werden die Muskeln und Bänder durch Schwangerschaften, Geburten, Übergewicht oder schwere körperliche Arbeit überdehnt und geschwächt, können die Beckenorgane absinken.

Bemerkbar macht sich das anfangs durch Beschwerden im Unterleib wie zum Beispiel ziehende Schmerzen, ein Druck- oder Fremdkörpergefühl in der Scheide sowie Probleme beim Wasserlassen und beim Stuhlgang.

Sinkt die Gebärmutter sehr weit ab, kann der Gebärmutterhals aus der Scheide austreten (Gebärmuttervorfall oder -prolaps). Auch die Scheide kann absinken und sich durch die Scheidenöffnung stülpen (Scheidenvorfall oder -prolaps). Beides lässt sich jedoch oft durch rechtzeitige Gegenmaßnahmen verhindern, etwa durch Beckenbodentraining.

Gebärmuttersenkung: Ursachen

Gebärmuttersenkung und Scheidensenkung sind Folgen einer Beckenbodenschwäche. Als Beckenboden bezeichnet man die die Muskeln und Bändern, die die Beckenorgane an ihrer Position halten. Wird der Beckenboden durch dauerhafte oder außergewöhnlich starke Belastung überdehnt, lässt seine Stabilität und Elastizität nach, sodass er seine Haltefunktion nicht mehr wie gewohnt erfüllen kann.

Häufige Ursachen der Überlastung sind

Da schwere Belastungen aber nicht bei jeder Frau zu einer Beckenbodenschwäche führen, geht man davon aus, dass diese zum Teil erblich bedingt ist. Das heißt: Die Betroffenen haben aufgrund bestimmter angeborener Voraussetzungen ein schwächeres Bindegewebe und sind somit anfälliger für eine Beckenbodenschwäche.

Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Frauen, die rauchen und/oder an Diabetes mellitus erkrankt sind, ein erhöhtes Risiko für eine Beckenbodenschwäche und somit für eine Gebärmutter- oder Scheidensenkung haben.

Zu einem Gebärmuttervorfall oder Scheidenvorfall kommt es meist erst in den Wechseljahren. Das liegt möglicherweise auch daran, dass in den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt. Östrogen ist ein Hormon, das unter anderem zur Stabilität des Bindegewebes beiträgt.

Gebärmuttersenkung: Symptome

Meist äußert sich eine Gebärmuttersenkung oder Scheidensenkung durch folgende Symptome:

  • ziehende Unterleibsschmerzen
  • Fremdkörpergefühl in der Scheide
  • Druckgefühl im Unterbauch
  • Blasenschwäche und unwillkürlicher Harnverlust (Inkontinenz), insbesondere beim Husten, Niesen, Lachen oder Geschlechtsverkehr (sog. Belastungsinkontinenz)
  • Blasenentleerungsstörungen, etwa vermehrter Harndrang, wobei jedoch nur kleine Mengen Urin entleert werden können (Pollakisurie) und Restharn zurückbleibt.

Wenn ständig Resturin in der Blase bleibt, erhöht sich das Risiko für Harnwegsinfekte. Vor allem Frauen nach den Wechseljahren, die öfters unter Blasen- oder Scheidenentzündungen leiden, sollten abklären lassen, ob eine Gebärmuttersenkung beziehungsweise Scheidensenkung für die Symptome verantwortlich ist.

Wenn sich die hintere Scheidenwand senkt, kann es auch zu Schwierigkeiten bei der Stuhlentleerung kommen, da sich Kot in der Aussackung der Darmwand in Richtung Scheide ansammelt. Verstopfung (Obstipation) oder ein unangenehmes Völlegefühl des Darms sind dann die Folge.

Gebärmuttersenkung: Diagnose

Wer Beschwerden im Unterbauch verspürt, die auf eine Gebärmutter- oder Scheidensenkung hindeuten, sollte zum Gynäkologen gehen. Dieser kann mithilfe verschiedener Untersuchungen klären, ob der Beckenboden geschwächt ist und ob sich die Beckenorgane nach unten verlagert haben.

