Das Bild zeigt einen Physiotherapeuten, der eine Übung mit einer liegenden Patientin macht.
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Physiotherapie (Krankengymnastik)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022

Die Physiotherapie – bis vor einigen Jahren nannte man sie noch "Krankengymnastik – ist eine Therapieform, die zur Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge vieler Krankheiten aus nahezu allen medizinischen Fachbereichen dient. Im Jahr 1994 wurde der international übliche Begriff "Physiotherapie" durch eine Änderung des Berufsrechts auch hierzulande eingeführt – im Alltag ist trotzdem noch häufig von Krankengymnastik die Rede.

Überblick

Im Mittelpunkt der Physiotherapie steht die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers: Beides kann durch eine Erkrankung, eine angeborene Fehlentwicklung, aber auch durch alltägliche und dauerhafte Fehlbelastungen beeinträchtigt sein. Die Physiotherapie verfolgt das übergeordnete Ziel, die gestörte Beweglichkeit und Funktion zu verbessern oder wiederherzustellen.

Krankheiten und Beschwerden lassen sich in der Physiotherapie mit unterschiedlichen Verfahren behandeln. Zu ihnen zählen beispielsweise:

  • Krankengymnastik mit und ohne Geräte
  • manuelle Therapie (Mobilisationstechniken)
  • die Bobath-Methode (neurologisches Training)

Außerdem setzt man in der Physiotherapie sogenannte physikalische Maßnahmen ein, beispielsweise die Wärme-, Elektro- und Hydrotherapie.

Mithilfe der verschiedenen Verfahren der Physiotherapie kann man unter anderem

  • gesunde (physiologische) Bewegungsabläufe wiederherstellen,
  • Schmerzen lindern,
  • geschwächte oder verspannte Muskelgruppen kurieren und
  • die motorische Entwicklung bei Kindern fördern.

Die Physiotherapie richtet sich dabei an Menschen jeden Alters.

In der Regel verordnet der behandelnde Arzt eine physiotherapeutische Behandlung, indem er ein Rezept ausstellt. Dies kann ambulant oder in einem Krankenhaus (z.B. nach einer Verletzung oder Operation) geschehen.

Physiotherapie auch zur Vorbeugung
Die Physiotherapie beschränkt sich allerdings nicht allein darauf, Erkrankungen zu behandeln und zu kurieren. Physiotherapeutische Maßnahmen können auch verhindern, dass der Körper (wieder) krank wird. So beugen zum Beispiel Übungen aus der Rückenschule Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen vor. Außerdem verbessern spezielle Übungen aus der Krankengymnastik motorische Fähigkeiten wie Kraft und Ausdauer. Dadurch stärken sie das Herz-Kreislauf-System und schützen den Köper vor Krankheiten wie etwa Osteoporose, Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und Herzinfarkt.

Anwendungsgebiete

Das Einsatzgebiet der Physiotherapie (Krankengymnastik) in der Medizin ist sehr groß. Von der Orthopädie über die Neurologie bis hin zur Psychiatrie: Fast jede medizinische Fachrichtung setzt die Physiotherapie als ergänzendes Verfahren ein, um akute oder chronische Krankheiten zu behandeln.

Am häufigsten behandeln Physiotherapeuten Krankheiten aus dem Fachbereich der OrthopädieRückenschmerzen belegen dabei den ersten Rang. Außerdem spielen physiotherapeutische Maßnahmen bei folgenden orthopädischen Therapieverfahren und Krankheitsbildern eine maßgebliche Rolle in der (Nach-)Behandlung:

In der Neurologie (Nervenheilkunde) ist die Physiotherapie ein wichtiger Behandlungsbaustein. So dienen bei Parkinson und multipler Sklerose Verfahren wie die Bobath-Methode und die Therapie nach Vojta unter anderem dazu, Alltagsfertigkeiten wie etwa Gehen, Stehen und Greifen dauerhaft zu erhalten. Bei einem Schädel-Hirn-Trauma oder einem Schlaganfall helfen krankengymnastische Übungen, verloren gegangene motorische Fähigkeiten so weit wie möglich wiederherzustellen.

Und auch in der Pädiatrie (Kinderheilkunde) kommt die Physiotherapie zum Einsatz. Sie hilft Kindern mit Entwicklungsstörungen, wie sie beispielsweise bei einer autistischen Erkrankung oder bei geistigen Fehlentwicklungen auftreten können. Diese Jungen und Mädchen sind häufig von motorischen Störungen betroffen. So fällt einigen Kindern etwa das Balancieren schwer. Manche haben auch Schwierigkeiten damit, die Bewegungen von Armen und Beinen zu steuern. Ihnen helfen physiotherapeutische Maßnahmen, ihre Körperbewegungen besser zu koordinieren und die Wahrnehmung für den eigenen Körper zu verbessern.

