Eine Frau sitzt am Schreibtisch und stemmt die Hände in den Rücken.
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Rückenschmerzen

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2022

Rückenschmerzen zählen mit zu den häufigsten Beschwerden: Abgesehen von Infekten sind sie in Deutschland der zweithäufigste Grund, einen Arzt aufzusuchen. Welche Ursachen haben Rückenschmerzen und was hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Rückenschmerzen: Was tun?

Unter Rückenschmerzen versteht man im Grunde alle Schmerzen im unteren, mittleren oder oberen Rücken. Meist sind Rückenschmerzen harmlos und verschwinden selbst ohne Behandlung oft nach wenigen Tagen spontan. Deshalb suchen viele bei kurzen Rückenschmerz-Episoden auch keinen Arzt auf.

Während manche Betroffene jedoch nur gelegentlich unter Rückenschmerzen leiden, treten sie bei anderen länger oder immer wieder auf. Von chronischen Rückenschmerzen spricht man, wenn die Symptome länger als zwölf Wochen anhalten.

Video: 5 häufige Gründe für Rückenschmerzen

Gelegentliche Rückenschmerzen kennt fast jeder. Aber auch chronischer Rückenschmerz ist für viele kein Unbekannter: In Deutschland sind 22 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer davon betroffen – das sind etwa jede fünfte Frau und jeder siebte Mann. Die Häufigkeit von Rückenschmerzen nimmt mit steigendem Alter zu, wobei Frauen insgesamt öfter von Rückenschmerzen berichten als Männer. Akute Rückenschmerzen treten weitaus häufiger auf als chronische Rückenschmerzen.

Manche Statistiken lassen annehmen, dass Rückenschmerzen in Deutschland häufiger als früher auftreten. Das lässt sich bislang jedoch nicht mit Sicherheit sagen, da die Ergebnisse der verschiedenen Studien und Statistiken nicht ohne Weiteres miteinander vergleichbar sind.

Rückenschmerzen: Ursachen

Für Rückenschmerzen gibt es viele Ursachen. Nicht immer lässt sich die eigentliche Ursache der Schmerzen feststellen.

Rückenschmerzen können sowohl körperliche als auch psychische Ursachen (z. B. Stress) haben – oft beeinflussen sich diese Komponenten gegenseitig. In vielen Fällen ist jedoch einfach ein Mangel an Bewegung in Kombination mit einer schwachen Rücken- und Bauchmuskulatur die Ursache der Rückenschmerzen.

Einseitige Haltungen, zum Beispiel am Arbeitsplatz oder privat (langes Sitzen am PC oder Smartphone, Handarbeiten, etc.), können Rückenschmerzen fördern. Eine mögliche Folge sind Muskelverspannungen im Rückenbereich, die früher oder später zu den eigentlichen Rückenschmerzen führen. Denn verspannte, harte Muskeln können benachbart liegende Nerven reizen und sich schließlich als Schmerz äußern.

Muskelverspannungen sind eine der häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen und führen oft zu akuten Beschwerden. Meist verschwinden diese jedoch nach wenigen Tagen von selbst.

Rückenschmerzen lassen sich abhängig vom Ursprung unterscheiden in

  • radikuläre Schmerzen und
  • pseudoradikuläre Schmerzen.

Radikuläre Schmerzen

Bei radikulären Rückenschmerzen liegt die Schmerzursache in einer gereizten Nervenwurzel (lat. radicula = kleine Wurzel). Die Reizung entsteht meist dadurch, dass die Nervenwurzel eingeengt wird, zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Entzündung.

Radikuläre Schmerzen folgen dem Verlauf des gereizten Nervs bzw. machen sich im Versorgungsgebiet des Nervs bemerkbar – strahlen also möglicherweise in den Arm bis zur Hand oder ins Bein bis zum Fuß aus. Der Schmerz wird am Nervenendpunkt (wie Hand oder Fuß) oft stärker empfunden als an der eigentlichen Schmerzquelle (also an der eingeengten Nervenwurzel, z. B. im Nacken oder unteren Rücken). Oft liegen bei radikulären Schmerzen begleitend Missempfindungen (z. B. Kribbeln) oder Lähmungserscheinungen vor.

