Anlagestörungen der Brust
Anlagestörungen der Brust sind angeborene gutartige Brustfehlbildungen. Solche Brustveränderungen können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und betreffen nicht nur die weibliche Brust.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Anlagestörungen der Brust: Überblick
Zu den Anlagestörungen der Brust gehören:
- fehlende Brustwarzen (Athelie)
- überzählige Brustwarzen (Polythelie)
- fehlende Brüste (Amastie)
- zusätzliche Brüste (Polymastie)
- unterschiedlich große Brüste (Anisomastie)
- für das Alter der Betroffenen zu große Brüste (Makromastie)
- für das Alter der Betroffenen zu kleine Brüste (Mikromastie)
- Hängebrüste als Zeichen einer allgemeinen Bindegewebsschwäche (Mastoptose)
Obwohl Anlagestörungen der Brust angeboren sind, zeigt sich die Brustfehlbildung in manchen Fällen erst mit der Pubertät. Demnach kann man die Brustanlagestörungen wie folgt einteilen:
- in Anlagestörungen, die schon bei der Geburt – also vor der Pubertät – offenkundig sind (wie zusätzliche oder fehlende Brustwarzen), und
- in Anlagestörungen, die erst in der Pubertät in Erscheinung treten (wie z.B. zusätzliche, zu große, zu kleine oder unterschiedlich große Brüste).
Insgesamt sind Anlagestörungen der Brust relativ selten. Überwiegend treten sie bei Frauen auf: Besonders häufig sind hier die Brüste unterschiedlich groß. Überzählige oder fehlende Brustwarzen können jedoch auch Männer betreffen.
Anlagestörungen der Brust sind weitgehend harmlos – eine Behandlung ist meist nicht notwendig. In Einzelfällen kann eine Fehlbildung der Brust allerdings aus kosmetischen Gründen seelisch stark belasten – dann ist es möglicherweise sinnvoll, sie durch eine Operation zu korrigieren. Eine Brust-OP ist außerdem ratsam, wenn die Brustfehlbildung mit einer Haltungsanomalie oder starken Rückenschmerzen und Nackenschmerzen einhergeht.
Was ist mit Anlagestörungen der Brust gemeint?
Zu den Anlagestörungen der Brust gehören:
- Anisomastie:
Hierbei sind die beiden Brüste unterschiedlich groß. In der Pubertät entwickeln sich Brüste häufig nicht gleich schnell. Ein deutlicher Größenunterschied kann sich jedoch im Verlauf der Brustentwicklung noch etwas angleichen. Die Anisomastie zählt zu den häufigsten Anlagestörungen der Brust. - Polythelie:
Hierbei treten entlang der sogenannten Milchleiste überzählige Brustwarzen auf. Die Milchleiste ist ein Überbleibsel aus der embryonalen Entwicklung. Sie ist als imaginäre Linie vorstellbar, die beidseitig von der Achselhöhle zu den großen Schamlippen der gleichen Seite zieht. Diese Brustfehlbildung kann auch bei Männern auftreten. - Polymastie:
Hierbei entwickeln sich in der Pubertät zusätzliche Brüste (bzw. akzessorische Mammae), die – wie die überzähligen Brustwarzen – entlang der embryonalen Milchleiste liegen. Eine Sonderform der Polymastie ist die sogenannte aberrierende Mamma: Bei dieser Fehlbildung der Brust handelt es sich ebenfalls um eine zusätzliche Brustdrüse, die sich in Richtung Achselhöhle verlagert entwickelt. Überzählige Brustanlagen treten mit einer Häufigkeit von rund ein bis fünf Prozent auf. - Amastie und Athelie:
Ebenso wie zusätzliche Brüste oder Brustwarzen auftreten, können Brüste und Brustwarzen auch fehlen. Die fehlende Brust bezeichnet man als Amastie, die fehlende Brustwarze als Athelie. - Makromastie und Mikromastie:
Frauen mit einer sogenannten Makromastie haben für ihr Alter zu große Brüste. Das genaue Gegenteil, nämlich eine zu kleine Brust, heißt Mikromastie. - Mastoptose:
Dies bezeichnet Hängebrüste, die als Ausdruck einer allgemeinen Bindegewebsschwäche sowohl bei übergewichtigen als auch bei älteren Frauen auftreten können.