Bei Frühgeborenen sind einerseits Muskel- und Nervensystem noch nicht ausgereift, andererseits ist die Schwerkraft für sie nach der Geburt eine große Herausforderung, sodass Fehlhaltungen leichter entstehen können. Die Physiotherapie unterstützt Frühgeborene in ihrer Entwicklung und hilft unter anderem dabei, Fehlhaltungen der Babys vorzubeugen.

In der inneren Medizin unterstützt die Physiotherapie die Behandlung bestimmter Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Mukoviszidose. Hierzu existiert ein eigenes Verfahren: die sogenannte Atemtherapie. Mithilfe der Atemtherapie lernen zum Beispiel Asthmatiker bestimmte Atemtechniken, die ihnen bei Zuständen der Atemnot helfen können. Zudem können Physiotherapeuten eine verschleimte Lunge "ausklopfen" und das Abhusten erleichtern.

Neben Atemwegserkrankungen verordnen Ärzte physiotherapeutische Maßnahmen zudem bei folgenden Krankheitsbildern:

Darüber hinaus kann die Physiotherapie auch in der Psychiatrie die Behandlung entscheidend unterstützen. Sie nutzt dabei die enge Verzahnung von Körper und Psyche. So fällt es zum Beispiel vielen depressiven Menschen oftmals schwer, sich zu motivieren und aktiv zu werden. Das verschlechtert meist ihre Stimmung. Hier kann die Physiotherapie entgegenwirken, indem sie den Betroffenen mit gezielten Maßnahmen dazu motiviert, sich mehr zu bewegen und den Alltag aktiver zu gestalten.

Bei Menschen mit Schizophrenie kann die Physiotherapie in einigen Fällen die Behandlung unterstützen. So zum Beispiel, wenn in der akuten Phase eine Bewegungsstarre eintritt (sog. katatoner Stupor): Den Erkrankten gelingt es dann nicht mehr, sich zu bewegen, obwohl sie bei vollem Bewusstsein sind. Der Physiotherapeut kann mit bestimmten Methoden helfen, die Bewegungsstarre teilweise zu lösen.

Ziele

Grundsätzlich verfolgt die Physiotherapie (Krankengymnastik) das Ziel, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen. Vor dem Hintergrund dieser übergeordneten Zielsetzungen legen Physiotherapeuten im direkten Kontakt mit den ihren Patienten konkrete Nah- und Fernziele fest. Diese hängen von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Alter und dem Krankheitsbild des Betroffenen.

Nach einer Operation an den Bandscheiben besteht das Nahziel zum Beispiel darin, die Schmerzen zu lindern und die Kraft der Rückenmuskeln nach und nach zu steigern. Das stabilisiert die Wirbelsäule und beugt einem Rückfall vor. Langfristig soll die Behandlung dem Betroffenen ermöglichen, wieder seinen Beruf auszuüben und sich auch in der Freizeit ohne Beschwerden bewegen zu können.

Für Menschen, die von einem Schlaganfall betroffen sind, kann das Nahziel beispielsweise darin liegen, Muskelkraft, Koordination und Gleichgewicht zu verbessern. Der Betroffene soll dadurch wieder fähig werden, seinen Alltag möglichst selbstständig zu bewältigen. Besonders bei älteren Betroffenen lässt sich dadurch – als Fernziel – eine Pflegebedürftigkeit verhindern oder zumindest auf eine längere Zeit hinausschieben.

Krankheiten wie Morbus Parkinson oder multiple Sklerose schreiten in vielen Fällen weiter fort und schädigen zunehmend das Gehirn und die Nerven. Dadurch verschlechtern sich auch die motorischen Fähigkeiten der Betroffenen. Sie leiden zum Beispiel an Gangstörungen, schlurfen oder trippeln etwa beim Gehen. Manche können ihre Bewegungen auch aufgrund von unwillkürlichem Muskelzittern nicht mehr so gut steuern wie vor Beginn der Krankheit.

Bei chronischen neurologischen Erkrankungen stellt die Physiotherapie oftmals einen lebensbegleitenden Therapiebaustein dar. Akut hilft sie, durch passive Bewegungen oder Massagen Schmerzen und Verspannungen zu lindern. Langfristig können Gangschulung sowie Kraft- und Gleichgewichtsübungen dazu beitragen, dass die Bewegungsstörungen nicht weiter fortschreiten.