Pseudoradikuläre Schmerzen

Pseudoradikuläre Schmerzen (= scheinbar-radikuläre Schmerzen) beziehungsweise nicht-radikuläre Schmerzen äußern sich sehr ähnlich wie radikuläre Schmerzen und sind deswegen anfangs nicht leicht zu unterscheiden. Im Laufe der Diagnosestellung zeigt sich jedoch in der Regel, dass der Schmerz nicht entlang des Versorgungsgebiets eines bestimmten Nervs auftritt – das gilt auch für möglicherweise auftretende Missempfindungen. Lähmungserscheinungen treten beim pseudoradikulären Schmerz nicht auf.

Mögliche Ursachen für pseudoradikuläre Schmerzen liegen zum Beispiel in Reizungen der kleinen Gelenke der Wirbelsäule (den Facettengelenken), im Iliosakralgelenk (ISG) oder im Bandapparat von Lendenwirbelsäule (LWS) und Kreuzbein (Lumbosakralbereich) oder in Muskelverspannungen. Pseudoradikuläre Schmerzen treten deutlich häufiger auf als radikuläre Schmerzen.

Der untere Rücken: Bei vielen Problemzone Nr. 1

Rückenschmerzen im mittleren oder oberen Rücken, also im Bereich der Brustwirbelsäule oder Halswirbelsäule, kommen zwar auch bei vielen Menschen vor, am häufigsten entstehen Rückenschmerzen jedoch im Bereich der Lendenwirbelsäule, also im unteren Rücken.

Die Lendenwirbelsäule besteht aus fünf Wirbeln, an die sich Kreuz- und Steißbein anschließen. Ist das Gelenk zwischen Kreuzbein und einem Teil des Beckenknochens (Darmbein) betroffen, spricht man auch von Kreuzschmerzen beziehungsweise von iliosakralen Beschwerden. Das betroffene Gelenk heißt Kreuzbein-Darmbeingelenk oder Iliosakralgelenk, der Schmerz auch Iliosakralgelenk-Syndrom.

Mögliche Ursachen für Rückenschmerzen sind unter anderem:

  • Bewegungsmangel bzw. schwache Rücken- und Bauchmuskulatur
  • Zugluft
  • Übergewicht
  • Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule
  • Arthrose (Gelenkverschleiß)
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Osteochondrose
  • Bandscheibenvorfall
  • eingeklemmter Nerv
  • Ischialgie
  • Einengung des Rückenmarkkanals (Spinalkanalstenose)
  • Piriformis-Syndrom
  • Schleudertrauma (z. B. nach Verkehrsunfall) 
  • Bandscheibenvorfall (Bandscheibenprolaps)
  • Wirbelkörperbruch
  • Wirbelkörperverschiebung
  • Wirbelkörperentzündung (Spondylitis)
  • Bandscheibenentzündung (Diszitis)
  • Abriss einer Nervenwurzel
  • Versteifung der Brust- und Lendenwirbelsäule (z. B. bei Morbus Bechterew)
  • Neurinom (gutartiger Nervenfasertumor)
  • Meningeom (Tumor der Nervenscheide)
  • Tumoren der Wirbelkörper außerhalb des Rückenmarks
  • Metastasen (Tochtergeschwülste) eines Rückenmarktumors
  • Nervenentzündung bei Diabetikern
  • Entmarkungskrankheit (funikuläre Myelose)
  • Erkrankung des Nervensystems bei fortgeschrittener Borreliose (Neuroborreliose)
  • Neurolues (Neurosyphilis, Verlaufsform einer unbehandelten oder nicht ausgeheilten Syphilis)
  • Veränderungen der Wirbelsäule im Bereich Lendenwirbel/Kreuzbein (lumbosakrale Spondylose)
  • Verengung eines Nervenaustrittspunkts
  • Knochenverdickungen (Morbus Paget)
  • Durchblutungsstörungen im Rückenmark (Arteria-spinalis-anterior-Syndrom)
  • Alkohol-, Opiat- oder Schmerzmittelentzug

Nicht immer haben Rückenschmerzen ihre Ursachen in der Wirbelsäule oder der Rückenmuskulatur. Manche Erkrankungen oder körperlichen Veränderungen können zu Schmerzen führen, die in den Rücken ausstrahlen und deshalb für Rückenschmerzen gehalten werden, wie zum Beispiel:

Fehlhaltungen und Fehlbelastungen

Fehlhaltungen und Fehlbelastungen der Wirbelsäule können zu Rückenschmerzen führen. Treten Rückenschmerzen auf, neigen Betroffene dazu, die auftretenden Schmerzen unbewusst durch eine Schonhaltung zu kompensieren: Sie versuchen die Fehlhaltung auszugleichen, indem sie andere Muskeln anspannen und auf Dauer verspannen. Dies verursacht weitere Fehlhaltungen, die zu erneuten Rückenschmerzen führen können.

Psychosomatische Ursachen

Psychosomatische Erkrankungen sind Ausdruck psychischer Belastungen (z. B. Stress) oder Krankheiten (z. B. Depressionen), die sich in Form von körperlichen Beschwerden zeigen. Ein Teil des Nervensystems bildet eine Brücke zwischen Psyche und Körper. Angst- oder Stresssituationen erhöhen zum Beispiel den Herzschlag, steigern die Durchblutung und auch die Muskelanspannung.

Dauert die Stressphase zu lange an, können psychosomatische Störungen auftreten. Äußern sich diese in dauerhaften Schmerzen, so wird wiederum eine Stresssituation geschaffen und eine Schmerzspirale kann entstehen. Schmerzen bedeuten für den Körper Stress – umgekehrt löst Stress bei Rückenschmerzpatienten wiederum oft Schmerzen aus. Rückenschmerzen, die psychosomatische Ursachen haben, treten vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule und im Nacken auf.

Körperliche Beschwerden können allerdings auch ihrerseits psychische Probleme verursachen. Auf lange Sicht erhöhen chronische Schmerzen bei Betroffenen das Risiko für Depressionen.

Rückenschmerzen: Symptome

Rückenschmerzen betreffen häufig den unteren Rücken, können sich aber auch im mittleren Rücken oder im oberen Rücken im Bereich der Brust- und Halswirbelsäule bemerkbar machen.

Begleitende Symptome

Neben den Schmerzen im Rücken treten begleitend manchmal auch andere Symptome auf, wie zum Beispiel:

  • Muskelschmerzen
  • einschießende oder stechende Schmerzen
  • Schmerzen, die ins Bein oder in den Arm ausstrahlen
  • eingeschränkte Beweglichkeit
  • Probleme, sich gerade aufzurichten

Vorboten von Rückenschmerzen

Häufig gibt es zudem Vorboten für Rückenschmerzen, die viele Betroffene aber nicht unmittelbar als solche wahrnehmen. Hierzu zählen Symptome wie:

Rückenschmerzen: Akut, subakut oder chronisch

Rückenschmerzen lassen sich anhand verschiedener Kriterien einteilen. Ein wichtiges Kriterium ist die Dauer, also wie lange die Rückenschmerzen schon bestehen:

  • wenige Tage bis sechs Wochen: akute Rückenschmerzen
  • länger als sechs Wochen: subakute Rückenschmerzen
  • länger als zwölf Wochen: chronische Rückenschmerzen bzw. chronisch rezidivierende (wiederkehrende) Rückenschmerzen

Rückenschmerzen können plötzlich auftreten, etwa nach einer ungünstigen Bewegung, oder sich allmählich entwickeln. In vielen Fällen sind Rückenschmerzen harmlos. Meist werden sie einfach durch verspannte Muskeln ausgelöst. Solche Rückenschmerzen verschwinden in der Regel innerhalb weniger Tage von selbst. Dauern die Rückenschmerzen länger als zwei Wochen an, sollten Sie diese ärztlich abklären lassen.

Das gilt insbesondere, wenn Sie zusätzlich zu den Rückenschmerzen auch eines oder mehrere der folgenden Symptome verspüren:

Diese zusätzlichen Symptome gelten als Warnhinweise. Suchen Sie bei solchen Symptomen einen Arzt auf.