Wenn sich Gebärmutter und/oder Scheide stark nach unten verlagert haben, kann der Arzt dies bereits durch inneres und äußeres Abtasten der Scheide und des Unterleibs feststellen.

Um auch eine leichtere Senkung erkennen zu können, untersucht der Arzt die Scheide mithilfe eines Scheidenspiegels (Spekulum). Während dieser Untersuchung fordert er sie auch dazu auf, zu husten und zu pressen. So kann er den Zustand ihres Beckenbodens beurteilen und ermitteln, welche Position die Beckenorgane im Ruhezustand und unter Anspannung der Muskulatur einnehmen.

Untersuchungen der Blasenfunktion

Zusätzlich untersucht der Frauenarzt die Harnblase mit dem Ultraschallgerät, nachdem die Patientin zur Toilette gegangen ist. Denn eine Gebärmutter- und/oder Scheidensenkung führt häufig dazu, dass sich die Blase nicht richtig entleeren kann, wodurch sich Restharn in ihr sammelt. Den Restharn kann der Arzt auf den Ultraschallaufnahmen sehen.

Da Restharn Harnwegsinfektionen begünstigt, untersucht der Arzt auch den Urin der Patientin. Enthält dieser hohe Konzentrationen von Bakterien, spricht dies für eine Blasenentzündung.

Bei manchen Patientinnen verursacht eine Gebärmuttersenkung eine "versteckte Inkontinenz": Sie verlieren ungewollt Urin, der jedoch nicht austreten kann, weil die Gebärmutter auf die Harnröhre drückt. Das wird als Quetschharnphänomen bezeichnet. Ob eine Inkontinenz vorliegt und wenn ja, welche Form der Inkontinenz, kann der Arzt durch eine sogenannte urodynamische Untersuchung feststellen.

Dabei führt der Arzt zwei Sonden in die Harnblase und in den Darm ein, die messen, inwieweit die Blasen- und Beckenbodenmuskulatur noch dazu in der Lage sind, steigendem Druck in der Blase standzuhalten.

Wichtig: Vor der Untersuchung muss der Arzt eine Blasenentzündung ausschließen, damit das Untersuchungsergebnis nicht verfälscht wird.

Ist eine Gebärmuttersenkung oder Scheidensenkung von außen sichtbar?

Mit bloßen Auge zu erkennen ist eine Gebärmuttersenkung und/oder Scheidensenkung nur, wenn sich der Gebärmutterhals und die Scheide bereits durch die Scheidenöffnung nach außen gestülpt haben, also nach einem sogenannten Gebärmutter- beziehungsweise Scheidenvorfall. Auch nach einer Gebärmutterentfernung können sich Scheide, Blase oder Darm noch nach außen stülpen.

Gebärmuttersenkung: Behandlung

Die Behandlung richtet sich danach, wie weit die Gebärmutter und/oder Scheide bereits abgesunken sind und welche Beschwerden dies verursacht. In jedem Fall sollte die Betroffene Aktivitäten meiden, bei denen Druck auf ihren Beckenboden ausgeübt wird (z.B. Tragen schwerer Gegenstände), und – sofern nötig – Übergewicht abbauen.

Bei einer leichten Gebärmuttersenkung kann der Arzt zu Beckenbodentraining raten. Dabei trainieren die Betroffenen gezielt die Muskeln des Beckenbodens und kräftigen diese. Das wirkt nicht nur dem weiteren Absinken der Organe entgegen, sondern kann auch gegen eine leichte Harninkontinenz helfen.

Bei Frauen in den Wechseljahren wird manchmal die Scheidenschleimhaut dünner. Dadurch kann es zu Beschwerden kommen, die die mit der Gebärmuttersenkung verbundenen Symptome verschlimmern – etwa Juckreiz, Scheidenentzündungen, Harnwegsinfekte, Harninkontinenz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Um diese Folgeerscheinungen zu vermindern, kann der Arzt eine hormonhaltige Creme verordnen.