Als Mittel zur Vorbeugung (Prävention) kann die Physiotherapie beispielsweise kurzfristig dazu beitragen, Haltungsschwächen des Körpers auszugleichen. Haltungsschwächen entstehen oft, wenn das Muskelsystem ungleichmäßig oder nicht ausreichend gefordert wird – auf Dauer entwickeln sich dann sogenannte Muskeldysbalancen. Besonders Menschen, die lange sitzen und sich in der Freizeit wenig bewegen, neigen zu Muskeldysbalancen. Ihr Risiko für einen Bandscheibenvorfall, Rückenschmerzen und andere Beschwerden ist erhöht. Eine Rückenschule kann eine richtige Haltung vermitteln und langfristig einen Bandscheibenvorfall verhindern.

Nah- und Fernziele der Physiotherapie

NahzieleFernziele
Schmerzen lindernErkrankung heilen
Muskelspannung regulierenFortschreiten der Erkrankung aufhalten
Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination verbessernBeschwerden lindern
Herz-, Kreislauf- und Organfunktionen optimierenGesundheitliche Einschränkungen beseitigen und damit langfristig das Ausbrechen einer Erkrankung verhindern
Bei Behinderung (z.B. Lähmungen) Möglichkeiten erarbeiten, die fehlende Bewegungsfunktion auszugleichenPflegebedürftigkeit verhindern
Atmungsfunktionen fördernPflegebedürftigkeit mindern
Eine gesunde Körperhaltung schulen 
Die Entwicklung gesunder Bewegungsmuster fördern, z.B. bei Säuglingen und Kleinkindern 

Bewegungstherapie

Der Begriff Physiotherapie (Krankengymnastik) fasst eine Vielzahl von Methoden zusammen. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Bewegungstherapie, die früher mit dem Wort Krankengymnastik umschrieben wurde. Den Begriff "Krankengymnastik" sehen Fachleute heute allerdings aus zwei Gründen nicht mehr als zeitgemäß an: Erstens, weil das Verfahren weit mehr als gymnastische Übungen beinhaltet. Zweitens, weil die Behandlung nicht nur für kranke Menschen gedacht ist, sondern auch zur Vorbeugung von Erkrankungen eingesetzt werden kann.

Zur Bewegungstherapie zählen unter anderem folgende physiotherapeutische Verfahren:

  • Bewegungsbäder
  • Gangschulung
  • manuelle Therapie
  • Therapie nach Bobath
  • Therapie nach Vojta
  • Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF)
  • Krankengymnastik am Gerät
  • Atemtherapie

Manuelle Therapie

Die manuelle Therapie dient dazu, Funktionsstörungen des Bewegungsapparates zu erkennen und zu beheben. Der Physiotherapeut behandelt den Betroffenen mithilfe spezieller Handgriff- und Mobilisationstechniken. Beispielsweise bewegt er schmerzende Gelenke und Glieder ganz vorsichtig, um die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskeln zu entspannen. Oder er entlastet eingedrückte Nerven durch leichten Zug an bestimmten Körperteilen. Darüber hinaus kann die manuelle Therapie nach Sportverletzungen wie zum Beispiel einem Kreuzbandriss helfen: Kräftigungs- und Koordinationsübungen stabilisieren das betroffene Gelenk und machen es belastbarer.

Therapie nach Bobath

Diese Therapieform entwickelte die Physiotherapeutin Bertha Bobath gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Neurologen Karel Bobath, Anfang der 1940er Jahre. Bei der Therapie nach Bobath vermittelt der Physiotherapeut natürliche körperliche Bewegungsabläufe. Dadurch versucht er, gestörte Bewegungsabläufe zu behandeln. Bei der Arbeit mit Kindern gilt als wichtiger Baustein die Elternarbeit: Der Physiotherapeut leitet die Eltern dazu an die natürlichen Bewegungsabläufe auch im Alltag zu fördern. Beispielsweise lernen die Eltern, das Kind richtig zu halten oder hinzulegen. Bei Erwachsenen verordnen Ärzte die Therapie nach Bobath in erster Linie bei neurologischen Krankheiten, zum Beispiel:

Therapie nach Vojta

Dieses Verfahren geht auf den Neurologen Václav Vojta zurück. Bei der Therapie nach Vojta stimuliert der Physiotherapeut bestimmte Reizpunkte am Körper. Durch Druck auf diese Reizpunkte in bestimmten Ausgangsstellungen löst er angeborene Bewegungsmuster aus, insbesondere das "Reflexkriechen" oder das "Reflexdrehen". Dieses Vorgehen hilft Betroffenen mit einer Hirnschädigung und Koordinationsstörungen: Sie können beispielsweise verloren gegangene Bewegungsmuster wieder lernen. Das Verfahren nach Vojta setzen Physiotherapeuten sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ein.