Rückenschmerzen: Diagnose

Anamnese und körperliche Untersuchung

Um den Ursachen der Rückeschmerzen auf den Grund zu gehen, erfragt der Arzt zu Beginn die Krankengeschichte (Anamnese) des Betroffenen. Der Arzt erfasst Vor- oder Begleiterkrankungen wie Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Osteoporose (Knochenschwund), die als Auslöser infrage kommen. Er berücksichtigt außerdem, ob es möglicherweise psychosomatische Gründe für die Rückenschmerzen gibt. Hierzu zählen zum Beispiel dauerhafter Stress oder psychische Erkrankungen wie eine Depression.

Auch berufliche Aspekte spielen bei der Beurteilung der Rückenschmerzen eine Rolle: Arbeiten Betroffene beispielsweise überwiegend im Sitzen oder im Stehen, kann das die Beschwerden verursachen beziehungsweise verstärken.

Eine Hilfe bei der Diagnose sind Schmerztagebücher. Betroffene dokumentieren dabei mithilfe einer Skala, wie sie die Rückenschmerzen im Verlauf des Tages empfinden. Schmerztagebücher helfen, die Rückenschmerzen besser zu beurteilen und spätere Therapiemaßnahmen zu kontrollieren.

Außerdem untersucht man Betroffene körperlich. Die Ärztin oder der Arzt beurteilen dabei Veränderungen, die man von außen erkennen kann. Dazu zählen beispielsweise die Stellung des Beckens und der Schultern, Verkrümmungen der Wirbelsäule sowie die gesamte Körperhaltung. Außerdem prüft man bei Bedarf Muskelkraft, Reflexe, Berührungsempfinden und die Beweglichkeit der Gelenke und der Wirbelsäule. In vielen Fällen gibt das Aufschluss über die mögliche Ursache der Rückenschmerzen. Weitere Untersuchungen sind oft nicht nötig.

Besteht der Verdacht auf eine Nervenschädigung, empfiehlt sich eine weitere Abklärung in einer neurologischen Praxis.

Röntgenuntersuchung

Um die Ursache der Rückenschmerzen abzuklären, kann eine Röntgenaufnahme nötig sein. Häufig kommt man jedoch auch ohne Röntgen aus.

Eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule wird in zwei Ebenen durchgeführt: von vorne und von der Seite. Die Röntgenbilder geben einen Eindruck von der Beschaffenheit der Wirbelknochen, der Haltung und Krümmung der Wirbelsäule sowie dem Zustand der Wirbelgelenke.

Bei bestimmten Fragestellungen kann man die Wirbelsäule auch in Vor- und Rückwärtsbeugung röntgen. Diese sogenannten Funktionsaufnahmen geben Aufschluss über die Beweglichkeit der Wirbelsäule und lassen Rückschlüsse über die Rückenschmerzen zu.

Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT)

Je nach Situation kann im Rahmen der Diagnose eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspin) sinnvoll sein. Diese sogenannten Schnittbildverfahren dienen dazu, bestimmte Bereiche der Wirbelsäule gezielt zu untersuchen. Sie erzeugen Schnittbilder von Muskeln, Wirbelkörpern, Bandscheiben und Gelenken, die dabei helfen, sich ein genaueres Bild über eventuelle Ursachen der Rückenschmerzen zu verschaffen.

Gewöhnlich reicht eine Untersuchung ohne Kontrastmittel aus. Wird jedoch eine Entzündung oder ein Tumor als Ursache der Rückenschmerzen vermutet, kann auf die Gabe eines Kontrastmittels nicht verzichtet werden.

Myelographie

Ein besonderes Verfahren ist die Myelographie. Mit ihr lassen sich Rückenmarkskanal und Rückenmarksnerven darstellen. Bei einer Myelographie injiziert man ein Kontrastmittel in den Bindegewebsschlauch, der das Rückenmark umgibt (sog. Duralsack). Mithilfe des Kontrastmittels lassen sich neben den Knochen der Wirbelsäule auf dem Röntgenbild auch Rückenmark und Nervenwurzeln erkennen. Durch eine Computertomographie (CT) im Anschluss lässt sich das Rückenmark bei besonderen Fragestellungen bezüglich der Rückenschmerzen genauer beurteilen.

Rückenschmerz: Therapie

Bei Rückenschmerzen richtet sich die Therapie zum einen nach den Ursachen und zum anderen nach dem Ausmaß der Beschwerden. Ziel der Therapie ist es vor allem, Symptome zu lindern und Betroffenen möglichst rasch einen schmerzfreien Alltag zu ermöglichen.

Eine frühzeitige Therapie soll außerdem verhindern, dass die Rückenschmerzen chronisch werden und sich ein Schmerzgedächtnis ausbildet. Hierbei reagiert der Körper auch dann noch mit Schmerzen, wenn die eigentliche Ursache dafür gar nicht mehr besteht.

Bei leichten Rückenschmerzen genügt häufig schon ein wenig Wärme, um die Beschwerden zu lindern. Aber auch Schmerzmittel können bei Rückenschmerzen sinnvoll sein, um den Schmerz zu unterbrechen und eine normale Bewegung zu ermöglichen. So lässt sich umgehen, dass Betroffene schmerzbedingt unbewusst eine Schonhaltung zur Schmerzvermeidung einnehmen. Denn solche Schonhaltungen können auf Dauer wiederum selbst zu Schmerzen führen.

Im Allgemeinen lassen sich Rückenschmerzen mit einer der folgenden Methoden (einzeln oder kombiniert) behandeln:

Bettruhe ist bei Rückenschmerzen in der Regel nicht notwendig und sollte nicht länger als zwei Tage dauern, da sie ansonsten eher schadet: Eine zu lange Bettruhe schwächt die Muskulatur und kann Rückenprobleme sogar verschlimmern.

Besser ist es, so bald wie möglich wieder den gewohnten Tätigkeiten nachzugehen und aktiv zu werden. Eine Ausnahme sind körperlich stark belastende Tätigkeiten, die zum Beispiel mit schwerem Heben verbunden sind.

Physiotherapie

Physiotherapie soll bei Rückenschmerzen vor allem die Rücken- und Bauchmuskulatur stärken. Kräftige Rücken- und Bauchmuskeln helfen, den Halteapparat der Wirbelsäule zu entlasten. So kann man Verspannungen – und damit Rückenschmerzen – entgegenwirken.

In der Regel erhalten Betroffene auf sie abgestimmte Übungen, die auch zuhause durchgeführt werden sollen. Die physiotherapeutischen Übungen zeigen auf lange Sicht vor allem dann Wirkung, wenn Betroffene aktiv mitmachen und auch nach Beendigung der Physiotherapie weiter aktiv bleiben.

Medikamente

Bei Rückenschmerzen kommen häufig Schmerzmittel zum Einsatz, zum Beispiel die Wirkstoffe Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol. Sie lindern die Rückenschmerzen und hemmen entzündliche Prozesse.

Gerade zu Anfang einer Rückenschmerz-Therapie können Schmerzmittel sinnvoll sein, um den Schmerz für eine Weile zu unterbrechen und dem Körper zu ermöglichen, sich schmerzfrei zu bewegen. Durch den Schmerz möglicherweise ausgelöste Schonhaltungen werden so vermieden und Betroffene erlangen rasch ihre alte Mobilität wieder.

Bei manchen akuten oder chronischen Rückenschmerzen kann es sinnvoll sein, mithilfe computertomographischer Überwachung Schmerzmittel an den Ursprung der Rückenschmerzen zu injizieren. Die Schmerzmittel wirken direkt an der Einspritzstelle und lassen sich mit sogenannten Glukokortikoiden (Kortison) kombinieren, welche stark entzündungshemmend sind. Abhängig vom Ausgangsort der Rückenschmerzen bringt der Arzt das Schmerzmittel in den Bereich der Nervenwurzeln der Wirbelgelenke oder dem Spaltraum im Bereich der Rückenmarkshäute (Periduralraum) ein.

Schmerzmittel und Glukokortikoide sollten möglichst nur über eine begrenzte Zeit verabreicht werden.