Von Anlagestörungen der Brust geht kein oder nur ein geringes gesundheitliches Risiko aus. Je nachdem, wie stark eine Brustanlagestörung ausgeprägt ist, kann sie jedoch kosmetisch sehr störend sein und einen erheblichen Leidensdruck hervorrufen.
Ursachen von Anlagestörungen der Brust
Anlagestörungen der Brust können verschiedene Ursachen haben. In manchen Fällen bleiben die Gründe für die angeborene Brustfehlbildung auch unklar: So ist zum Beispiel die Ursache für das Auftreten zusätzlicher Brüste (sog. Polymastie) unbekannt.
Im Wesentlichen kommen für Anlagestörungen der Brust hormonelle oder erbliche Ursachen infrage. So ist beispielsweise eine zu kleine Brust (sog. Mikromastie) entweder dadurch bedingt, dass sich zu wenig Brustdrüsengewebe ausgebildet hat oder dass zu wenige Rezeptoren für die Hormone Östrogen und Progesteron vorhanden sind. Und wenn sich keine Brustwarzen ausbilden (sog. Athelie), können eine geschädigte Erbanlage oder störende Einflüsse während der Embryonalentwicklung hinter der Fehlbildung stecken.
Wenn nur eine Brustdrüse unterentwickelt ist, handelt es sich nicht immer um angeborene Anlagestörungen der Brust: In dem Fall kann die Brustveränderung auch erworben sein – zum Beispiel durch Verletzungen, entzündliche Erkrankungen oder (strahlen-)therapeutische Maßnahmen in der Kindheit.
Mögliche Anzeichen von Anlagestörungen der Brust
Sofort zu erkennen ist, wenn ein Baby wegen einer Brustanlagestörung zum Beispiel keine Brustwarzen (Athelie) oder überzählige Brustwarzen (Polythelie) hat. Zu den Anlagestörungen der Brust, deren Symptome hingegen erst in der Pubertät auftreten oder sich dann noch verändern, gehören:
- zusätzliche Brüste (Polymastie)
- zu große Brüste (Makromastie)
- zu kleine Brüste (Mikromastie)
- unterschiedlich große Brüste (Anisomastie)
Anlagestörungen der Brust können einseitig oder beidseitig auftreten: Unterentwickelte oder fehlende Brüste beispielsweise sind ein- und beidseitig möglich. Überzählige Brustanlagen hingegen entwickeln sich meist einseitig entlang der embryonalen Milchleiste. Dabei unterliegt diese Fehlbildung der Brust den gleichen hormonellen Einflüssen wie die normale Brust: Die überzählige Brust kann daher in der Pubertät wachsen, vor jeder Menstruation anschwellen und während der Stillzeit Milch bilden.
Alle Anlagestörungen der Brust sind gutartig!
In der Regel bedeuten Anlagestörungen der Brust also kein oder nur ein geringes gesundheitliches Risiko. Allerdings können manche Brustfehlbildungen (wie ein über 50-prozentiger Größenunterschied zwischen den Brüsten oder beidseitig zu große Brüste) zu Beschwerden wie Rückenschmerzen und Nackenschmerzen, Migräneattacken und Kopfschmerzen führen. Manche Betroffene entwickeln auch eine Körperfehlhaltung. Bleibt die Brustfehlbildung bestehen, können sich die Symptome verschlimmern, wenn es zum Verschleiß im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule kommt. Darüber hinaus kommt es bei großen Brüsten in der Unterbrustfalte häufig zu Infektionen der Haut.
Diagnose von Anlagestörungen der Brust
Bei Anlagestörungen der Brust ist die Diagnose oft schon vor der Pubertät möglich, obwohl die Brustfehlbildungen in den meisten Fällen erst mit der Geschlechtsreife in Erscheinung treten. Dies gilt vor allem für überzählige Brustanlagen: Neben den typischen Anzeichen hierfür – wie Hervorwölbungen, leichte Verhornungen, Haarinseln oder eine fleckförmige Pigmentierung der Haut – kann eine feingewebliche Untersuchung Aufschluss darüber geben, welche Art der Brustanlagestörung vorliegt und wie stark sie ausgeprägt ist.
Manche Anlagestörungen der Brust sind schon direkt nach derGeburt offenkundig. Hierzu zählen zusätzliche Brüste (Polymastie) und überzählige Brustwarzen (Polythelie). Diese beiden Brustfehlbildungen bei Neugeborenen sind vor allem deshalb von großer Bedeutung, da sie oft zusammen mit anderen Entwicklungsstörungen (z.B. der Nieren oder des Magen-Darm-Trakts) auftreten.
Anlagestörungen der Brust behandeln
Bei Anlagestörungen der Brust ist eine Therapie selten notwendig: Die Brustveränderung infolge einer solchen Anlagestörung ist gutartig und meistens nicht oder kaum mit gesundheitlichen Risiken verbunden.
Aus kosmetischen Gründen können Anlagestörungen der Brust jedoch seelisch stark belasten: In dem Fall besteht die Möglichkeit, die Fehlbildung der Brust in einer Operation zu korrigieren. Wenn Sie also eine zu kleine, unterschiedlich große oder schlaffe Brust (Hängebrust) haben, können Sie dies zum Beispiel durch Brustimplantate oder eine Brustverkleinerung beheben lassen.
Bevor Sie Anlagestörungen der Brust aus rein kosmetischen Gründen operieren lassen, ist jedoch zu bedenken, dass es sich hierbei um einen erheblichen körperlichen Eingriff handelt. Bei Brustkorrekturen sind Langzeitkomplikationen und eventuell notwendige Folgeoperationen nicht selten.
Unter Umständen ist bei Anlagestörungen der Brust auch aus medizinischer Sicht eine Brust-OP sinnvoll: Stark unterschiedlich große Brüste (Anisomastie) oder beidseitig zu große Brüste (Makromastie) können Haltungsanomalien oder starke Rückenschmerzen und Nackenschmerzen verursachen. Wenn Sie bereits solche Beschwerden verspüren und die ursächliche Brustfehlbildung unbehandelt bleibt, können sich Ihre Beschwerden verschlimmern.
Anlagestörungen der Brust: Verlauf
Die meisten Anlagestörungen der Brust verlaufen günstig und haben keinen oder nur einen geringen Krankheitswert.
Manche Anlagestörungen der Brust können aber auch Beschwerden bereiten: So können ein über 50-prozentiger Größenunterschied zwischen den Brüsten (Anisomastie) oder beidseitig zu große Brüste (Makromastie) zu Haltungsanomalien oder zu starken Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kopfschmerzen führen. Lassen die Betroffenen die ursächliche Fehlbildung der Brust nicht operativ (durch ein- oder beidseitige Brustverkleinerung) beheben, kann die Anlagestörung einen Verschleiß im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule und somit eine Verschlimmerung der Beschwerden zur Folge haben.
Wenn durch Anlagestörungen der Brust zusätzliche Brustdrüsen im Bereich der Milchleiste auftreten (sog. Polymastie), ist es ratsam, den Verlauf der Brustfehlbildung zu dokumentieren und eine Behandlung in Erwägung zu ziehen. Der Grund hierfür ist, dass sich durch solche möglicherweise wachstumsbereiten embryonalen Gewebestrukturen gut- und bösartige Veränderungen bilden können.
Anlagestörungen der Brust vorbeugen
Anlagestörungen der Brust können Sie nicht vorbeugen, da es sich um angeborene Fehlentwicklungen handelt.