PNF

PNF steht für: Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation. Dahinter steckt der Ansatz, die Wahrnehmung von Bewegungen und Körperhaltungen (= Propriozeption) zu verbessern und das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nerven (= neuromuskulär) zu optimieren. Das Ziel: Vor allem alltägliche Bewegungen wie etwa Treppensteigen, Gehen oder Stehen sollen dem Übenden durch leichter fallen, wenn Muskeln und Nerven besser zusammenarbeiten (sog. Fazilitation). Darüber hinaus hilft die PNF bei Schluck- oder Atembeschwerden, die beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls oder bei Morbus Parkinson auftreten.

Atemtherapie

Die Atemtherapie kann bei Erkrankungen der Atemwege zum Einsatz kommen, die von starkem Husten, Auswurf und Atemnot begleitet werden. Zu solchen Erkrankungen zählen vor allem:

Verengte und verschleimte Atemwege erschweren die Atmung der Betroffenen. Hier setzt die Atemtherapie an: Sie bietet Hilfe beim Husten und löst das Sekret, das sich in den Luftwegen und der Lunge angesammelt hat. Darüber hinaus erleichtern atemtherapeutische Techniken ganz grundsätzlich das Atmen. Eine bessere Atmung versorgt den Körper mit mehr Sauerstoff. Dadurch verfügen die Erkrankten in Beruf und Alltag über mehr Energie. Benötigt der Betroffene ein Atemgerät, kann er mithilfe der Atemtherapie die richtige Anwendung lernen.

Krankengymnastik am Gerät (KGG)

Bei der Krankengymnastik am Gerät (KGG) nutzt der Physiotherapeut das Wissen aus der Trainingslehre unter medizinischen Gesichtspunkten. Die Krankengymnastik am Gerät ist zum Beispiel nach einem Kreuzbandriss ein Mittel der Wahl. Der Betroffene kann mithilfe dieser Methode die Funktionen der Muskeln, Bänder und Sehnen verbessern, die das Kniegelenk stabilisieren. Neben Sportverletzungen hilft das physiotherapeutische Gerätetraining auch bei chronischen Beschwerden wie dauerhaften Rücken- und Muskelschmerzen.

Physikalische Therapie

Neben der Bewegungstherapie wenden Physiotherapeuten auch die physikalische Therapie an. Die physikalische Therapie umfasst verschiedene Behandlunsgformen:

Massage (Massagetherapie)

Die physikalische Therapie umfasst unter anderem auch Massage. Zur Massage(Massagetherapie) zählen

  • die Verfahren der klassischen Massage,
  • die Reflexzonenmassage und
  • die Lymphdrainage.

Bei der klassischen Massage verbessern spezielle Techniken wie zum Beispiel Kneten, Streichen, Klopfen oder Vibrieren die Durchblutung der Muskeln. Schmerzen und Muskelverspannungen lassen sich dadurch mindern, verkürzte Muskeln lockern.

Bei der Reflexzonenmassage massiert der Physiotherapeut gezielt bestimmte Reflexzonen (sog. Hautnervenbezirke). Durch diese Körperregionen laufen Nervenstränge, die mit inneren Organen verknüpft sind. Man geht davon aus, dass sich durch diese physikalische Therapie der Reflexzonen der Spannungszustand der inneren Organe verändern und von ihnen ausgehende Schmerzen sich lindern lassen. Zu den Reflexzonenmassagen gehören beispielsweise die Bindegewebsmassage und die Fußreflexzonenmassage.

Die Lymphdrainage ist eine spezielle Form der Massage. Sie dient dazu, überschüssige Lymphflüssigkeit gezielt abzutransportieren. Ärzte verordnen die Lymphdrainage beispielsweise nach einer Operation am Knie: Die Massage "entstaut" die Lymphgefäße und lässt die Schwellung am Bein zurückgehen. Gleichzeitig wirkt sie schmerzlindernd.

Elektrotherapie

Die Elektrotherapie nutzt elektrischen Strom, um Heilungsvorgänge im Körper zu aktivieren. Physiotherapeuten setzen dabei verschiedene Stromformen ein (z.B. niederfrequente Reizströme oder mittelfrequente Wechselströme). Die Elektrotherapie wenden Physiotherapeuten etwa bei manchen Formen von akuten oder chronischen Schmerzen an. Außerdem können Stromimpulse provozieren, dass die Muskeln sich zusammenziehen. Dadurch lassen sich geschwächte Muskeln – zum Beispiel bei Lähmungen – wieder aufbauen. Darüber hinaus kann die Elektrotherapie bei Harninkontinenz und bei Ohrgeräuschen (Tinnitus) die Therapie unterstützen.