Wärmeanwendungen

In vielen Fällen lindert Wärme die Rückenschmerzen – insbesondere bei leichten Rückenschmerzen. Für Wärmeanwendungen gibt es neben Wärmflasche oder Körnerkissen noch viele weitere Möglichkeiten, hier ein paar Beispiele:

  • Warme Bäder: Ein warmes Bad sollten nicht länger als 15 Minuten dauern. Viel wärmer als Körpertemperatur sollte das Wasser dabei nicht sein. Bei bereits angewärmter Muskulatur sind in der Badewanne leichte Dehn- und Streckübungen zu empfehlen. Ein Wannenbad ist jedoch nur zu empfehlen, wenn Betroffene sicher sind, auch ohne Hilfe wieder herauszukommen.
  • Sauna: Saunagänge entspannen und lockern die Muskulatur. Betroffene mit Herzerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion oder akuten Infektionen sollten jedoch auf Saunagänge verzichten bzw. diese mit ihrem Hausarzt besprechen.
  • Warme Güsse: Für ca. 10 bis 15 Minuten mit einem harten Wasserstrahl auf die Hauptschmerzpunkte zielen.
  • Wärmepackungen: z. B. mit Fango, Paraffin oder Moorschlamm
  • Elektrische Wärme: Heizkissen und Wärmestrahler (z. B. Rotlichtlampe) sind beliebte Hausmittel.
  • Wärmeumschläge, Wärmepflaster, Wärmesalben: Wärmeumschläge und -pflaster haben ebenso wie Wärmesalben den Vorteil, dass man sie die Wärme einige Stunden halten und man kaum in seinen Bewegungen eingeschränkt ist. So kann man seinem Alltag nachgehen und relativ unauffällig den schmerzenden Rücken mit Wärme versorgen. Allerdings ist zu beachten, dass sich die Wirkprinzipien der "Wärme to go" unterscheiden.
    Zum einen gibt es Wärmesalben und -pflaster, die auf Basis von Capsaicin wirken. Capsaicin wärmt, indem es die Durchblutung anregt. Manche Menschen reagieren allerdings auf den Hautkontakt mit Capsaicin sehr empfindlich – schmerzhafte, verbrennungsähnliche Hautreaktionen können die Folge sein.
    Zum anderen gibt es Wärmepflaster und -umschläge, bei denen die Wärme nicht in der Haut selbst entsteht, sondern durch eine chemische Reaktion von Aktivkohle und Eisen mit Sauerstoff im eigentlichen Wärmepflaster. Es wird also Wärme von außen auf die Haut gebracht.

Bei Rückenschmerzen, die durch akute Entzündungen verursacht werden, sollte man auf Wärme verzichten, um die Entzündung nicht zu fördern. In der Anfangsphase können dann Kälteanwendungen ratsamer sein. Allerdings kann Kälte Muskelverspannungen wiederum fördern – fragen deshalb sicherheitshalber den Arzt oder die Ärztin, was in Ihrem Fall sinnvoller ist.

Lesetipp:Wärme oder Kälte – bei welchen Schmerzen hilft was?

Sport und Entspannungsverfahren

Sport und Bewegung sind ein wichtiger Teil der Behandlung von Rückenschmerzen – und helfen gleichermaßen beim Vorbeugen von neuen Rückenschmerzen, wenn sie die Rücken- und Bauchmuskulatur stärken. Fachleute empfehlen bei der Therapie von Rückenschmerzen deswegen meist sportliche Betätigung.

Um Rückenschmerzen zu lindern oder ihnen vorzubeugen, sind vor allem Sportarten günstig, die die Wirbelsäule entlasten und den Kreislauf gleichmäßig anregen. Hierzu zählen Rückenschwimmen, sanftes Joggen und Walking oder längere Spaziergänge. Besser als Bettruhe und Wärme hilft auf Dauer regelmäßige, individuell angepasste Bewegung.

Rückenschule

Unter dem Begriff Rückenschule versteht man vor allem Gesundheitskurse, die Betroffene über die richtige Körperhaltung und rückenfreundliche Bewegungsabläufe aufklären. Der Kursinhalt kann je nach Anbieter etwas variieren. Wie hilfreich die Rückenschule ist, um Rückenschmerzen zu behandeln, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Studien hierzu zeigen sehr unterschiedliche Ergebnisse, was auch daran liegt, dass die Kursinhalte nicht einheitlich festgelegt sind.

Bisherige Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass die Rückenschule vor allem dabei helfen kann, Rückenschmerzen vorzubeugen. Als Therapiemaßnahme bei akuten Beschwerden ist sie dagegen nicht so wirksam wie lange gedacht. Bei unspezifischen Rückenschmerzen, die länger als sechs Wochen dauern, kann sie sich jedoch günstig auswirken.

Massage

Eine Massage kann die Muskeln entspannen. Interessanterweise machen Studien zufolge Massagen bei akuten Rückenschmerzen jedoch weniger Sinn. Chronische Rückenschmerzen lassen damit allerdings kurzfristig lindern, insbesondere in Kombination mit Physiotherapie oder speziellem Rückentraining.

Nach Beendigung der Massagetermine sollten Betroffene jedoch in puncto Bewegung und Entspannungsverfahren selbst aktiv werden, um erneute Rückenschmerzen zu vermeiden.

Akupunktur

Bei chronischen Rückenschmerzen im unteren Rücken kann Akupunktur unter Umständen Linderung bringen. Für diesen Bereich ist Akupunktur inzwischen auch Kassenleistung .

Verhaltenstherapie

Wer chronische Rückenschmerzen hat, läuft Gefahr, in eine Schmerzspirale zu geraten: Aufgrund der Rückenschmerzen vermeiden manche Betroffene zum Beispiel bestimmte Bewegungen oder unterlassen Aktivitäten aus Angst, die Rückenschmerzen könnten schlimmer werden.

Dadurch erreichen sie aber oft genau das Gegenteil – sie verstärken die Schmerzen durch ihre Schonhaltung. Werden die Rückenschmerzen dann schlimmer, meinen viele, sich noch mehr schonen zu müssen. Sie sind in einem Teufelskreis gefangen. In diesen Fällen kann eine Verhaltenstherapie hilfreich sein.

Eine Verhaltenstherapie verläuft im Allgemeinen in drei Phasen:

  1. Informationsphase: Betroffene erfahren, wie die Rückenschmerzen entstehen und wodurch man sie möglicherweise selbst aufrechterhält. Man lernt, dass man den Schmerzen nicht ausgeliefert ist und selbst aktiv etwas dagegen tun kann.
  2. Übungsphase: Betroffene versuchen, aktiv Einfluss auf äußere und innere Schmerzauslöser zu nehmen. Zu den äußeren Auslösern kann etwa ein hektischer Alltag zählen. Innere Stressoren sind z. B. Ängste, Sorgen oder Erinnerungen. Hier können Schmerztagebücher helfen, die Auslöser zu finden.
  3. Praxisphase: Entspannungstechniken unterstützen Betroffene dabei, die Rückenschmerzen zu bewältigen. Wirkungsvoll sind unter anderem progressive Muskelentspannung oder autogenes Training. Betroffene sollen außerdem die körperliche Aktivität nach und nach steigern.

Operation

Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. Eine Operation ist nur in wenigen Fällen notwendig und eher die Ausnahme. Operative Eingriffe können beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall erforderlich sein, wenn hierbei Nerven derart eingeengt werden, dass sie Schaden nehmen können.

Korsett (Orthese)

Ein Korsett (Orthese) soll den Rücken stützen und so die Rückenschmerzen lindern. Auf Dauer hat diese Methode jedoch eher nachteilige Auswirkungen. Denn durch die Ruhigstellung wird die Muskulatur in diesem Bereich schwächer. Das kann die Beschwerden auf lange Sicht sogar verstärken. Ein Korsett sollte deshalb möglichst immer nur für kurze Zeit zum Einsatz kommen.

Was können Sie selbst gegen Rückenschmerzen tun?

Wie schnell Sie wieder einsatzfähig sind, hängt auch davon ab, wie aktiv Sie sich an der Therapie der Rückenschmerzen beteiligen. Denn je mehr man selbst mitarbeitet, desto positiver wirkt sich das auf die Heilung aus. Bei Rückenschmerzen gibt es einige Dinge, die Sie selbst tun können.

Folgende Tipps können dabei helfen, rasch wieder mobil zu werden

  • Schonen Sie sich nicht zu lange. Bettruhe sollte, sofern nicht anders verordnet, nicht länger als zwei Tage dauern.
  • Tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken.
  • Gehen Sie beim Heben mit geradem Rücken in die Knie und stehen Sie auch wieder so auf.
  • Einseitige Belastungen oder Haltungen sind ungünstig. Achten Sie vermehrt auf gleichmäßige Belastungen und bleiben Sie nicht länger als 30 Minuten in ein und derselben Position.
  • Legen Sie Ihr Smartphone so oft wie möglich zur Seite. Beim Lesen, Tippen und Wischen mit gebeugtem Kopf entstehen starke Zugkräfte im Nackenbereich, die chronische Schmerzen und Verspannungen auslösen.
  • Wer im Büro arbeitet, sollte darauf achten, dass Bürostuhl, Schreibtisch, Bildschirm und Tastatur so optimal wie möglich eingestellt sind.
  • Übergewicht kann den Rücken belasten. Überflüssige Pfunde loszuwerden kann Rückenschmerzen lindern.
  • Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können bei der Therapie von Rückenschmerzen helfen.
  • Werden Sie aktiv und bewegen Sie sich mehr. Wer mit Sport seinen Rücken stärkt, kann Rückenschmerzen lindern und neuen Schmerzen vorbeugen.

Rückenschmerzen: Vorbeugen

Wer ein paar Verhaltensweisen beherzigt, kann Rückenschmerzen auf lange Sicht oft vorbeugen. Hierzu zählen:

  • Sport und Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist für den Rücken wichtig. Denn sie fördert den Stoffwechsel der Bandscheiben und kräftigt Muskeln, Sehnen und Bänder. Rücken- und Bauchmuskulatur geben der Wirbelsäule Halt und stabilisieren diese. Der Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe sorgt zudem für eine ausreichende Durchblutung und Ernährung des Gewebes.
    Besonders gut eignen sich Sportarten, die die körperliche Ausdauer fördern und den Rücken entlasten, wie z. B. Walking und Radfahren. Sehr gut geeignet für den Rücken ist das Kraul- oder Rückenschwimmen, denn dadurch wird der ganze Rücken gestreckt und abwechselnd be- und entlastet.
  • Aktiv bücken: Beim Bücken sollte die Hauptbelastung auf den Beinen liegen. Rückenschonendes Bücken erreicht man, indem man stets mit geradem Rücken in die Hocke geht.
  • Richtig heben: Das Heben schwerer Gegenstände belastet die Bandscheiben im unteren Wirbelsäulenbereich. Achten Sie deshalb darauf achten, das Gewicht mit etwa hüftbreiten Beinen, geradem Rücken und körpernah anzuheben.
  • Lasten verteilen: Verteilen Sie Lasten möglichst gleichmäßig. Wenn Sie beispielsweise zum Einkaufen gehen, benutzen Sie anstelle einer Tasche lieber zwei und tragen Sie diese beidseits. Das schont nicht nur Wirbelsäule und Bandscheiben, sondern führt auch zu einer geraden Körperhaltung.
  • Richtig sitzen: Rückenschonend und entspannt sitzen Sie, wenn Sie folgende Punkte beachten: Ober- und Unterschenkel sollten beim Sitzen einen offenen Winkel von etwa 45 bis 60 Grad bilden (Oberschenkel fallen dabei leicht nach unten ab), die Füße flach auf dem Boden stehen. Ober- und Unterarme sollten einen rechten Winkel bilden, wenn Ihre Hände auf der PC-Tastatur liegen. Nutzen Sie die gesamte Sitzfläche Ihres Bürostuhls. Sitzen Sie nicht starr, sondern ändern Sie immer wieder mal Ihre Sitzposition.
  • Locker stehen: Beim Stehen mit gestreckten Beinen verfällt man schnell in eine Hohlkreuzhaltung. Nutzen Sie jede Möglichkeit sich anzulehnen, denn so schonen Sie Ihre Lendenwirbelsäule.
  • Entspannung: Ein harmonisches Wechselspiel zwischen Bewegung und Entspannung kann Rückenschmerzen vorbeugen. Erlernen Sie eine Entspannungsmethode und wenden Sie diese regelmäßig an. Empfehlenswert sind z. B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Meditation.
  • Übergewicht vermeiden:Übergewicht belastet den Rücken und ist ein häufiger Grund für Rückenbeschwerden. Versuchen Sie, vorhandenes Übergewicht abzubauen, am besten mit regelmäßiger Bewegung und einer gesunden Ernährung.