Vulvakarzinom (Vulvakrebs)
Das Vulvakarzinom ist eine seltene Krebserkrankung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Es tritt vor allem bei älteren Frauen auf. Erfahren Sie mehr über Ursachen, mögliche Symptome und Behandlung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Vulvakrebs ist ein bösartiger Tumor der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva). In den meisten Fällen sind die großen Schamlippen betroffen, seltener die kleinen Schamlippen und die Klitorisregion. Der Fachausdruck Vulvakarzinom leitet sich vom lateinischen Begriff vulva (weibliche Scham) und karkinos, dem griechischen Wort für Krebs, ab.
Die Bezeichnung Vulvakrebs ist im Grunde ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Tumoren, die von verschiedenen Zellen der Vulva ausgehen. Circa 90 von 100 bösartigen (malignen) Vulvatumoren sind sogenannte Plattenepithelkarzinome. Sie entwickeln sich aus der obersten Schicht der Schleimhautzellen. Bei den restlichen 10 von 100 Tumoren handelt es sich um
- maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs),
- Basalzellkarzinome,
- Adenokarzinome,
- Sarkome und
- Karzinome der bartholinischen Drüsen.
Häufigkeit
Das Vulvakarzinom ist zwar die vierthäufigste Krebserkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane, kommt insgesamt dennoch eher selten vor. Im Jahr 2016 erkrankten in Deutschland rund 3.330 Frauen an einem Vulvakarzinom.
Von Vulvakrebs sind überwiegend ältere Frauen betroffen: Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 73 Jahren.
Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Ursachen
Warum ein Vulvakarzinom (Vulvakrebs) im Einzelfall entsteht, lässt sich nicht genau sagen. Die Ursachen sind bislang ungeklärt. Sicher ist jedoch, dass bestimmte Risikofaktoren die Entstehung begünstigen.
Zu diesen Risikofaktoren zählen insbesondere Infektionen mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV). Problematisch sind vor allem Infektionen mit sogenannten Hochrisikotypen, wie Typ 16 und 18. Humane Papillomaviren sind weltweit die häufigsten Erreger sexuell übertragbarer Viruserkrankungen und führen zu warzenähnlichen Veränderungen der Haut und Schleimhaut – unter anderem an der Vulva.
Ein erhöhtes Risiko besteht auch für Frauen, deren Immunsystem geschwächt ist. Wie etwa nach einer Organtransplantation, weil man danach Medikamente einnehmen muss, die das Immunsystem unterdrücken. Auch eine HIV-Infektion beeinträchtigt das Immunsystem und kann das Risiko für ein Vulvakarzinom steigern.
Ein weiterer Risikofaktor ist Rauchen. Frauen, die rauchen, erkranken im Durchschnitt häufiger an Vulvakrebs. Daneben können verschiedene chronische Hauterkrankungen im Bereich der Vulva das Risiko für ein Vulvakarzinom steigern. Hierzu zählen etwa Lichen sclerosus oder Leukoplakie ("Weißschwielenkrankheit").
Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Symptome
Ein Vulvakarzinom (Vulvakrebs) entwickelt sich in der Regel lange unbemerkt. Symptome treten oft erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Meist handelt es sich dabei um eher allgemeine Symptome, sodass es kein typisches Beschwerdebild gibt.
Relativ häufig kommt es bei Vulvakrebs zu einem ständig wiederkehrenden, unangenehmen Juckreiz. Manchmal tritt dieser auch schon bei Vorstufen der Krebserkrankung auf.
Weitere mögliche Vulvakrebs-Symptome sind:
- vermehrter Ausfluss aus der Scheide, in manchen Fällen mit Blut beigemischt
- Schmerzen, Gefühl des Wundseins
- Probleme beim Wasserlassen
Solche eher allgemeinen Symptome können jedoch viele, auch harmlose Ursachen haben. Halten sie länger an, sollte man die Beschwerden zur Sicherheit jedoch immer ärztlich abklären lassen.
Ein Vulvakarzinom kann sich außerdem durch Veränderungen im Genitalbereich bemerkbar machen, die tastbar oder mit bloßem Auge erkennbar sind. In frühen Stadien zeigen sich im Bereich der Schamlippen manchmal kleine rötliche, leicht erhabene Flecken oder Verhärtungen, die an Narben oder Warzen erinnern. Fortgeschrittene Vulvatumoren bilden entweder Geschwüre oder größere Knoten mit einer blumenkohlartigen Oberfläche. Häufig finden sich die Veränderungen auf beiden Seiten der Scham.
Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Diagnose
Wie bei allen Krebsarten ist auch beim Vulvakarzinom (Vulvakrebs) eine frühzeitige Diagnose wichtig. Bösartige Veränderungen der Vulva fallen in den meisten Fällen entweder den Frauen selbst oder bei der gynäkologischen Krebsfrüherkennung auf.
Besteht der Verdacht auf ein Vulvakarzinom, nimmt die Frauenärztin oder der Frauenarzt ein sogenanntes Kolposkop zu Hilfe, mit dem man die Schleimhaut der weiblichen Geschlechtsorgane in mehrfacher Vergrößerung betrachten und auffällige Veränderungen beurteilen kann (Kolposkopie). Bei verdächtigen Befunden wird hierbei auch eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen, um diese unter dem Mikroskop zu untersuchen.
Liegt ein Vulvakarzinom vor, ist es wichtig festzustellen, wie weit sich der Tumor bereits ausgedehnt hat. Dazu nutzt man bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) der Scheide, der Leistenlymphknoten und der Beckenorgane sowie eine Computertomographie (CT) des Beckens.
So lässt sich nicht nur die Größe des Tumors einschätzen, sondern auch erkennen, ob die Geschwulst bereits in benachbarte Lymphknoten gestreut hat oder in umliegende Organe eingewachsen ist. Demselben Zweck dienen eine Spiegelung der Harnwege und des Enddarms (Urethrozystoskopie und Rektoskopie).
Um abzuklären, ob das Vulvakarzinom möglicherweise bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet, also in entfernt liegende Organe gestreut hat, können weitere Untersuchungen folgen – wie etwa eine Röntgenuntersuchung der Lunge oder eine Ultraschalluntersuchung der Leber.
Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Therapie
Bei einem Vulvakarzinom (Vulvakrebs) besteht die Therapie in erster Linie aus einer Operation. Ziel der Behandlung ist es, den Tumor möglichst komplett zu entfernen.
Das Ausmaß der Operation hängt vom Stadium der Erkrankung ab: Bei kleineren Tumoren reicht es aus, den betroffenen Herd großzügig herauszuschneiden. Häufig ist es allerdings notwendig, die gesamte Vulva zu entfernen.
Besteht der Verdacht, dass der Krebs bereits über die Lymphwege gestreut hat, ist es wichtig, dass bei der Operation zusätzlich die Lymphknoten der Leiste und gegebenenfalls sogar die des kleinen Beckens entfernt werden.
Bösartige Tumoren der Vulva wie das Vulvakarzinom verkleinern sich teilweise auch durch eine Strahlentherapie. Die alleinige Bestrahlung ist im Allgemeinen aber nicht so effektiv wie eine Operation und bietet sich deshalb nur in Ausnahmefällen an.
Eine Strahlenbehandlung in Kombination mit der Operation empfiehlt sich hingegen vor allem in fortgeschrittenen Stadien. Eine Bestrahlung vor der Operation soll hierbei den Tumor verkleinern. Die Bestrahlung im Anschluss an die OP soll das Risiko für ein Wiederauftreten von Vulvakrebs (sog. Rezidiv) senken.
Eine Chemotherapie hat sich in der Vergangenheit als wenig wirksam bei der Behandlung von Vulvakrebs herausgestellt. Sie ist jedoch eine Möglichkeit, Beschwerden zu lindern, die durch Tochtergeschwulste (Metastasen) entstehen.
Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Verlauf
Bösartige Tumoren wie das Vulvakarzinom (Vulvakrebs) neigen im Verlauf dazu, die Schleimhautgrenze zu überschreiten und in angrenzende Gewebe und Organe einzuwachsen. Betroffen sind vor allem:
- Damm, also das Gebiet zwischen großen Schamlippen und After,
- Harnröhre (Urethra),
- Scheide (Vagina),
- After (Anus) und
- Enddarm (Rektum)
Komplikationen
Bei Vulvakrebs entstehen Komplikationen zum Beispiel, wenn der Tumor streut, also Metastasen bildet. Diese Streuung erfolgt vor allem über das Lymphsystem.
Tochtergeschwulste des Vulvakarzinoms finden sich zuerst in den Lymphknoten der Leistengegend und des kleinen Beckens, erst sehr viel später in anderen Organen wie der Leber oder den Nieren. Metastasen in solchen Organen können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Leberversagen oder Nierenversagen führen.
Prognose
Beim Vulvakarzinom hängt die Prognose insbesondere davon ab, wie stark sich der Tumor zu Beginn der Behandlung bereits ausgebreitet hat. Wird er erkannt, ehe er in benachbarte Organe eingewachsen ist oder in Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat, ist eine vollständige Heilung in den meisten Fällen möglich.
Wird ein Vulvakarzinom in einem frühen Stadium entdeckt und behandelt, überlebt die Mehrzahl der betroffenen Frauen die nächsten fünf Jahre. Je weiter sich der Tumor jedoch bereits ausgedehnt hat, desto ungünstiger ist die Prognose.
Nachsorge
Im Anschluss an die Vulvakarzinom-Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge notwendig, um ein Wiederkehren des Vulvakrebs (sog. Rezidiv) rechtzeitig zu erkennen. In den ersten drei Jahren finden diese Kontrollen alle drei Monate statt, in den beiden folgenden Jahren halbjährlich und ab dem sechsten Jahr jährlich.
Neben einer gründlichen Befragung der Frauen nach eventuellen Beschwerden (Anamnese), führt die Frauenärztin oder der Frauenarzt eine gynäkologische Untersuchung durch. Von verdächtig erscheinenden Bereichen werden dabei Zellabstriche oder Gewebeproben entnommen (Biopsie).
Hierbei gilt generell: Treten Beschwerden auf, sollten Frauen diese selbstverständlich auch zwischen den festgesetzten Nachsorgeterminen abklären lassen.
Vulvakarzinom (Vulvakrebs): Vorbeugen
Das Risiko für ein Vulvakarzinom steigt insbesondere durch HPV-Infektionen. Mit einer HPV-Impfung kann man sich vor einer Infektion mit Hochrisiko-Typen schützen und so Vulvakrebs-Vorstufen vorbeugen.
Die HPV-Impfung wird sowohl für Mädchen als auch Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Versäumte Impfungen können bis zum Alter von 17 Jahren kostenlos nachgeholt werden. Wichtig ist, dass die HPV-Impfung möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Aber auch danach ist die Impfung noch empfehlenswert.
Lesetipp:HPV-Impfung auch für Jungen
Frauen, die sich gegen HPV haben impfen lassen, sollten danach dennoch an den regulären gynäkologischen Krebsfrüherkennung teilnehmen.
Bei Beschwerden sollen Frauen nicht zögern, diese zeitnah abklären zu lassen. Denn die Heilungsaussichten sind umso besser, je früher man ein Vulvakarzinom erkennt. Jeder Frau sind die gesetzlichen Untersuchungen zur Krebsvorsorge deshalb anzuraten.
Liegen Risikoerkrankungen wie Leukoplakie oder Lichen sclerosus der weiblichen Geschlechtsorgane vor, sollte man die betroffenen Hautstellen sorgfältig beobachten und regelmäßig untersuchen lassen.
Da Vulvakrebs bei Raucherinnen häufiger auftritt, ist es zudem ratsam auf Rauchen zu verzichten.