Ein Pessar kann dazu beitragen, die Beschwerden vorübergehend zu lindern. Das Kunststoffgebilde wird in die Scheide eingeführt und stützt die Gebärmutter. Meist werden Pessare nur dazu eingesetzt, die Zeit bis zur Operation zu überbrücken. Zur Dauertherapie empfiehlt der Arzt sie normalerweise nur, wenn bei der Patientin keine Operation möglich ist oder die Patientin keine Operation wünscht.

Pessare können die Schleimhäute schädigen und zu Druckgeschwüren führen. Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, wird das Pessar individuell an die Patientin angepasst und alle sechs bis zwölf Wochen ausgetauscht. Zudem kann der Arzt eine Östrogensalbe oder Östrogenzäpfchen verschreiben, die die Patientin in die Scheide einführt. Durch das Östrogen werden die Schleimhäute gestärkt.

Wichtig: Pessare können Druckgeschwüre an den Geschlechtsorganen hervorrufen, die sich durch einen blutigen Ausfluss äußern können. In diesem Fall kann der Arzt das Pessar einige Wochen herausnehmen, bis die Wunde abgeheilt ist.

Operation

Bei schweren Formen der Gebärmuttersenkung beziehungsweise Scheidensenkung kann der Frauenarzt zu einer Operation raten. Wenn möglich, operiert der Arzt dabei ohne Bauchschnitt von der Scheide aus.

Es gibt verschiedene operative Methoden. Welches Verfahren geeignet ist, hängt unter anderem davon ab, welches Organ sich wie stark gesenkt hat und welche Beschwerden die Patientin hat. Ziel der OP ist es, die inneren weiblichen Geschlechtsorgane an ihren ursprünglichen Platz zu bringen.

Damit sie nicht erneut absinken, stabilisiert der Chirurg sie entweder mithilfe von Eigengewebe der Patientin oder mittels eines Kunststoffnetzes, das am Kreuz- oder Steißbein befestigt wird. Wenn die Patientin eine Blasenschwäche hat, kann er im Rahmen des Eingriffs zusätzlich eine Schlinge aus Kunststoff um die Harnröhre legen, um diese zu stützen.

Für Patientinnen ohne Kinderwunsch kann eine Entfernung der Gebärmutter sinnvoll sein.

Gebärmuttersenkung: Verlauf

Je nachdem, wie schwach der Beckenboden ist, können die Gebärmutter und die Scheide weiter absinken. Auch der Mastdarm und die Blase können sich nach unten verlagern. Beckenbodentrainingkann dieses Risiko jedoch senken.

Durch eine Operation lassen sich die Organe wieder in ihre ursprüngliche Position bringen und Symptome lindern. Da die Bindegewebsschwäche jedoch bestehen bleibt, kann es bei einigen Frauen erneut zu einer Senkung der Gebärmutter und/oder Scheide kommen. Bei 25 von 100 Frauen, die sich aufgrund einer Gebärmuttersenkung haben operieren lassen, sinkt die Gebärmutter innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Eingriff erneut ab.

Mit zunehmenden Beschwerden treten bei einigen Frauen im Verlauf der Gebärmuttersenkung psychische Probleme auf. Diese Belastung kann so stark sein, dass betroffene Frauen sich nicht mehr unter Leute wagen und vereinsamen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, Hilfe anzunehmen und sich behandeln zu lassen. Auch Selbsthilfegruppen können hier Unterstützung anbieten.

Gebärmuttersenkung: Vorbeugen

Frauen können einer Gebärmuttersenkung beziehungsweise Scheidensenkung vorbeugen, indem sie

Insbesondere das Beckenbodentraining kann einer Gebärmuttersenkung vorbeugen. Betroffene können sich die Übungen selbst beibringen oder unter krankengymnastischer Anleitung erlernen. Konsequentes und regelmäßiges, tägliches Üben ist für den Erfolg unerlässlich.

Schwangere Frauen sollten an Schwangerschaftsgymnastik sowie nach der Geburt an Rückbildungsgymnastik teilnehmen, um einer Gebärmuttersenkung vorzubeugen.