Hydrotherapie

Bei der Hydrotherapie nutzt der Physiotherapeut warmes und kaltes Wasser als Heilmittel. Oft verbindet er diese physikalische Therapie mit anderen physiotherapeutischen Maßnahmen, beispielsweise mit der Elektrotherapie. Eine bekannte Form der Hydrotherapie ist das sogenannte Kneipp-Bad, bei dem der Patient durch kaltes Wasser tritt. Außerdem wenden Physiotherapeuten Wickel, Güsse und Bäder an. Die Hydrotherapie kann Schmerzen lindern, entspannen und das Kreislaufsystem aktivieren.

Thermotherapie

Bei der Thermotherapie kommen zwei verschiedene Formen zum Einsatz: Die Wärmetherapie und die Kältetherapie.

Wärmetherapie: Diese physikalische Therapie hilft bei Schmerzen und Durchblutungsstörungen. Außerdem aktiviert sie den Stoffwechsel und entspannt die Muskeln. Letzeres wirkt besonders Muskelverspannungen und Muskelschmerzen entgegen. Bei der Wärmetherapie nutzen Physiotherapeuten unterschiedliche Techniken: So kann ein Ultraschallgerät gezielt Muskeln, Knochen und Gelenke erwärmen und Verklebungen lösen. Außerdem benutzt man Warmpackungen aus Fango, Schlick oder Moor. Auch Heißluft und Bäderanwendungen kommen zum Einsatz.

Kältetherapie: Eiskompressen, Kaltgas, Kaltluft und Eismassage sind Mittel der Kältetherapie. Die physikalische Therapie mit Kälte setzt die Aktivität von Nerven herab: Dadurch lassen sich Schmerzen hemmen. Nicht ohne Grund empfehlen Mediziner bei der ersten Hilfe von Sportverletzungen, wie zum Beispiel einem Bänderriss, das betroffene Gelenk zu kühlen. Die Kühlung wirkt schmerzlindernd und verhindert eine Schwellung. Darüber hinaus versucht man mithilfe der Kältetherapie krankhaft erhöhte Muskelspannungen (sog. Spastizität) und Lähmungen positiv zu beeinflussen.

Inhalationstherapie

Bei Atemwegserkrankungen wie Asthma, Mukoviszidose oder Lungenentzündungen ist die Inhalationstherapie ein Mittel der Wahl. Bei der Inhalationstherapie zerstäubt ein spezielles Gerät (z.B. Ultraschallvernebler) zunächst bestimmte Medikamente und andere Lösungen (z.B. aus Kochsalz und Kamille). Anschließend atmet der Betroffene den "Nebel" über eine Maske oder ein Mundstück tief in die Atemwege und Lungen ein. Dort können die Wirkstoffe dann aktiv werden.

Kosten

In den meisten Fällen verordnet ein Arzt die Physiotherapie, nachdem er eine Diagnose gestellt hat. Auf der Verordnung dokumentiert er genau, welche physiotherapeutischen Methoden zur Behandlung angewendet werden sollen. Die Kosten übernimmt bei gesetzlich Versicherten in der Regel die Krankenkasse. Allerdings müssen zuzahlungspflichtige Versicherte einen Eigenanteil leisten.

Wenn Sie privat versichert sind, erstattet das Versicherungsunternehmen die Kosten der Behandlung zurück, nachdem Sie die Rechnung eingereicht haben. Hierbei ist es allerdings empfehlenswert, vor der Behandlung genau abzuklären, welche Kosten Ihre Versicherung im Einzelfall übernimmt.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel folgende physiotherapeutischen Leistungen:

  • Krankengymnastik
  • Therapie nach Vojta und Bobath sowie PNF zur Behandlung neurologischer Erkrankungen (z.B. multiple Sklerose, Parkinson)
  • manuelle Therapie, z.B. zur Mobilisation von Gelenken
  • ergänzende Leistungen wie Elektrotherapie, Warmpackungen, Massage, Lymphdrainage

Darüber hinaus bieten viele Physiotherapeuten auch Präventionskurse an, beispielsweise eine Rückenschule. Die Kosten für solche Kurse müssen die Teilnehmer in der Regel selbst tragen. Allerdings beteiligen sich einige Kassen im Rahmen von Präventionsprogrammen an den Kursgebühren. Informationen dazu erhalten Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse.